Hausberge

Hausberge
Hausberge
Koordinaten: 52° 14′ N, 8° 55′ O52.2363888888898.918333333333374Koordinaten: 52° 14′ 11″ N, 8° 55′ 6″ O
Höhe: 74 m ü. NN
Fläche: 5,83 km²
Einwohner: 5.283 (31. Dez. 2005)
Eingemeindung: 1. Jan. 1973
Postleitzahl: 32457
Vorwahl: 0571
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Über dieses Bild

Lage von Hausberge in Porta Westfalica

Hausberge ist der zentrale Stadtteil der Stadt Porta Westfalica im Kreis Minden-Lübbecke. Der Stadtteil Hausberge zählt 5.283 Einwohner.

Blick auf Hausberge vom Porta-Denkmal

Die erste bekannte Ansiedlung an diesem Ort datiert aus dem Jahr 1098, als erstmals die Schalksburg urkundlich erwähnt wurde. Um diese herum entwickelte sich der heutige Stadtkern von Porta Westfalica. Erstmals im Jahre 1353 wurden auch Burgleute bekundet, die in der nunmehr „Haus zum Berge“ genannten Burg residierten.[1] Die umgebende Siedlung wurde mit der Zeit nach der Burg „Hausberge“ genannt. Im 14. und 15. Jahrhundert existierte in Hausberge das Kollegiatstift St. Walburga.[2] Die Marktrechte wurden 1618, die Stadtrechte 1720 verliehen.

Die Stadt Hausberge war bis zum 31. Dezember 1972 Sitz der Amtsverwaltung des Amtes Hausberge im Kreis Minden. Im Rahmen der Gebietsreform vom 2. Oktober 1972 („Bielefeld-Gesetz“) wurde am 1. Januar 1973 die Stadt Porta Westfalica gegründet, in die Hausberge mit 5,83 km2 und 4447 Einwohnern eingegliedert wurde.[3] Damit wurde eine Landschaftsbezeichnung auf eine Stadt übertragen. Der Name Porta Westfalica stammt aus dem 18. Jahrhundert, als die lateinische und französische Sprache bei den Adeligen in Mode war. Porta Westfalica („Westfälische Pforte“) bezeichnet das Durchbruchstal der Weser zwischen Weser- und Wiehengebirge.

Inhaltsverzeichnis

Gedenkstätte

Ab Mitte Februar 1945 beschäftigte die Firma Philips in Porta Westfalica in einem der drei Lager Hausberge etwa 1000 weibliche KZ-Häftlinge, meist ungarische und niederländische Jüdinnen. Sie kamen aus dem KZ Auschwitz, dem Frauenaußenlager Horneburg des KZ Neuengamme und dem Frauenaußenlager Reichenbach des KZ Groß-Rosen. Seit Anfang Oktober 1944 hatte die Firma den oberen Stollen des Jakobsberges mit Maschinen und Produktionsanlagen zur Fertigung von Wehrmachtsnachrichtengeräten vorbereitet. Die Frauen kamen in zwei Gruppen in das Lager. Im Jakobsberg wurden sie bei der Produktion von Radioröhren und Glühbirnen eingesetzt. Am 1. April 1945 wurde das Lager geräumt. Es folgte eine taglange Irrfahrt in Richtung Norden. Einige der Frauen erreichten das Lager Außenlager Salzwedel, wo sie am 14. April von US-amerikanischen Truppen befreit wurden. Andere kamen über die Außenlager Fallersleben und Helmstedt-Beendorf nach Hamburg, wo sie Ende April/Anfang Mai 1945 befreit wurden. Lagerführer war nach Angaben Überlebender ein SS-Unterscharführer Brose. Obgleich sich in den 1980er-Jahren Historiker und Schülerinitiativen für die Geschichte der Außenlager in Porta Westfalica zu interessieren begannen, brachte die Stadt Porta Westfalica erst nach langen öffentlichen Auseinandersetzungen 1992 im Stadtteil Hausberge eine Gedenktafel an, die an die 4000 Internierten in Porta Westfalica erinnern. Dazu gehören, neben den KZ-Häftlingen aus Hausberge, auch mindestens 31 Häftlinge aus dem Lager in Lerbeck der Firma Beton Weber. Diese produzierte bis 1944 fast ausschließlich für die Sonderbauvorhaben in Porta Westfalica und Umgebung. Für die Bauvorhaben im Jakobsberg mussten beispielsweise die extrem hoch ausgebrochenen Stollen mit Zwischendecken aus Stahlbeton ausgestattet werden. Mit der Fertigung dieser Zwischendecken wurde die Firma Weber beauftragt, da der führende Bauleiter für die SS-Bauvorhaben an der Porta, Regierungsrat Wennign, Weber als am geeignetsten für diesen Auftrag erachtete. Das Lager mit den größten Strukturen befand sich in Barkhausen im Hotel "Kaiserhof". Am 19. März 1944 brachte man zum Zwecke der Konzentration von Arbeitskräften in der unmittelbaren Nähe der geplanten SS-Bauvorhaben, die ersten Häftlinge im Hotel "Kaiserhof" unter, dessen großer Saal für diesen Zweck hergerichtet wurde. Am 31. März 1944 wurden weitere 40 Häftlinge aus Buchenwald, sowie in den Monaten April bis Juli 1944 nochmals eine größere Zahl aus dem Stammlager Neuengamme an die Porta gebracht. Durch eine Transport aus Sachsenhausen stieg die Anzahl der Häftlinge auf insgesamt 1.000 an. Im September wurde nochmals eine größere Anzahl von Dänen aus dem Stammlager in Neuengamme an die Porta transportiert. Nach der Evakuierung des Lagers in Lengerich im März 1945 erreichte die Anzahl der Häftlinge ihren Höchststand von 1.600. Das Lager in Barkhausen hatte die meisten Todesfälle, unter anderem durch Exekutionen, zu verzeichnen. Die Staatsanwaltschaft Köln bestätigte 1963 400 bis 550 Tote. Den Anstoß für die Gedenktafel gaben französische Überlebende des Lagers Barkhausen. Am Ort des ehemaligen Frauenaußenlagers Porta Westfalica-Hausberge ist bis heute kein Erinnerungszeichen angebracht worden. Die Gedenktafel enthält die Aufschrift: "Nicht wissen wollen ist die bedingungslose Kapitulation". Ende 2009 hat sich der Verein "KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica" gegründet.[4]

