- Königsberger Sternwarte
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Die Sternwarte Königsberg war eine astronomische Forschungseinrichtung, die der Albertina-Universität von Königsberg angegliedert war. An ihr arbeiteten bedeutende Astronomen, wie Friedrich Wilhelm Bessel, Friedrich Wilhelm Argelander und Arthur Auwers. 1838 konnte von hier aus erstmals die Parallaxe eines Fixsterns bestimmt werden. Die Sternwarte bestand von 1813 bis 1944.
Geschichte
Unter dem Einfluss des Wissenschaftsministers Humboldt beschloss die preußische Regierung Anfang des 19. Jahrhunderts – trotz der Wirren der napoleonischen Kriege - ein Programm zum Ausbau der Universität Königsberg. Dazu gehörte die Einrichtung einer Sternwarte.
1809 wurde der Astronom Friedrich Wilhelm Bessel nach Königsberg gerufen, um an der Universität zu lehren und die Leitung der geplanten Sternwarte zu übernehmen. Als Bessel 1810 in Königsberg eintraf, war das Vorhaben allerdings noch kaum umgesetzt worden und er musste erst einmal ein geeignetes Gelände für die Sternwarte finden. Dieses fand er schließlich im Nord-Westen der Stadt in der Nähe der Festungswallanlagen. 1811 wurde mit dem Bau von Knappe und Sproemberg begonnen. Als Napoleon 1812 nach dem desaströsen Feldzug aus Russland durch Königsberg kam, sah er die Baustelle und war höchst erstaunt, dass der preußische König in diesen schweren Zeiten eine Sternwarte errichten ließ. 1813 war der Bau fertiggestellt.
Die Sternwarte war zunächst nur mit kleineren Geräten ausgestattet worden, so dass die Beobachtungsmöglichkeiten eingeschränkt waren. In der ersten Jahren wertete Bessel daher die Aufzeichnungen des britischen Astronomen James Bradley aus und erstellte einen Sternkatalog mit 3.000 Sternen. Das wichtige Werk mit dem Titel Fundamenta astronomiae wurde 1818 veröffentlicht. Als 1819 ein größeres Teleskop angeschafft wurde, nahm Bessel selbst genaue Positionsbestimmungen von Sternen vor. In den folgenden Jahren bestimmte er so die Örter von 30.000 Sternen, wobei ihm von 1820 bis 1823 Friedrich Wilhelm Argelander assistierte.
1829 wurde ein Heliometer angeschafft, mit dem die Abstände von am Himmel nah beieinander stehender Sterne genau gemessen werden konnte. Bessel widmete sich daraufhin einem Problem, dass seit 300 Jahren bekannt war, aber nicht gelöst werden konnte - der Messung der Parallaxe der Sterne. Durch den Umlauf der Erde um die Sonne und der damit verbundenen Positionsänderungen müssten die Sterne eine jährliche periodische Ortsveränderung aufweisen, die umso größer ist, je näher ein Stern der Erde steht. Bessel wählte für seine Untersuchungen den Stern 61 Cygni im Sternbild Schwan, dessen Distanz aufgrund seiner hohen Eigenbewegung offensichtlich relativ gering ist. Bessel vermaß über ein Jahr den Abstand von 61 Cygni von den umliegenden Sternen. Dabei konnte er eine Verschiebung von 1/3 Bogensekunde nachweisen. Die Bestimmung der Sternparallaxen war von großer Bedeutung, da erstmals eine Aussage über die räumliche Verteilung der Sterne getroffen werden konnte.
Durch Bessels Arbeiten wurde Königsberg zu einer der führenden Forschungsstätten der Astronomie in Europa.
Nach Bessels Tod im Jahre 1846 hatte August Ludwig Busch die Leitung der Sternwarte inne; nach dessen Tod 1855 teilten sich Eduard Luther und Moritz Ludwig Georg Wichmann die Leitung; von 1859 bis 1887 war Luther alleiniger Leiter. Von 1859 bis 1862 arbeitete Arthur Auwers als Assistent. Er bestimmte u.a. die Eigenbewegung des Sterns Prokyon. Als Sternwartendirektor fungierte von 1888 bis 1894 Carl Friedrich Wilhelm Peters. 1895 übernahm Hermann von Struve die Leitung der Sternwarte. Nach dessen Wechsel 1904 an die Berliner Sternwarte übernahm Hans Felix Heinrich Battermann das Amt bis 1919. Ab 1921 bis zum Zusammenbruch lag die Leitung in den Händen von Erich Przybyllok.
Im August 1944 wurde die Königsberger Universität mitsamt ihren Einrichtungen bei verheerenden Luftangriffen fast vollständig zerstört.
Ausstattung
Die ersten Instrumente stammten hauptsächlich aus der Sternwarte Remplin in Mecklenburg und gelangten durch Vermittlung von Johann Elert Bode nach Königsberg. Es handelte sich dabei um ein Meridianfernrohr („Cary-Kreis“ genannt - das Instrument befindet sich heute im Deutschen Museum in München) mit 2 Zoll (5 cm) Öffnung und 1 m Brennweite, ein „Mittagsfernrohr“ von Dolland mit 1,3 m Brennweite, ein „Äquatorialfernrohr“ mit 33 cm Brennweite, ein kurzbrennweitiges Fernrohr („Kometensucher“), zwei Spiegelsextanten und eine Pendeluhr.
Das spätere Hauptinstrument der Sternwarte war der 1819 erworbene Refraktor mit 13 Zoll (32,5 cm) Öffnung. Der 1829 angeschaffte Heliometer stammte aus der Werkstatt von Fraunhofer. 1841 schenkte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. der Sternwarte einen Meridiankreis der Hamburger Firma Repsold.
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