- HSL Zuid
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Die HSL Zuid bzw. in Langform Hogesnelheidslijn Zuid[1] ist der niederländische Teil der Eisenbahn-Schnellfahrstrecke Schiphol–Antwerpen, die Amsterdam (Niederlande) und Antwerpen (Belgien) miteinander verbindet. Der beögische Teil wird als HSL 4 bezeichnet.
Die Strecke wurde am 6. September 2009 offiziell eröffnet, der Reisezugverkehr zwischen Amsterdam und Rotterdam am 7. September 2009 aufgenommen.[2] Der Fernverkehr von Amsterdam über Rotterdam nach Antwerpen und weiter nach Brüssel und Paris begann im Dezember 2009.[3]
Inhaltsverzeichnis
Verlauf
Belgische Grenze–Rotterdam
Die Strecke kommt von Antwerpen und nach der Grenze führt sie weiter entlang der Autobahn vorbei an Breda, wo es in beide Richtungen einen Abzweig in die Stadt gibt. Nördlich von Breda verläuft die Schnellfahrstrecke parallel zur Autobahn und der alten Bahnstrecke und überquert das Hollands Diep bei Moerdijk über eine neue Brücke. Während Autobahn und Altstrecke dann nach Dordrecht abzweigen, unterfährt die Schnellfahrstrecke direkt hinter der Brücke in einem Tunnel den Dordtse Kil und umfährt Dordrecht im Westen über die Hoeksche Waard. Anschließend wird mit einem weiteren Tunnel die Oude Maas unterquert, bevor die Schnellfahrstrecke bei Barendrecht auf die bestehende Bahnstrecke sowie Betuweroute einmündet. In Rotterdam wird durch den Willemsspoortunnel die Nieuwe Maas unterquert, dann erreichen die Züge den Rotterdamer Hauptbahnhof.
Rotterdam–Amsterdam
Hinter dem Hauptbahnhof von Rotterdam beginnt wieder eine Neubaustrecke; der nördliche Stadtrand wird mit einem Tunnel unterquert, dann geht es vorbei an Bergschenhoek, Bleiswijk und Zoetermeer. Zwischen Hazerswoude und Hoogmade, durch das Groene Hart („grünes Herz“), verläuft die Strecke aus Landschaftsschutzgründen in einem sieben Kilometer langen Tunnel (der wegen der dünn besiedelten Landschaft als „Kuhtunnel“ kritisiert wurde).
Diskutiert wurde hier auch eine andere Streckenvariante, entlang der Autobahnen A4 und A13. Hinter dem Groene Harttunnel trifft die Schnellfahrstrecke auf die A4 und folgt ihr bis Roelofarendsveen. Dann wechselt sie nach Nieuw Vennep, wo sie auf die Schiphollijn (Bahnstrecke Amsterdam–Leiden) trifft; hier endet die Neubaustrecke. Über den Flughafen Amsterdam fahren die Züge weiter nach Amsterdam Centraal.
Die HSL Zuid ist an fünf Punkten mit dem übrigen Netz verknüpft.[4] Die Verknüpfung mit der belgischen Strecke von Antwerpen zur belgischen Grenze liegt nahe der Ortschaft Meer.[5]
Geschichte
Die 100 Kilometer lange, zweigleisige Strecke ist ausschließlich für den Personenverkehr konzipiert. Nach voller Betriebsaufnahme soll die Fahrt zwischen Amsterdam und Rotterdam rund 35 Minuten dauern. Etwa sechs Millionen Fahrgäste werden pro Jahr erwartet.
1986 wurde bei einer Ministerkonferenz ein Kernbeschluss zu einer Hochgeschwindigkeitsstrecke gefasst. Das Projekt wurde 1991 im niederländischen Parlament vorgestellt und vom Verkehrsministerium erst einmal abgelehnt. Erst 1996 wurde die HSL-Zuid als Großprojekt vom Parlament beschlossen und ein Abkommen mit Belgien über die Verlängerung erreicht.
