- Alwin Walther
-
Alwin Oswald Walther (* 6. Mai 1898 in Dresden; † 4. Januar 1967 in Darmstadt) war ein deutscher Mathematiker, Ingenieur und Hochschullehrer. Er gehört zu den Pionieren der maschinellen Rechentechnik in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Institut für Praktische Mathematik
Walther ließ 1939 an seinem Institut in Darmstadt die Berechnungen für das deutsche Raketenprogramm in Peenemünde durchführen. Nach dem Krieg wurde unter seiner Leitung am Institut für Praktische Mathematik (IPM) der TH Darmstadt ab 1951 der DERA (Darmstädter Elektronischer Rechenautomat) erbaut, ein raumgroßer Elektronenrechner mit Radioröhren [1].
Im Oktober 1955 veranstalteten die Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik (GAMM) und die Nachrichtentechnische Gesellschaft (NTG) im Verband Deutscher Elektrotechniker (VDE) in der TH Darmstadt eine Fachtagung Elektronische Rechenmaschinen und Informationsverarbeitung. Walther war örtlicher Tagungsleiter.[2] Mehr als 50 in- und ausländische Experten hielten Vorträge, die im Nachrichtentechnischen Fachbericht (NTF) Band 4 - 1956 zusammen mit Diskussionbeiträgen veröffentlicht wurden. Hauptvorträge hielten Goldstine, Piloty, Billing, Booth, Householder, Rutishauser und Aiken. Mehr als 500 Teilnehmer aus 15 Ländern besuchten die erste internationale Veranstaltung über dieses Gebiet. Zu den Entwicklungen in der Sowjetunion berichteten Lebedew und Basilewski.
An der TH Darmstadt nahm das IPM bereits am 11. Februar 1957 den ersten kommerziellen Computer in Betrieb (eine IBM 650).[3] Es wurden Vorlesungen über das Programmieren mit Übungen abgehalten, so dass an der IBM 650 alle Studenten der Hochschule das Programmieren erlernen konnten.[4][5]
Mitarbeiter am IPM waren unter anderen: Wilhelm Barth, Wilfried de Beauclair, Wolfgang Börsch-Supan, Hermann Bottenbruch, Lothar Collatz, Ernst Dotzauer, Hans-Joachim Dreyer, Karl Hessenberg, Gerhard Hund, Peter Kreis, Wolfgang Möhlen, Wolf-Heider Rein, Klaus Prause, Oswald Roth, Heinz Schappert, Peter Schnell, Heinz Unger und Rudolf Zurmühl.
Walther war maßgeblich am Aufbau des Deutschen Rechenzentrums (DRZ) in Darmstadt beteiligt (Einweihung 1963).
Ehrungen (Auswahl)
1963 ehrte ihn die Stadt Darmstadt mit der Silbernen Verdienstplakette, ihrer höchsten Auszeichnung. Die Technische Universität seiner Heimatstadt Dresden verlieh ihm im selben Jahr die Ehrendoktorwürde. Einige Jahre vorher hatte ihn die Stadt Paris mit der Silbernen Medaille anlässlich seiner Vorbereitung eines UNESCO-Kongresses für Informationsverarbeitung ausgezeichnet.
Alwin-Walther-Medaille
Eine Alwin-Walther-Medaille wird seit 1997 für herausragende Leistungen, sowie für außergewöhnliche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf den Gebieten der Informatik oder der angewandten Mathematik von der Technischen Universität Darmstadt vergeben.
Weblinks
Commons: Institut für Praktische Mathematik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Alwin Walther im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Klaus Biener: Alwin Walther – Pionier der Praktischen Mathematik. cms-journal (vormals RZ-Mitteilungen) Nr. 18, August 1999, Humboldt-Universität zu Berlin.
- Tabellarischer Lebenslauf
Einzelnachweise
- ↑ Zur Geschichte von Rechentechnik und Datenverarbeitung in Jahreszahlen von Rainer Bischoff
- ↑ Johannes Wosnik (Hrsg): Elektronische Rechenmaschinen und Informationsverarbeitung. NTF - Band 4, Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1956, 229 Seiten.
- ↑ Moderne Rechenanlagen und ihre Anwendung auf Probleme der Chemie. Vortrag von Walther in Wiesbaden am 28. März 1958
- ↑ H. Schappert und G. Hund: Hilfsblätter zu Vorlesung und Praktikum Programmieren II. IPM, IBM 650, Programmieren, Juli 1958.
- ↑ Personal- und Vorlesungsverzeichnis 1959/60 der Technischen Hochschule Darmstadt, S. 44
Wikimedia Foundation.