Hülsenfruchtgewächse

Hülsenfruchtgewächse
Hülsenfrüchtler
Zottige Wicke (Vicia villosa), Blüten und unreife Hülse

Zottige Wicke (Vicia villosa), Blüten und unreife Hülse

Systematik
Überabteilung: Samenpflanzen (Spermatophyta)
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler
Wissenschaftlicher Name
Fabaceae
Lindl.

Die Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae), auch Leguminosen genannt, sind eine der artenreichsten Pflanzenfamilien. Sie umfasst drei Unterfamilien, die oft auch als eigene Familien behandelt werden.
Die Hülsenfrüchtler sind eine von wenigen Familien, die zwei gültige, alternativ verwendbare wissenschaftliche Namen besitzt: Der Name Leguminosae wurde von Michel Adanson im Jahr 1763 geschaffen. Erst 1836 wurde von John Lindley der neue Name Fabaceae gebildet. Der nomenklatorische Typus zu beiden Namen ist die Gattung Faba Miller, ein Synonym von Vicia L..

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Es sind einjährige bis mehrjährige krautige Pflanzen oder verholzende Pflanzen: Bäume und Sträucher. Die Hülsenfrüchtler haben ihren Namen von der „Hülse“, einem Fruchttyp, der in allen Unterfamilien und nur hier vorkommt. Gemeinsamkeiten bestehen auch im vegetativen Bau der Pflanzen. Alle Unterfamilien haben ursprünglich Fiederblätter, die in einigen Gattungen und Arten auf die Endfieder reduziert sein können, wie beispielsweise beim Färber-Ginster (Genista tinctoria), oder nur aus drei Blättchen bestehen, wie beim Klee (Trifolium). Die Blätter haben Nebenblätter, die oft in paarweise stehende Dornen umgewandelt sind.

Die zwittrigen, radiärsymmetrischen bis zygomorphen Blüten sind meist fünfzählig. Besonders im Bau der Blüten unterscheiden sich die Unterfamilien. In jeder Blüte gibt es nur ein Fruchtblatt. Aus dem oberständige Fruchtknoten wird die Hülsenfrucht gebildet, die sich meist an der Bauch- und Rückennaht öffnet. Seltener werden auch Gliederhülsen mit Bruchfrüchten (Kleiner Vogelfuß, Ornithopus perpusillus), die sich zu Nüsschen entwickeln, ausgebildet.

Bedeutung als Nutzpflanzen

Aufgrund ihres hohen Eiweißgehaltes (Legumin) und der großen Erträge auf kleinen Flächen sind Früchte und Samen der Hülsenfrüchtler fast weltweit ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung. Insbesondere bei fleischarmer oder vegetarischer Kost sind sie fast unverzichtbar. Beispiele sind etwa Erbsen, Kichererbsen, Bohnen, Azukibohnen, Limabohnen und Linsen, die zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) gehören. Umgangssprachlich werden diese Pflanzen - pars pro toto - meist „Hülsenfrüchte“ genannt. Einige Hülsenfrüchte können auch roh gegessen werden (zum Beispiel Zuckererbsen), viele sind im rohen Zustand aber gesundheitsschädlich und müssen vor dem Verzehr unbedingt eingeweicht und vollständig durchgegart werden.


Tabelle: Die für die Ernährung wichtigsten Hülsenfrüchte mit ihrer mittleren chemischen Zusammensetzung von Nährstoffen (in Prozent).

Fruchtart Wasser Proteine Fette Kohlenhydrate
Bohnen (grün) 82-90 2,5-6 0,3 6,5-8,5
Bohnen (reif) 11-14 24-26 1,5-2 47-55
Erbsen (grün) 80 2,5-6,5 0,5 4-12,5
Erbsen (reif) 14 23 2 53
Kichererbsen 20,5 4,8 61
Linsen 12 26 2 53
Sojabohnen 10 34 19 27
Erdnüsse 2 24 50 22
Lupinen 15 38 4 25


Hülsenfrüchte enthalten neben den Eiweißen außerdem Kohlenhydrate, unter denen einige Mehrfachzucker die bekannten Blähungen verursachen. Diese lassen sich mindern, indem Hülsenfruchtgerichte mit bestimmten Gewürzen, vor allem Fenchel, Anis, Kümmel, Kreuzkümmel und Koriander, gewürzt werden und zusammen mit Getreideprodukten wie gut gekochtes Vollkorngetreide, Brot, Nudeln oder Grütze gegessen werden.

Wurzelknöllchen bei Leguminosen.

Leguminosen werden auch in der Landwirtschaft verbreitet als Futtermittel für Wiederkäuer und Schweine eingesetzt.

Die meisten Leguminosen gehen in ihren Wurzelknöllchen eine Symbiose mit stickstofffixierenden Bakterien (Rhizobium) ein und tragen dadurch zur Fruchtbarkeit des Bodens bei (s. Gründüngung) bzw. sind dadurch in extrem stickstoffarmen Böden z.B. Akazien in der „Wüste“ erst lebensfähig. In der Landwirtschaft werden Leguminosen daher gern zur Melioration als Zwischenfrüchte angebaut.

Systematik

Die Familie umfasst etwa 730 Gattungen und fast 20.000 Arten. Sie wird in drei Unterfamilien und etwa 45 Tribus gegliedert:

  • Caesalpinieae
  • Cassieae
  • Detarieae
  • Abreae
  • Adesmieae
  • Aeschynomeneae
  • Amorpheae
  • Astragaleae
  • Bossiaeeae
  • Brongniartieae
  • Carmichaelieae
  • Cicereae
  • Coronilleae
  • Crotalarieae
  • Cytiseae
  • Dalbergieae
  • Daleeae
  • Desmodieae
  • Dipteryxeae
  • Euchresteae
  • Fabeae
  • Galegeae
  • Genisteae
  • Hedysareae
  • Hypocalypteae
  • Indigofereae
  • Liparieae
  • Loteae
  • Millettieae
  • Mirbelieae
  • Phaseoleae
  • Podalyrieae
  • Psoraleeae
  • Robinieae
  • Sophoreae
  • Swartzieae
  • Thermopsideae
  • Trifolieae
  • Vicieae
  • Acacieae
  • Ingeae
  • Mimoseae
  • Mimozygantheae
  • Parkieae

Heute wird der Tribus Cercideae mit vier bis zwölf Gattungen und etwa 265 Arten keiner der drei Unterfamilien zugeordnet (früher der Unterfamilie Caesalpinioideae):

    • Adenolobus (Harv. ex Benth. & Hook. f.) Torre & Hillc.
    • Bauhinia L. - Bauhinien
    • Brenierea Humbert
    • Cercis L. - Judasbäume
    • Griffonia Baill.
    • Tylosema (Schweinf.) Torre & Hillc.


Stammbaum:

 
 
 
 
 
 
 
Kreuzblumengewächse (Polygalaceae)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Surianaceae
 
 
 
Fabales
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Quillajaceae
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tribus Cercideae
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johannisbrotgewächse (Caesalpinioideae)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Mimosengewächse (Mimosoideae)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Schmetterlingsblütler (Faboideae)
 



Synonyme der Familie sind: Caesalpiniaceae R.Br., nom. cons., Cassiaceae Vest, Ceratoniaceae Link, Detariaceae (DC.) Hess, Hedysaraceae Oken, Inocarpaceae Zoll., Leguminosae Adans., nom. cons., Mimosaceae R.Br., nom. cons., Papilionaceae Giseke, nom. cons., Phaseolaceae Schnitzl., Swartziaceae (DC.) Bartl., Viciaceae Bercht. & J.Presl.

Siehe auch

Weblinks


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