- Hildrizhausen
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Wappen Deutschlandkarte 48.6258.97481Koordinaten: 48° 38′ N, 8° 58′ OBasisdaten Bundesland: Baden-Württemberg Regierungsbezirk: Stuttgart Landkreis: Böblingen Höhe: 481 m ü. NN Fläche: 12,17 km² Einwohner: 3.593 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 295 Einwohner je km² Postleitzahl: 71157 Vorwahl: 07034 Kfz-Kennzeichen: BB Gemeindeschlüssel: 08 1 15 022 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Herrenberger Straße 13
71157 HildrizhausenWebpräsenz: Bürgermeister: Matthias Schöck Lage der Gemeinde Hildrizhausen im Landkreis Böblingen Hildrizhausen ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg und gehört zum Landkreis Böblingen. Zur Gemeinde Hildrizhausen gehören neben dem Dorf Hildrizhausen keine weiteren Orte.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Der Ort liegt auf der Schönbuchlichtung, rund neun Kilometer südlich von Böblingen am Nordrand des Naturpark Schönbuch. Bei Hildrizhausen entspringt eine der zwei Quellen der Würm.
Geschichte
Vorgeschichte
Wahrscheinlich geht die Gemeinde Hildrizhausen auf eine Ansiedlung aus der Zeit um 800 n. Chr, also auf die Zeit Karl des Großen, zurück. Die ringförmige Anlage als Runddorf um den Hügel, auf dem man ursprünglich eine keltische Begräbnis-, Versammlungs- oder Kultstätte vermuten kann, findet man in Württemberg selten.
Mittelalter
Bereits um die Jahrtausendwende waren die Grafen von Hildrizhausen hier ansässig. Die Grafen des Geschlechtes der „Glehuntra“ werden bereits 1007 in einer Schenkungsurkunde des Kaisers Heinrich II. erwähnt, in der er Holzgerlingen dem Bistum Bamberg übergibt. Diese Grafen hatten das Nutzungsrecht der Wälder und fruchtbaren Äcker auf der Schönbuchlichtung.
In einer Schenkungsurkunde des Klosters Reichenbach werden als Zeugen der bekannte Abt Wilhelm von Hirsau und ein Markgraf Heinrich von Hilteratshusen genannt. Sein Sohn Heinrich II. war verheiratet mit Beatrix, Erbin von Schweinfurt, und somit Schwiegersohn von Otto III. von Schwaben. Ein weiterer Nachkomme der Grafenfamilie, Eberhard von Hilteratshusen, wurde 1097 zum Bischof von Eichstätt ernannt und 1110 geweiht. Er bekleidete dieses Amt bis zu seinem Tod am 6./7. Januar 1112.
Stammtafel der Grafen von Hildrizhausen
Hugo (1007 Graf in Glehuntare) Hugo von Kräheneck 1073 Heinrich von Hildrizhausen († 1078) Huc de Cranegge Heinrich II. Beatrix von Schweinfurt (1) Gottfried I. von Kappenberg († 1106) Beatrix von Hildrizhausen (2) Heinrich I. von Rietberg († 1115) Otto (Mönch) Eberhard (Bischof von Eichstädt) Konrad († 1104) Gottfried II. († 1127) Otto († 1171) Gerberga Beatrix Eilika von Rietberg Egilmar II. von Oldenburg
Die Burg zu Hilteratshusen war wohl eher ein Festes Haus als nach heutigem Verständnis eine Burg. Sie lag vermutlich im Bereich des alten Würm- und Ruckenbach- Verlaufs und war so möglicherweise mit einem natürlichen Wassergraben umgeben.Nach 1100 starb das Grafengeschlecht aus. Bis zu dieser Zeit gehörte auch Magstadt, Holzgerlingen und die Burg Kräheneck zu dem Besitz der Grafen von Hildrizhausen, des Weiteren gehörten auch viele ritterliche Dienstleute und an die 2000 kleinere und mittlere Bauerngüter dazu. Die Burg zu Hilteratshusen und die dazugehörigen Ländereien erbten zunächst die westfälischen Grafen von Kappenberg. Gottfried II. und Otto von Kappenberg wollten diese Besitztümer den Klöstern Ilbenstadt und Kappenberg stiften. Dies verhinderte Herzog Friedrich II. von Schwaben kauften die Burg und die Ländereien um 1122/24 für 500 Mark Silber. Dabei wurde das Goldene Reliquenkreuz mit Kette von Byzantinischer Herkunft zu 100 Mark Silber angerechnet. Damit gehörte der alte Besitz der Hildrizhauser Grafen nun dem staufischen Herzog von Schwaben. Um 1145 bekamen die Pfalzgrafen von Tübingen den ehemaligen Besitz der Grafen von Hildrizhausen. Im Gegenzug erhielt der staufische Herzog die Pfalz in Ulm und die ostschwäbischen Besitzungen.
