- Preußische T 12
-
T 12 (Preußen, Elsaß-Lothringen)
DRG-Baureihe 74.4–13
ÖBB 674, PKP OKi2
SNCB 69, SNCF 130 TCNummerierung: DRG 74 401–543, 545–1321 Anzahl: 1.014 Hersteller: Union, Borsig Baujahr(e): 1902–1921 Ausmusterung: 1968 Bauart: 1'C h2t Gattung: Pt 34.17 Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Länge über Puffer: 11.800/12.100 mm Dienstmasse: 65,90 t Reibungsmasse: 50,50 t Radsatzfahrmasse: 17,36 t Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h Indizierte Leistung: 640/669 kW Treibraddurchmesser: 1.500 mm Laufraddurchmesser vorn: 1.000 mm Zylinderanzahl: 2 Zylinderdurchmesser: 540 mm Kolbenhub: 630 mm Kesselüberdruck: 12 bar Anzahl der Heizrohre: 120 Anzahl der Rauchrohre: 18 Heizrohrlänge: 4.370 mm Rostfläche: 1,73 m² Strahlungsheizfläche: 9,41 m² Rohrheizfläche: 98,6 m² Überhitzerfläche: 33,40 m² Verdampfungsheizfläche: 108,1 m² Die Gattung T 12 war eine Personenzug-Tenderlokomotive der Preußischen Staatseisenbahnen. Bei den Lokomotiven handelt es sich um die Heißdampf-Ausführung der T 11.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Obwohl die Baureihe bereits seit dem Jahre 1902 in vier Versuchsexemplaren (mit Rauchkammer- anstelle des späteren Rauchrohrüberhitzers) und damit noch vor der T 11 zur Verfügung stand, begann die Serienproduktion erst im Jahr 1905. Neben der Preußischen Staatsbahn erwarben unter anderem auch die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen (25 Stück), die Lübeck-Büchener Eisenbahn und die Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn Lokomotiven dieses Typs.
Haupteinsatzgebiet der T 12 war der Verkehr auf der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahn, dem Vorläufer der elektrischen S-Bahn. Die Maschinen mussten, damit akzeptable Durchschnittsgeschwindigkeiten erreicht wurden, die im Nahverkehr rund 250 t und auf den Vorortstrecken rund 300 t schweren Abteilwagenzüge aufgrund der teilweise recht geringen Bahnhofsabstände schnell beschleunigen können. Die T 12 erwies sich in beiden Fahrtrichtungen als diesbezüglich leistungsfähige und spurtstarke Lokomotive. Im Jahr 1921 wurden von Borsig noch einmal 40 Lokomotiven nachgebaut, weil die Bestandsgröße noch nicht ausreichend war. Die schnelle Erschöpfung der Kesselreserve durch das leistungsfähige Triebwerk der Maschinen wurde beim Verkehr auf der Stadtbahn durch die zahlreichen Auslauf- und Aufenthaltszeiten wett gemacht. Nach der Elektrifizierung des größten Teils der S-Bahn-Strecken zwischen 1924 und 1929 kamen die Lokomotiven im Rangierdienst, oder im Personen- oder Güterzugdienst auf kurzen Strecken zum Einsatz, da die Baureihe aufgrund der bereits genannten raschen Kesselerschöpfung bei hoher Leistungsabgabe sowie auch aufgrund der knappen Wasservorräte für längere Strecken wenig geeignet war.
1925 übernahm die Reichsbahn 899 Exemplare als Baureihe 74.4-13 mit den Nummern 74 401 bis 74 1300 mit Ausnahme der 74 544. Die Lokomotive, für die diese Nummer vorgesehen war, musste an Belgien abgegeben werden. Die Lokomotiven mit den Nummern 74 784–786 und 74 1254 stammten ursprünglich von den Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen. Zehn Lokomotiven mit den Nummern 74 1301 bis 74 1310 wurden von den Eisenbahnen des Saargebietes übernommen.
Weitere elf Stück mit den Nummern 74 1311 bis 74 1321 wurden 1938 von der Lübeck-Büchener Eisenbahn übernommen, wo sie die Nummern 132 bis 142 getragen hatten. Fünf dieser Lokomotiven waren nach dem Vorbild der 1'B1'-Stromlinienlokomotiven ebenfalls mit einer Stromlinienverkleidung versehen.[1] Die Verkleidungen wurden 1948 wieder entfernt, am tropfenförmig auslaufenden Kohlekasten waren diese Maschinen später noch erkennbar.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verblieb die 74 498 in Österreich. Die ÖBB reihten sie als 674.498 in ihren Fuhrpark ein. Die Maschine war in Wien eingesetzt, entgleiste am 3. Juli 1954 und wurde danach verschrottet (offizieller Ausscheidungstag: 23. Mai 1955).
Im Jahr 1950 übernahm die Deutsche Reichsbahn der DDR vier von der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn beschaffte Lokomotiven als 74 6776–6779. Bei beiden deutschen Bahnen war die Ausmusterung bis 1968 beendet.
Konstruktive Merkmale und Leistungsvermögen
Die Lokomotiven wurden auf einem genieteten Blechrahmen, den man zugleich als dritten Wasserkasten ausgebildete, aufgebaut.
Den gleichfalls genietete Langkessel (in der Ausführung mit Rauchrohrüberhitzer Bauart Schmidt) fertigte man aus drei Schüssen, wobei der Dampfdom mit dem Regler auf dem ersten Schuß montiert wurde. Die Rauchkammer erhielt in typischer Art für preußische Heißdampfloks einen größeren Durchmesser als der Langkessel. Die zwischen die Rahmenwangen eingezogene Feuerbüchse wurde wie seinerzeit üblich aus Kupfer gefertigt.
