- Horrem
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Horrem Stadt KerpenKoordinaten: 50° 55′ N, 6° 43′ O50.9133333333336.7125Koordinaten: 50° 54′ 48″ N, 6° 42′ 45″ O Fläche: 7,59 km² Einwohner: 12.085 (31. Dez. 2008) Eingemeindung: 1. Jan. 1975 Postleitzahl: 50169 Vorwahl: 02273 Horrem ist seit 1975 ein Ortsteil der Stadt Kerpen im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen am östlichen Ufer der Erft. Angrenzend sind im Süden Götzenkirchen und im Osten Neu-Bottenbroich, ebenfalls Stadtteile der Stadt Kerpen. Nachbarorte sind im Norden Quadrath-Ichendorf (zu Bergheim) und im Osten Habbelrath (zu Frechen).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Horrem
Horrem wurde im Jahr 864 als Horoheim erstmals urkundlich erwähnt. In dieser Zeit wurde die Ansiedlung als dem Kölngau zugehörig bezeichnet. Der alte Name des Ortes bedeutet so viel wie Sumpfheim. Der Name Horrem kann auch mit guten Gründen vom lateinischen Wort „horreum“ (Kornspeicher) abgeleitet werden. Schon zur römischen Zeit war das Erftgebiet für seine fruchtbaren Lössböden bekannt. Römische Legionsveteranen hatten nach 18 Dienstjahren das Anrecht auf eine Bauernstelle. Diese Gutshöfe, Villae Rusticae, sind für das Gebiet Horrem nachgewiesen. Die römische Legion in Köln wurde unter anderem von hier mit Getreide versorgt. Dies war eine lukrative Einkunft für die Veteranen im Altersruhestand.
Im 13. und 14. Jahrhundert gehörte Horrem zum Herzogtum Jülich. Vom 14. bis 17. Jahrhundert sind die von Merode die Herren der Burg Hemmersbach, das heißt Horremer Unterherrschaft. Aus ihrem Wappen stammen die roten Pfähle des Horremer Wappens. 1789 war Horrem ein Ort im jülichen Amt Bergheim. Nach der Besetzung durch die französische Truppen kam Horrem zum Kanton Kerpen im Arrondissement Cologne im Département de la Roer. In preußische Zeit entstand die Gemeinde Horrem, die zunächst zur Bürgermeisterei Sindorf bzw. zum Amt Sindorf gehörte. 1938 erfolgte die Namensänderung in Amt Horrem.
Durch das Köln-Gesetz von 1974 gehört Horrem seit dem 1. Januar 1975 zur Stadt Kerpen.[1]
Götzenkirchen
Bis zur napoleonischen Zeit hieß der Ort Gutzenkirchen (aus dem Namen Godo oder Götz) oder Gotteskirchen; danach wechselten die Ortsbezeichnungen, bis es beim heutigen Namen blieb. In den Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein von 1912 ist von „Gotteskirchen“ die Rede. Ebenso ist dieser Name im Handbuch des Erzbistums Köln von 1966 noch in Klammern hinter der heutigen Bezeichnung aufgeführt. 1808 wurde die Pfarrei in Götzenkirchen als Filiale der Clemenskirche in Hemmersbach unterstellt.
Wappen
Das Wappen Horrems zeigt im geteilten Schild oben in Gold einen Löwen mit blauem Anker in den Pranken und unten vier rote Pfähle auf Gold.
Verkehr
Schiene
Deutsche Bahn und S-Bahn
Der Bahnhof Horrem ist ein Verkehrsknotenpunkt im Rheinland. Er verbindet die Strecke Köln Hbf–Horrem–Düren–Langerwehe–Eschweiler Hbf–Aachen Hbf mit der Erftbahn Horrem–Quadrath-Ichendorf–Bergheim–Bedburg–Grevenbroich–Düsseldorf Hbf. Außerdem fahren die S-Bahnen S 12 Düren–Horrem–Köln–Troisdorf–Siegburg–Au und S 13 Horrem–Köln–Köln/Bonn Flughafen–Troisdorf. Der NRW-Express RE 1 – die am stärksten ausgelastete Zugverbindung Deutschlands – hält ebenfalls in Horrem. Quer durch den Bahnhof verläuft die tektonische Verschiebung des Horremer Sprungs, der ein Teil des Erftsprungs ist. Im Hinblick auf kleine Verschiebungen sind die Schienenstöße der S-Bahn und Regionalbahn an dieser Stelle in Fahrtrichtung leicht verschiebbar montiert. Für den Schnellverkehr wurde eine aufwendige unterirdische Brücke errichtet.
