Hohenasperg

Hohenasperg

Die Festung Hohenasperg war 1535 bis 1693 eine aktive Festung auf dem Berg Hohenasperg, oberhalb von Asperg. Sie dient seit vielen Jahren als Gefängnis.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Durch seine Lage und seine charakteristische Form als isolierter, 90 m hoher Keuperberg mit steilen Abhängen und einem breiten Oberflächenplateau, in einer ansonsten mäßig hügeligen Umgebung, ist der Hohenasperg weithin sichtbar und bietet für eine Festung eine gute Position.

Geschichte

Blick vom Hohenasperg auf Asperg
Hohenasperg, Blick vom Kleinaspergle
Festung Hohenasperg

In vorchristlicher Zeit, um 500 v. Chr., war der Hohenasperg keltischer Fürstensitz mit einer Fluchtburg. Zahlreiche keltische Grabstätten in der näheren Umgebung sind so ausgerichtet, dass sie freie Sicht auf den Hohenasperg bieten, beispielsweise das große Hügelgrab bei Hochdorf oder die Grabstätte an der Katharinenlinde bei Schwieberdingen. Einen ganz besonders guten Blick auf den Hohenasperg bietet das am südlichen Rand von Asperg liegende Kleinaspergle, von dem seit einer Grabung im Jahre 1879 bekannt ist, dass es sich um ein keltisches Hügelgrab handelt.

Um 500, nach dem Sieg der Franken über die Alemannen, wurde der Hohenasperg fränkischer Herrensitz und Thingstätte. Der damalige Name war „Ascisberg“.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Asperg bereits 819, als der Gaugraf Gozberg seinen dortigen Besitz dem Kloster Weißenburg im Elsass schenkt. Größere Bedeutung erlangte der Ort aber erst im 13. Jahrhundert mit der Gründung der bis 1909 selbstständigen Stadt Hohenasperg. 1510 erhält auch Asperg das Stadtrecht. 1519 kommt es durch Truppen des Schwäbischen Bundes unter Georg von Frundsberg zur Belagerung des Hohenaspergs, wo sich Herzog Ulrich von Württemberg aufhält.

Am 12. Mai 1525 wurde der Bauernführer Jäcklein Rohrbach vom Burgvogt des Aspergs gefangen genommen und dort bis zur Auslieferung an den Truchsess von Waldburg festgesetzt. Ab 1535 wurde der Berg als Festung ausgebaut, die Bewohner wurden an den Fuß des Berges umgesiedelt.

Im Dreißigjährigen Krieg wird die Burg 1634 bis 1635 von einer württembergisch-protestantischen Besatzung, verstärkt durch schwedische Truppen, gegen eine Belagerung durch kaiserliche Truppen verteidigt. Die Belagerung endet schließlich mit der Übergabe an die kaiserlichen Truppen.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg geht die Festung wieder in württembergischen Besitz über. 1688 und 1693 wird die Festung durch französische Truppen besetzt, danach verliert sie ihre Bedeutung für die Landesverteidigung und wird Garnison und Staatsgefängnis. 1718 wird Asperg in das Oberamt Ludwigsburg eingegliedert, wird aber bereits 17 Jahre später wieder Sitz eines eigenen Amtes. 1781 erfolgt dann die endgültige Eingliederung in das Oberamt Ludwigsburg.

Bereits seit mehreren Jahrhunderten wird die Festung Hohenasperg als Haftanstalt genutzt. Heute finden sich dort das Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg sowie die Sozialtherapeutische Anstalt Baden-Württemberg.

Gefangene auf dem Asperg

Die Nutzung als Gefängnis ist dafür verantwortlich, dass der Asperg einem Bonmot zu Folge „Württembergs höchster Berg“ ist: Es dauere nur fünf Minuten um hinauf zu kommen, aber Jahre um wieder herunter zu gelangen.

Im alten Reich

1737 wird Joseph Süß Oppenheimer, der Finanzberater des württembergischen Herzogs, verhaftet und in einem dubiosen politischen Prozess zum Tode verurteilt. Der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart saß 1777 bis 1787 als Staatsgefangener hier ein. Schubarts Schicksal vor Augen, verfasste Friedrich Schiller sein Drama Die Räuber - und entging selbst der möglichen Festungshaft auf dem Hohenasperg durch Flucht nach Mannheim in der benachbarten Kurpfalz.

Im 19. Jahrhundert

In der Regierungszeit des Königs Friedrich von Württemberg befanden sich vor allem Deserteure, Mitlitärsträflinge und Separatisten (Radikaler Pietismus) aus dem Umfeld der radikalpietistischen Gruppe von Rottenacker auf dem Hohenasperg. Als sein Sohn König Wilhelm I. im Oktober 1817 die Regierung antrat, wurden wie überall in Württemberg Körperstrafen wie das Spießrutenlaufen abgeschafft.

