- Hamburg-Dulsberg
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Koordinaten 53° 34′ 54″ N, 10° 3′ 48″ O53.58166666666710.063333333333Koordinaten: 53° 34′ 54″ N, 10° 3′ 48″ O Fläche 1,2 km² Einwohner 17.432 (31. Dez. 2004) Bevölkerungsdichte 14.527 Einwohner/km² Postleitzahl 22049 Vorwahl 040 Bezirk Hamburg-Nord Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein Dulsberg ist ein Hamburger Stadtteil im Bezirk Hamburg-Nord. Auf dem Dulsberg leben etwa 17.000 Menschen. Infrastrukturell besitzt der Stadtteil sechs Kindergärten, eine Grundschule, zwei weiterführende Schulen, 62 Handwerksbetriebe, 17 niedergelassene Ärzte und vier Apotheken. Weitere Einrichtungen: ein Haus der Jugend, ein Spielhaus, ein Stadtteilbüro.
Dulsberg ist der Fläche nach einer der kleinsten Stadtteile Hamburgs.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Name ist zurückzuführen auf eine Anhöhe, die Tollsberg (Teufelsberg) genannt wurde, und in etwa im heutigen Kreuzungsbereich Krausestraße und Lauenburger Straße lag. Der Dulsberg wurde 1271 erstmalig urkundlich erwähnt, als ihn das Hospital zum Heiligen Geist in Hamburger dem Grafen von Holstein für 150 Mark abkaufte. Jahrhundertelang blieb der Dulsberg Ackerland der Barmbeker Bauern, ab Anfang des 20. Jahrhunderts bezog die Stadt Hamburg ihn in die Pläne zur Stadterweiterung ein. Mit dem Bau der Stadtbahn nach Hamburg-Ohlsdorf wurde die Osterbek kanalisiert, da auch die Erdmassen zum Bau der Bahndämme verwandt wurden. 1910 entstand hier an der Grenze zu Hamburg-Barmbek-Nord erste Industrie. Am Südwestzipfel des Dulsbergs wurde der Bahnhof Friedrichsberg zur Anbindung der Irrenanstalt eröffnet. Hier entstand auch der erste Wohnungsbau des Gebiets in der Dithmarscher Straße und an der Stormarner Straße, an der Grenze zu Wandsbek, damals noch preußisches Gebiet.
Für die weitere Besiedlung wurde eine Planung erstellt. Durch den Ersten Weltkrieg kam es jedoch nicht zur Ausführung. Erst in den 1920er-Jahren wurde die Planung durch den Baudirektor Fritz Schumacher wieder aufgegriffen. Statt eingeschossiger Putzbauten wurden nun drei- und viergeschossige Klinkerbauten erstellt. Nach dem Ende der Inflation begannen die Bauarbeiten, die 1931 aufgrund der Weltwirtschaftskrise abgebrochen wurden.
Industrie
1910 nimmt Hamburgs zweite Müllverbrennungsanlage ihren Betrieb auf. Die Anlage stellte, u.a. wegen der extremen Geruchsbelästigung bereits 1939 ihren Betrieb ein. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wird die Anlage am Osterbekkanal (Alter Teichweg) nicht wieder in Betrieb genommen. Die beiden 50 Meter hohen Schornsteine bleiben noch bis in die 1960er-Jahre stehen, da eine Sprengung wegen der umliegenden Wohngebäude erst nicht möglich schien. Zum gezielten Einsturz der Reste wurde dann schließlich auch eine Kerbe in das Mauerwerk gemeißelt. Nach dem Abriss wurden auf dem Gelände viele Gewerbebetriebe angesiedelt.
Ein weiterer Industriebetrieb auf dem Dulsberg war die benachbarte Fischkonservenfabrik „Walckhoff“, die ebenfalls 1910 ihren Betrieb aufnahm. Die Firma existierte bis 1972.
Religionen
Auf dem Dulsberg gibt es zwei evangelisch-lutherische Kirchen. Während die Frohbotschaftskirche bereits beim Bau des Stadtteils eingeplant und Anfang der 1930er-Jahre erbaut wurde, kam die Bonhoeffer-Kirche in den 1960er-Jahren hinzu. Ende der 1990er-Jahre fusionierten die beiden Gemeinden aufgrund des Rückgangs an Kirchenmitgliedern.
