Sarapis

Sarapis
Serapis in Hieroglyphen
ausgeschrieben
st ir Hp
p

Wsjr Ḥjpj
Transkription Wsjr Ḥjpj
griechisch Σαραπις (Sarapis)
Darstellung als Osiris-Apis

Serapis (auch Sarapis) war ein ägyptisch-hellenistischer Gott, der mit dem Gott Osiris und dem Apis verbunden und so zur memphitischen Form des Osiris wurde.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Etymologie

In der ägyptischen Mythologie verkörperte der Apis-Stier als Symbol die Fruchtbarkeit. Nach den Überlieferungen lebte die Seele des Osiris im Apis-Stier weiter, nachdem Seth seinen Körper in mehrere Stücke zerteilt hatte. Osiris wurde deshalb auch in Form des „Osiris-Hapi“ („Usir-hapi“) verehrt.

Entstehung des Serapis-Kultes

Der genaue Zeitpunkt der Einführung ist unklar, doch soll eine Traumvision des Ptolemaios I. in Sinop der Anlass gewesen sein, den ägyptischen Priester Manethon und den Eumolpiden Timotheus mit der „Geburt des Serapis“ zu beauftragen.

Zunächst war der Kult des Serapis nur für die griechische Bevölkerung Ägyptens bestimmt, um die griechischen und ägyptischen Traditionen zu vereinen. Die Aufnahme in das ägyptische Pantheon, verbunden mit der Verehrung von Serapis und seiner Gattin Isis, konnte Ptolemaios I. mit der Fertigstellung des Serapeums von Alexandria im Jahr 285 v. Chr. erreichen, das er von 287 bis 286 v. Chr. erbauen ließ.

Erscheinungsform und Gleichsetzungen

Serapis-Büste im Vatikan

Die äußere Erscheinungsform wurde hauptsächlich Zeus angepasst, da die Darstellung als mumifizierte Gottheit nicht den Vorstellungen der Griechen entsprach. Meistens war Serapis als Stier oder als sitzender, bärtiger Mann zu sehen.

Als Gott der Fruchtbarkeit und in seiner Bedeutung der Getreideversorgung trägt er einen von Ähren umwundenen Kalathos (korbähnliche Kopfbedeckung) auf dem Kopf. Andere Darstellungen zeigen ihn als stehenden Mann mit Stierkopf oder mit dem Schlangenstab des Asklepios.

Serapis wurde neben seiner Rolle als Fruchtbarkeits- und Heilgott auch mit den Funktionen des Orakels sowie des Sklavenbefreiers ausgestattet. Mit diesen Attributen entwickelte sich Serapis zum Universal- und Schutzgott der Ptolemäer.

Als „Gott der Nilschwemme“ vereinte er neben Osiris die Wesenszüge weiterer griechischer Götter: Pluton/Hades, Zeus, Helios, Dionysos und Asklepios. In der jüdischen Religion verkörperte JHWH als „Gott der Nilflut“ den ägyptischen Osiris in der Erscheinungsform des Serapis.

Obwohl die Gottheiten Zeus und Osiris verschmolzen, existierten beide Götter auch während der hellenistisch-römischen Zeit einzeln weiter. Unter Ptolemaios III. erfuhr der bis dahin zweitrangige Isis-Kult im Zusammenhang mit dem Kanopus-Dekret eine deutliche Aufwertung und verdrängte Serapis in die Position, die vorher Isis bekleidete.

Kult und Kultorte

Serapis wurde in Memphis, Alexandria, Kanopus, Menuthis, Herakleion und Delos verehrt. In Alexandria wurde er von der griechisch-römischen Bevölkerung als Stadtgott verehrt. Von Memphis ausgehend fand der Serapiskult durch Verbreitung über den östlichen Mittelmeerraum Eingang in das griechische und römische Pantheon, wo er sich bis zur Christianisierung hielt. Der Kult des Serapis endete erst mit der Schließung all seiner Tempel um 392 n. Chr.

Siehe auch

Literatur

Deutsch

  • Roland Baumgarten: Heiliges Wort und Heilige Schrift bei den Griechen - Hieroi logoi und verwandte Erscheinungen -. Narr, Tübingen 1998, ISBN 3-8233-5420-5, S. 203–210. 
  • Thorsten Fleck: Isis, Sarapis, Mithras und die Ausbreitung des Christentums im 3. Jahrhundert. In: Klaus-Peter Johne (Hrsg.): Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit. Steiner, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-515-08941-8, S. 289–314. 
  • Reinhold Merkelbach: Isis regina - Zeus Sarapis. Die griechisch-ägyptische Religion nach den Quellen dargestellt. Saur, München, Leipzig 2001, ISBN 3-598-77427-3. 
  • Maria Totti: Ausgewählte Texte der Isis- und Sarapis-Religion. Olms, Hildesheim, Zürich, New York 1985, ISBN 3-487-07678-0. 
  • Wilhelm Hornbostel: Sarapis. Studien zur Überlieferungsgeschichte, der Erscheinungsformen und Wandlungen der Gestalt eines Gottes. Brill, Leiden 1973, ISBN 90-04-03654-7. 
  • Ladislav Vidman: Isis und Sarapis bei den Griechen und Römern. Epigraphische Studien zur Verbreitung und zu den Trägern des ägyptischen Kultes. de Gruyter, Berlin 1970. 
  • Otto Weinreich: Neue Urkunden zur Sarapis-Religion. Mohr, Tübingen 1919. 
  • Kurt Sethe: Sarapis und die sogenannten katochoi des Sarapis. Zwei Probleme der griechisch-ägyptischen Religionsgeschichte. Weidmann, Berlin 1913. 
  • Ernst Schmidt: Die Einführung des Sarapis in Alexandria. Druck von Lippert, 1909. 

Englisch

  • Jaime Alvar: Romanising Oriental Gods. Myth, Salvation and Ethics in the Cults of Cybele, Isis and Mithras. Brill, Leiden, New York 2008, ISBN 978-9-004-13293-1. 
  • Sarolta A. Takács: Isis and Sarapis in the Roman world. Brill, Leiden, New York 1995, ISBN 9-004-10121-7. 
  • Robert A. Wild: Water in the cultic worship of Isis and Sarapis. Brill, Leiden 1981, ISBN 9-004-06331-5. 

Weblinks

  • Edwyn Robert Bevan: The House of Ptolemy. CHAPTER II. Sarapis Cult. Ares Publishers, Chicago 1989 ([1]). 

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