Görlitzer Kreisbahn AG

Görlitzer Kreisbahn AG
Görlitz West–Weißenberg Süd
Kursbuchstrecke (DB): 232 (1993)
Streckennummer: 6582
Streckenlänge: 26,29 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 46 
Minimaler Radius: 200 m
Zahnstangensystem: Abt
Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Legende
0,00 Görlitz West früher Görlitz Rauschwalder Str
von Görlitz
3,00 Görlitz Übergabebahnhof
nach Berlin
5,30 Ebersbach (b Görlitz) (ehem. Bf) 205 m
8,16 Königshain-Liebstein 223 m
10,0 Nieder-Königshain
11,43 Königshain-Hochstein 270 m
13,98 Königshain Wald 280 m
15,94 Hilbersdorf Kr Görlitz 213 m
16,52 Arnsdorf (Kr Görlitz) 200 m
18,58 Döbschütz (ehem Bf) 185 m
22,04 Buchholz (Kr Görlitz) (ehem. Bf) 185 m
Verbindungsgleis zur Bahnstrecke Löbau–Radibor
26,74 Weißenberg (Sachs) Süd früher Weißenberg Klbf 184 m

Die Görlitzer Kreisbahn war eine Eisenbahngesellschaft mit Sitz in Görlitz. Sie wurde am 20. Juli 1903 gegründet. Zu gleichen Teilen waren einerseits Kreis und Stadt Görlitz, andererseits der preußische Staat beteiligt; das größte Aktienpaket übernahm die Bahnbauunternehmung Lenz & Co GmbH, die bis 1945 den Betrieb führte. Ihre Aktien waren zuletzt (1945) Eigentum der AG für Verkehrswesen.

Geschichte

Die normalspurige Strecke begann am Kleinbahnhof Rauschwalder Straße – 1,3 km vom Staatsbahnhof Görlitz entfernt – und durchquerte in westlicher Richtung den Landkreis Görlitz, der damals zur Provinz Schlesien gehörte und heute im sächsischen Landkreis Görlitz aufgegangen ist. Der fahrplanmäßige Personenverkehr begann am 1. Juni 1905 und führte über Königshain bis Krischa-Tetta. Schon ab 20. März war jedoch Granit mit Güterzügen abtransportiert worden; denn neben der allgemeinen Erschließungsfunktion war die Bahn für den Abtransport der in den Königshainer Bergen gewonnenen Granitsteine seinerzeit unentbehrlich, die für Bauten in weit entfernten Städten verwendet wurden.

Am 14. Dezember 1913 wurde das letzte, 5 km lange Teilstück bis Weißenberg in Sachsen eröffnet, wo die Staatsbahnstrecke Löbau–Baruth–Radibor erreicht wurde. Die Gesamtlänge der Bahn betrug 27 km. Bemerkenswert war eine 1,6 km lange Zahnstangenstrecke System Abt zwischen Königstein-Hochstein und Hilbersdorf, die bis 1922 benutzt und 1936 abgebaut worden ist. Der Betrieb wurde anfangs mit C-gekuppelten Zahnradloks abgewickelt, bevor mit dem Übergang zum Adhäsionsbetrieb drei Dh2-Lokomotiven des Typs ELNA 6 mit Riggenbach-Gegendruckbremse beschafft wurden.

Als Privatbahn wurde das (mehrheitlich in öffentlicher Hand befindliche) Unternehmen am 1. Juli 1946 zugunsten des Landes Sachsen enteignet und der Deutschen Reichsbahn am 31. März 1947 zur Verwaltung übergeben; die offizielle Eingliederung erfolgte am 11. Mai 1948. Nun konnten die Personenzüge auch den Görlitzer Hauptbahnhof als Endpunkt anfahren; dadurch war die Strecke um 800 m länger geworden. Die drei ELNA-Loks wurden fortan als Baureihe 9229 bezeichnet. Neben diesen kamen später auch preußische T9.3 und T 12 zum Einsatz. Die Personenzüge wurden meist aus Behelfspersonenwagen MCi-43 und Neubau-Gepäckwagen gebildet. In den 1970er Jahren wurden die Dampfloks durch V 100 ersetzt, die vor Personenzügen mit zwei- und dreiachsigen, später vierachsigen Rekowagen verkehrten.

Die Strecke behielt ihren Betrieb bis in die Zeit nach dem Ende der DDR. Allerdings war der Personenverkehr westlich von Königshain-Hochstein bereits am 27. Mai 1972 (offiziell am 1. Oktober) eingestellt worden, während der Güterverkehr dort schon vorher aufgehört hatte. Zuletzt waren die Personenzüge auf der 28 km langen Strecke eineinhalb Stunden unterwegs. Auf dem östlichen Teilstück war der Güterverkehr 1975 mit der Einstellung des Steinbruchbetriebes in den Königshainer Bergen zu Ende gegangen. Durch Streckenausbau konnte die Fahrzeit zwischen Görlitz und Königshain-Hochstein später auf 25 Minuten nahezu halbiert werden. Dennoch war die Schiene nach 1990 nicht länger konkurrenzfähig, und der Personenverkehr auf der Strecke Görlitz–Königshain-Hochstein endete am 22. Mai 1993. Der Güterverkehr wurde noch bis zum 31. Dezember 1994 bedient.

Nach der Betriebseinstellung gab es Bestrebungen seitens eines Vereines, einen Museumsverkehr auf der Strecke einzurichten. Abgestellte verrottende Wagen auf dem Bahnhofsgelände in Königshain-Hochstein zeugen auch heute noch von diesem Vorhaben.

Ein Teil der Gleise zwischen Görlitz und Königshain-Hochstein wurde Ende der neunziger Jahre abgebaut. Auf der ehemaligen Bahnstrecke wurde ein Radweg gebaut, der am 30. April 2009 eingeweiht wurde. Er dient unter anderem als Querverbindung zwischen dem Spreeradweg und dem Neißeradweg, jedoch fehlt ein Stück von Ebersbach bis Görlitz, da dafür erst die davorliegende Bahnbrücke saniert werden muss.

Literatur

  • Wolfgang Fiegenbaum, Wolfgang Klee: Abschied von der Schiene 1991-1995. 2. Auflage. Stuttgart 1999
  • Hans-Dieter Rammelt: Archiv deutscher Klein- und Privatbahnen – Thüringen/Sachsen. Berlin 1994
  • Jochen Fink: Die Görlitzer Kreisbahn 1945. In: Die Museums-Eisenbahn, 44 (2008), Heft 1, S. 10-15
  • Wilfried Rettig: Die Görlitzer Kreisbahn - Die Geschichte einer ungewöhnlichen Kleinbahn. EK-Verlag, Freiburg (2007) ISBN 3-88255-591-2

Weblinks


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