- Günter Kießling
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Günter Kießling (* 20. Oktober 1925 in Frankfurt (Oder); † 28. August 2009[1] in Rendsburg) war ein promovierter Volkswirt und General der Bundeswehr. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er erst durch die Umstände seiner Entlassung aus der Bundeswehr im Zuge der sogenannten Kießling-Affäre bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kießling wurde als Sohn eines Werkmeisters geboren und wuchs in Berlin auf. Nach dem Besuch der Volksschule wurde er im Alter von 14 Jahren in die Unteroffiziervorschule in Dresden aufgenommen und im Zweiten Weltkrieg als Leutnant der Infanterie an der Ostfront eingesetzt. Nach Kriegsende schlug er sich als Bauhilfsarbeiter durch. Nebenher besuchte er in Berlin die Abendschule, um auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur (1947) nachzuholen. Er trat in den Bundesgrenzschutz ein. In seiner wachfreien Zeit studierte er in Bonn und Hamburg Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften sowie Philosophie und promovierte in Bonn zum Doctor rerum politicarum. Er trat der Burschenschaft Germania Bonn bei.[2] 1956 wechselte er als Oberleutnant in die neu aufgestellte Bundeswehr und absolvierte Anfang der 1960er den 4. Generalstabslehrgang (Heer) an der Führungsakademie der Bundeswehr.
Sein erstes Truppenkommando wurde Kießling 1967 übertragen, als er Kommandeur des Panzergrenadierbataillons 62 in Neustadt (Hessen) wurde, bereits 1970 erhielt er ein weiteres Truppenkommando als Kommandeur der Panzerbrigade 15. Während dieser Verwendung wurde Kießling 1971 im Alter von 45 Jahren zum jüngsten General der Bundeswehr befördert. Bereits zum Oktober 1971 wurde er erneut versetzt und wurde General für Offizier- und Unteroffizierausbildung im Heer. Sein drittes Truppenkommando folgte 1976 mit Übernahme der 10. Panzerdivision in Sigmaringen, verbunden war damit die Ernennung zum Generalmajor. Im September 1977 wechselte er nach Bonn ins Bundesministerium der Verteidigung, wo er Stellvertretender Abteilungsleiter Personal wurde. 1979 übernahm er den Dienstposten des Befehlshabers der Alliierten Landstreitkräfte Schleswig-Holstein und Jütland (LANDJUT) in Rendsburg und wurde zum Generalleutnant befördert. Schließlich wechselte er 1982 zur NATO, wo er bis zu seiner Entlassung Befehlshaber der NATO-Landstreitkräfte und Stellvertreter des Obersten Alliierten Befehlshabers Europa (Deputy Supreme Allied Commander Europe, DSACEUR) war.
1983 wurde aufgrund von Aussagen anderer Militärangehöriger und des Amtes für Sicherheit der Bundeswehr (ASBw) behauptet, Kießling sei homosexuell, zusammen mit der Unterstellung, er sei deswegen erpressbar. Er wurde daraufhin als „Sicherheitsrisiko“ eingestuft, was am 23. Dezember 1983 zu seiner vorzeitigen Pensionierung führte. Im Zuge der Aufarbeitung der Wörner/Kießling-Affäre im Jahre 1984 wurden diese Behauptungen, die sich als haltlos erwiesen hatten, zurückgenommen. Kießling wurde ab 1. Februar 1984 wieder in Dienst gestellt und am 26. März 1984 mit dem Großen Zapfenstreich in den ehrenhaften Ruhestand versetzt.
Zum Jubiläum der Bundeswehr 1985 war er als einziger Viersternegeneral nicht eingeladen.
Kießling war von 1984 bis 2000 stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Hunzinger Information AG, der heutigen Action Press Holding AG, anschließend wurde er zum Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates der Hunzinger Information AG ernannt.[3] Zudem erteilte ihm die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg einen Lehrauftrag für das Fach „Betriebswirtschaft der Streitkräfte“.[4] 1997 erhielt er noch einmal die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit durch seine Trauerrede für Oberst Joseph W. Rettemeier.[5] 2008 gründete er die „General-Kießling-Stiftung“ zur Pflege bundeswehreigener Tradition mit Sitz an der Offizierschule des Heeres in Dresden[6]. Kießling bestimmte Generalmajor a.D. Christian Trull, sich um die Geschicke seiner Stiftung zu kümmern.
Kießling lebte bis zu seinem Tode in Rendsburg und starb nach langer, schwerer Krankheit. Bei der Trauerfeierlichkeit mit militärischem Zeremoniell hielt der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Wolfgang Schneiderhan die Trauerrede, unter den Trauergästen waren viele hochrangige aktive und frühere Soldaten, u. a. Wolfgang Altenburg, zu Zeiten der Kießling-Affäre Generalinspekteur der Bundeswehr, und Carl-Hubertus von Butler, Befehlshaber des Heeresführungskommandos. Die Beisetzung fand im engsten Kreise in Berlin statt.
Werke
- Neutralität ist kein Verrat: Entwurf einer europäischen Friedensordnung. Straube, Erlangen 1989, ISBN 3-927491-04-7.
- NATO, Oder, Elbe: Modell für ein europäisches Sicherheitssystem. 1990
- Versäumter Widerspruch. Hase & Koehler, Mainz 1993, ISBN 3-7758-1294-6. Autobiographie.
- Fachbeiträge für Zeitschriften über Personalprobleme der Streitkräfte, aber auch über Themen wie Der Christ als Soldat und Traditionsverständnis und Traditionspflege aus der Sicht eines Truppenführers
Literatur
- Der Spiegel, 5/1984, S. 18–26 (online).
Weblinks
- Literatur von und über Günter Kießling im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- DIE ZEIT: „Ein Mann will nach oben“ (Archivversion vom 17. Januar 2010)
- Claus Jacobi: Der General, der an Selbstmord dachte und siegte. TODESFALL KIESSLING. In: Die Welt. 28. August 2009
Einzelnachweise
- ↑ „Ex-General Günter Kießling gestorben“ op-online.de der Offenbach-Post vom 28. August 2009.
- ↑ Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 26. März 2000, S. 3.
- ↑ Grußwort von Dr. Kießling zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Moritz Hunzinger (Word-Dokument)
- ↑ „Wer bezahlt den Krieg?“ Gastkommentar Kießlings in: DIE WELT vom 15. April 1999
- ↑ Günter Kießling: Nachruf auf Oberst Rettemeier (archiviert auf den privaten Seiten von Uwe Schifbenger)
- ↑ Mainhardt Graf von Nayhauß: "Soldat durch und durch". Cicero, 28. August 2009, abgerufen am 5. November 2009.
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