Hungerplan

Hungerplan

Als Hungerplan oder Backe-Plan (nach dem Staatssekretär im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Herbert Backe, NSDAP) wird ein Plan der für die Kriegswirtschaft maßgeblichen Teile der nationalsozialistischen Führung des Deutschen Reiches bezeichnet, nach dem Überfall auf die Sowjetunion die in den besetzten sowjetischen Gebieten produzierten Lebensmittel an die deutschen Besatzungstruppen und ins deutsch besetzte Europa zu liefern und somit bis zu dreißig Millionen Menschen in Osteuropa verhungern zu lassen.

Ob es sich bei dem in Görings Vierjahresplanbehörde entwickelten Hungerplan um eine detaillierte Planung der offiziellen Politik des NS-Regimes, um seine allgemeine ideologische und politische Haltung oder eher um die Kalkulation der Folgen einer Versorgung der deutschen Armee mit den Nahrungsmitteln der besetzten sowjetischen Territorien handelt, ist in der Forschung nicht endgültig geklärt. Die meisten Historiker sehen keinen Widerspruch zwischen einem rigiden, gleichermaßen scheinbaren kriegswirtschaftlichen Sachzwängen gehorchenden wie rassenideologisch fundierten Hungerkalkül des NS-Regimes.

Inhaltsverzeichnis

Planungen von Lebensmittelversorgung und Hunger

Herbert Backe (1896–1947). Aufnahme aus dem Jahr 1942

Den Ersten Weltkrieg hatte Deutschland unter anderem wegen des Mangels an Rohstoffen und Nahrungsmitteln verloren. Im Zweiten Weltkrieg stand man vor einer ähnlichen Situation. Trotz der aufwendigen „Erzeugungsschlachten“ der deutschen Landwirtschaft genügte die Agrarproduktion des Reiches nicht zur Selbstversorgung. Am 14. Februar 1940 erklärte Herbert Backe, Staatssekretär im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, es drohe der „Zusammenbruch der Ernährungswirtschaft im Laufe des zweiten Kriegsjahres, wie im Jahre 1918“.[1] Backe leitete auch die Geschäftsgruppe Ernährung im Vierjahresplan. Er war der Meinung, dass das deutsche Ernährungsproblem mit dem bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion gelöst werden könne. Da aber Berechnungen der Landwirtschaftsführung zeigten, dass größere Überschüsse in der Sowjetunion nicht vorhanden waren, wurde eine Strategie für die Behandlung der sowjetischen Bevölkerung entworfen, um ein Höchstmaß an Nahrungsmitteln aus dem Land zu pressen und gleichzeitig die nationalsozialistische Vernichtungspolitik im Osten voranzutreiben. Nach Einschätzung des Historikers Christian Gerlach war die nationalsozialistische Wirtschaftsführung im Osten ein Instrument der Massenvernichtung.[2]

Protokoll der Staatssekretäre-Besprechung, 2. Mai 1941

Als Beweise für die Existenz einer solchen Strategie gibt es eine Reihe von Dokumenten, die aus den Planungsstäben der Staats- und Parteiinstanzen stammen, und Reden auf Ministerebene. Schon sieben Wochen vor dem deutschen Überfall auf die UdSSR am 22. Juni 1941 hieß es in einer Aktennotiz über eine Besprechung von mehreren Staatssekretären und führenden Wehrmachtsoffizieren am 2. Mai 1941 zu den kriegswirtschaftlichen Konsequenzen des geplanten „Unternehmens Barbarossa“.

„1.) Der Krieg ist nur weiter zu führen, wenn die gesamte Wehrmacht im 3. Kriegsjahr aus Rußland ernährt wird.
2.) Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird.“[3]

Die Bedeutung dieser Staatssekretäre-Besprechung und insbesondere Backes spiegelt sich auch in Tagebucheinträgen von Propaganda-Minister Joseph Goebbels. So notierte dieser einen Tag vor der Besprechung:

„Backe trägt mir den Stand unserer Ernährung vor. Fleisch muß ab 2. Juni um 100 gr pro Woche gekürzt werden. Die Wehrmacht ist zu gut gestellt und verzehrt zuviel [...] Im Brot können wir hoffen durchzukommen, wenn keine Erntekrise eintritt [...] Bekommen wir ein drittes Kriegsjahr, dann zehren wir vom Brot die letzten Reserven auf [...] Backe beherrscht übrigens sein Ressort meisterhaft. Bei ihm wird getan, was überhaupt nur möglich ist.“[4]

Und wenige Tage nach der Besprechung schrieb Goebbels erleichtert:

„Backe legt die Ernährungslage dar. Wie er mir vor einigen Tagen berichtete. Noch einige zusätzliche Angaben, die zu Optimismus berechtigen. Wenn nur die diesjährige Ernte gut wird. Und dann wollen wir uns ja im Osten gesundstoßen.“[5]

Christian Gerlach wies in seinem 1999 zur deutschen Besatzungspolitik in Weißrussland erschienenen Buch darauf hin, dass dieses Dokument „in seiner ganzen Tragweite für die folgende Besatzungspolitik in der Sowjetunion […] kaum erkannt worden“ sei.[6] 2006 wurde der Hintergrund der Besprechung von dem britischen Historiker Alex J. Kay näher untersucht und in den Kontext der wirtschaftlichen Planung für die deutsche Besatzungspolitik eingeordnet.[7] Da keine Teilnehmerliste für die Besprechung gefunden wurde, kommt Kay nach dem Abgleich verschiedener Quellen, darunter Tagebücher, Terminkalender und die Zustellung des Protokolls zu dem Schluss, dass „die Generäle Thomas und Schubert als Empfänger des Sitzungsprotokolls und auf der einen Seite federführender Angehöriger des Wirtschaftsführungsstabes Ost (Thomas) bzw. auf der anderen Seite des Wirtschaftsstabes Ost (Schubert) an dem Treffen vom 2. Mai teilnahmen. Als Staatssekretäre (bzw. Unterstaatssekretäre) und Mitglieder des Wirtschaftsführungsstabes Ost waren zudem auch Körner (Stellvertreter Görings), Backe, von Hanneken, Alpers und Syrup höchstwahrscheinlich anwesend. Je nachdem, ob die Tagebucheinträge Rosenbergs richtig waren, können Rosenberg, Jodl, Meyer, Schlotterer und Riecke als wahrscheinliche Teilnehmer angesehen werden.“[8]