1165 wurde die Burg von Welf VII. von Bayern bei den Auseinandersetzungen der Tübinger Fehde zerstört. Der Ort wechselte noch öfter den Besitzer, und kam 1382 endgültig an die Grafen von Württemberg.
Mit der Gründung eines Kollegiatstiftes an der Pfarrkirche St. Nikomedes wurde wohl der Bau der Kirche von den Grafen von Hildrizhausen in Auftrag gegeben. Sie wird etwa um 1050 (evtl. auch früher), spätestens um 1080 im romanischen Stil als dreischiffige Pfeilerbasilika mit eingezogenem Querschiff (wohl noch vor der Martinskirche in Sindelfingen) errichtet. Erstmals wird sie 1275 erwähnt. Sie ist somit eine der ältesten Kirchen Süddeutschlands. Sie ist nicht, wie so oft erwähnt wird, an der Stelle und mit dem Material der zerstörten Burg errichtet. 1515 wurde der gotische Chor fertig gestellt, der den uns unbekannten romanischen Chorschluss ersetzte. Leider wurde etwa um 1627 das nördliche Seitenschiffs, das wohl recht baufällig geworden war, abgebrochen. Geweiht war die Kirche dem heiligen Nikomedes (Märtyrer aus frühchristlicher Zeit in Rom), war jedoch offiziell nie eine Wallfahrtskirche. Etwa bis 1556 pilgerten jedoch hauptsächlich Mütter, um für die Gesundheit ihrer Kinder zu beten, nach Hildrizhausen.
Neuzeit bis zum Zweiten Weltkrieg
1573 verkauft die Gemeinde Hildrizhausen aus einer Notlage heraus ca. 8,7 ha Waldgebiet an den Herzog Ludwig. Das Gebiet heißt heute „Gereuth“, weil die Hildrizhausener Bürger diesen Verkauf schwer bereuten. „Anno 1573 hat die Kommun Hildrizhausen in einer fruchtteuren Zeit 29 Morgen Waldes, genannt der Krüter Hau an Herzog Ludwig verkauft.“
Im Jahre 1620 schrieb der Ortspfarrer Bartholomäus Eyselin die Ortschronik „Chronicon patriae Hildrizhusanae et Herrenbergicae“
Die ältesten, mit Schnitzereien und Ornamenten verzierten, Fachwerkhäuser, die man heute noch an der Ringstraße findet, stammen aus dem 16. Jahrhundert Etliche von ihnen stehen unter Denkmalschutz.
Zweiter Weltkrieg
Während der Zeit des Nationalsozialismus war der Ehninger Ortsvorsteher Karl Heeß kommissarisch auch für Hildrizhausen zuständig.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Gemeinde in der Nacht vom 7./8. Oktober 1943 mit Brandbomben belegt und schwer zerstört. Über 60 Familien wurden in dieser Nacht obdachlos. Im Laufe der Löscharbeiten trat völliger Wassermangel ein, so dass viele Häuser, die man sonst vielleicht hätte retten können, völlig niederbrannten. Als das Wasser zu Ende ging, löschte man mit Gülle und Most. Die Hitze der Brände war so groß, dass das Hartgeld in der Kasse des Kirchenpflegers zu einem Klumpen zusammenschmolz.