Das Empfangsgebäude des Bahnhofs wird 2012 abgerissen und bis 2013 komplett neu aufgebaut. Das neue Bahnhofsgebäude soll im Rahmen eines Pilotprojekts der Deutschen Bahn als „StationGreen XL-Modul“ streng nach ökologischen Gesichtspunkten gebaut und mit umweltfreundlicher Technik ausgestattet werden.[2]
"Nord-Süd-Bahn" Rheinbraun
Am östlichen Rand von Horrem verläuft eine weitere Eisenbahnstrecke. Auf dieser Werksbahnstrecke werden Kohle und Abraum zwischen den Tagebauen und den Kohlekraftwerken der RWE Power (ehemals Rheinbraun AG) transportiert. An der Stelle, wo diese Bahnstrecke die Strecke Köln–Aachen der Deutschen Bahn überquert, entstand in den Jahren 1953/1954 die damals längste Stahlbetonbrücke Deutschlands. Sie wurde nötig, weil man wegen der Elektrifizierung der Bahn den 1623 m langen Tunnel durch die Ville abreißen - aufschlitzen - musste. Er war schon 1840 für die Bahnstrecke Belgien-Aachen-Köln gebaut worden.
→ Hauptartikel: Nord-Süd-Bahn (Garzweiler)
Die „strategische Bahn“
Westlich von Horrem und Götzenkirchen verläuft der Bahndamm der „Strategischen Bahn“. Diese sollte nach 1870/71 das Rhein-Ruhr-Gebiet durch die Eifel mit dem lothringischen Industrierevier verbinden, das damals zum Deutschen Reich gehörte. 1919 beendete der Versailler Vertrag diese Pläne. Zu dieser unvollendeten Bahnstrecke zählen auch die Brückenstümpfe bei Ahrweiler und der „Regierungsbunker“ bei Dernau-Marienthal. Der Streckenabschnitt von Horrem bis Liblar wurde nach dem 2. Weltkrieg teilweise wegen des Braunkohle-Abbaus verlegt, aber kurz danach stillgelegt.
Straße
Horrem liegt unmittelbar am Kreuz Kerpen und kann über die Ausfahrten Bergheim-Süd und Kerpen-Türnich (beide A 61), sowie Kerpen/Sindorf/Horrem (A 4) erreicht werden. Die A 4 selbst durchquert Horrem in Ost-West-Richtung zwischen Götzenkirchen und Horrem. Am nördlichen Ortsrand verläuft die Bundesstraße 55.
Vor dem Bahnhofsgebäude befindet sich ein Busbahnhof mit sechs Bahnsteigen für die VRS-Omnibuslinien Richtung Bergheim, Bedburg, Elsdorf, Erftstadt, Frechen, Hücheln, Hürth, Kerpen, Königshoven und Sindorf.
Der Bahnhofsvorplatz und der Busbahnhof wird seit 2010 umgebaut und völlig neu gestaltet.
Religion
Der katholische Pfarrverband „Kerpen-Horrem“ besteht aus den drei Gemeinden „Christus König“ mit der alten Pfarrkirche romanischen Ursprungs „Sankt Clemens“ und der neuen Pfarrkirche „Christus König“ in Horrem, „St. Cyriakus“ in Götzenkirchen und „Heilig Geist“ in Neu-Bottenbroich. Der Pfarrpatron ist St. Clemens, weswegen sich im Horremer Wappen ein Anker befindet.
Die evangelische Kirche am Mühlengraben heißt „Kreuzkirche“. Kirche und Gemeindezentrum wurden 1967 eingeweiht.
Daneben bestehen noch eine Neuapostolische Kirche und eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde.
Weltweite Bekanntheit erlangte Horrem durch den Besuch von Papst Benedikt XVI. im Rahmen des Weltjugendtages 2005 auf dem im Süden von Horrem gelegenen Marienfeld.