Wirtschaftspolitische Richtlinien, Gruppe Landwirtschaft, 23. Mai 1941

Die „Wirtschaftspolitischen Richtlinien für Wirtschaftsorganisation Ost, Gruppe Landwirtschaft“ vom 23. Mai 1941 bilden die schriftliche Fassung der Schlussfolgerungen, zu denen drei Wochen vorher die Staatssekretärsbesprechung gekommen war. Sie zeigen schon in den einleitenden Sätzen die Sichtweise der Planer, dass die Getreideüberschüsse der Sowjetunion deswegen stark zurückgegangen seien, weil die UdSSR im Vergleich zur Zeit des Zarenreiches heute dreißig Millionen Menschen mehr, vor allem in den Großstädten, zu ernähren habe. In den Richtlinien heißt es:

„Rußland [...] lieferte jährlich im Durchschnitt der Jahre 1909/13 auf dem Weltmarkt rd. 11 Mill. T. Getreide [...] Heute liefert Rußland nur ganz geringe Bruchteile dieses Exports, und zwar nur Getreide, im Durchschnitt 1 bis höchstens 2 Mill. t pro Jahr [...] Die Erklärung für diese Widersprüche ist in folgendem zu suchen: 1.) Die Gesamtbevölkerung ist von 140 Millionen im Jahre 1914 auf 170,5 Millionen im Jahre 1939 gestiegen. Insbesondere hat sich die Stadtbevölkerung von rd. 10 % auf rd. 30 % der Gesamtbevölkerung erhöht.[…] Damit ist das wesentliche des Problems gekennzeichnet. Die Überschüsse Rußlands an Getreide werden entscheidend nicht durch die Höhe der Ernte, sondern durch die Höhe des Selbstverbrauchs bestimmt. […] Diese Tatsache ist der Schlüsselpunkt, auf dem unsere Maßnahmen und unsere Wirtschaftspolitik aufzubauen haben. Denn: […] Da Deutschland bzw. Europa unter allen Umständen Überschüsse braucht, muß also der Konsum entsprechend herabgedrückt werden. […] Dieses Herabdrücken des Konsums ist im Gegensatz zu den bisherigen besetzten Gebieten auch durchführbar deshalb, weil das Hauptüberschußgebiet von dem Hauptzuschußgebiet räumlich scharf getrennt ist. […] Die Überschußgebiete liegen im Schwarzerdgebiet (also im Süden, Südosten) und im Kaukasus. Die Zuschußgebiete liegen im Wesentlichen in der Waldzone des Nordens (Podsolböden). […] Die Bevölkerung dieser Gebiete, insbesondere die Bevölkerung der Städte, wird größter Hungersnot entgegensehen müssen. […] Viele 10 Millionen von Menschen werden in diesem Gebiet überflüssig und werden sterben oder nach Sibirien auswandern müssen.“[9]

Auszug aus den „12 Geboten“ Backes vom 1. Juni 1941

Während die wirtschaftspolitischen Richtlinien vom 23. Mai 1941 nur als internes Papier und in den Führungsstellen des Wirtschaftsstabes Ost kursierten, teilte Backe den Landwirtschaftsbeauftragten vor Ort deren wichtigste Inhalte in seiner „Kreislandwirtschaftsführer-Mappe“ vom 1. Juni 1941 mit.[10] Diese in der Literatur auch als „Gelbe Mappe“ bezeichnete Broschüre enthielt in komprimierter Form die wichtigsten Inhalte der Richtlinien vom 23. Mai 1941 und wurde an die über 10.000 Landwirtschaftsführer verteilt.[11] Backe fügte dieser Mappe von ihm selbst unterschriebene „12 Gebote für Landwirtschaftsführer“ bei. Darin führte Görings Ernährungsbeauftragter aus, es sei das Ziel „die Bevölkerung [...] zu unserem Werkzeug zu machen“, wobei die zentrale Frage jeder Entscheidung lautete: „Was nützt es Deutschland?“ Damit keine falschen Skrupel bei der Beantwortung dieser Frage störten, führte er im 11. Gebot aus: „Armut, Hunger und Genügsamkeit erträgt der russische Mensch schon seit Jahrhunderten. Sein Magen ist dehnbar, daher kein falsches Mitleid.“[12]

Die Ukraine und der Kaukasus bildeten also die Hauptüberschussgebiete; Nord- und Zentralrussland bildeten die Hauptzuschussgebiete. Am 20. Juni 1941, zwei Tage vor dem Überfall auf die Sowjetunion, erklärte der designierte Reichsminister für die besetzten Ostgebiete, Reichsleiter Alfred Rosenberg, in einer Rede:

„Die deutsche Volksernährung steht in diesen Jahren zweifellos an der Spitze der deutschen Forderungen im Osten, und hier werden die Südgebiete und Nordkaukasien einen Ausgleich für die deutsche Volksernährung zu schaffen haben. Wir sehen durchaus nicht die Verpflichtung ein, aus diesen Überschussgebieten das russische Volk mit zu ernähren. Wir wissen, dass das eine harte Notwendigkeit ist, die außerhalb jeden Gefühls steht. Zweifellos wird eine sehr umfangreiche Evakuierung notwendig sein und dem Russentum werden sicher sehr schwere Jahre bevorstehen.“[13]

Görings Richtlinien für die Führung der Wirtschaft („Grüne Mappe“), 1. Juni 1941

Die wirtschaftspolitischen Richtlinien fanden auch Eingang in die Richtlinien für die Führung der Wirtschaft in den neubesetzten Ostgebieten, die „Grüne Mappe“, die am 16. Juni 1941 – unmittelbar vor dem Überfall – als offizielles Handbuch für die Wirtschaftsverwaltung in der besetzten Sowjetunion von Hermann Göring herausgegeben wurde. Die erste Auflage der Grünen Mappe betrug 1000 Ausfertigungen, die zweite einen Monat später 2000 Ausfertigungen. In Hinblick auf die Größe der Verteilerliste war die Ausdrucksweise, die in der Grünen Mappe verwendet wurde, notgedrungen vorsichtiger als bei den Wirtschaftspolitischen Richtlinien. Trotzdem stimmt der Inhalt der beiden Dokumente weitgehend überein.[14] Sie enthielten „neben den organisatorischen Regelungen eine genaue Ausführung der Prinzipien, die von den Staatssekretären am 2. Mai 1941 festgelegt worden waren“.[15] Die Bestimmungen der„Grünen Mappe“ sahen sowohl die weitgehende Entindustrialisierung der besetzten sowjetischen Gebiete als auch die Umlenkung deren Nahrungsmittel vor – weg von der Versorgung der sowjetischen Städte, hin zum Bedarf von Wehrmacht und deutscher Bevölkerung.[16] Seitens der Wehrmachtsführung war der Chef des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes General Georg Thomas im Auftrag Görings für die Planungen zuständig.[17]