Bauwerke

  • Evangelisch-lutherische Kirche Hausberge. Der schlichte Saalbau mit Maßwerkfenstern und polygonalem Schluss wurde zwischen 1624 und 1626 im Kirchsiek errichtet. 1927 wurde ein (heute nicht mehr vorhandener) Anbau mit einer Gedenkstätte zur Ehrung der Gefallenen des Ersten Weltkrieges erstellt. Der 1599 errichtete Turm (im Westen der Kirche) erhielt 1888 neu einen Spitzhelm. Das von einer Holzdecke überspannte Innere der Kirche enthält an der Nordwand zwei Steinepitaphien aus der Zeit vor der Errichtung der Kirche. Auch der kelchförmige achteckige steinerne Taufstein dürfte älter als die Kirche sein. Das am Altar angebrachte Kruzifix gehört allem Anschein nach zur Erstausstattung der Kirche. 1963 wurde die Kirche zuletzt grundlegend renoviert und in ihrem Grundriss weitgehend auf den Zustand bei ihrer Errichtung im Dreißigjährigen Krieg zurückgeführt. Auch die Innenausstattung und die Buntverglasung der Fenster (einschließlich des zentralen Christusfensters im Chor) wurden komplett erneuert. Ein noch erhaltenes Reststück der früheren Buntverglasung wurde 2006 restauriert und befindet sich jetzt in dem der Kirche gegenüber gelegenen, 2000/2001 errichteten Gemeindehaus (Ferdinand-Huhold-Haus). Ein Wappenstein des für die Einführung der Reformation im Bistum Minden wichtigen Bischofs Hermann von Schaumburg, der seine Amtsgeschäfte zeitweise von der Hausberger Schalksburg aus wahrnahm, wurde bei deren Abbruch sichergestellt und befindet sich heute an der inneren Nordwand des Turmes.
Schalksburg heute
Gaststätte Alt Hausberge
  • Schalksburg.[5] Von der einst umfangreichen, ab 1708 abgebrochenen Schlossanlage sind nur noch geringe bauliche Reste erhalten, darunter das ehemalige Torhaus. Der eingeschossige Bruchsteinbau über halb eingetieftem Kellergeschoss wurde wohl noch vor 1562 errichtet. Das Dachwerk wurde 1663 umfassend erneuert. Die unmittelbar anschließende Drostenwohnung entstand 1708 als zweigeschossiger verputzter Massivbau, dessen Obergeschoss z. T. in Fachwerk ausgeführt wurde. Größere Umbauten wurden 1813 vorgenommen. Die alte Innenaufteilung wurde in Zuge der zu Beginn der 1990er Jahre durchgeführten Sanierung weitgehend zerstört; im Zuge dieser Maßnahmen kam es zu einem weitgehenden Verlust der noch vorhandenen originalen Bausubstanz. Die nähere Umgebung des Baudenkmals ist inzwischen durch „historisierende“ Neubauten entwertet, die das einstige Schlossareal besetzen.
  • Straßenerweiterungen und Sanierungsmaßnahmen haben den historischen Ortskern von Hausberge in den vergangenen Jahren einschneidend verändert. Unter den wenigen noch vorhandenen Fachwerkbauten des 17. bis 19. Jahrhunderts ragt Kiekenbrink 1 hervor, ein langgestrecktes, malerisch am Hang gelegenes Gebäude über hohem Sockelgeschoss, das 1624 bezeichnet ist. Erwähnenswert sind ferner Hauptstraße 29 (bezeichnet 1623) und Nr. 33 (Gaststätte "Alt Hausberge"). Letzteres geht auf einen um 1550 entstandenen eingeschossigen Bau zurück, das im Laufe des 17. Jahrhunderts zu seiner jetzigen zweigeschossigen Form erweitert wurde. 1982-86 wurde das stark vernachlässigte Haus saniert und das unter Putz liegende Fachwerk wieder freigelegt.
  • Von den Burgmannshöfen sind lediglich der Hof Tönsmeier und der Hof von Langen an der Hauptstraße vorhanden. Letzterer stellt sich als stattlicher zweigeschossiger Fachwerkbau dar, der am Außenbau 1657 bezeichnet ist. Er wurde 1986 durchgreifend renoviert.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Verkehr