Nachkriegszeit
In den Jahren 1988 bis 2000 wurde in Hildrizhausen eine umfassende Ortskernsanierung durchgeführt. Besonders Infrastruktur und öffentliche Gebäude wurden saniert und ausgebaut.
Religionen
Hildrizhausen ist seit der Reformation evangelisch geprägt. Heute gibt es daneben auch eine katholische und eine neuapostolische Kirche. Diese stehen abseits des Ortskerns. Lediglich die evangelische Kirche aus dem zwölften Jahrhundert steht direkt im Ortskern.
Die evangelische Gemeinde gehört zum Kirchenbezirk Herrenberg und hat ca. 1700 Mitglieder. Das Pfarrhaus zur Kirche (siehe Geschichte) wurde von Heinrich Schickhardt 1606 erbaut.
Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohnerzahl Jahr Einwohnerzahl Ende 12. JH 84 1960 1450 1871 906 1970 1956 1890 821 1980 2897 1900 823 1987 2862 1910 846 1990 3061 1925 824 1996 3180 1933 850 2000 3457 1939 852 2005 3627 1940 852 2007 3665 1950 1024 Politik
Gemeinderat
Nach der letzten Kommunalwahl am 7. Juni 2009 hat der Gemeinderat 12 Mitglieder. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,55%. Die Wahl brachte folgendes Ergebnis:
FW1 8 Sitze (66,54%) CDU 4 Sitze (33,46%) Vorsitzender des Gemeinderates ist der Bürgermeister.
1Freie Wähler Hildrizhausen
Wappen
Das Wappen zeigt in Silber auf grünem Boden, der mit einem silbernen Pflugmesser (Sech) belegt ist, ein rotes Haus.
Das rote Haus symbolisiert das „Hilderatshaus“ in Anlehnung an die Burg Hilteratshusen (siehe Geschichte). Das weiße Pflugmesser steht für die Landwirtschaft, die in und um die Gemeinde stark betrieben wird.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Hildrizhausen ist über die Bundesautobahn 81 (Abfahrt Nr. 26) an das überregionale Straßennetz angeschlossen. Die „Bodenseeautobahn“ führt von Würzburg nach Gottmadingen bei Singen und wurde Ende der siebziger Jahre erbaut.
Außerdem verbindet die Buslinie 752 des Verkehrsverbundes VVS die Gemeinde mit der Haltestelle Ehningen der S-Bahn Stuttgart, sowie der Schönbuchbahn in Holzgerlingen.
Wasserversorgung
Hildrizhausen bezieht sein Trinkwasser nicht, wie viele umliegenden Kommunen, aus dem Netz der Bodensee-Wasserversorgung, sondern hat selbst Quellen, mit denen es sein Wasserversorgungsnetz speist. Seit 2006 wird die Trinkwasserversorgung aus vier Quellen gespeist.
- Heiligenquelle I: Sanierung im Jahr 2007; Entnahme bis ca. 7 l/s
- Heiligenquelle II: Ausbau 1978; Entnahme bis ca. 2,0 l/s
- Sportplatz: Ausbau 1966/67; Entnahme bis ca. 2,0 l/s
- Betteltal: Ausbau 2005; Entnahme bis ca. 7 l/s
Das Wasser der einzelnen Brunnen wird im Zwischenbehälter Lettenbühl zusammengeführt und mit Hilfe einer Chlordosierungsanlage auf ein Mindestmaß gechlort. Es wird kein Wasser von anderen Wasserversorgern (z. B. Bodensee-Wasserversorgung) hinzugefügt.
Vom Zwischenbehälter wird das Trinkwasser noch zum Hochbehälter Rötelberg (ca. 540 m ü. NN) gepumpt. Von hier aus wird das Trinkwasser in das Ortsnetz eingespeist. Der Hochbehälter soll im gesamten Gemeindegebiet einen ausreichenden Wasserdruck garantieren.
Das Mischwasser im Leitungsnetz hat bei einer gleichzeitigen Nutzung aller vier Brunnen einen Härtegrad von ca. 17,5 °dH. Bis zur Inbetriebnahme des Brunnens Betteltal lag der Härtegrad sogar bei rund 21 °dH.