Bauwerke
Das heutige Dulsberg wurde in den 1920er-Jahren von dem Oberbaudirektor Fritz Schumacher als Neubausiedlung in einem größeren Ausmaß als die Jarrestadt konzipiert. Das Plangebiet umfasste den gesamten Bereich des Stadtteils zwischen Krausestraße (damals Ahrensburger Straße), dem Osterbekkanal und Tondernstraße. Eulenkamp und Stormarner Straße bildeten die Grenze zum preußischen Wandsbek. Lediglich im südlichen Teil der Dithmarscher Straße gab es eine Bebauung aus der Zeit der Jahrhundertwende.
Parallel zum Osterbekkanal teilt ein Grünzug das Gebiet von West nach Ost.
Schumacher selbst zeichnete als Architekt für die Schulen Alter Teichweg, Adlerstraße[2] und Krausestraße verantwortlich. Weitere Architekten waren Hans und Oskar Gerson, Karl Schneider, die Gebrüder Paul und Hermann Frank und die Architektengemeinschaft Rudolf Klophaus, August Schoch und Erich zu Putlitz. Der damals wegweisende Baustil des Reformwohnungsbaus ist heute noch Besuchsziel zahlreicher in- und ausländischer Architekten und Stadtplaner.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Dulsberg durch die Operation Gomorrha fast vollständig zerstört. Vielfach waren allerdings durch die Zerstörung mit Brandbomben noch die Außenmauern erhalten. Daher baute man nach alten Plänen wieder auf. Bei den 1927 bis 1931 von den Gebrüdern Frank erbauten Laubengängen waren nur die obersten Stockwerke betroffen, da für die Decken und Treppenhäuser Beton verwandt wurde.
Politik
Für die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft und der Bezirksversammlung gehört Dulsberg zum Wahlkreis Barmbek-Uhlenhorst-Dulsberg. Die Bürgerschaftswahl 2011 führte zu folgendem Ergebnis[3]:
- SPD: 52,7% (+9,8)
- CDU: 13,1% (-16,1)
- GAL: 11,6% (+2,3)
- Die Linke: 11,3% (-0,2)
- FDP: 3,6% (+0,6)
- Übrige: 7,7% (+3,6)
Sport
In Dulsberg liegt der Olympiastützpunkt Hamburg. Das dortige Dulsberg-Bad, das zum Olympiastützpunkt gehört, ist gleichzeitig auch Landesleistungszentrum des Hamburger Schwimmverbandes. Die Gesamtschule Alter Teichweg ist wegen ihrer Nähe zum Olympiastützpunkt zur Eliteschule des Sports ausgebaut worden. Derzeit gibt es sportbetonte Klassen, die mit Mitgliedern der Nachwuchskader des Hamburger Fußball-Verbandes und des Hamburger Schwimmverbandes bestückt werden. Der Schulalltag wird so gestaltet, dass ein leistungsorientiertes Training in den Tagesablauf eingepasst werden kann. außerdem wird bei der zeitlichen Planung von Klassenarbeiten und Abschlussprüfungen auf die Wettkampftermine der Schüler Rücksicht genommen.
Wirtschafts- und Sozialstruktur
Dulsberg ist im Vergleich zum Hamburger Durchschnitt einer der ärmsten Stadtteile. Durch die damals vorbildliche Architektur und die gewachsenen Strukturen ist Dulsberg jedoch kein besonderer sozialer Brennpunkt, es ist in erster Linie ein einfaches, ruhiges Wohnquartier.
Dulsberg wurde im Rahmen eines Programms der sozialen Stadtteilentwicklung in den Jahren 1995 bis 2002 massiv saniert und umgestaltet. Eine teilweise Zusammenlegung von Kleinwohnungen schaffte größere und familiengerechtere Wohnungen.
