- Alte Trinitatiskirche
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Die Alte Trinitatiskirche (Römisch-Katholische Propsteikirche zur Heiligen Dreifaltigkeit) war der erste katholische Kirchenneubau in Leipzig seit der Reformation. Sie wurde 1847 geweiht, 1943 durch einen Bombenangriff zerstört und 1980 durch einen Neubau an anderer Stelle ersetzt.
Eine weitere Trinitatiskirche in Leipzig ist die 1950 geweihte evangelische Kirche im Stadtteil Anger-Crottendorf.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Trinitatiskirche befand sich auf dem Grundstück Rudolphstraße 1/2, das am Leipziger Promenadenring westlich der ehemaligen Pleißenburg beziehungsweise des seit 1905 dort stehenden Neuen Rathauses liegt. Der Kirchenbau erstreckte sich von Ost nach West, wobei der Turm an der dem Promenadenring abgewandten Seite stand.
Zuvor befand sich auf dem Grundstück das Haus des Leipziger Arztes Dr. Wendler, der den Dichter und Freiheitskämpfer Theodor Körner nach seiner schweren Verwundung am 17. Juni 1813 versorgt hatte. An diese historische Gegebenheit erinnerte ein schlichter Gedenkstein, der vor der Kirche aufgestellt war.[1]
Heute befindet sich im östlichen Teil des Kirchengrundstücks eine schmucklose Grünanlage. Im Westteil wurde in den 1980er Jahren ein Schulgebäude in Plattenbauweise errichtet, das gegenwärtig für den Schulhort genutzt wird.[2]
Geschichte
Raumsituation der katholischen Kirchgemeinde in Leipzig bis 1847
Nach der Reformation besaß die katholische Kirchengemeinde Leipzigs zunächst kein eigenes Gotteshaus. Seit Juni 1710 konnte sie ihre Gottesdienste in einem dreischiffigen Raum der Pleißenburg, dem sog. Reitsaal, abhalten.[3] In diesem Raum traten im Juli 1841 erhebliche Gewölbeschäden auf, die eine Weiternutzung unmöglich machten. Der katholischen Gemeinde wurde daraufhin gestattet, ihre Gottesdienste in der unweit gelegenen Matthäikirche zu feiern.
Planung und Kirchenbau
Die Überlegungen für den Bau einer eigenen Kirche für die katholische Kirchgemeinde in Leipzig gehen bis in das Jahr 1824 zurück, als der katholische sächsische König Friedrich August I. untersuchen ließ, welche Möglichkeiten für den Bau einer katholischen Kirche bestanden. Doch erst nachdem die gottesdienstliche Nutzung der Pleißenburg unmöglich geworden war, nahmen diese Überlegungen konkrete Gestalt an. Die katholische Kirchgemeinde Leipzigs war zu dieser Zeit durch den Zuzug von Arbeitern vor allem aus Süd- und Ostdeutschland stark angewachsen, so dass die Errichtung eines eigenen Gotteshauses sinnvoll erschien. Auf Betreiben des Bischofs Franz Laurenz Mauermann wurde ein Baufonds gegründet. Vertreter der Kirchgemeinde richteten am 4. Juni 1845 einen Spendenaufruf an die Leipziger Bevölkerung. Große finanzielle Unterstützung erhielt das Neubauprojekt von dem Leipziger Kaufmann Franz Dominic Grassi. Das für den Kirchenbau erforderliche Grundstück im neu entstehenden Westviertel wurde der Gemeinde von dem Industriellen Karl Heine zu günstigen Konditionen verkauft. Im Kaufvertrag wurde vereinbart, dass „auf der Parzelle … kein anderes Gebäude, sondern nur eine Kirche errichtet werden soll, wogegen … sich verpflichtet, dass diese Parzelle rings von freien öffentlichem Platze und respektive Straßenraum umgeben bliebe, doch namentlich vor dem Eingang der Promenade zu irgendetwas nicht vorgebaut, sondern die Ansicht der Vorderfront von der Brücke her völlig frei erhalten werde.“
Mit der Projektierung des Kirchenneubaus wurde der Nürnberger Architekt Carl Alexander Heideloff betraut. Am 2. Juli 1845 wurde mit dem Bau unter der Leitung von Johann Klug, einem Schüler Heideloffs, begonnen. Später übernahm der Heideloff-Schüler Michael Geiger die Bauleitung. Die Mauerarbeiten wurden von den Leipziger Maurermeistern Purfürst und Siegel, die Sandsteinarbeiten von den Dresdner Steinmetzen Hiller und Einsiedel übernommen. Die Einweihung der Kirche wurde am 19. September 1847 gefeiert. Sie war das erste katholische Gotteshaus, das in Leipzig nach der Reformation geweiht wurde. Zugleich handelte es sich um das erste neogotische Kirchengebäude der Stadt.
