Japanischer Fußball

Japanischer Fußball
Fußballspiel in Japan, Consadole Sapporo gegen Avispa Fukuoka im Atsubetsu-Stadion in Sapporo

Fußball ist in Japan nach Baseball die zweitbeliebteste Mannschaftssportart. Obwohl der Sport durch britische und niederländische Händler schon recht früh ins Land kam und schon seit 1921 ein landesweiter Vereinspokal ausgetragen wird, spielte er viele Jahrzehnte nur eine relativ kleine Rolle als Studentensport. Dies hat sich erst nach den Olympischen Spielen 1964 in Tokyo geändert. Vorläufiger Höhepunkt der Entwicklung war die Fußball-Weltmeisterschaft 2002, die in Südkorea und Japan stattfand. 2006 nahm das Land erneut an einer Weltmeisterschaft teil, schied jedoch in der Vorrunde aus.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des japanischen Fußballs

Vor dem Krieg

Unklar ist, wann das erste Fußballspiel auf japanischem Boden stattfand. Jedenfalls erfreute sich der Sport vor allem in studentischen Kreisen großer Beliebtheit, was sicher auch damit zusammenhängt, dass Japans Studenten zu jener Zeit sehr an europäischer Kultur und westlichen Bräuchen interessiert waren.

Bereits am 9. Mai 1917 bestritt Japan das erste inoffizielle Länderspiel, das man in China mit 5:0 verlor. Der nationale Fußballverband JFA wurde 1921 gegründet (seit 1929 FIFA-Mitglied), und im selben Jahr wird der landesweite Kaiserpokal ausgetragen - er ist damit einer der ältesten Fußballwettbewerbe Asiens.

Erste internationale Erfolge erzielt die japanische Mannschaft 1930 mit dem geteilten Sieg der Ostasienspiele (Im Finale trennte man sich von China 3:3) und 1936 mit einem 3:2-Erfolg über Schweden während den Olympischen Sommerspielen 1936 - dem ersten Sieg über eine europäische Mannschaft, unterliegt dann aber im Viertelfinale dem späteren Olympiasieger Italien mit 0:8.

Mit Cramer zu Olympia

Der Zweite Weltkrieg bringt nicht nur den Kaiserpokal zum erliegen, sondern isoliert auch die JFA international: erst 1950 wird sie wieder in die FIFA aufgenommen, hat aber den internationalen Anschluss längst verpasst.

Die Olympischen Spiele 1964 in Tokio markieren einen Wendepunkt im japanischen Fußball: bei den Spielen im eigenen Land ist das olympische Komitee auch im Fußball am erfolgreichen Abschneiden der Japaner interessiert und engagiert 1960 den deutschen Dettmar Cramer, der als erster Ausländischer Fußballlehrer Japans die Nationalelf im olympischen Turnier zu einem 3:2-Sieg über Argentinien führt. Im Viertelfinale kommt aber gegen die Tschechoslowakei das Aus durch ein 0:4. Dagegen gelingt es vier Jahre später in Mexiko die Bronzemedaille zu gewinnen, dies ist die beste Platzierung bei einem interkontinentalen Turnier. 1965 wurde die landesweite halbprofessionelle Japan Soccer League gegründet, in der größtenteils Werksmannschaften großer Konzerne (etwa Toyota, Hitachi oder Mitsubishi) bis 1992 den japanischen Meister kürten. Auch im Kaiserpokal, den bislang Universitätsteams dominiert hatten, gewannen die Werksteams alsbald die Oberhand.

Asienmeister und Profifußball

Im Laufe der Zeit wurde der Sport im Volk immer populärer. Auch Mangas, Animes und Videospiele nahmen sich seit den frühen 80er-Jahren des Themas an (etwa Captain Tsubasa oder Ganbare! Kickers). Doch es sollte noch bis in die 90er-Jahre dauern, bis Japan auch im Profifußball reüssierte: 1992 fanden erstmal die Asienmeisterschaften des Kontinentalverbandes AFC in Japan statt. Das vom holländischen Trainer Hans Ooft (dem ersten ausländischen Nationalcoach seit Cramer) geführte Team hatte sich noch zuvor erst ein Mal für eine Endrunde qualifiziert - und gewann das Turnier dennoch.