Zu den Konsequenzen der von ihm verantworteten wirtschaftlichen Ausbeutung in den besetzten sowjetischen Gebiete sagte Göring gegenüber dem italienischen Außenminister Graf Galeazzo Ciano im November 1941:

„In diesem Jahr werden in Russland zwischen 20 und 30 Millionen Menschen verhungern. Und vielleicht ist das gut so, denn gewisse Völker müssen dezimiert werden.“[18]

Die Ankläger in den Nürnberger Prozessen hielten Hermann Göring als Verantwortlichem für die wirtschaftlichen Pläne in den besetzten sowjetischen Gebieten das Protokoll der Staatssekretäre-Besprechung vom 2. Mai 1941 und die von ihm herausgegeben „Grüne Mappe“ vom 1. Juni 1941 vor. Er wurde laut Urteilstext unter anderem explizit sowohl wegen seiner wirtschaftspolitischen Richtlinien sowohl zur „Plünderung und Vernichtung jedweder Industrie in den nahrungsmittelarmen Gegenden“ als auch der „Umleitung von Lebensmitteln aus den Überschussgebieten zur Befriedung des deutschen Bedarfs“ zum Tode verurteilt.[19]

Mehrere Indizien sprechen dafür, dass durch den Hungerplan der Tod von 30 Millionen vorgesehen war.[20] Wie aus den wirtschaftspolitischen Richtlinien hervorgeht, hat das Vorgehen in den Ernährungsfragen „die Billigung der höchsten Stellen“, also Hitler, Göring und Reichsführer SS und Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Heinrich Himmler, erfahren.[21]

Es steht fest, dass durch die wirtschaftliche Ausbeutung der sowjetischen Gebiete Millionen Menschen die Nahrungsmittelgrundlage entzogen wurde und deswegen sehr viele Zivilisten verhungerten. Da die Zahl der Deutschland zur Verfügung stehenden Truppen zu klein war, es im Osten entgegen den deutschen Erwartungen keinen schnellen Sieg gab und die militärische Lage für Deutschland dadurch immer ungünstiger wurde, konnten die Planungen der NS-Bürokratie jedoch nicht vollständig umgesetzt werden, argumentierte 2006 der Historiker Alex J. Kay: Es habe sich bald nach dem Überfall herausgestellt, dass es nicht möglich sein würde, ganze Gebiete abzuriegeln und Millionen von Menschen auf diese Weise dem Hungertod preiszugeben. Der Hungerplan wäre deshalb in der Praxis nicht so durchzuführen gewesen, wie er konzipiert worden war.[22]

Auswirkungen der Hungerplanungen

Ausgehungerte sowjetische Kriegsgefangene im KZ Mauthausen

In ihrem Abschlussbericht „Kriegswirtschaft im Operationsgebiet des Ostens in den Jahren 1941–1943“ berechneten die Planer des Wirtschaftsstabes Ost, dass die Getreideproduktion in den besetzten Gebieten von 23,2 Millionen Tonnen vor dem Krieg auf 11,7 Millionen Tonnen im Kriegsjahr 1942 zurückging.[23] Aus diesem schon halbierten Getreideaufkommen wurden dann weitere Millionen Tonnen Nahrungsmittel für die Wehrmacht und deutsche Bevölkerung gepresst. Das Statistische Reichsamt hielt fest, dass die deutsche Besatzungsmacht bis zum Sommer 1943 aus den eroberten Teilen der UdSSR folgende Mengen an Nahrungsmitteln herausholte: 4.372.339 Tonnen Getreide, 495.643 Tonnen Fleisch, 723.450 Tonnen Speiseöle und Fette sowie 1.895.775 Tonnen Kartoffeln.[24] Dazu kamen nach Auffassung der zeitgenössischen Statistiker noch in geringerem Umfang „die unmittelbar von der Truppe gewonnenen oder erbeuteten Erzeugnisse“ sowie „die Versorgung der im Osten eingesetzten deutschen Reichsangehörigen“ u. a. „Beamte, Gefolgschaftsmitglieder der Ostfirmen.“[25] Götz Aly gelangt auf dieser Datenbasis an geraubten Lebensmittel rechnerisch zu einem Nährwert von insgesamt 106.268.262 Getreideeinheiten. Da ein Mensch zum Überleben 2,5 Getreideeinheiten pro Jahr braucht, wäre also rein arithmetisch 21,2 Millionen Menschen die Ernährungsgrundlage entzogen worden, was in der Realität des Krieges eine Hungerkatastrophe für viele Millionen Menschen bedeutete.[26]

Nach jüngeren Angaben sind im deutsch-sowjetischen Krieg 17 Millionen sowjetische Zivilisten umgekommen, davon etwa sieben Millionen Menschen vor allem durch Hunger und unerträgliche Lebensumstände.[27] Insgesamt habe „die Hälfte aller sowjetischen Zivilisten unter deutscher Besatzung gehungert“, so Christian Hartmann, Historiker am Institut für Zeitgeschichte.[28] Am schlimmsten seien die Menschen bei Leningrad, dem Donezbecken, der Nordostukraine, der Krim und in den Städten generell betroffen gewesen. Bis Ende 1942 verhungerten alleine in der Stadt Charkow 14.000 Menschen.[29] Wegen des fehlgeschlagenen Blitzkriegs wurden statt der einkalkulierten 30 Millionen Hungertote zwischen vier und sieben Millionen Menschen mittels Hunger zu Tode gebracht.[30] Der Osteuropa-Historiker Timothy Snyder schätzt die Zahl der sowjetischen Bürger, die die deutschen Besatzer zwischen 1941 und 1944 in den von ihnen besetzten Gebieten der Sowjetunion bewusst verhungern ließen, auf 4,2 Millionen.[31]

