Irische Steinkisten

Irische Steinkisten

Irische Steinkisten sicherten Körper- und Brandbestattungen sowie Depots exkarnierter Knochen (Ardra im County Kilkenny). Sie belegen den Übergang von der kollektiven Deponierung in Megalithanlagen zur Einzel- bzw. zur später gelegentlich vorkommenden Doppelbestattung (Steinkiste von Newtownstewart). Die meisten Kisten werden zwischen 2000 und 1500 v. Chr., also in die frühe Bronzezeit datiert. In einigen Fällen geht ihr Bau, ihre Nutzung oder ihre Nachnutzung über die irische Eisenzeit hinaus, bis ins 7. Jahrhundert n. Chr.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die etwa 700 Steinkisten verteilen sich asymmetrisch über die Insel; ihre Häufigkeit in Ulster und Leinster, dem Osten der Insel ist deutlich höher. Munster bleibt, bis auf Konzentrationen im Süden des County Limerick bzw. im Norden des County Cork relativ leer. Die Kisten liegen im Allgemeinen auf Graten oder Hügeln in Höhen zwischen 30 m und 180 m über NN. Die Kisten von Garrannaguilly und Ballyouskill (beide im County Kilkenny) wurden an Punkten mit großer Fernsicht errichtet. Parallel zu den Steinkisten erfolgen Erdbestattungen in runden oder ovalen Gruben.

Unbeachtliche neolithische Begräbnisse fanden sich in Gruben und an Plätzen wie Martinstown im County Meath und am Lough Gur im County Limerick. Die in der südlichen Hälfte Irlands während der neolithischen Periode geübte Erdgräbersitte zeichnet sich durch einen Mangel an Beigaben aus, so dass sie oft nicht als neolithisch zu erkennen sind.

Burial mounds

Grabhügel (Burial mounds) in Irland sind eine Gattung irdener Hügel (keine Steinhügel) die keine Megalithanlagen bergen und aus einer anderen Zeit stammen. Diese später entstandenen Erdhügel sind nicht mit den Lang- und Rundhügeln (Barrows) in England zu verwechseln, die parallel zu den dortigen Megalithanlagen entstanden. Sie bergen Steinkisten. Die überwachsene Oberfläche unausgegrabener Hügel weist keine Anzeigen auf die einen Erdhügel zweifelsfrei von einem Steinhügel trennen lässt, da es Steinhügel gibt, die eine irdene Oberfläche haben und daher wie Erdhügel aussehen.

Kisten vom Typ Linkardstown

11 Kisten, die zumeist unter Rundhügeln liegen, die von einem oder zwei Steinkreisen eingefasst werden, lassen bereits den Übergang zur Bronzezeit erkennen. Die klassischen Beispiele der auch als megalithisch bezeichneten Kisten liegen im Südosten Irlands (Ballintruer, County Wicklow, Baunogenasraid und Linkardstown, im County Carlow, 1944 durch Joseph Raftery ausgegraben). Sie bestehen aus zentralen Anlagen von unregelmäßig polygonaler Form mit einem gepflasterten Fußboden und einwärts geneigten Tragsteinen in doppelter oder dreifacher Lage auf denen ein oder zwei große, schwere Decksteine ruhen. Die Decke der Steinkiste von Norrismount, im County Wexford wird dagegen von überkragenden Steinlagen gebildet. Die Steinkisten lagen zentral in runden Hügeln, die aus der Erde und Steinen, häufig auch aus sorgfältig verlegten Grassoden bestanden und gelegentlich eine niedrige Randsteineinfassung besaßen. Der Steinhügel von Poulawack, im County Clare, sollte auch zu dieser Gruppe gehören, obwohl seine zentrale Steinkiste vier Personen und sein Erdhügel mehrere anscheinend ebenfalls primäre Kisten enthielt.

Die Bestattungen sind gewöhnlich die eines einzelnen erwachsenen Mannes, der gelegentlich durch ein anderes Begräbnis (einmal eines Kindes), und manchmal zusammen mit Knochen, die auf eine Sekundärbestattung hinweisen, begleitet wird. Im Fall von Jerpoint West, im County Kilkenny handelt es sich um Leichenbrand und Tierknochen.