Im Frühjahr 1999 stimmte die niederländische Regierung der Hochgeschwindigkeitsstrecke im Rahmen einer Public Private Partnership zu. Während die Regierung den Bau der Strecke in voller Höhe (acht Milliarden Gulden) finanzieren wollte, sollten private Partner für die Streckenausrüstung und die Instandhaltung aufkommen. Von dem Gewinner der Ausschreibung wurde eine Anschubfinanzierung in Höhe von rund 1,5 Milliarden Gulden erwartet.[6]
Im März 2000 begannen die Bauarbeiten.
Ende 2000 wurden die vier Bewerber für die Konzession beworben[7]:
- Arriva Nederland und die Deutsche Bahn
- Connexxion, CGEA-Connex und SJ International
sowie Stagecoach Holdings
Sowohl die SNCF als auch die SNCB hatten eigene Bewerbungen zuvor kurzfristig zurückgezogen. Nach der Präqualifikation folgte bis Ende März die Abgabe der detaillierten Angebote. Eine Entscheidung, wer die Konzession erhalten würde, war für Herbst 2001 geplant.[7] Am 11. Mai 2001 wurde in Den Haag eine Absichtserklärung zwischen dem niederländischen Ministerium für Verkehr und Infrastruktur sowie dem Infraspeed-Konsortium unterzeichnet. Für die Bereitstellung der Infrastruktur über einen Zeitraum von 30 Jahren (fünf Jahre Bau und 25 Jahre Instandhaltung) waren demnach leistungsabhängige Zahlungen von mehr als 2,5 Milliarden Euro vorgesehen. Es war der größte PPP-Auftrag, der bis dahin von der niederländischen Regierung vergeben wurde. Die Eröffnung des Abschnitts Rotterdam – Antwerpen war dabei für Mitte 2005 vorgesehen, die des Abschnitts Amsterdam/Schiphol–Rotterdam für Ende 2005.[8] Anfang Juli 2001 unterzeichneten die niederländische Verkehrsministerin Netelenbos sowie Vertreter der Projektgesellschaft (aus NS, KLM, National Express Group) eine Absichtserklärung zur Betriebsführung auf der HSL Zuid. Das zuletzt noch konkurrierende Konsortium von CGEA-Connex, Connexion und SJ war zuvor ausgeschieden. Die Unterzeichnung eines Betriebsführungsvertrages für die Periode zwischen 2006 und 2020 war für 12. Oktober 2001 erwartet worden. Die Strecke sollte im Herbst 2006 in Betrieb gehen; dabei sollten zunächst je 32 Züge täglich zwischen Amsterdam und Breda bzw. Rotterdam verkehren. Ein stündliches Zugpaar sollte bis Brüssel verlängert werden, die Hälfte dieser Züge weiter bis Paris. Weitere Schnellverkehrsrelationen sollten zwischen Den Haag und Brüssel eingerichtet sowie zwischen Breda und Brüssel.[9]
Beim Bau der Hollands-Diep-Brückekam am 25. April 2003 ein Arbeiter ums Leben, als ein Teil eines Stützgerüstes in die Tiefe stürzte.[5]
Infolge massiver Kostenüberschreitungen bei der HSL Zuid und der Betuweroute leitete das niederländische Parlament Ende 2003 eine Untersuchung ein. Zu diesem Zeitpunkt wurde mit einer Kostenüberschreitung von rund 1,5 Milliarden Euro gerechnet.[10] Zahlreiche Schwierigkeiten, insbesondere mit dem ETCS-Zugsicherungssystem, führten zu mehrfachen Verzögerungen.[4]
Im November 2005 entschied die niederländische Verkehrsministerin, die Strecke ausschließlich mit ETCS auszurüsten und auf zusätzliche alternative Zugsicherungssysteme zu verzichten.[11]
Am 21. Dezember 2005 wurde erstmals ein Abschnitt der HSL Zuid unter Fahrdraht befahren. ES 64 U2-042 fuhr dabei mehrfach auf dem rund 45 km langen Abschnitt zwischen Rotterdam und der belgischen Grenze mit bis zu 80 km/h hin und her.[12]
