- Joe Berger
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Joe Berger (* 22. Oktober 1939 in Kaltenleutgeben; † 30. Mai 1991 in Wien; eigentlich Alfred Berger) war ein österreichischer Lyriker, Dramatiker, Erzähler, Journalist, Schauspieler und Aktionist. Mitglied der Grazer Autorenversammlung.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Joe Berger, der zunächst eine höhere technische Lehranstalt (Fachrichtung Chemie) absolviert, gelangt um 1960 durch Freunde zu Regiearbeiten mit Konrad Bayer und H. C. Artmann und kommt dadurch mit dem Wiener Aktionismus in Berührung. Ab 1964 ist er Mitbegründer verschiedener Aktionsgruppen, u.a. der first vienna working group: motion, mit der er in Deutschland, Italien und der Schweiz auftritt (weiter Mitglieder der Gruppe sind unter anderem Wolfgang Bauer, Gunter Falk, Reinhard Priessnitz, Otto Kobalek und Toni Dusek). Ab 1970 vermehrte literarische Tätigkeit, Veröffentlichungen in den österreichischen Literaturzeitschriften wespennest und protokolle sowie selbständige Publikationen.
Bedeutung
Joe Berger galt als Wiener "Szene-Literat". "skurrilität, ironie und zeitkritik kennzeichnen Bergers zielbewußtes fabulieren." [1] Schriftstellerkollege Wolfgang Bauer äußerte sich im Nachwort zu Bergers Märchen für Konsumkinder: "joe berger ist der bedeutendste nicht schreibende literat, den ich kenne. wenn man eben literatur nicht bloß als ein manuell schreibendes, druckendes denken oder gar als ein aus angst vor der unfähigkeit zur philosophie gewachsenes eitles pseudokünstlerisches handwerk definiert, fallen so unter diesen begriff noch einige leute, deren symbolische zentralfigur joe berger ist. es wäre leicht, ihn als höchst zerrissenen, viel zu vielfältigen (etwa 'traurigen Witzbold' oder dergleichen dumme klischees...) antikünstler zu portraitieren, wesentlicher erscheint mir, eine art gewachsener einheit herzustellen, in welcher sich bergers aufregendes inneres bezugsfeld spannt." [2] Nachdem Joe Bergers Schaffen lange Zeit von der Wissenschaft nicht beachtet wurde, fand am 22. Oktober 2009 in der Wienbibliothek im Rathaus ein erstes interdisziplinäres Symposion zum Künstler statt. Die Beiträge erschienen zusammen mit weiteren Dokumenten zu Berger 2010 in einem Sammelband (siehe im Abschnitt "Literatur").
Literarische Publikationen
- Märchen für Konsumkinder. Wien, München: Verlag Jugend und Volk 1977. ISBN 3-8113-6699-8
- Ironische Zettel. Organisierte Prosa (vormals Lyrik). "vive la bagatelle". Illustriert von Sara Berger. Baden bei Wien: Weilburg 1980.
- Plädoyer für den Alkohol. Wien: Schreier & Braune. O.J. [1985]
- Märchen für die Satten und Irren. Wien: Fama 1990. ISBN 3-900979-04-9
- G'fährlicher Traam. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1994. (= Magazin der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. 5.)
- Hirnhäusl. Prosatexte aus dem Nachlass und verstreut Publiziertes. Hrsg. v. Thomas Antonic u. Julia Danielczyk. Klagenfurt, Wien: Ritter 2009. ISBN 3-85415-443-7
Der Nachlass Joe Bergers im Umfang von 5 Archivboxen befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus und enthält u.a. Gedichte, frühe Stücke, Drehbücher, einen Roman, Märchen, journalistische Arbeiten, einzelne Dokumente zur "first vienna working group: motion" und zur "Arbeitsgruppe Bauernschnapsen".
Ein Joe-Berger-Lesebuch erschien (unter dem gleichlautenden Titel) 1994, herausgegeben von Georg Biron in der "Edition S" (Wien). ISBN 3-7046-0523-9
Filmografie
Drehbuch
- Rosemaries Tochter (1976, produziert von Constantin Film, Regie: Rolf Thiele)
Als Schauspieler
- Totstellen (1975, Drehbuch: Michael Scharang, Regie: Axel Corti)
- Ein echter Wiener geht nicht unter, Folge 4: Abgründe (1975, Drehbuch: Ernst Hinterberger, Regie: Reinhard Schwabenitzky)
- Jakob der Letzte (1976, nach dem gleichnamigen Roman von Peter Rosegger, Regie: Axel Corti)
- Die Straße (1978, TV-Film, Drehbuch: Herbert Brödl, Regie: Volker Vogeler)
- Exit... nur keine Panik {1980, Drehbuch: Gustav Ernst, Regie: Franz Novotny)
- Die Ausgesperrten (1982, nach dem gleichnamigen Roman von Elfriede Jelinek, Regie: Franz Novotny)
- Der Stille Ozean (1983, nach dem gleichnamigen Roman von Gerhard Roth, Drehbuch: Walter Kappacher, Regie: Xaver Schwarzenberger)
- Der gute Engel (1983, Drehbuch: Fritz Eckhardt, Regie: Kurt Junek)
- Die Praxis der Liebe (1985, Buch und Regie: Valie Export)
- Coconuts (1985, Buch und Regie: Franz Novotny)
- Feuerwerk für eine Leiche aus der Serie Tatort (1988, Drehbuch: Bert Steingoetter, Regie: Kurt Junek)
- Eis (1989, Buch und Regie: Berthold Mittermayr)
- Die toten Fische (1989, Buch und Regie: Michael Synek)
Tonträger
- Orphelia (1982, gemeinsam mit Loys Egg)
- Wiener Depressionen (von Ernst Kölz vertonte Gedichte Bergers)
Literatur
- Thomas Antonic/Julia Danielczyk (Hrsg.): "Denken Sie!" Interdisziplinäre Studien zum Werk Joe Bergers. Klagenfurt/Wien: Ritter 2010. ISBN 978-3-85415-457-0
- Thomas Antonic: DENKEN SIE! oder Zu einigen Texten, künstlerischen Aktivitäten und Gedanken Joe Bergers. Ein Nachwort. In: Joe Berger: Hirnhäusl. Prosatexte aus dem Nachlass und verstreut Publiziertes. Hrsg. v. Thomas Antonic u. Julia Danielczyk. Klagenfurt, Wien: Ritter 2009, S. 281–301. ISBN 3-85415-443-7
- Wolfgang Bauer: "bis in alle ewigkeit". nachwort. In: Joe Berger: märchen für konsumkinder. Wien, München: Verlag Jugend und Volk 1977, S. 94-95.
- Radio-Feature: Rumpelstilzchen lebt hier nicht mehr. Das Leben des toten Dichters, Schauspielers und Aktionisten Joe Berger. Von Hannes Doblhofer und Karo Wolm. (Aus der Reihe Tonspuren, ORF 1992, 44:20 Minuten)
- AUCH DER ONKEL HO GEHT NICHT MEHR AUFS KLO. In: Der Spiegel. Nr. 39, 1969 (über den Auftritt Bergers und Otto Kobaleks beim Festival auf Burg Waldeck (Hunsrück) 1969, online).
Weblinks
- Literatur von und über Joe Berger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Joe Berger in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Einzelnachweise
Kategorien:- Drehbuchautor
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