Veränderungen und Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
Der Kirchenbau wurde in den Jahren 1888 und 1929 verändert. 1888 wurden an den beiden Seiteneingängen Anbauten nach Plänen von Hugo Altendorff errichtet. 1929 wurde die Kirche um drei Anbauten erweitert, die der Leipziger Architekt Clemens Lohmer entworfen hatte.
Wegen des Rohstoffmangels im Ersten Weltkrieg mussten die beiden großen Glocken der Kirche im Juli 1917 abgegeben werden. Erst am 22. März 1925 konnten drei neue Glocken als Ersatz geweiht werden. Das vollständige Geläut hatte dann bis zum Zweiten Weltkrieg Bestand. Am 4. Dezember 1941 wurden erneut drei der vier Glocken zum Zwecke der Rohstoffgewinnung für die Rüstungsgüterproduktion entfernt.
Beim verheerenden Luftangriff auf Leipzig in den frühen Morgenstunden des 4. Dezember 1943 wurde die Trinitatiskirche (wie auch die Johanniskirche und Matthäikirche) durch Brand- und Sprengbomben schwer beschädigt. Von dem bis dahin von Kriegsschäden verschont gebliebenen Gebäude blieben nur die Außenmauern und der Kirchturm stehen. Bei einem weiteren Luftangriff am 20. Februar 1944 wurde auch der Altarraum (Presbyterium) völlig verstört.[4]
Querelen um Kirchenneubau und Sprengung
Nach Kriegsende war die katholische Kirchgemeinde aufgrund der Vertreibungen aus den deutschen Ostgebieten stark angewachsen. Da die zerstörte Kirche nur 600 Plätze hatte, kam ein Wiederaufbau nicht in Betracht. Stattdessen wurde ein größerer Neubau am alten Standort geplant. 1950 begannen Enttrümmerungsarbeiten am Kirchengrundstück, wobei die Steine der alten Kirche als Baumaterial für den Neubau aufbereitet wurden. Die dem Rat der Stadt vorgelegten Baupläne wurden von diesem zunächst mit Wohlwollen begutachtet. Alsbald wurden jedoch von Seiten der Stadt Änderungswünsche angemeldet. Wegen der zum damaligen Zeitpunkt in Planung befindlichen geschlossenen Ringbebauung wurde die Kirche mit ihrem Turm als störende städtebauliche Dominante angesehen.
Nach zahlreichen Planmodifikationen wurde die Standortgenehmigung am 31. Oktober 1954 erteilt. Daraufhin wurde im November/Dezember 1954 die Ruine der Trinitatiskirche gesprengt sowie eine Baugrube ausgehoben. Zu Beginn des Jahres 1955 wurde die bereits erteilte Genehmigung jedoch wieder zurückgenommen, so dass die für den Dreifaltigkeitssonntag 1955 geplante Grundsteinlegung für die neue Kirche nicht stattfinden konnte. In der Folgezeit verwahrloste das Kirchengrundstück zusehends.
Nachdem das gesamte Neubauprojekt im Juli 1958 endgültig abschlägig beschieden worden war und sich kritische Stimmen aus der Bevölkerung über den Zustand des Baugeländes mehrten, wurde das Baumaterial von der Stadt Leipzig beschlagnahmt, die Fläche eingeebnet und bis zum Herbst 1958 begrünt. Anschließend dauerte es noch bis 1982, bis die katholische St. Trinitatisgemeinde am Rosental die Propsteikirche öffnen konnte.
Gebäude
Äußere Gestaltung
Die Trinitatiskirche war etwa 50 m lang und etwa 25 m breit. Die Höhe des Mittelschiffs betrug etwa 20 m, die Höhe des Kirchturms etwa 54 m.[5] Die Außenflächen des neogotischen Baus waren mit Ziegeln verkleidet. Alle Schmuckformen wurden aus Sandstein hergestellt. Der an der Westseite der Kirche befindliche Turm besaß ein achteckiges Obergeschoss mit einem durchbrochenem Spitzhelm. Er setzte bis zur Zerstörung der Kirche einen bedeutenden architektonischen Akzent in der Leipziger Westvorstadt. Das Mittelschiff war als dreischiffige Stufenhalle gestaltet worden. Diese öffnete sich nach einem im halben Achteck geschlossenen Chor. Dem Chor waren zwei Kreuzflügel angefügt, die Sakristeien, Treppen und Betstuben aufnahmen.
