- Hirsch auf Gereuth
-
von Hirsch auf Gereuth ist der Name eines fränkischen Hoffaktoren- und Adelsgeschlechts, dessen Stammreihe mit Moses Hirsch (um 1740-1810), Kaufmann in Königshofen (jetzt Gaukönigshofen) bei Ochsenfurt, beginnt. Die Familie war jüdischer Herkunft, später katholisch getauft.
Die ursprüngliche Linie in Gereuth starb 1896 aus, der Planegger Zweig existiert weiter.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
- Bayerischer Adelsstand mit Namenmehrung „auf Gereuth“ am 13. August 1818 in München für Moses' Sohn Jacob Hirsch, Gutsherr auf Gereuth sowie Großhändler und königlich bayerischer Hofbankier in Würzburg, mit Immatrikulation im Königreich Bayern bei der Adelsklasse am 23. August 1818. Er erwarb 1815 das ehemals fürstbischöfliche Landschloss Gereuth in Unterfranken (heute Ortsteil von Untermerzbach) und 1824 vom Grafen von Thürheim die Hofmark Planegg wenige Kilometer südwestlich von München.
- Bayerischer Freiherrnstand als „Freiherr von Hirsch“ am 2. April 1869 in München für Jacobs Sohn, den königlich bayerischen Hofbankier Joseph von Hirsch auf Gereuth, Gutsherr auf Planegg mit Krailling und Fronloh, Harlaching mit Hellabrunn und Siebenbrunn, mit Immatrikulation im Königreich Bayern in der Freiherrnklasse am 6. Mai 1869.
- Bayerischer Freiherrnstand am 13. Januar 1882 auf Schloss Hohenschwangau für Josephs Enkel Theodor (Frhr.) von Hirsch (* 1868) mit Immatrikulation im Königreich Bayern bei der Freiherrnklasse am 20. Februar 1882.
- Das Bankhaus Hirsch am Münchner Promenadeplatz bestand bis 1885.
Wappen (1818, 1869)
In Gold auf grünem Dreihügel ein aufgerichteter natürlicher Hirsch. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken der Hirsch wachsend.
Gereuther Zweig
Jakobs Nachfolger in der Linie von Hirsch auf Gereuth wurde sein erstgeborener Sohn Julius Jakob Joel, geboren 1789.
Im Gegensatz zu anderen Adelsgeschlechtern jüdischer Herkunft (z.B. den Freiherren von Oppenheim in Köln) traten die Hirschs nicht zum Christentum über, sondern blieben dem jüdischen Glauben und ihrer jüdischen Identität auch als adelige Freiherren treu.
Namensträger Hirsch auf Gereuth
- Julius Jakob Joel von Hirsch auf Gereuth (1789–1876)
- Baron Maurice de Hirsch (1831–1896), eigentlich Moritz Freiherr von Hirsch auf Gereuth. Baron Hirsch vervielfachte sein Vermögen mit Eisenbahnkonzessionen im Osmanischen Reich und wurde der bedeutendste jüdische Philanthrop der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
- Lucian de Hirsch (1857–1887) starb kinderlos. Sein Vater war der Letzte des Geschlechts und überlebte ihn um neun Jahre. Der Vater reagiert auf den Tod des Sohnes mit den Worten "Ich habe meinen Sohn verloren, aber nicht meinen Erben, mein Erbe ist die Humanität".
Planegger Zweig
Die Besitzungen in Planegg und Krailling hinterließ Jakob von Hirsch seinem zweitgeborenen Sohn Josef, geboren 1805.
Das Schloss Planegg war Ziel eines größeren Anschlags in der Reichskristallnacht, es wurde angezündet und mehrere Zimmer brannten ab.
Namensträger Planegger Zweig
- Josef von Hirsch (1805–1885), Mitgründer der Kunstdüngerfabrik Süd-Chemie
- Karl von Hirsch (1871–1944), Brauereidirektor, verstarb im Ghetto Theresienstadt
- Rudolf von Hirsch (1875–1975), Bankier und Gutsbesitzer
- Ferdinand von Hirsch (1906–2001)
- Andreas von Hirsch (* 1934), Rechtsphilosoph und Straftheoretiker
- Hubert von Hirsch (* 1938), Diplom-Chemiker und Patentanwalt
- Philipp von Hirsch (* 1969), Consultant in der Marktforschung und CSU-Kommunalpolitiker
Literatur
- Joseph Prys: Die Familie von Hirsch auf Gereuth., München 1931
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band V, Seite 232, Band 84 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1984
- Erika Bosl: Die Familie von Hirsch-Gereuth im 18. und 19. Jahrhundert, Bankiers. In: Manfred Treml und Wolf Weigand (Hrsg.): Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Lebensläufe (Veröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur 18), München [u.a.] 1988, S. 63–70, ISBN 3-598-07544-8
Siehe auch
Weblinks
Kategorien:- Deutsches Adelsgeschlecht
- Untermerzbach
- Planegg
Wikimedia Foundation.