Bildung
In Horrem gibt es zahlreiche Kindergärten und zwei Grundschulen, die Clemensschule und Rathausschule sowie die Mädchen-Realschule „Mater Salvatoris“, das Adolf-Kolping-Berufskolleg Horrem (Technikzentrum I – Berufskolleg des Rhein-Erft-Kreises) und das PRÄHA Bildungszentrum Horrem für Heilhilfsberufe gGmbH mit den staatlich anerkannten Berufsfachschulen Anna-Hermann-Schule Kerpen und Lehrinstitut für Physiotherapie. Dort kann im dritten Jahr der Ausbildung und einem zusätzlichen vierten Jahr in Heerlen, Niederlande, seit 2002 der international anerkannte Abschluss Bachelor of Physiotherapy erworben werden. Es befindet sich eine städtische Realschule und die Willy-Brandt-Gesamtschule Kerpen im Schulzentrum Horrem–Sindorf. Außerdem gibt es in Horrem eine Hauptschule.
Sehenswürdigkeiten
Horrem
Sehenswert sind: die Kirchen, insbesondere die alte St. Clemens-Kirche, die Burg Hemmersbach, das Kloster der Salvatorianerinnen mit anliegender Mädchen-Realschule, das alte Rathaus und der Papsthügel auf dem Marienfeld. Der 1366 zerstörte Vorgängerbau der Burg Hemmersbach ist am Südrand des Ortes als "Motte" noch erkennbar.
Die Clemenskirche ist vermutlich aus einer Eigenkapelle des Hauses Hemmersbach hervorgegangen. Das mittelalterliche Langhaus wurde 1852 wesentlich vergrößert. Auf Burg Hemmersbach lebte der Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips. Auf dem Gelände der Burg befindet sich ein Museum über ihn. Ganz in der Nähe befand sich die erste Kartbahn Deutschlands, die neuen Wohnhäusern weichen musste. Sie war initiiert vom „Renngrafen“ von Trips, der den Kartsport in den USA kennengelernt hatte und ihn in Deutschland einführte. Dort trainierte als Kind Michael Schumacher auf dem Gokart, ehe die neue Kartbahn in Kerpen-Manheim eingerichtet wurde.
Götzenkirchen
Das Ensemble der alten Dorfstraße ist von kleinen meist eingeschossigen Fachwerkhäusern geprägt.
Die Kirche St. Cyriakus geht auf einen Ursprungsbau des 11. Jahrhunderts zurück. Das heutige Gebäude ist ein schlichter Barockbau. Wegen der Grundwasserabsenkung infolge des Braunkohleabbaus musste Rheinbraun die alten Fundamente der Kirche unterfangen; dabei wurden Öl-Hydraulikpumpen installiert, die bei eventuellen nachträglichen Bodenbewegungen eine Nachregulierung ermöglichen. Die zugehörigen Meßpunkte sind an den Außenwänden der Kirche erkennbar.[3]
Quellen
- ↑ Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
- ↑ Empfangsgebäude wird abgerissen. Kölner Stadt-Anzeiger, abgerufen am 8. März 2011. , VBR News-Net, Bahnaktuell
- ↑ Bernd Imgrund, Nina Osmers: 111 Orte im Kölner Umland, die man gesehen haben muss, Verlag Emons, Köln, 2010, ISBN 978-3-89705-777-7, Ort 50
Literatur
- Siehe „Kerpen“.
- zusätzlich:
- Helmut Weingarten: Die Eisenbahn zwischen Rhein und Erft. Ein Lesebuch für Eisenbahnfreunde. Rheinland-Verlag, Köln 1987, ISBN 3-7927-0973-2, S. 36–47 (Beiträge zur Geschichte des Erftkreises 5).
- Helmut Weingarten: Die Ordensniederlassungen des 19. und 20. Jahrhunderts. In: Erftkreis (Hrsg.): Klöster und Stifte im Erftkreis. Rheinland-Verlag, Pulheim-Brauweiler 1988, ISBN 3-7927-1044-7, S. 295: Salvatorianerinnen (Beiträge zur Geschichte des Erftkreises 6 = Erftkreisveröffentlichung 128).
- Susanne Harke-Schmidt, Franz Kretschmar: Burg Hemmersbach. Rittersitz, Herrschaftsgut, Byteburg. Herausgegeben von Claus Bachem. Bachem, Köln 2002, ISBN 3-7616-1515-9.
Weblinks
Commons: Horrem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- unser-horrem.de – Unabhängiges Stadtportal für Horrem
- Infos zu Horremer Bahnen
- Helmut Weingarten: Mit Volldampf durch den Kreis
- Götzenkirchen
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