Ein weiterer Meilenstein war 1993 die Gründung der landesweiten Profiliga J. League, in der die Besten zehn JSL-Teams zu professionell gemanagten Vereinen umgewandelt wurden (heute umfasst der Profibereich 30 Mannschaften in zwei Divisionen). Die J. League zieht immer mehr Fans an; im Jahr 2003 verfolgten im Laufe der ganzen Saison bereits 6,8 Millionen Zuschauer die Spiele (Schnitt: ca. 17 000 pro Spiel).

Japans Nationalmannschaft konnte sich 1998 erstmals für eine Weltmeisterschaft qualifizieren. Sie wurde bis zur WM 2006 in Deutschland vom Brasilianer Zico trainiert, der nun allerdings in der Türkei sein Geld verdient.

Erfolge der Nationalmannschaft

Asienmeisterschaften

1988 schaffte es Japan nach mehreren erfolglosen Anläufen zum ersten Mal, sich für eine Endrunde zu qualifizieren; seither hat es das Turnier schon dreimal gewonnen und ist damit gleichauf mit Saudi-Arabien und Iran und vor dem ewigen Rivalen Südkorea die erfolgreichste Nation.

Jahr Gastgeber Ergebnis S U N Tore
1988 Katar Vorrunde 0 1 3 0:6
1992 Japan Asienmeister 3 2 0 6:3
1996 V.A.E. Viertelfinale 3 0 1 7:3
2000 Libanon Asienmeister 5 1 0 21:6
2004 China Asienmeister 3 3 0 13:6
2007 Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam Platz 4 3 1 2 11:7

Weltmeisterschaften

Für eine WM-Endrunde konnte sich Japan erstmals 1998 qualifizieren, nachdem die schon sicher geglaubte Qualifikation für die WM 1994 noch durch ein Gegentor in der Nachspielzeit des letzten Spiels misslang. 2002 war man als Gastgeber gesetzt, für das Turnier in Deutschland konnte man sich dann 2005 als weltweit erste Mannschaft (außer Deutschland selbst) qualifizieren.

Jahr Gastgeber Ergebnis S U N Tore
1998 Frankreich Vorrunde Platz 4 0 0 3 1:4
2002 Jap./Südk. Achtelfinale 2 1 1 5:3
2006 Deutschland Vorrunde Platz 4 0 1 2 2:7

Vereinsfußball

Im Jahr 2005 ist der Vereinsfußball in Japan wie folgt organisiert:

  • J. League Division 1: 18 Mannschaften (ermitteln den japanischen Meister)
  • J. League Division 2: 12 Mannschaften
  • Japan Football League (JFL): 16 Mannschaften
  • 9 Regionalligen
  • 47 Präfekturalligen

Der Auf- und Abstieg zwischen den Ligen wird zumeist nach sportlichen Gesichtspunkten geregelt, doch für den Profibereich (J. League Division 1 und 2) müssen gewisse ökonomische Rahmenbedingungen eingehalten werden.

Neben der Japanischen Meisterschaft wird weiterhin der Kaiserpokal genannte Pokalwettbewerb und ein Ligapokal unter dem Namen Yamazaki Nabisco Cup ausgetragen. Meister und Pokalsieger nehmen an der AFC Champions League teil, dem höchsten asiatischen Klubwettbewerb.

Japanische Vereine zählen neben koreanischen und saudischen zu den stärksten in Asien; seit 1986 konnten sie bereits 8 Asienpokale gewinnen. (Südkorea: 8, Saudi-Arabien: 9). Die bekanntesten Vereine sind die Kashima Antlers (Rekordmeister der J. League), die Yokohama F. Marinos (Rekordpokalsieger) und die Urawa Red Diamonds (trainiert durch den deutschen Volker Finke).

Siehe auch

Weblinks


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