Neben den Einwohnern abgeriegelter Großstädten, vor allem Leningrad mit ca. einer Million Hungertoten[32], wurden in erster Linie Menschen, die aufgrund der rassischen Wertigkeit gemäß der NS-Ideologie oder kriegswirtschaftlicher Nützlichkeitserwägungen am unteren Ende der Ernährungshierarchie standen, Opfer der Hungerplanungen: sowjetische Kriegsgefangene, Juden, Behinderte und Psychiatriepatienten.[33] Von den 5,7 Millionen Rotarmisten in deutscher Kriegsgefangenschaft starben drei Millionen, die meisten von ihnen, zweieinhalb Millionen, den Hungertod.[34] Diese Menschen, so Timothy Snyder, wurden „gezielt umgebracht, oder es lag die bewusste Absicht vor, sie den Hungertod sterben zu lassen. Wäre der Holocaust nicht gewesen, man würde dies als das schlimmste Kriegsverbrechen der Neuzeit erinnern.“[35]

Hungerplan oder Hungerpolitik – historische Verortung

Der brasilianische Experte für Welternährungsprobleme Josué de Castro, schrieb schon 1952, als er Vorsitzender des Exekutivrates der UN-Welternährungsorganisation FAO war, „das Dritte Reich [führte] eine Ernährungsdiskriminierung ein [...] Der vom Dritten Reich organisierte Hungerplan hatte eine wissenschaftliche Grundlage und ein klares Ziel. Er sollte eine mächtige Kriegswaffe sein, die möglichst umfassend und wirksam eingesetzt werden sollte.“[36]

Der britische Historiker und Spezialist zur Wirtschaftsgeschichte im Nationalsozialismus Adam Tooze übernimmt den Terminus Hungerplan und definiert ihn als „Massenmordprojekt […], bei dem es unverhohlen um die Ermordung von Abermillionen von Menschen innerhalb der ersten zwölf Monate der Besatzungszeit ging.“[37] In ihrem gemeinsamen Buch Vordenker der Vernichtung, das im Jahre 1991 erschien, ist bei Götz Aly und Susanne Heim, wie bei Gerlach, auch von einem Plan die Rede.[38]

In Hitlers Volksstaat bevorzugt Aly den Begriff „Hungerpolitik“.[39] Dieser Begriff wird auch von Alex J. Kay verwendet. Rolf-Dieter Müller nutzt diese Bezeichnung, um den aktuellen Forschungsstand zu charakterisieren: „Neuere Forschungen untermauern die Schlüsselrolle der Hungerpolitik für die NS-Besatzungs- und Vernichtungspolitik.“[40] Und der Osteuropa-Historiker Hans-Heinrich Nolte bilanziert auf derselben begrifflichen Basis 2009: „Das Dritte Reich entwickelte eine bewusste Hungerpolitik mit dem Ziel, ‚zig Millionen‘ Osteuropäer verhungern zu lassen, um die eigene Armee aus den besetzten Gebieten der UdSSR zu ernähren, Gewinne für die Finanzkasse des Reiches zu machen und auch, um langfristig für Siedlungen zu entvölkern. Dieser Politik sind etwa sechs Millionen sowjetischer Bürger zum Opfer gefallen.“[41]

Der Osteuropa-Historiker Jörg Ganzenmüller verortet die Belagerung Leningrads 1941 bis 1944, die ungefähr einer Million Menschen das Leben gekostet hat, „im Konzept der deutschen Hungerpolitik“, die „zum Genozid an den Leningradern in einem engen Zusammenhang stand“.[42] Dieses Konzept sah, so Ganzenmüller, die weitgehende Entindustrialisierung und Zerstörung der sowjetischen Großstädte vor. In diesem Zusammenhang stehe die vom Generalstabschef Franz Halder am 8. Juli 1941 in seinem Tagebuch notierte Äußerung Adolf Hitlers:

„Feststehender Entschluß der Führers ist es, Moskau und Leningrad dem Erdboden gleich zu machen, um zu verhindern, daß Menschen darin bleiben, die wir dann im Winter ernähren müßten.“[43]

Nach Dieter Pohls Studie sah man die Einwohner der UdSSR „als Menschen zweiter Klasse“ an. „Entscheidend an Backes Hungerplan [war] die Kalkulation, dass ein erheblicher Teil der sowjetischen Bevölkerung verhungern würde bzw. nach Osten fliehen müsste [...] Dass diese gigantischen Verbrechenspläne mit der Wehrmacht ernsthaft diskutiert wurden, zeigt das völkerrechtliche Niveau der deutschen Kriegsplanung vom Frühjahr 1941.[44]

Dem kanadischen Holocaustforscher Robert Gellately zufolge nahm mit dem „Hungerplan“ der „Hitlers Segen“ erhalten habe, „ein Plan Gestalt an, der die größte absichtlich herbeigeführte Hungersnot in der Geschichte der Menschheit vorsah“.[45]

Für den Yale-Historiker Timothy Snyder ist der Hungerplan eines der vier größten Verbrechensprojekte der NS-Führung, die diese ab Sommer 1941 in utopischen Ausmaßen in die Tat umzusetzen gedachte:

„ einen Blitzkrieg, der die Sowjetunion binnen weniger Wochen zerstören würde; einen Hungerplan, der 30 Millionen Menschen in wenigen Monaten durch den Hungertod beseitigen sollte; eine Endlösung, durch die Europas Juden nach dem Krieg verschwinden sollten; und einen Generalplan Ost, der den Westen der Sowjetunion zur deutschen Kolonie machen würde.“[46]

Kritik und Positionen der Forschung

Inwieweit es sich bei den Planungen um einem dezidierten Hungerplan handelte, der auf allen Ebenen zu operationalisieren gewesen sei, ist in der Forschung nicht endgültig geklärt. Die meisten Historiker gehen von einer Verbindung nationalsozialistischer Vernichtungspolitik in Form einer gewünschten Dezimierung der slawischen Bevölkerung mit den Bedürfnissen der deutschen Kriegswirtschaft und deren selbst geschaffenen Sachzwänge aus, so dass die prognostizierten Millionen Hungertoten der sowjetischen Bevölkerung als scheinbar unvermeidliche Konsequenz dieser kriegswirtschaftlichen Vorgaben in Kauf genommen und gerechtfertigt wurden:

„Über den voraussehbaren Hungertod von vielen Millionen Sowjetbürgern machte man sich weder im OKW noch in der Landwirtschaftsführung größere Gedanken. Im Gegenteil, diese Prognose führte eher noch zu einer Radikalisierung der Maßnahmen, denn es musste verhindert werden, dass die zum Hungertod verurteilten Menschen zu einem Sicherheitsproblem wurden und die Wirtschaftsführung gefährdeten.“[47]

Der Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller bezweifelt aber, dass man „von einem regelrechten ‚Hungerplan‘ ausgehen kann, der die vielfältigen Überlegungen und Aktivitäten verschiedener Dienststellen stringent verknüpfte.“[48] Müller ist der Ansicht, dass die Wehrmacht als Institution über die Ernährungsfrage tief in den Massenmord und Holocaust verstrickt ist. Dabei habe es sich nicht nur um den Willen gehandelt, die eigenen Bedürfnisse beim Ausbeuten des Ostens an erste Stelle zu setzen.

„Dass mit der Hungerpolitik gegenüber der sowjetischen Zivilbevölkerung und den Kriegsgefangenen eine konkrete Vernichtungsabsicht verbunden gewesen ist, lässt sich zumindest für die politische Führungsspitze des Dritten Reiches eindeutig feststellen.“[49]

Der amerikanische Holocaustforscher Christopher Browning und sein deutscher Kollege Jürgen Matthäus, Leiter der Forschungsabteilung am United States Holocaust Memorial Museum Washington D.C, sehen keinen Widerspruch, sondern einen Zusammenhang von ideologisch motivierten Vernichtungsabsichten zur Dezimierung der slawischen Bevölkerung und kriegswirtschaftlichen Zielsetzungen, den sie an diesem Dokument erläutern:

„Von Anfang an sahen die ökonomischen Planungen für das ‚Unternehmen Barbarossa’ Bevölkerungsverluste von ungeheuren Ausmaßen vor. Dabei war man bereit, Zivilopfer nicht nur passiv hinzunehmen, sondern auch aktiv herbeizuführen […]. Aus diesem Protokoll geht die Denkweise der Planer der deutschen Besatzungspolitik in der Sowjetunion deutlich hervor. Die Entscheidung für den absichtlich herbeigeführten Tod eines großen Teils der einheimischen Bevölkerung tarnt die Niederschrift als logische, fast unvermeidliche Folge der Ereignisse, um dann rasch zu praktischen Fragen überzugehen. Diese scheinbar sterile, sachorientierte Haltung resultierte aus einer durch und durch rassistischen Denkweise, der jegliche Sorge um menschliches Leben fremd war, solange es sich nicht um jene Auserwählte handelte, die als Angehörige des deutschen Volkes betrachtet wurden.“[50]

Der Historiker Hans-Ulrich Wehler hob 2009 hervor, dass selbst „General Georg Thomas, der kühle technokratische Chef des Wehrwirtschaftsamtes, im Mai 1941 den Krieg nur dann für weiterführbar erklärte, wenn das gesamte Heer aus Russland ernährt werde, er akzeptierte auch als Folge dieser Kampfstrategie, dass dort jedenfalls zig Millionen Menschen verhungern werden.“[51]

2004 hatte Klaus Jochen Arnold im Rahmen seiner Dissertation zur Rolle der Wehrmacht bei der Besatzungspolitik im „Unternehmen Barbarossa“ die Auffassung vertreten, dass von einer gezielten Massenvernichtung durch wirtschaftliche Ausbeutung, also einem Hungerplan, nicht die Rede sein könne.[52] Allerdings wurde sein Buch von mehreren Historikern heftig kritisiert. Armin Nolzen urteilte beispielsweise: „Irritierend ist darüber hinaus das außergewöhnlich große Verständnis, das der Autor der Wehrmacht entgegenbringt. Ein solches Ausmaß der Einfühlung in die Täter lässt den Rezensenten fassungslos zurück.“[53] In einer jüngeren einschlägigen Untersuchung monierte Wigbert Benz: „So reduziert Klaus Jochen Arnold die Verantwortung für das Hungerkalkül auf Hitler, Göring und Backe.“[54]

In seiner Geschichte der Wirtschaft des Nationalsozialismus ordnete Adam Tooze das Protokoll der Staatssekretärebesprechung vom 2. Mai 1941 als „eines der außergewöhnlichsten Verwaltungsdokumente der Geschichte des ‚Dritten Reiches‘“ ein – insbesondere die Formulierung, „hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern“, stehe für eine Sprache, die „um ein Vielfaches unverblümter war […] als bei der Behandlung der ‚Judenfrage‘.“[55]

Obwohl Kay die Ansichten Gerlachs bezüglich der Zustimmung innerhalb der NS- und Militärführung und der hohen Bedeutung des Vorgehens für die deutsche Politik in der Sowjetunion durchaus teilte, kam er zu dem Schluss, dass die Planung zu wenig durchdacht war, um als im Detail operationalisierbarer Plan bezeichnet werden zu können. Kay erkannte ein Hungerkonzept mit vorhandener Grob-, aber unzureichender Detailplanung. Es gab unter den Wirtschaftsplanern keine klare Vorstellung, genau wo und vor allem wie diese Strategie der Abriegelung zu implementieren war.[56]