Weitere Inhaftierte auf dem Hohenasperg waren der Schriftsteller Berthold Auerbach, der hier in den Jahren 1837-1838 einsaß, Friedrich Kammerer (1833), der Arzt und Dichter Theobald Kerner (1850-1851), der Theologe Karl von Hase, der Satiriker Johannes Nefflen, der Dichter Leo von Seckendorff, der Schriftsteller Theodor Griesinger und zahlreiche weitere, meist politische Häftlinge, die in der Regel wegen ihrer antimonarchistischen Haltung ins Gefängnis kamen.

1887/88 wurde auf dem Areal der Festung Hohenasperg auch ein Wasserturm errichtet [1] , [2], der auch Antennen für den Polizeifunk trägt.

Seit 1894 befindet sich auf dem Hohenasperg ein Gefängnis für den zivilen Strafvollzug. Inzwischen ist dort das Zentralkrankenhaus für den Baden-Württembergischen Strafvollzug untergebracht.

Frühes KZ in der NS-Zeit

Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus im Frühjahr und Sommer 1933 wurden zahlreiche sozialdemokratische und kommunistische Hitlergegner inhaftiert, darunter der württembergische Staatspräsident Eugen Bolz, der 1945 während der Aktion Gitter in Berlin ermordet wurde. Mindestens 101 Gefangene kamen in dem harten Strafvollzug ums Leben, von denen 20 Namen durch die Ludwigsburger VVN ermittelt wurden. Ihrer wird mit einer Gedenktafel auf dem Gefangenenfriedhof gedacht.[1]

Durchgangslager für die Deportation in KZs (1940-1943)

Deportation von südwestdeutschen Sintifamilien. Foto vom 22. Mai 1940 Hohenasperg
Die Sintifamilien wurden unter Polizeibewachung zu Fuß durch das Dorf eskortiert

Für die ersten zentral geplanten Deportationen von Sinti und Roma aus Süddeutschland westlich des Rheins (Mainz, Ingelheim, Worms) im Mai 1940 wurde das Gefängnis als Zwischenstation für Familien genutzt. Die Deportation erfolgte mit einem Sonderzug, die Familien wurden unter Polizeibewachung zu Fuß durch das Dorf eskortiert. Im Gefängnis fand eine abschließende Untersuchung und Begutachtung durch die "Forschungsstelle Ritter" statt, die über das Schicksal der Verhafteten entschied. Die weitere Deportation führte in das Generalgouvernement. "Nichtzigeuner" wurden zurückgeschickt.[2] Zumindest bis zu Anfang 1943 wurde das Gefängnis als Durchgangsstation für Sintifamilien in KZs genutzt. Die weitere Deportation führte ins „Zigeunerfamilienlager“ des KZ Auschwitz-Birkenau wo die Häftlinge ermordet wurden. [3]

Gegenwart

Im Justizvollzugskrankenhaus befand sich u. a. der Serienmörder Heinrich Pommerenke in Haft, der dort am 27. Dezember 2008 verstarb.

Weblinks

Patrick Nowak & Daniel Behrmann: Asberg - Auschwitz. Der NS-Völkermord an den Sinti und Roma am Beispiel der Pfalz. - Auschwitz.pdf

Literatur

  • M. Biffart: Geschichte der württembergischen Feste Hohenasperg und ihrer merkwürdigen Gefangenen. Stuttgart, 1858
  • Theodor Bolay: Der Hohenasperg - Vergangenheit und Gegenwart. Bietigheim, 1972
  • Horst Brandstätter: Asperg - Ein deutsches Gefängnis, Berlin: Wagenbachs Taschenbücherei 1978. ISBN 3-8031-2045-4
  • Erwin Haas: Die sieben württembergischen Landesfestungen Hohenasperg, Hohenneufen, Hohentübingen, Hohenurach, Hohentwiel, Kirchheim/Teck, Schorndorf. Reutlingen, 1996
  • Paul Sauer: Der Hohenasperg - Fürstensitz, Höhenburg, Bollwerk der Landesverteidigung. Leinfelden-Echterdingen, 2004. ISBN 3-87181-009-6
  • Theodor Schön: Die Staatsgefangenen auf Hohenasperg. Stuttgart, 1899

Einzelnachweise

  1. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd.I, Bonn 1995, S. 20f., ISBN 3-89331-208-0
  2. Arbeitslisten der "Forschungsstelle Ritter" (Bundesarchiv Bestand R 165/38), Deportationslisten und Schriftwechsel der Polizei in Mainz.
  3. Reutlingen 1930 - 1950; Nationalsozialismus und Nachkriegszeit". hrsg 1995 v.der Stadt Reutlingen, Schul-, Kultur- und Sportamt mit dem Reutlinger Stadtarchiv ISBN 3-927228-61-3 S. 159-160.

48.9102777777789.13833333333337Koordinaten: 48° 54′ 37″ N, 9° 8′ 18″ O


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