Im Januar 2006 wurde im Rahmen einer Testfahrt im Abschnitt Rotterdam–Breda mit 257 km/h ein neuer Geschwindigkeitsrekord im niederländischen Schienenverkehr aufgestellt.[11] Der Verkehr auf der HSL Zuid sollte im Südabschnitt (zwischen Rotterdam und der belgischen Grenze) zum 1. April 2006 aufgenommen werden, im Nordabschnitt (Rotterdam–Hoofddorp) zum 1. April 2007.[13] Am 1. April 2007 sollte die 15-Jahres-Konzession über den Betrieb der Strecke in Kraft treten.[11]
Mitte 2006 wurde absehbar, dass die Inbetriebnahmetermine nicht gehalten werden könnten. Als Ursachen galten Bauverzögerungen am Kilometer unter dem Grünen Herz sowie Probleme mit Signalisierung und Zugsicherung.[13]
Im Rahmen von Testfahrten stellte die Thalys-PBKA-Einheit 4305 mit 331 km/h am 26. Februar 2006 einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Schienenfahrzeuge in den Niederlanden auf. Die Testfahrten mit dem Thalys hatten am 14. Februar begonnen.[14]
Am 22. Dezember 2006 wurde das Abnahmeprotokoll vom Kunden unterschrieben und somit die fertige Strecke formal an das niederländische Verkehrsministerium übergeben. Aber erst per 1. April 2008 hat das Verkehrsministerium die Strecke für betriebsbereit erklärt, so dass der Testbetrieb beginnen konnte.
Die Projektkosten liegen (Stand: Februar 2009) bei voraussichtlich 7,2 Milliarden Euro, davon 194 Millionen Euro aus Mitteln der Europäischen Union. Die Strecke in Public Private Partnership von Infraspeed errichtet, einer Holding im Besitz von fünf Unternehmen: Fluor Infrastructure (Projektmanagement), Siemens Nederland (Energieversorgung, ETCS, GSM-R), BAM PPP Investments Nederland (Gleise, Schallschutzwände), Innisfree PFI Continuation Fnud und HSBC Infrastructure. Der niederländische Staat finanziert Bau, Betrieb und Instandhaltung der Strecke über 25 Jahre. Die Strecke wird von der High-Speed Alliance (HSA) betrieben, einem Joint Venture der Niederländischen Staatsbahnen (NS) und der Fluggesellschaft KLM. Die HSA soll über 15 Jahre je 163 Millionen Euro Konzessionsgebühr für den Betrieb der Strecke an den niederländischen Staat entrichten.[4] Es ist das bislang größte PPP-Projekt in den Niederlanden.[11]
2004 hatte eine zugezogene Unternehmensberatung von um etwa 25 Prozent zu hoch liegenden Passagierprognosen und damit verbundenen Verlusten gewarnt. Eine Studie von 2007 geht davon aus, dass die Strecke vor 2022 nicht profitabel sein wird.[4]
Betrieb
Nachdem absehbar wurde, dass die bestellten V250-Züge nicht rechtzeitig zur Eröffnung der HSL Zuid zur Verfügung stehen würden, entschied sich die HSA, den Verkehr auf der Strecke mit konventionellen Zügen zu beginnen. Zu diesem Zweck wurden zwölf TRAXX-Mehrsystremlokomotiven (Baureihe 186) von Angel Trains gemietet. Als Wagen wurden NS-Reisezugwagen der Gattung ICRm umgebaut. die Züge sollen mit 160 km/h verkehren.[1]
Der Hochgeschwindigkeitszug Thalys, der Amsterdam mit Brüssel und Paris verbindet, befährt die Strecke seit Dezember 2009 in voller Länge, die maximale Geschwindigkeit von 300 km/h wird aber nur südlich von Rotterdam erreicht, der nördliche Abschnitt soll im Juni 2010 folgen.[3][15][16] Die Fahrzeit zwischen Amsterdam und Antwerpen soll sich dann auf 1:07 Stunden verkürzen, zwischen Amsterdam und Brüssel auf 1:39 Stunden, etwa 1 Stunde schneller als über die alte Strecke.
