Amerikanismen

Amerikanismen

Als Anglizismus bezeichnet man einen Einfluss der englischen Sprache auf oder in andere Sprachen. Dieser Einfluss kann sich auf allen Ebenen der Sprache äußern, also in der Lautung, in der Formenlehre, der Syntax sowie im Wortschatz (Fremd- und Lehnwörter).

Anglizismus als Oberbegriff schließt Einflüsse aus allen englischen Sprachvarietäten ein; speziell werden Einflüsse aus dem britischen Englisch auch Britizismen und solche aus dem amerikanischen Englisch Amerikanismen genannt.

Inhaltsverzeichnis

Formen in der deutschen Sprache

  • Wortentlehnungen: Übernahme englischer Lexeme, die dann unterschiedlich stark an das Laut-, Schreib- und Grammatiksystem der aufnehmenden Sprache angepasst werden (vergleiche deutsche Mehrzahl „Killer“ = angepasst – Mehrzahl „Fans“ oder „Chips“ = unangepasst). Eine scharfe Abgrenzung zwischen (angepasstem) Lehnwort und (unangepasstem) Fremdwort gibt es nicht.
  • Lehnübersetzungen: Eins-zu-eins-Übersetzungen der Bestandteile des fremden Wortes, z. B. brainwashing → „Gehirnwäsche“, oder der fremden Satzkonstruktion (Lehnsyntax), z. B. „Sinn machen“ anstelle von „(einen) Sinn ergeben“ bzw. (häufiger) „Sinn haben“ oder „sinnvoll sein“, von engl. “to make sense”. Oder, schon länger in Gebrauch, „einmal mehr“ statt „(schon) wieder einmal“ oder einfach nur „wieder(um)“ oder „abermals“ von engl. “once again”.
  • Lehnübertragungen: Übersetzung der Idee hinter der Bildung des fremden Wortes, z. B. skyscraper → „Wolkenkratzer“ (nicht „Himmelskratzer“, wie es bei einer Lehnübersetzung zu erwarten wäre). Hier gilt das gleiche wie bei den Lehnübersetzungen.
  • Lehnbedeutungen: Übernahme des Bedeutungsspektrums des fremden Wortes, von dem Teilbedeutungen bereits bei einem deutschen Wort zu finden sind, z. B. deutsch „realisieren“ im Sinne von „etwas bemerken, sich einer Tatsache bewusst sein“ nach englisch realize/realise „etwas verwirklichen, etwas bemerken, sich einer Tatsache bewusst sein“ (keine sinnliche Wahrnehmung, im Gegensatz zu to notice).
  • Wortschöpfungen innerhalb der deutschen Sprachgemeinschaft mit englischem Klang wie Handy, Talkmaster, Service Point – dies sind spezielle Anglizismen, die kein englisches Wort mit der entsprechenden Bedeutung als Quelle haben, sie werden bisweilen auch als Schein- oder Pseudoanglizismen bezeichnet.
  • Benutzung der englischen statt deutschen Schreibung von Wörtern in deutschsprachigen Schriftstücken; zum Beispiel die englische Transkription aus nichtlateinischen Schriften wie der kyrillischen oder der arabischen beziehungsweise persischen Schrift oder die verbreiteten C-Schreibungen im „Mediziner-Deutsch“ (in vielen, ursprünglich lateinischen Fachbegriffen wird der Buchstabe C aus dem lateinischen Grundwort im Deutschen K beziehungsweise Z geschrieben, im Englischen ist das C erhalten). In jüngster Zeit ist auch zu beobachten, wie aufgrund der schlechten Synchronisation englischsprachiger Filme mit antiker Handlung die griechischen Vokalkombinationen αι, οι, υι, die traditionell im Deutschen, analog zu der klassisch-römischen Transkription ae, oe, ue, mit ä, ö, ü wiedergegeben werden (zum Beispiel griechisch Ptolemαιos = dt. Ptolemäos), als ai, oi, ui erscheinen, also im Beispiel Ptolemaios.

Bemerkenswert sind als Sonderfall Begriffe, die falsch verstanden werden können, wenn man sie nicht ins Deutsche übersetzt (zum Beispiel weil der englische Begriff im Deutschen bereits eine abweichende Bedeutung hat): design, bezogen auf ein technisches System (Maschine, Schiff, elektronische Schaltung, Programm), bedeutet „Entwurf“ (durch einen Ingenieur) und nicht „Design“ (durch einen Designer) (vergleiche Falscher Freund). Auch bezeichnet to control meistens nicht „kontrollieren“, sondern „steuern/regeln“ bzw. „beherrschen“.