Zusätzlich zu schmuckloser Western Neolithic Ware enthielten die Gräber gewöhnlich einen rundbodigen Topf, der oft einen großen Halsbereich hatte. Die Töpfe waren durch eine Dekoration gekennzeichnet, die vielfach in Zonen angeordnet ist, wie bei Jerpoint-West, oder in Serien konzentrisch überlappender Bereiche, wie sie von Barry Raftery in Baunogenasraid, im County Carlow gefunden wurde. Wobei auch andere Motive vorkommen. Außerdem wurden kleine Knochennadeln mit einem runden Knopf, sowie eine Pfeilspitze aus Feuerstein, eine polierte Steinaxt und in einem Beispiel, eine Perle gefunden.

Verbreitung

Linkardstownkisten sind in einer Region zwischen Dublin und den Counties Carlow und Kilkenny verbreitet. Vergleichbare Monumente finden sich aber auch in den Counties Tipperary, Limerick und Clare.

Zeitstellung

Die ganze Gruppe wurde früher auf das Ende des Neolithikums datiert (etwa 2000 v. Chr.), so dass sie die Vorgängerin der Einzelbegräbnisse der frühen Bronzezeit war. Neue Radiocarbon-Daten haben jedoch gezeigt, dass sie in die Mitte des Neolithikums gelegt werden müssen.

Die Daten:

  • Ardcrony, Co. Tipperary - C.2725 bc;
  • Ballintruer More, Co. Wicklow-c.2850 bc;
  • Ashley Park, Co. Tipperary (ein etwas atypisches Beispiel) - C.2815 bc.

Ein Datum für Poulawack erweist sich, als nur wenig jünger. Diese Daten sind vergleichbar mit denjenigen für die wenig früheren Ganggräber, wie Knowth oder Newgrange. Sie zeigen, dass das Einzelbegräbnis in polygonalen Kisten etwa zur gleichen Zeit stattfand wie in anderen Regionen der Insel die Kollektivbestattungen in Ganggräbern.

Die späteren Kisten

Die späteren Kisten sind rechteckig oder trapezoid und in den Boden eingetieft. Sie bestehen aus zumeist vier Seitensteinen, wobei die Platten der Langseiten oben oft leicht einwärts geneigt sind. Der häufig überkragende Deckstein ist mehr oder minder unregelmäßig geformt. Gelegentlich liegen zwei Decksteine übereinander (Rathconrath County Westmeath). Die Kisten haben entweder in etwa Körpermasse (50 cm x zwei Meter) oder sind kurz (80 – 100 cm lang). Sie befanden sich zumindest ursprünglich alle unter artifiziellen Hügeln (Burial Mounds).

  • Kurze Kisten gehören in die frühe und mittlere Bronzezeit, während die Menge der langen von der Endbronzezeit bis in die frühchristliche Zeit genutzt wurde.
  • Lange Kisten bargen primär Körperbegräbnisse oder Knochendepots, mitunter jedoch auch Brandbestattungen. Analog finden sich in kurzen Kisten, die primär Brandbestattungen bargen, nur vereinzelt Fälle von Körperbestattungen (in gekauerter Position). In etwa 50 Fällen kommen zweigeteilte (z.B. Ballinchalla County Mayo, Cavancarragh, County Fermanagh und Rathlin Island), ganz selten auch dreigeteilte Kisten vor (Ballynoe, County Down).

Cairns und Tumuli der Bronzezeit

Irische Erdhügel werden Tumulus genannt (plur. Tumuli; engl Barrows), während mit Erde lediglich überdeckte Steinanhäufungen Cairns heißen. Beide Arten hatten in der Regel 22 bis 25 Meter Durchmesser, wobei es auch welche mit 35 m gibt. Viele waren einst von Gräben oder Wällen umgeben. In einigen Fällen waren noch die ursprünglich den Hügel fassenden Randsteine nachzuweisen. Jüngere Ausgrabungen zeigen, dass solche Randsteine auch gesetzt wurden, wenn die Hügel für eine Nachnutzung vergrößert wurden. Bei Jerpoint West (County Kilkenny) und bei Baunogenasraid, (County Carlow), waren außer dem Randsteinring, je zwei innere konzentrische Steinringe vorhanden. In der Regel wurden bis in eine Höhe von zwei Metern, jeweils Lagen von Erde und Grassoden gehäuft. Bei Rath, im Co. Wicklow, lagen eine rechteckige Doppelkiste und eine unregelmäßige Steinkiste in einem natürlichen Hügel von ungefähr 60 m Durchmesser und fünf Meter Höhe.