Das Zweizylinder-Heißdampf-Triebwerk (mit Heusinger-Steuerung und Kuhnscher Schleife) ordnete man nicht unterhalb des Schornsteins, sondern weit zurückliegend zwischen Laufradsatz und erster Kuppelachse an. Die Platzierung machte die auffallend langen Ein- und Ausströmrohre der Dampfmaschine erforderlich. Als Treibradsatz dient der zweite Kuppelradsatz.
Beim Laufwerk der Baureihe führte man die Laufachse und den ersten Kuppelradsatz als Krauss-Helmholtz-Gestell aus. Die beiden anderen Achsen wurden fest im Rahmen gelagert.
Die Baureihe T 12 konnte eine Wagenzugmasse von 295 t in der Ebene mit 75 km/h ziehen. Auf einer Steigung von sechs Promille konnten 285 t noch mit 50 km/h befördert werden.
Erhaltene Loks
Erhalten geblieben sind 3 Loks, davon die 74 1192 und die 74 1230 (beide siehe Bilder) in Deutschland sowie die ehemalige 74 1234 in Polen, welche dort der Baureihe OKi2 zugeordnet wurde.
Literatur
- Klaus-Detlev Holzborn: Unsere Dampflokomotiven. Band II. Tenderlokomotiven BR 60 - 96. Albis Verlag Düsseldorf, 1967
- Weisbrod, Bäzold, Obermayer: Das große Typenbuch deutscher Dampflokomotiven. Transpress Verlag ISBN 3-344-70751-5
- Manfred Weisbrod, Hans Müller, Wolfgang Petznick: Deutsches Lok-Archiv: Dampflokomotiven 3 (Baureihen 61 - 98). 4. Auflage, transpress, Berlin 1994, ISBN 3-344-70841-4, S. 67 ff., S. 326 f.
Einzelnachweise
Weblinks
-
Commons: DRG Class 74 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
DampflokomotivenDRG/DRB: Schnellzug-, Personenzug-, Güterzug-, Tender-, Schmalspurlokomotiven
DB: Schnellzug-, Personenzug-, Güterzug-, Tender-, Schmalspurlokomotiven
DR: Schnellzug-, Personenzug-, Güterzug-, Tender-, Schmalspurlokomotiven
Länderbahnen: Baden · Bayern · Mecklenburg · Oldenburg · Pfalz · Preußen · Sachsen · Württemberg · Elsaß-Lothringen
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Preußische P8 — Preußische P 8 DRG Baureihe 38.10–40 Anzahl: ca. 3.800 Baujahr(e): 1906 1923 Ausmusterung: 1974 Bauart: 2 C h2 … Deutsch Wikipedia
Preußische P 8 — DRG Baureihe 38.10–40 Anzahl: 3948 Baujahr(e): 1906–1923 Ausmusterung: 1974 Bauart: 2 C h2 … Deutsch Wikipedia
Preußische G 7.2 — Mecklenburgische G 7.2 DRG Baureihe 55.7–14, 55.57 Nummerierung: 55 702–1412 MFFE 466–476 55 5701 5705 Anzahl … Deutsch Wikipedia
Preußische G 10 — DRG Baureihe 57.10–35 ÖBB 657 DB Baureihe 057 DR Baureihe 57.1 3 Nummerierung: DRG 57 1001–2763 57 2892 3524 DR 57 3551, 4245 Anzahl: 2.677 (Deutschland) Baujahr(e) … Deutsch Wikipedia
Preußische P 3.1 — Preußische/Mecklenburgische P 3.1 Mecklenburgische VI DRG Baureihe 34.73 Nummerierung: Preußische Staatsbahnen 1601–1700 MFFE 101–141 DRG 34 7351–7364 Anzahl: 685 in verschiedenen Ausführungen … Deutsch Wikipedia
Preußische G 12.1 — G 12.1 (Preußen, Elsaß Lothringen) DRG Baureihe 58.0 SNCF 150 B Nummerierung: DRG 58 001–015 Anzahl: 33 Hersteller: Henschel Baujahr(e): 1915–1917 Ausmusterung: 1957 Bauart … Deutsch Wikipedia
Preußische G 5.5 — Mecklenburgische XX (G 5.4) Elsaß Lothringische G 5.5 DRG Baureihen 54.10, 54.12 Nummerierung: pr. Hannover 4301–4320, Halle 4340–4347 EL 4271–4273 DRG 54 1076 1092 MFFE 451–459 DRG 54 1201–1203 Anzahl: PrStE 23 28 EL 3 9… … Deutsch Wikipedia
Preußische T 18 — DRG Baureihe 78.0–5 DB BR 78 DR BR 78 später 78.1. PKP OKo 1 Nummerierung: DRG 78 001–330, 78 351–528 Anzahl: 534 Hersteller: Vul … Deutsch Wikipedia
Preußische G 5.4 — DRG Baureihe 54.8–10 Nummerierung: DRG 54 801–981, 985 1079, 1083, 1084 Anzahl: 767 Baujahr(e): 1901–1910 Ausmusterung: 1948 Bauart: 1 C n2v Spurweite: 1435 mm (Normalspur) … Deutsch Wikipedia
Preußische G 9 — DRG Baureihe 55.23–24 Nummerierung: DRG 55 2301–2433 Anzahl: 200 Hersteller: Schichau Werke u.A. Baujahr(e): 1908–1911 Ausmusterung: bis 1961 Bauart: D n2 Spurweite: 1 … Deutsch Wikipedia
Preußische S 3 — DRG Baureihe 13.0 Nummerierung: DRG 13 002–028 Anzahl: 1027 Hersteller: Hanomag Schichau … Deutsch Wikipedia