In einem Reiseführer über die Stadt Leipzig aus dem Jahre 1860 heißt es über den zu diesem Zeitpunkt nur 13 Jahre alten Kirchenbau: „Ist die Kirche auch nicht großartig, so gereicht sie doch als ein geschmackvolles und edles Bauwerk der Stadt zur Zierde.“[6]
Innere Ausstattung
Pfeiler und Gewölbe der Stufenhalle waren in Holz hergestellt und verputzt. Der von Carl Alexander Heideloff entworfene Hochaltar enthielt vier Gemälde von Carl Christian Vogel von Vogelstein: einen wiederkehrenden Jesus Christus auf dem Hauptbild, zwei Evangelisten auf jedem Seitenflügel sowie die sieben Werke der Barmherzigkeit auf der Predella. Das Hauptbild wurde 1862, die Seitenflügel gar erst 1880 installiert. Die am linken Chorbogen befindliche neugotische Kanzel wurde ebenfalls von Heideloff entworfen. Sie war über eine Treppe von der Sakristei aus zugänglich. Das Chorgewölbe war als Sternenhimmel ausgemalt. Die Orgel wurde 1847 von dem Bornaer Orgelbauer Urban Kreutzbach erbaut. Sie umfasste 26 Register, die sich auf Hauptwerk, Oberwerk und Pedal verteilten.
Gemälde „Christus am Kreuz“ von Lucas Cranach d. Ä.
Auf der linken Seite des Altarraums befand sich ein 81 cm breites und 180 cm hohes Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren aus dem Jahre 1546, das den gekreuzigten Christus zeigte. Das Gemälde war von der Kirchgemeinde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erworben worden. Aufgrund des schlechten Gesamtzustandes erfolgte zwischen den Weltkriegen eine umfassende Restaurierung in Dresden. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Gemälde ausgelagert. Seitdem gilt es als verschollen.
Bemerkenswerterweise existiert weder eine Fotografie noch eine sonstige bildliche Darstellung des Gemäldes. Die Bildkomposition lässt sich jedoch aufgrund einer detaillierten Bildbeschreibung rekonstruieren, die von dem früheren Museumsdirektor J. Müller aus Chemnitz stammt.[7]
Tiroler Madonnenstatue
In der Kirche befand sich zudem eine 1,47 m große Madonnenstatue aus Holz, die um 1800 in Tirol gestaltet worden war. Diese befindet sich heute wie auch einige liturgische Geräte im katholischen Gemeindezentrum in der Leipziger Emil-Fuchs-Straße.
Nachweise
- ↑ Illustrierter Führer durch Leipzig und Umgebung, S. 91.
- ↑ http://www.leipzig.de/de/buerger/service/dienste/jugend/betreuung/kitas/06600.aspx?detailsId=78
- ↑ Weiterführende Informationen zur Raumsituation auf der Internetpräsenz der Propsteigemeinde St. Trinitatis
- ↑ Siehe dazu die Fotografie der kriegszerstörten Kirche auf der Internetpräsenz der Propsteigemeinde St. Trinitatis
- ↑ Carl Weidinger: Leipzig. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebungen, S. 137 f.
- ↑ Carl Weidinger: Leipzig. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebungen, S. 138.
- ↑ Vgl. Internetpräsenz der Propsteigemeinde St. Trinitatis.
Quellen
- Hanns Börner/Niels Gormsen/Hella Müller: Das verlorene Westviertel. Pro Leipzig, Leipzig 2007. ISBN 978-3936508345.
- Illustrierter Führer durch Leipzig und Umgebung. 35. Auflage, Woerl's Reisebücher-Verlag, Leipzig.
- Heinrich Magirius/Hanna-Lore Fiedler: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Sachsen. Stadt Leipzig. Die Sakralbauten. Deutscher Kunstverlag, München 1995. ISBN 3-422-00568-4.
- Johann Neudert: Katholische Kirche Leipzig seit 1710 und Propsteigemeinde. Leipzig, 1997.
- Carl Weidinger: Leipzig. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebungen. Verlagsbuchhandlung J.J. Weber, Leipzig 1860, 1989 (Repr.), ISBN 3-350-00310-9.
- Zeittafel zur Geschichte der katholischen Kirche in Leipzig und der Propsteigemeinde
51.33628612.369329Koordinaten: 51° 20′ 11″ N, 12° 22′ 10″ O
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