Altonaer Sternwarte

Altonaer Sternwarte

Die Sternwarte Altona war eine historische astronomische Forschungseinrichtung. Sie befand sich in der Palmaille 9 im heutigen Hamburg-Altona. Sie wurde 1823 von Heinrich Christian Schumacher gegründet und bis 1871 betrieben.

Schumacher, Professor für Astronomie an der Universität Kopenhagen und Direktor der Mannheimer Sternwarte, war mit der geodätischen Vermessung Holsteins beauftragt worden.

barockes Wohnhaus von Schumacher in Bildmitte
Lage der Sternwarte Altona in der Palmaille

1821 erwarb er ein barockes Giebelhaus in der Palmaille in Altona/Elbe, das damals noch unter dänischer Verwaltung stand. Er richtete auf dem Gartengrundstück eine Sternwarte ein, die in erster Linie der genauen Positionsbestimmung dienen sollte. Das Gartengrundstück fiel steil zur Elbe ab und befand sich zwischen Palmaille/Ecke van der Smissen-Allee und Carolinenstraße. Von den Erkern des Hauses aus konnten mehrere Vermessungspunkte anvisiert werden. Im Garten stellte Schumachers Freund Johann Georg Repsold einen Meridiankreis auf. 1824 wurde die Längengraddifferenz zwischen Altona und dem Greenwich-Observatorium mittels einer „Chronometerexpedition“ bestimmt.

In Altona begann Schumacher mit der Herausgabe der Astronomischen Nachrichten, einer führenden astronomischen Fachzeitschrift.

Während des Schleswig-Holsteinischer Aufstandes (1848 bis 1850) wurde das Haus des königstreuen dänischen Beamten Schumacher von Soldaten umstellt. Er selbst stand unter Hausarrest und verstarb 1850.

Unmittelbar nach Schumachers Tod beabsichtigte das Finanz-Departement in Kiel, die Sternwarte zu schließen. An der Universität Kiel war die Einrichtung eines Lehrstuhls für Astronomie, einschließlich einer Sternwarte, geplant. Darüber existierte in unmittelbarer Nähe die Hamburger Sternwarte. Zudem hatten sich die Bedingungen in Altona im Laufe der Zeit verschlechtert. Im Umfeld waren Fabriken entstanden, aus deren Schornsteine Rauch aufstieg, der die Beobachtungen beeinträchtigte. Zudem traten finanzielle Schwierigkeiten auf und ein Teil der Geräte musste verkauft werden und ging u.a. an die Universitäten Kopenhagen und Kiel sowie an die Marine. Die Bibliothek ging an einen Berliner Antiquar. Einige Werke konnte später zurück gekauft werden.

Schumachers langjähriger Mitarbeiter Adolph Cornelius Petersen hatte kommissarisch die Leitung der Sternwarte übernommen. Ihm fehlten allerdings die weltmännische Gewandtheit und die Fremdsprachenkenntnisse seines Vorgängers. Um die Skripte, die von Astronomen aus aller Welt eingingen, für die Astronomischen Nachrichten zu verwerten, musste Petersen erst Sprachunterricht nehmen. Petersen verstarb 1854.

Eine dänische Kommission entschied schließlich, dass die Altonaer Sternwarte vorerst weiter betrieben werden sollte. Als letzter Direktor wurde 1854 Christian August Friedrich Peters eingesetzt, der zuvor an den Sternwarten Hamburg, Pulkowo und Königsberg gearbeitet hatte. Die Astronomischen Nachrichten wurden weiter herausgegeben. In den folgenden Jahren erschienen 58 Bände. Allerdings ließ die Qualität deutlich nach. Peters hatte eine Abneigung gegen russische Astronomen und überwarf sich mit einer Reihe seiner deutschen Kollegen. Die Nachrichten wurden zu einem parteiischen Blatt, dem sich viele Autoren fern hielten.

1864 sagten sich die deutschen Elbherzogtümer von Dänemark los und die Sternwarte verlor die finanzielle Unterstützung. Als Standort für eine neue Sternwarte wurde Kiel gewählt. 1871 waren die Bau- und Vermessungsarbeiten abgeschlossen und Peters siedelte mit seiner Familie nach Kiel über. Erst im Frühjahr 1874 konnten die Bauarbeiten beginnen. Nach einer ungewöhnlich kurzen und hastigen Bauphase konnte die Kieler Sternwarte bereits im Oktober 1874 eingeweiht werden.

Das Gebäude in der Palmaille wurde 1941 bei einem Bombenangriff zerstört. Heute befindet sich dort die Bundesforschungsanstalt für Fischerei.


Ausstattung

Die Sternwarte Altona verfügte über einen Meridiankreis mit 10,5 cm Öffnung und ein Äquatorialfernrohr von Repsold, einen 1865 erbauten Refraktor mit 11,7 cm Öffnung und 1,95 m Brennweite sowie über weitere kleinere Geräte. Die Instrumente bildeten die Grundausstattung der Kieler Universitätssternwarte.

Literatur

  • Felix Lühning. "...Eine ausnehmende Zierde und Vortheil". Geschichte der Kieler Universitätssternwarte und ihrer Vorgängerinnen 1770–1950. Zwei Jahrhunderte Arbeit und Forschung zwischen Grenzen und Möglichkeiten. Neumünster: Wachholtz, 2007 (Habilitationsschrift, Fachbereich Mathematik der Universität Hamburg 2002). S.66–171.

53.5458333333339.94361111111117Koordinaten: 53° 32′ 45″ N, 9° 56′ 37″ O


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