Inzwischen ist Dulsberg auch Ziel von wohnungssuchenden Studenten. Zwar ist die Gastronomie-Szene eher bodenständig, aber die gute Verkehrsanbindung und das Angebot von vergleichsweise günstigen Wohnungen in einem ruhigen und auch grünen Quartier sind verlockend.
In den letzten Jahren mussten viele kleine Einzelhändler ihr Geschäft aufgeben. Dies liegt nicht nur an der geringen Kaufkraft, sondern auch an der Nähe zu einem großen Wandsbeker Einkaufszentrum, das viele Kunden aus dem Quartier abschöpft. Insbesondere in der Dithmarscher Straße, eine Ladenstraße im Stil der 1950er-Jahre, haben viele kleine Einzelhändler schließen müssen. Einige ehemalige Ladengeschäfte wurden dort inzwischen zu Wohnungen umgewidmet.
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Der Friedrich-Naumann-Hof an der Nordschleswiger Straße
Verkehr
Eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist neben Bussen vor allem durch die S-Bahn-Station Friedrichsberg und die U-Bahn mit den Haltestellen Alter Teichweg und Straßburger Straße gegeben.
Die Nordschleswiger Straße, vierspurig als Teil des Ring 2 ausgebaut und in Nord-Süd-Richtung verlaufend, teilt durch ihr hohes Verkehrsaufkommen das Viertel.
Verkehrsgeschichte
Nachdem der Bau der U-Bahn zum Wandsbeker Markt erheblich mehr Geld kostete als geplant, wich man von dem Plan ab, die Strecke südlich des Eulenkamp über den Friedrich-Ebert-Damm zum Bahnhof Farmsen zu führen. Stattdessen wählte man den kürzeren Weg nach Wandsbek Gartenstadt. Es reichte so aber noch für zwei Bahnhöfe. So beträgt der Haltestellenabstand zwischen Alter Teichweg und Straßburger Straße nur 600 Meter, was sonst nur in den Zentren von Großstädten vorkommt.
Durch Dulsberg führte die ehemalige Straßenbahnlinie 8 (Dehnhaide über Straßburger Straße und Friedrich-Ebert-Damm nach Farmsen-Trabrennbahn). Sie wurde bereits im April 1963 mit Eröffnung der verlängerten U-Bahnlinie U1 Richtung Wandsbek-Gartenstadt/Farmsen stillgelegt. Auf dem Mittelstreifen der Straßburger Straße ist heute nur noch ein einziges, etwa sieben Meter langes Schienenfragment zu finden (zwischen Elsässer Straße und Nordschleswiger Straße), der Mittelstreifen wird jetzt als Parkplatzfläche genutzt. Der Betrieb aller Straßenbahnlinien in Hamburg wurde 1978 endgültig eingestellt.
Sonstiges
Der 2009 erschienene Roman Pussykiller des Autors Pavo Pejic, Jahrgang 1984, spielt im Stadtteil Dulsberg, beispielsweise am Naumannplatz, an der Tiroler Straße und an der Straßenkreuzung bei der U-Bahn-Haltestelle Straßburger Straße. Der Autor ist selbst in Dulsberg aufgewachsen.
Der Filmregisseur Özgür Yıldırım, Jahrgang 1979, bekannt für seinen Spielfilm Chico, stammt ebenfalls aus Dulsberg.
Literatur
- Fritz Schumacher: Das Werden einer Wohnstadt, Hamburg 1932, Nachdruck 1984 bei Georg Westermann, ISBN 3-7672-0866-0, vergriffen
- Pavo Pejic: Pussykiller, Roman, Rogner & Bernhard, Berlin 2009, ISBN 978-3-8077-1055-6
Anmerkungen
- ↑ Denkmalgeschütztes Ensemble, auch die Frank'schen Laubengänge und die Schule Krausestraße (heute: Emil-Krause-Gymnasium).
- ↑ Gemeint ist die Schule Amalie-Dietrich-Weg, heute Lämmersieth (erbaut 1929-31). Sie liegt zwar in Barmbek-Nord, ist aber für Dulsberger Kinder zuständig.
- ↑ http://wahlen-hamburg.statistik-nord.de/frameset.php?file=status_karte&wahl=77&frame=true
Weblinks
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