Die Stadt Hausberge wurde durch den Bau der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft 1848 eisenbahntechnisch erschlossen. Im Durchbruchstal der Porta Westfalica baute man nach mehreren Weserverlegungen den Bahnhof Porta.

Religion

Hausberge 1909 mit beiden Kirchen (Ansichtskarte)
Die ehemalige katholische Kirche St. Walburga, 1900 (Ansichtskarte)

Hausberge ist im Mittelalter (1392?) als eigenständige Parochie von Holzhausen an der Porta abgepfarrt worden; diese umfasste neben Hausberge auch den westlichen Teil von Lohfeld und das westlich der Weser gelegene, im 19. Jahrhundert allerdings nach Barkhausen an der Porta umgepfarrte Gut Wedigenstein. Die Einführung der (lutherisch geprägten) Reformation in Hausberge fand allem Anschein nach in der Mitte des 16. Jahrhundert (wohl nicht vor 1555) statt. Die im östlichen Teil Lohfelds wohnenden Evangelischen gehören seit 1964 zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Hausberge; zuvor wurde der östliche Teil Lohfelds von Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Eisbergen aus kirchlich versorgt. Seit 1. Juni 2007 ist zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Hausberge und der Evangelischen Kirchengemeinde Veltheim eine pfarramtliche Verbindung eingerichtet; für die seelsorgliche Betreuung des größten Teils der evangelischen Gemeindeglieder in Lohfeld ist seitdem der Veltheimer Pfarrstelleninhaber zuständig. Die römisch-katholischen Gemeindemitglieder in Hausberge gehören zur Katholischen Kirchengemeinde St. Walburga Hausberge, deren Parochie das Gebiet der gesamten Stadt Porta Westfalica umfasst. Zudem gibt es in Hausberge Gottesdienststätten der Neuapostolischen Kirche und der Zeugen Jehovas.

Literatur

  • Friedrich Blodau: Geschichte der evang.-luther. Kirchengemeinde Hausberge in der Porta Westfalica. In: Verhandlungen der Kreissynode Vlotho im Jahre 1929. Herford. Westfälische Vereinsdruckerei o.J. [1929]. S. 55-73.
  • Jürgen Kampmann: Die Botschaft der Steine. Ein Blick in die evangelisch-lutherische Kirche in Porta Westfalica-Hausberge überreicht beim Abschied aus dem Dienst als Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Hausberge am Sonntag Estomihi, 26. Februar 2006. Porta Westfalica: Selbstverlag des Verfassers 2006.
  • Jürgen Kampmann: Protokoll über die Visitation in Hausberge am 27. Juni 1838. Ein Lesestück zur Geschichte der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Hausberge im 19. Jahrhundert. Für Christof Windhorst zum 3. April 2002. Löhne-Obernbeck: Selbstverlag des Herausgebers 2002.
  • Hans Nordsiek: Das Kollegiatstift St. Walburga in Hausberge. In: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins = Mindener Heimatblätter 59 (1987) S. 133-135.
  • Michael Sprenger: Die Schalksburg in Hausberge. In: AKK 1, Münster 1991, S. 29
  • Hans-Martin Polte, Hans Münstermann: Hausberge. Damals und heute. Eine Stadt ändert ihr Gesicht. Geschichten und Hintergründe aus vier Jahrzehnten. Porta Westfalica 2008.

Einzelnachweise

  1. Marianne Nordsiek: Das Haus zum Berge. Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins, Jahrgang 48 (1976), S. 129-143.
  2. Hans Nordsiek: Das Kollegiatstift St. Walburga in Hausberge. Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins, Jahrgang 59 (1987), S. 133-135.
  3. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  4. Mindener Tageblatt vom 15. Januar 2010 abgerufen Oktober 2010
  5. Marianne Nordsiek: Das Haus zum Berge. Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins, Jahrgang 48 (1976), S. 129-143.

Weblinks


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