Die Tumuli wurden multipel genutzt oder kommen in Gruppen (als so genannte Friedhöfe) vor. Besonders in Ostirland wurden viele Hügel abgetragen oder durch Motten (Rathmore County Kildare) überbaut. Auch in Cairns die aus der neolithischen Megalithphase stammen wurden während der Bronzezeit Steinkisten eingebaut. In anderen Fällen erfolgten die bronzezeitlichen Deponierungen in die Kammern von Megalithanlagen. 15 Steinkisten wurden in das Court tomb von Doohatty Glebe, County Fermanagh und sechs in den Hügel des Portal tomb von Aghnakeagh, County Louth eingebracht. Der Hügel des Wedge tomb von Kilmashogue, County Dublin, wurde vergrößert um sekundäre Niederlegungen unterzubringen. Von diesen erhielten sich aber nur die „Food Vessels“ und die „Cinerary Urns“, im Gangbereich.

Kisteninhalte

Die meisten Steinkisten mit Körperbestattungen enthielten das Skelett eines erwachsenen Mannes. Gelegentlich finden sich Belege dafür, dass Individuen gefesselt deponiert wurden. Als häufigste Beigabe erscheint ein dekoriertes Gefäß (engl. Food vessel) mit scharf eingezogenem Hals. Ähnliche Gefäße wurden in den Erdgräbern von Kiltale, County Meath, Dún Ailinne, County Kildare und Rathgall County Wicklow gefunden. In den Kisten vom Typ Linkardstown zeigen schlichte rundbodige Kümpfe, die neolithische Tradition an. Die Steinkisten im Phoenix Park von Dublin und die von Jerpoint West enthielten neben Skeletten je einen Knochenknebel in Form einer Hantel. Bei den Brandbestattungen in Kisten finden sich auch tönerne Urnen (engl. funeral oder cinerary urns). Diese Gefäße wurden bei Erdgräbern über die eingeäscherten Überreste gestülpt.

Gräberfelder

Häufig ist in den Cairns oder Tumuli eine zentrale Steinkiste vorhanden, die ab der mittleren Bronzezeit von einer Anzahl weitere Objekte begleitet wird. Der Komplex Dun Ruadh (das rote Fort) im County Tyrone, besteht aus einem von einem Graben, einem Steinkreis und einer Trockenmauer umgebenen Cairn. Scherben jungsteinzeitlicher Tonware, die sich in Gruben unterhalb des Cairns fanden, zeigen hier die Weiterverwendung eines alten Begräbnisplatzes an. Im Cairn liegen insgesamt 13 Steinkisten. Am Mount Stewart, im Co. Down, wurde eine große rechteckige beigabenlose Steinkiste von 15 peripheren Steinkisten begleitet, von denen mehrere Gefäße enthielten.

Zeitgleiche Erdbegräbnisse

Der Cairn von Knockast, im Co. Westmeath enthielt 43 Begräbnisse, darunter fünf Steinkisten mit Kremationen, aber die meisten der Körper- oder Brandbestattungen waren Erdgräber. Umfangreiche Flachgrabfriedhöfe sind z.B. Edmondstown, Co. Dublin mit 18, Cloughskelt, Co. Down mit 24 und Ballyenahan, Co. Cork mit 17 Begräbnissen. In der Siedlung Knockadoon am Lough Gur wurde das zusammengekauerte Skelett eines Jungen gemeinsam mit einer großen, dekorierten neolithischen Schüssel in einer Grube gefunden.

Siehe auch

Weblinks

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