Christopher Browning und Jürgen Matthäus beziehen sich in ihrem Standardwerk The Origins of the Final Solution in dem betreffenden Kapitel „Economic and demographic preparations for ‚Operation Barbarossa’“ hauptsächlich auf Christian Gerlachs Forschungen, deren Ergebnisse sie sich weitgehend zu eigen machen. Sie lassen keinen Zweifel daran, dass im Rahmen einer Gesamtbetrachtung die Planungen den Vorstellungen der NS-Führung entsprachen.[57] Sie kritisieren aber in einer Fußnote speziell zu Gerlachs Darstellung der „Wirtschaftspolitischen Richtlinien vom 23. Mai“ 1941, dass er bei seiner ansonsten „ausgezeichneten Fallstudie über Weißrussland“ bei diesem Dokument übersehe, „wie vage der Bezug auf ‚höchste Stellen‘ ist“ und dass Gerlach zu einer Überberwertung der „Folgen der Vorkriegspläne für die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung“ neige.[58] Für Timothy Snyder ist ganz klar, dass Hitler selbst voll und ganz hinter den Richtlinien vom 23. Mai 1941 stand. Im Unterschied zu der von Stalin durch Zwangskollektivierungen herbeigeführten Hungersnot in der Ukraine, die „zuerst als ungewolltes Resultat von Ineffizienz und überhöhten Getreideabgabequoten, dann als gewollte Folge rachsüchtiger Requirierungen Ende 1932 und Anfang 1933“ herbeigeführt wurde, galt für den deutschen Hungerplan 1941: „Hitler dagegen plante im Voraus den Hungertod der unerwünschten sowjetischen Bevölkerung“.[59] Der Hungerplan 1941 sei offizielle deutsche Politik gewesen; er „sah die Wiederherstellung einer vorindustriellen Sowjetunion mit weit weniger Bewohnern, wenig Industrie und ohne Großstädte vor“. [60]

Johannes Hürter schließlich kam zu dem Ergebnis, man müsse von einem Hungerkalkül sprechen, denn „dass eine solche radikale wirtschaftliche Ausplünderung die Lebensgrundlagen der einheimischen Bevölkerung zerstören und das Verhungern von ‚zig Millionen‘ Russen nach sich ziehen würde, war zwar nicht fest einprogrammiert, doch bewusst einkalkuliert.“[61] Der Hunger sei, mit Ausnahme der Blockade Leningrads, nicht als Waffe oder Mittel zum Ziel der Ausnutzung des besetzten Landes eingesetzt worden, sondern wurde als „zwangsläufige Folge einer wirtschaftlichen Besserstellung der eigenen Truppe und Heimat gesehen“. Gewiss würden durch solche Ergebnisse die Folgen dieser „planlosen Inkaufnahme des Hungers“, die verbrecherischen Konsequenzen dieser Politik, in der sich militärstrategisches und wirtschaftliches Kalkül mit der nationalsozialistischen Rassen- und Lebensraumideologie verband, nicht relativiert.[61] Christian Hartmann, Kollege Hürters am Institut für Zeitgeschichte, interpretiert den „stupenden Gleichmut“, mit dem die Planer schon vor Feldzugsbeginn der Hungertod von „zig Millionen Menschen [...] in ihr Kalkül gezogen“ haben, als Verbindung „wirtschaftlicher mit genozidalen Planungen“.[62]