Mit diesem Wasser wird auch ein Quellwasser-Freibad betrieben. 1935 hoben freiwillige Bürger des Ortes mit Pickel und Schaufel eine 8 mal 4 Meter große Grube aus, und erschufen so das zweite Freibad im Kreis Böblingen, nach Herrenberg. 1960 wurde das Freibad und das Schwimmbecken renoviert. 1994 ist eine erneute Sanierung dieses Familienbades abgeschlossen worden und jährlich besuchen über 60.000 Badegäste das Freibad.
Im Jahr 1982 wurde der Brunnen „Heiligenquelle III“ auf eine Tiefe von max. 51 m als Mineralbrunnen ausgebaut. Das Wasser wurde bis zum Jahr 1988 in einer kleinen Sprudelfabrik in der Quellenstraße in Flaschen abgefüllt. Derzeit wird das Mineralwasser in den Sommermonaten genutzt, um den Dorfbrunnen bei der Kirche zu versorgen.
Im kommunalen Zweckverband Würmursprung wird von den Gemeinden Altdorf und Hildrizhausen eine Gemeinschaftskläranlage betrieben. Diese verfügt über drei Reinigungsstufen und sorgt für eine umweltgerechte Abwasseraufbereitung.
Bildungseinrichtungen
Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Schulgebäude wurde 1950 wieder aufgebaut. Es diente weitere 20 Jahre den Schülern als Lehr- und Unterrichtsstätte, bis im Herbst 1970 die Schulkinder in die neu erbaute Schönbuchschule einziehen konnten. Das alte Schulhaus wurde 1971 zum Rathaus umgebaut, in dem bis 1999 auch die Post und bis 2004 die Polizei ihr Domizil hatten.
Die Schönbuchschule ist eine reine Grundschule. Die Hauptschule ist in der Nachbargemeinde Altdorf. Schüler, die nach der Grundschule den Weg der Mittleren Reife oder des Abitures wählen, gehen in der Regel auf die Otto-Rommel-Realschule bzw. das Schönbuch-Gymnasium in Holzgerlingen.
Die 1975 erbaute Turnhalle (Schönbuchhalle) der Schönbuchschule wird außerdem auch als Fest und Mehrzweckhalle für Veranstaltungen genutzt.
Im Jahr 2008 wurde die Schönbuchschule erneut erweitert. Diesmal wurde ein Mehrzweckraum eingerichtet, der nicht nur der Schule, sondern auch den örtlichen Vereinen zur Verfügung stehen soll.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Linde bei Hildrizhausen
- Historischer Dorfkern mit historischen (unter Denkmalschutz stehenden) Fachwerkhäusern
Bauwerke
- Nikomedeskirche
Regelmäßige Veranstaltungen
Von Hildrizhausen aus startet jährlich, am dritten Sonntag im Oktober, der Schönbuchlauf.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Hr. Werner Zimmermann (Altbürgermeister)
Söhne und Töchter der Stadt
- Michael Holder (* 1796 in Hildrizhausen; † 1861 in Stuttgart), Maler
- Adolf Heim (* in Hildrizhausen; †), Lehrer (1881 1. Reichspatent auf ein lenkbares Luftschiff)
- Eyselin (* 1576 in Hildrizhausen; † 1633), Theologe (schrieb 1620 die Hildrizhausener Chronik)
Sonstige mit der Gemeinde in Verbindung stehende Persönlichkeiten
- Ernst von Mohl (1849-1929), Ordinarius in Sankt Petersburg; verbrachte seine Jugend in Hildrizhausen
Einzelnachweise
Weblinks
Commons: Hildrizhausen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Hildrizhausen in der Beschreibung des Oberamts Herrenberg von 1855 – Quellen und Volltexte- Offizielle Internetseite der Gemeinde
- Ansicht von Hildrizhausen aus dem Forstlagerbuch von Andreas Kieser, 1685 (Hauptstaatsarchiv Stuttgart), abgerufen am 9. Januar 2011
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