Kritik an zunehmender Verwendung in der deutschen Sprache

Vielen deutschsprachigen Sprachkritikern zufolge nehme der Gebrauch sowohl von englischen Originalen als auch von Anglizismen zunehmend überhand. Das bedrohe die deutsche Sprache und das Kulturerbe. Es erschwere die Verständigung, weil viele Menschen nicht genügend Englisch verstünden. Es wird außerdem vermutet, dass viele Menschen, besonders Jugendliche, die Anglizismen nur verwenden, um gegenüber ihren Mitmenschen als modisch und modern wahrgenommen zu werden. In vielen Fällen gebe es ein deutsches Wort, das denselben Zweck erfülle. Somit sei der Nutzen in Frage gestellt.

Die 2003 veröffentlichte Umfrage eines Kölner Marktforschungsinstitutes [1] über die Verständlichkeit von zwölf bekannten englischen Schlagworten für deutsche Kunden ergab, dass diese zum Teil von weniger als 10 % der Befragten verstanden wurden. Acht der zwölf untersuchten Unternehmen hätten ihre Werbefloskeln seitdem geändert. 2008 störten sich in einer Umfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache 39 % der Befragten an Lehnwörtern aus dem Englischen. Die Ablehnung war in den Bevölkerungsgruppen am größten, die Englisch weder sprechen noch verstehen (58 % Ablehnung bei der Gruppe der Über-59-Jährigen, 46 % Ablehnung bei ostdeutschen Umfrageteilnehmern).[2]

Ähnliche Kritik gab es schon ab Ende des 19. Jahrhunderts gegenüber aus dem französischen, lateinischen oder griechischen stammenden Begriffen, beispielsweise vom Allgemeinen Deutschen Sprachverein.

Siehe auch

Literatur

  • Karl-Heinz Best: Anglizismen – quantitativ. In: Göttinger Beiträge zur Sprachwissenschaft. 8, 2003, S. 7–23, ISSN 1435-8573.
  • Csaba Földes: Deutsch und Englisch: Ein Sprachnotstand? Befunde und Anmerkungen aus einer ostmitteleuropäischen Perspektive. In: Rudolf Hoberg (Hrsg.): Deutsch – Englisch – Europäisch. Impulse für eine neue Sprachpolitik. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2002, ISBN 3-411-71781-5, S. 341–367.
  • Richard Glahn: Der Einfluss des Englischen auf gesprochene deutsche Gegenwartssprache. Eine Analyse öffentlich gesprochener Sprache am Beispiel von „Fernsehdeutsch“. 2., durchgesehene Aufl. Peter Lang, Frankfurt u. a. 2002, ISBN 3-631-38955-8.
  • Manfred Görlach: Dictionary of European Anglicisms. Oxford 2001, ISBN 0-19-823519-4.
  • Wolfgang Müller-Hasemann: Das Eindringen englischer Wörter ins Deutsche ab 1945. In: Karl-Heinz Best, Jörg Kohlhase (Hrsg.): Exakte Sprachwandelforschung. edition herodot, Göttingen 1983, ISBN 3-88694-024-1, S. 143–160.
  • Nicole Plümer: Anglizismus – Purismus – Sprachliche Identität. Eine Untersuchung zu den Anglizismen in der deutschen und französischen Mediensprache. Peter Lang, Frankfurt u. a. 2000 (Zugleich Diss.phil. Münster 1999), ISBN 3-631-36075-4.
  • Reiner Pogarell, Markus Schröder (Hrsg.): Wörterbuch überflüssiger Anglizismen. IFB-Verlag, Paderborn 1999, ISBN 3-931263-33-9, 168 Seiten (6. Auflage, 2004).
  • Jan Georg Schneider: Von free-floatendem Kapital, Hardlinern und Instructions. Linguistische Anmerkungen zur populären Anglizismenkritik. In: Verein Lingua et opinio e. V. (LeO) (Hrsg.): Studentische Zeitschrift für Sprache und Kommunikation. 19. Dezember 2006. – Auch online
  • Hermann Zabel (Hrsg.): Denglisch, nein danke! Zur inflationären Verwendung von Anglizismen und Amerikanismen in der deutschen Gegenwartssprache. IFB-Verlag, Paderborn 2001, 296 S., ISBN 3-931263-20-7, 296 S. 2. Auflage 2003 ISBN 3-931263-35-5, 360 S.
  • Dieter E. Zimmer: Neuanglodeutsch. In: Dieter E. Zimmer: Deutsch und anders. Die Sprache im Modernisierungsfieber. Hamburg 1998, ISBN 3-499-60525-2, S. 7–104.
  • Wolf Schneider: Speak German! – Warum Deutsch manchmal besser ist. 191 S., Rowohlt 2008, ISBN 978-3-498-06393-1

Einzelnachweise

  1. Zusammenfassung der Endmark-Studie.
  2. Studie der Gesellschaft für deutsche Sprache, Grafiken

Weblinks


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