Literatur

  • Götz Aly, Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung. Hoffmann und Campe, Hamburg 1990, ISBN 3-455-08366-8.
  • Wigbert Benz: Kalkül und Ideologie – Das Hungervorhaben im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. In: Klaus Kremb (Hrsg.): Weltordnungskonzepte. Hoffnungen und Enttäuschungen des 20. Jahrhunderts. Wochenschau, Schwalbach am Taunus 2010, ISBN 978-3-89974543-6, S. 19–37 (Textauszug).
  • Wigbert Benz: Der Hungerplan im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. wvb, Berlin 2011, ISBN 978-3-86573-613-0.
  • Jörg Ganzenmüller: Das belagerte Leningrad 1941 bis 1944. Die Stadt in den Strategien von Angreifern und Verteidigern, (= Krieg in der Geschichte. Bd. 22. Hrsg. von Stig Förster, Bernhard R. Kroener, Bernd Wegner mit Unterstützung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes Potsdam), 2. Auflage 2007. ISBN 978-3-506-72889-0.
  • Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspoltik in Weißrußland 1941 bis 1944. Hamburger Edition, Hamburg 1999, ISBN 3-930908-54-9.
  • Christian Hartmann: Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941 – 1945. C.H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61226-8.
  • Johannes Hürter: Hitlers Heerführer: Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. Oldenburg, München 2006, ISBN 3-486-57982-7 (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Band 66).
  • Alex J. Kay: Exploitation, Resettlement, Mass Murder. Political and Economic Planning for German Occupation Policy in the Soviet Union, 1940–1941. Berghahn Books, New York/Oxford 2006, ISBN 1845451864 (= Studies on War and Genocide 10).
  • Alex J. Kay: Verhungernlassen als Massenmordstrategie. Das Treffen der deutschen Staatssekretäre am 2. Mai 1941. In: Zeitschrift für Weltgeschichte 11, 2010, Heft 1, S. 81–105 (übersetzte und überarbeitete Fassung von: Alex J. Kay: Germany’s Staatssekretäre, Mass Starvation and the Meeting of 2 May 1941. In: Journal of Contemporary History 41, 2006, Heft 4, S. 685–700).[63]
  • Rolf-Dieter Müller: Von der Wirtschaftsallianz zum kolonialen Ausbeutungskrieg. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Bd. 4. Der Angriff auf die Sowjetunion. Deutsche Verlags-Anstalt. Stuttgart 1984. ISBN 3-421-06098-3, S. 98–189.
  • Timothy Snyder: Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin. C.H. Beck, München 2011, S. 11, S. 174–199 u. S. 419, ISBN 978-3-406-62184-0; englischsprachige Ausgabe: Bloodlands. Europe between Hitler and Stalin. The Bodley Head, London 2010, ISBN 978-0-224-08141-2, S. xiv, 162–188 u. S. 411.
  • Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Aus dem Englischen von Yvonne Badal. Siedler, München 2007, ISBN 3886808572 (Neuauflage Pantheon, München 2008, ISBN 3-570-55056-7).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rolf-Dieter Müller: Von der Wirtschaftsallianz zum kolonialen Ausbeutungskrieg. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 4. Stuttgart 1983, hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, S. 103.
  2. Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspoltik in Weißrußland 1941 bis 1944. Hamburger Edition, Hamburg 1999, passim.
  3. Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof, Nürnberg, 14. November 1945 – 1. Oktober 1946 (im Folgenden: IMG), Bd. 31, Nürnberg 1948, S. 84, Dok. 2718-PS, „Aktennotiz über Ergebnis der heutigen Besprechung mit den Staatssekretären über Barbarossa“, 2. Mai 1941.
  4. Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte hrsg. von Elke Fröhlich. Teil I: Aufzeichnungen 1923-1941. Band 9: Dezember 1940 bis Juli 1941. Saur, München 1998, S. 283 f. (Tagebucheintrag vom 1. Mai 1941).
  5. Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte hrsg. von Elke Fröhlich. Teil I: Aufzeichnungen 1923-1941. Band 9: Dezember 1940 bis Juli 1941. Saur, München 1998, S. 293 f. (Tagebucheintrag vom 1. Mai 1941); Wigbert Benz: Der Hungerplan im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. Berlin 2011, S. 34.
  6. Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspoltik in Weißrußland 1941 bis 1944, Hamburg 1999, S. 46.
  7. Alex J. Kay: Germany’s Staatssekretäre, Mass Starvation and the Meeting of 2 May 1941. In: Journal of Contemporary History 41, 2006, Heft 4, S. 685–700; deutsche, überarbeitete Fassung: Verhungernlassen als Massenmordstrategie. Das Treffen der deutschen Staatssekretäre am 2. Mai 1941. In: Zeitschrift für Weltgeschichte 11, 2010, Heft 1, S. 81–105.
  8. Alex J. Kay: Verhungernlassen als Massenmordstrategie. Das Treffen der deutschen Staatssekretäre am 2. Mai 1941. In: Zeitschrift für Weltgeschichte 11, 2010, Heft 1, S. 81–105, hier: S. 95.
  9. IMG, Bd. 36, Nürnberg 1949, S. 135–157, Dok. 126-EC: „Wirtschaftspolitische Richtlinien für Wirtschaftsorganisation Ost, Gruppe Landwirtschaft“, 23. Mai 1941, hier: S. 138, 141 und 145.
  10. Wigbert Benz: Der Hungerplan im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. Berlin 2011, S.40.
  11. Wigbert Benz: Der Hungerplan im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. Berlin 2011, S. 40; zur Zahlenangabe Rolf-Dieter Müller: Hitlers Ostkrieg und die deutsche Siedlungspolitik. Die Zusammenarbeit von Wehrmacht, Wirtschaft und SS. Frankfurt a.M. 1991, S. 99.
  12. 12 Gebote für das Verhalten der Deutschen im Osten und die Behandlung der Russen, 1. Juni 1941. In: Gerd R. Ueberschär u. Wolfram Wette (Hg.): „Unternehmen Barbarossa“. Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion 1941. Berichte, Analysen, Dokumente. Schöningh, Paderborn 1984, S. 380 ff. (= Dokument 37)
  13. IMG, Bd. 26, Nürnberg 1947, S. 610–627, Dok. 1058-PS: „Rede des Reichsleiters A. Rosenberg vor den engsten Beteiligten am Ostproblem am 20. Juni 1941“, hier: S. 622.
  14. IMG, Bd. 28, Nürnberg 1948, S. 3-26, Dok. 1743-PS: „Richtlinien für die Führung der Wirtschaft in den neubesetzten Ostgebieten (Grüne Mappe), Teil I: Aufgaben und Organisation der Wirtschaft. Berlin, Juni 1941“, hier S. 3 f.
  15. Rolf-Dieter Müller: Von der Wirtschaftsallianz zum kolonialen Ausbeutungskrieg. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd. 4. Der Angriff auf die Sowjetunion, S. 98–189, hier S. 147.
  16. Wigbert Benz: Der Hungerplan im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. Berlin 2011, S. 40–44.
  17. Alex J. Kay: Germany’s Staatssekretäre, Mass Starvation and the Meeting of 2 May 1941. In: Journal of Contemporary History 41, 2006, Heft 4, S. 685–700.
  18. Czesław Madajczyk: Die Okkupationspolitik Nazideutschlands in Polen 1939–1945. Berlin 1987, S. 92.
  19. IMG, Bd. 1., Nürnberg 1947, S. 316 ff., Zitat S. 317; Wigbert Benz: Der Hungerplan im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. Berlin 2011, S. 53 ff.
  20. Vgl. Alex J. Kay: Exploitation, Resettlement, Mass Murder. Political and Economic Planning for German Occupation Policy in the Soviet Union, 1940–1941. Berghahn Books, New York/Oxford 2006, ISBN 1845451864 (Studies on War and Genocide 10), S. 162–163; Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus, S. 553 f.; Peter Longerich: Politik der Vernichtung. Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung. München 1998, S. 298.
  21. IMG, Bd. 36, S. 140; Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspoltik in Weißrußland 1941 bis 1944. Hamburger Edition, Hamburg 1999, S. 49 ff.