Nach Auslieferung aller V250-Triebzüge und der Anpassung der Thalys-Flotte sollen folgende Linien des Personenfernverkehrs über die Strecke geführt werden[4]:
- Amsterdam–Flughafen Schiphol–Rotterdam–Antwerpen–Brüssel–Paris (Thalys, Ein-Stunden-Takt)
- Amsterdam–Flughafen Schiphol–Rotterdam–Antwerpen–Brüssel (Ein-Stunden-Takt)
- Amsterdam–Flughafen Schiphol–Rotterdam–Breda (zwei Züge pro Stunde und Richtung)
- Amsterdam–Flughafen Schiphol–Rotterdam (zwei Züge pro Stunde und Richtung)
- Den Haag–Rotterdam–Breda–Noorderkempen–Antwerpen–Mechelen–Brüssel (acht Züge pro Tag)
Durch die Inbetriebnahme der Strecke wurden im Westteil des niederländischen Bestandsnetzes Kapazitäten frei, die für Regionalverkehr genutzt werden.
Technik
Die Strecke wurde mit ETCS Level 2 von Siemens und Alcatel-Lucent ausgerüstet. Im Übergang zur belgischen HSL 4 sollen "fliegende" ETCS-Systemwechsel bei bis zu 300 km/h stattfinden.[4] In der Planungsphase der HSL Zuid wurden 17 verschiedene Varianten von Zugsicherungssystemen erwogen.[11]
Die Elektrizierung der Strecke wurde von den SNCF im Rahmen eines befristeten Technologietransfers unterstützt.[17]
Siehe auch
Weblinks
Commons: HSL Zuid – Sammlung von Bildern und/oder Videos und Audiodateien- HSL Zuid. In: Structurae.
- Fotos der Hochgeschwindigkeitsstrecke
- Infos zur Strecke auf der Seite von Prorail.nl
Einzelnachweise
- ↑ a b Wie weiter beim Verkehr über die HSL Zuid?. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 5, 2010, ISSN 1421-2811, S. 226 f.
- ↑ Verkehr auf der HSL Zuid gestartet. In: Eisenbahntechnische Rundschau, Heft 10, 2009, S. 538.
- ↑ a b NS Hispeed launches HSL-Zuid services. Railway Gazette International (7. September 2009). Abgerufen am 11. Februar 2011.
- ↑ a b c d e f Peter Badcock: Dutch wait for HSL South to bloom. In: International Railway Journal, 49. Jahrgang, Heft 2, Februar 2009, S. 16–19.
- ↑ a b Meldung Zwischenfall beim Bau der HSL-Zuid. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7/2003, ISSN 1421-2811, S. 314.
- ↑ Meldung PPP-Modell für niederländische Hochgeschwindigkeitsstrecke. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 5, Jahrgang 1999, ISSN 1421-2811, S. 211
- ↑ a b Meldung Präqualifikation für den niederländischen HGV. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 12/2000, ISSN 1421-2811, S. 548.
- ↑ Meldung Siemens an HSL Zuid beteiligt. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8-9/2001, ISSN 1421-2811, S. 369.
- ↑ Meldung Vorentscheid für HSL-Zuid. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 11/2001, ISSN 1421-2811, S. 486.
- ↑ Meldung Teure Neubaustrecken. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 1/2004, ISSN 1421-2811, S. 26.
- ↑ a b c d e HSL Zuid: Hochgeschwindigkeitsstrecke mit Langsamverkehr. In: Eisenbahn-Revue International. Heft 3/2006, ISSN 1421-2811, S. 128–130.
- ↑ Meldung HSL Zuid elektrisch befahren. In: Eisenbahn-Revue International. Heft 2/2006, ISSN 1421-2811, S. 82 f.
- ↑ a b Meldung HSL-Zuid: erneut Verzögerungen. In: Eisenbahn-Revue International. Heft 7/2006, ISSN 1421-2811, S. 356.
- ↑ Meldung 331 km/h auf der HSL-Zuid. In: Eisenbahn-Revue International. Heft 4/2006, ISSN 1421-2811, S. 193.
- ↑ Im ICE schneller nach Belgien. In: Eisenbahn-Revue International, 2009, Heft 8-9, S. 412
- ↑ Thalys: "Leichter Umsatzrückgang im ersten Halbjahr". Pressemitteilung vom 16. Juli 2009
- ↑ Meldung Aktuelles in Kürze. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 10/1998, ISSN 1421-2811, S. 436
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