Herbststürme

Herbststürme
Filmdaten
Deutscher Titel Herbststürme
Originaltitel Autumn Leaves
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1956
Länge 107 Minuten
Stab
Regie Robert Aldrich
Drehbuch Robert Blees,
Jack Jevne,
Lewis Meltzer
Produktion William Goetz / Columbia Pictures
Musik Hans J. Salter
Kamera Charles B. Lang
Schnitt Michael Luciano
Besetzung

Herbststürme (Original: Autumn Leaves) ist ein Melodram aus dem Jahr 1956 mit Joan Crawford und Cliff Robertson unter der Regie von Robert Aldrich. Nachdem der Film lange Zeit als einer der schwächeren Filme von Aldrich eingeordnet wurde, hat er in den letzten Jahren an Reputation als intensive Studie über Einsamkeit und Verzweiflung gewonnen.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Millicent Wetherby ist eine einsame Sekretärin, die ihr ganzes Leben damit zugebracht hat, ihren kranken Vater zu pflegen. Jetzt ist sie allein und ihre sozialen Kontakte beschränken sich auf gelegentliche Besuche ihrer Vermieterin. Eines Tages lernt sie durch Zufall den etwas naiven Burt Hanson kennen, der deutlich jünger ist als Millicent. Beide entwickeln eine Freundschaft, die allmählich in Liebe übergeht. Trotz vieler Zweifel an der Dauerhauftigkeit dieser Verbindung willigt Millicent ein, Burt zu heiraten. Die beiden verbringen glückliche Monate, als plötzlich herauskommt, dass Burt ein pathologischer Lügner ist. Er hat eine frühere Ehe mit Virginia verschwiegen. Zunehmend reagiert Burt mit Gewalt auf Millicents Versuche, ihm zu helfen. Schließlich findet sie die Ursachen für die seltsamen Stimmungsschwankungen heraus: Burts Vater hat ihm dessen Ehefrau ausgespannt und mit ihr eine Affäre begonnen. Millicent wird im Folgenden von Burt attackiert, der eine Schreibmaschine nach ihr wirft. Die Behandlung in einer psychiatrischen Anstalt verspricht eine rasche Genesung und ungetrübtes Glück für die beiden.

Hintergrund

Joan Crawford konnte 1955 einen lukrativen Vertrag über drei Filme mit der Gesellschaft Columbia Pictures abschließen, einen Beweis für ihre ungebrochene Zugkraft an der Kinokasse auch nach 30 aktiven Jahren im Filmgeschäft. Der erste Film, das überhitzte Melodrama Ehe in Fesseln brachte viel Geld, aber wenig Lob von den Kritikern ein. Crawford akzeptierte daraufhin die eher untypische Rolle in Herbststürme, in dem sie eine einsame Sekretärin spielte. Das war eine radikale Abkehr von dem glamourösen Auftritten, die über die Jahre zu einem Markenzeichen der Schauspielerin geworden waren. Die Regie übernahm in einer für viele überraschenden Entscheidung Robert Aldrich, der bislang eher durch gewaltverherrlichende Filme Aufsehen erregt hatte. Die schlechten Einspielergebnisse seiner letzten Werke zwangen ihn jedoch, ein kommerzielles Thema zu übernehmen, wenn er weiter im Geschäft bleiben wollte.

Nachdem der Versuch scheiterte, Marlon Brando für die Rolle des Burt zu interessieren, entschied sich die Schauspielerin für den weitgehend unbekannten Cliff Robertson. Der Arbeitstitel war The Way We Are, wurde jedoch in Autumn Leaves geändert, nachdem der gleichnamige Song von Nat King Cole zu einem Hit avencierte.

Crawford äußerte sich noch Jahre später positiv über den Streifen.

Es ist einer meiner allerliebsten Filme. Es war, so denke ich, der beste Film aus dem Genre – jüngerer Mann liebt ältere Frau – der je gedreht wurde. Die Einsamkeit und Verzweiflung in ihrer Situation kam ohne jede Übertreibung oder Melodramatik klar hervor – um ehrlich zu sein, ich nahm mich selber sehr zurück. Cliff Robertson war phantastisch in seiner Rolle, nur wenige Schauspieler bringen eine solche Überzeugung in einen derart komplexen Part. Seine psychotischen Szenen sind einmalig – Ich bin stolz, ihn an meinen eigenen Erfahrungen für Hemmungslose Liebe teilhaben zu lassen. Gute Story, glaubhafte Charaktere, gutes Drehbuch, gute Regie, in summa ein guter Film.[1]

Kritiken

Während die schauspielerische Leistung von Joan Crawford durchweg überzeugt, leidet der Film vor allem aus heutiger Sicht an seiner Dialoglastigkeit.

Lawrence J. Quirk war im Motion Picture Herald sehr angetan:

Miss Crawford [...] bringt in ihre neueste Rolle das gesamte Schauspieltalent, das sie in den 31 Jahren ihrer Karriere im Filmgeschäft gesammelt hat.[2]

William K. Zinsser zollte in seiner Kritik für die New York Herald Tribune ebenfalls Beifall:

Der Film ist eine ernste Studie über Einsamkeit und mentale Verzweiflung.[...].Miss Crawford ist attraktiv wie immer und sie bringt das gesamte Spektrum der Emotionen ein in diese Rolle [...] Die Stärke von Miss Crawfords Darstellung liegt in ihrer Natürlichkeit und Kontrolliertheit. Eine weniger begabte Schauspielerin hätte in dieser dankbaren Rolle mehr als nur übertrieben.[3]

Neuere Kritiken waren bereits etwas kritischer.

Dialogreicher amerikanischer Ehefilm mit etwas quälenden psychologischen Obertönen. [...] Trotz guter Darsteller gegen Ende stark ermüdend. [4]

Auszeichnungen

Bei der Berlinale von 1956 erhielt der Film einen Silbernen Bären für die Beste Regie.

Originalzitate und Fundstellen

  1. One of my very favorite pictures...It was, I think, the best film of its type--the older woman with a younger lover--ever made. The loneliness and desperation of her situation came through with no need for melodrama or overacting--in fact, I played it down. Cliff Robertson was stunning; very few actors could have brought that kind of credibility to such a demanding part. His mad scenes can't be topped. (I'm proud to say I coached him from all the research I'd done for "Possessed.") Good story, believable characters, good script, good acting, consequently a good film.
  2. Miss Crawford [...] brings to her latest role all the acting resources she has cultivated so successfully in 31 years of picture-making.
  3. The film is a mature study of loneliness and mental distress.[...].Miss Crawford is as attractive as ever, and she brings the whole spectrum of emotions to her role. [...] The strength of Miss Crawford's performance is that it is natural and controlled. A lesser actress would bring more than a tinge of ham to such a juicy role.
  4. 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 3. Auflage, Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 186

Quellen und verwendete Literatur

  • Roy Newquist (Hrsg.): Conversations with Joan Crawford. Citadel Press, Secaucus, N.J. 1980, ISBN 0-8065-0720-9
  • Lawrence J. Quirk: The Complete Films of Joan Crawford. Citadel Press, Secaucus, N.J. 1988, ISBN 0-8065-1078-1
  • Lawrence J. Quirk, William Schoell: Joan Crawford. The Essential Biography. University Press, Lexington, KY. 2002, ISBN 0-8131-2254-6
  • Alexander Walker: Joan Crawford. The Ultimate Star. Weidenfeld & Nicolson, London 1983, ISBN 0-297-78216-9

Weblinks


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