  22. Vgl. Alex J. Kay: Germany’s Staatssekretäre, Mass Starvation and the Meeting of 2 May 1941. In: Journal of Contemporary History 41, 2006, Heft 4, S. 685–700, hier: S. 699 f.
  23. Rolf-Dieter Müller (Hrsg.): Die deutsche Wirtschaftspolitik in den besetzten sowjetischen Gebieten 1941–1943. Der Abschlussbericht des Wirtschaftsstabes Ost und Aufzeichnungen eines Angehörigen des Wirtschaftskommandos Kiew. Boldt, Boppard am Rhein, 1991, S. 444.
  24. RFM (=Reichsfinanzministerium): Bedeutung der besetzten Ostgebiete nach der dt. Ein- und Ausfuhrstatistik (Ostbilanz), 30. Juli 1943, in: BA (= Bundesarchiv), Signatur R 2/30675, nach Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. Frankfurt am Main 2005, S. 203.
  25. Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus, S. 203.
  26. Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus, S. 203-205.
  27. Hans-Heinrich Nolte: Kleine Geschichte Rußlands. Stuttgart 1998, S. 259 f.
  28. Christian Hartmann: Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941–1945. München 2011, S. 77.
  29. Christian Hartmann: Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941–1945. München 2011, S. 77 f.
  30. Wigbert Benz: Der Hungerplan im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. Berlin 2011, S. 63.
  31. Timothy Snyder: Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin. C.H. Beck, München 2011, S. 419.
  32. Wigbert Benz: Der Hungerplan im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. Berlin 2011, S. 67 ff.
  33. Götz Aly: Hitlers Volkststaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. 2. Aufl., Frankfurt a.M. 2005, S. 351 f.
  34. Timothy Snyder: Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin. C.H. Beck, München 2011, S. 196.
  35. Timothy Snyder: Der Holocaust. Die ausgeblendete Realität. In: Eurozine, 18. Februar 2010, gedruckt in: Transit, Heft 38, 2009, S. 6–19, Zitat S. 9.
  36. Josué de Castro: Geopolitik des Hungers. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1973, S. 329 f.
  37. Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Siedler Verlag, München 2006, S. 550.
  38. Götz Aly, Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung. Hamburg 1991, S. 366–376.
  39. Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. Frankfurt am Main 2005, S. 195–206.
  40. Rolf-Dieter Müller: Der Zweite Weltkrieg 1939–1945. Klett-Cotta, Stuttgart 2004 (Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte, hrsg. von Wolfgang Benz, Bd. 21), S. 128.
  41. Hans-Heinrich Nolte: Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Böhlau Verlag, Wien 2009, S. 314.
  42. Jörg Ganzenmüller: Das belagerte Leningrad 1941 bis 1944. Die Stadt in den Strategien von Angreifern und Verteidigern, (= Krieg in der Geschichte. Bd. 22. Hrsg. von Stig Förster, Bernhard R. Kroener, Bernd Wegner mit Unterstützung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes Potsdam), Schöningh, Paderborn, 2., durchges. Auflage 2007, S. 41–53, Zitat, S. 49.
  43. Jörg Ganzenmüller: Das belagerte Leningrad 1941 bis 1944. Die Stadt in den Strategien von Angreifern und Verteidigern, S. 33.
  44. Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht: deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944. Oldenbourg, München 2008 ISBN 3-486-58065-5, S. 65 f.
  45. Robert Gellately: Lenin, Stalin und Hitler. Drei Diktatoren, die Europa in den Abgrund führten. Aus dem Englischen von Heike Schlatterer und Norbert Juraschitz. Lübbe, Bergisch Gladbach 2009, ISBN 978-3-7857-2349-4, S. 575 f.
  46. Timothy Snyder: Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin. C.H. Beck, München 2011, S. 199.
  47. Rolf-Dieter Müller: Von der Wirtschaftsallianz zum kolonialen Ausbeutungskrieg. S. 149.
  48. Rolf-Dieter Müller: Der letzte deutsche Krieg 1939–1945. Stuttgart 2005, ISBN 3-608-94133-9, S. 93.
  49. Rolf-Dieter Müller: Das „Unternehmen Barbarossa“ als wirtschaftlicher Raubkrieg. In: Gerd R. Ueberschär, Wolfram Wette (Hrsg.): „Unternehmen Barbarossa“: Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion 1941. Berichte, Analysen, Dokumente. Paderborn 1984, S. 186.
  50. Christopher Browning: The Origins of the Final Solution. The Evolution of Nazi Jewish Policy, September 1939 – March 1942. With contributions by Jürgen Matthäus. Lincoln, University of Nebraska Press and Jerusalem, Yad Vashem 2004, S. 235; Die Entfesselung der „Endlösung“. Nationalsozialistische Judenpolitik 1939–1942. (mit einem Beitrag von Jürgen Matthäus) Propyläen, Berlin 2006, S. 348 (danach zitiert); das betreffende Kapitel 6.3 „Wirtschaftliche und demographische Vorbereitungen [auf den Vernichtungskrieg]“, S. 347–359, wurde von Christopher Browning und Jürgen Matthäus gemeinsam verfasst.
  51. Hans-Ulrich Wehler: Der Nationalsozialismus. Bewegung, Führerherrschaft, Verbrechen 1919–1945. C.H. Beck, München 2009, S. 182.
  52. Klaus Jochen Arnold: Die Wehrmacht und die Besatzungspolitik in den besetzten Gebieten der Sowjetunion. Kriegführung und Radikalisierung im „Unternehmen Barbarossa“. Berlin 2004 (Zeitgeschichtliche Forschungen 23); vgl. dazu auch die zugehörige Rezension in H-Soz-u-Kult.
  53. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 55, 2005, Heft 7, S. 668.
  54. Wigbert Benz: Kalkül und Ideologie – Das Hungervorhaben im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. In: Klaus Kremb (Hrsg.): Weltordnungskonzepte. Hoffnungen und Enttäuschungen des 20. Jahrhunderts. Schwalbach am Taunus 2010, S. 19–37, hier: S. 36.
  55. Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus, S. 552.
  56. Alex J. Kay: Exploitation, Resettlement, Mass Murder. Political and Economic Planning for German Occupation Policy in the Soviet Union, 1940–1941. Berghahn Books, New York/Oxford 2006, ISBN 1-845-45186-4 ( =Studies on War and Genocide 10), S. 206–207; Alex J. Kay: „Viele zehn Millionen Menschen werden überflüssig“. Gab es im Russlandfeldzug eine logistische Katastrophe oder Massenverhungern als Staatspolitik? Eine Antwort auf Stefan Scheil. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. Juni 2007, Nr. 134, S. N 3.
  57. Christopher Browning: The Origins of the Final Solution. The Evolution of Nazi Jewish Policy, September 1939 – March 1942. With contributions by Jürgen Matthäus, S. 234–243; Die Entfesselung der „Endlösung“. Nationalsozialistische Judenpolitik 1939–1942 (mit einem Beitrag von Jürgen Matthäus) Propyläen, Berlin 2006, S. 347–359.
  58. Christopher Browning: The Origins of the Final Solution. The Evolution of Nazi Jewish Policy, September 1939 – March 1942. With contributions by Jürgen Matthäus, S. 487, Fn 120; Die Entfesselung der „Endlösung“. Nationalsozialistische Judenpolitik 1939–1942. (mit einem Beitrag von Jürgen Matthäus), S. 694 f., Fn 107 (danach zitiert).
  59. Timothy Snyder: Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin. C.H. Beck, München 2011, S. 175 (Hervorhebung in Kursiv dort).
  60. Timothy Snyder: Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin. C.H. Beck, München 2011, S. 176 f.
  61. a b Johannes Hürter: Hitlers Heerführer: Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. Oldenburg, München 2006, ISBN 3-486-57982-7 (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Band 66), S. 491.
  62. Christian Hartmann: Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941 – 1945. München 2011, S. 76.
  63. Vgl. die Kurzfassung Alex J. Kay: Der sichere Tod. In: der Freitag Nr. 29, 22. Juli 2010, S. 12.

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