- Heinrich Maier (Theologe)
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Heinrich Maier (* 16. Februar 1908 in Großweikersdorf; † 22. März 1945 in Wien) war ein österreichischer, römisch-katholischer Priester, Pädagoge, Philosoph sowie Widerstandskämpfer gegen Hitler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Heinrich Maier trat am 9. Oktober 1926 in das Wiener Priesterseminar ein und immatrikulierte im gleichen Jahr an der Universität Wien, wo er bis 1928 Theologie studierte. 1928 wechselte Maier, statt des erkrankten Studienkollegen Franz Loidl (s. BBKL XXII, 1993), zum „Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum“ an der Universität Gregoriana in Rom, wo er scholastische Philosophie studierte. (Einer seiner damaligen Mitkommilitonen war der spätere Wiener Erzbischof Kardinal DDr. Franz König.) Am 6. Juli 1929 schloss Maier in Rom sein Studium mit dem Zusatz „bene probatus“ ab, sein Doktorat „(Laurea) c[um] laude prob[atus]“ erhielt er laut Matrikeleintrag am 16. Juli 1930. Während seines Studiums wurde er Mitglied er katholischen Studentenverbindung K.Ö.St.V. Nibelungia im ÖCV.
Am 24. Juli 1932 wurde er zum Priester geweiht. 1935 wurde er Diakon in der Gersthofer Pfarrkirche. Seit 1936 war er auch als Religionslehrer tätig, er unterrichtete an der Technisch-Gewerblichen Bundeslehranstalt in Mödling, später in Wien am Realgymnasium des „Albertus-Magnus-Schulwerks“ der Marienbrüder im 18. Gemeindebezirk. Maier war Präses der Marianischen Kinderkongregation. Dieser „bestach durch Charisma und Begeisterungsfähigkeit, er verfügte über eine hohe Intelligenz und wissenschaftlich fundierte Ausbildung, interessierte sich für Kunst und Politik und fühlte sich seinem Heimatland innerlich stark verbunden. Kontaktfreude, gepaart mit einer herzlichen und offenen Persönlichkeit erschloss ihm viele Freundschaften quer durch alle Gesellschaftsschichten; sein besonderes Augenmerk galt jedoch der Betreuung und Erziehung von Kinder- und Jugendlichen zu unabhängigen und mündigen Persönlichkeiten; der Umgang mit ihnen war unkompliziert und kameradschaftlich...“ (BBKL XXVII).
1938 verlor auch Maier seine Stelle als Pädagoge, vertiefte aber seine theologischen Studien und er promovierte im Juli 1942 (zweites Doktorat - Theologie).
Maier war sehr engagiert im Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Aus seiner Überzeugung heraus, dem katholischen Glauben und dem österreichischen Patriotismus, war er ein Widerstandskämpfer, der letztlich auch militante Mittel zur Niederschlagung des NS-Regimes nicht ausschloss. Zusammen mit dem Tiroler Widerstandskämpfer Walter Caldonazzi und Franz Josef Messner, dem Generaldirektor der Semperit-Werke, hat er die Widerstandsgruppe Maier-Messner-Caldonazzi gegründet. Ziel der Gruppe war es, schnellstmöglich das Ende des Schreckensregimes durch eine militärische Niederlage herbeizuführen und die Wiedererrichtung eines freien und demokratischen Österreichs zu realisieren. Die Gruppe kümmerte sich unter anderem um die Sammlung und Weitergabe von Informationen über Standorte, Beschäftigte und Produktionen über NS-Rüstungsbetriebe an die Alliierten. Diese Informationen für gezielte Bombenangriffe der Alliierten wurde teils über Mittelsmänner in der Schweiz an Briten und Amerikaner weitergeleitet. Das Vorhaben der Widerstandsgruppe Maier-Messner-Caldonazzi, eine amerikanische Sendeanlage des Office of Strategic Services (OSS) von Liechtenstein nach Österreich zu bringen, scheiterte jedoch.
Die Gruppe wurde nach und nach verhaftet. In den Volksgerichtsverhandlungen am 27. und 28. Oktober 1944 wurden insgesamt acht Todesurteile gegen Heinrich Maier, Walter Caldonazzi, Franz Josef Messner, Andreas Hofer, Josef Wyhnal, Hermann Klepell, Wilhelm Ritsch und Clemens von Pausinger verhängt. Die Anklage lautete „Vorbereitung zum Hochverrat“ durch „Beteiligung an einem separatistischen Zusammenschluss“.
Caldonazzi wurde im Januar 1945 im Landesgericht Wien enthauptet und Messner im April 1945 im KZ Mauthausen vergast. Heinrich Maier wurde am 28. März 1944 von der Gestapo in seiner Pfarre Wien-Gersthof in der Sakristei nach der heiligen Messe verhaftet und in das Gefängnis im vormaligen Hotel Metropol am Morzinplatz und anschließend in das KZ Mauthausen verbracht. Er wurde bis zu seiner Hinrichtung monatelang gefoltert, verriet aber niemanden.
Im Beisein der Schergen, welche ihn danach zum Schafott führten, hielt er seine letzte Messe in der Gersthofer Pfarrkirche. Kaplan Heinrich Maier wurde im Wiener Landesgericht am 22. März 1945, dem letzten Hinrichtungstag vor dem Einmarsch der Roten Armee in Wien, enthauptet.
1949 wurde in Wien Währing (18. Bezirk) die Dr.-Heinrich-Maier-Straße nach ihm benannt.
Werke
- Der Kampf um den richtigen Kirchenbegriff im Spätmittelalter. Dargestellt an Hand von Marsilius von Paduas: „Defensor Pacis“ und Johannes von Torquemadas: „Summa de Ecclesia“. Diss. zur Erlangung des theologischen Doktorgrades an der Hochw. Theologischen Fakultät der Universität Wien, Wien 1939
Rezeption in der Kunst
Ehrungen
- 1945 Ehrengrab in Wien: Friedhof in Neustift am Walde
- 1949 Benennung der Dr.-Heinrich-Maier-Straße in Wien-Pötzleinsdorf (1995 Zusatztafel)
- 1988 Gedenktafel vor der Pfarrkirche St. Leopold (Baumpflanzung 1996)
- 1995 Ehrungsrede durch Dr. Richard Schmitz, Bezirksvorsteher des 1. Wiener Gemeindebezirkes (1940 wurde er von DDr. Heinrich Maier getauft)
- 2008 zum 100.Geburtstag: Gedenkfeier im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes mit Kompositionen von Renate Spitzner und Gerald Spitzner (siehe Radiosendung Radio Stephansdom)
Literatur
- Ildefons M. Fux: Für Christus und Österreich. Perfectae 2001, ISBN 3950140204
Weblinks
- Literatur von und über Heinrich Maier (Theologe) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Heinrich Maier. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Heinrich Maier - Mann des Gewissens
- Fotos aus der Erkennungsdienstlichen Kartei der Gestapo Wien
- Pfarre Gersthof 2005 Gedenken
- "Heinrich-Maier Oratorium" (Video)
Kategorien:- Römisch-katholischer Geistlicher (20. Jahrhundert)
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