Johann Christian Jauch senior

Johann Christian Jauch senior
Johann Christian Jauch senior um 1840 (Porträt von Otto Speckter)
Hamburg, Stadtdeich 9
Kontor von J. C. Jauch & Söhne
1891 Jauchsche Stiftung
„Heim für alte Männer“
zerstört 1943 (Operation Gomorrha)
(Aquarell Ebba Tesdorpf um 1880)
Holzlager zwischen der Bankstraße und dem Stadtdeich (Bleistiftzeichnung von Ebba Tesdorpf 1884)

Johann Christian Jauch sen. (* 11. Januar 1765 in Lütau; † 14. Januar 1855 in Hamburg, ± Jauchsche Familiengruft auf dem Hammer Friedhof), eigentlich Johann Christian Barthold Wilhelm Jauch, war ein hanseatischer Kaufmann.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Familie

Jauch ist der Stammvater des hanseatischen Zweiges des Geschlechts Jauch.

Jauchs Großvater war Johann Christian Jauch (1702–1778), Erster Domherr und Vizedekan[1] des Domstifts Bardowick. Sein Vater Johann Georg Jauch (1727–1799) entführte als seinerzeitiger Kurfürstlich-Sächsischer Offizier 1754 Anna, die Tochter des Hamburger Senatssyndicus und Herrn auf Horst, Johann Baptista Mutzenbecher (1691–1759), Großnichte des Hamburger Senators Matthias Mutzenbecher (1693–1735), und heiratete sie. Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete er in zweiter Ehe die Mutter Johann Christians, Catharina Louise Seetzen (1739–1788), Tochter des Königlich-Großbritannischen und Kurfürstlich-Braunschweig-Lüneburgischen Gerichtsschultheißen zu Lauenburg Albrecht Ludolf Seetzen.

Jauch heiratete 1801 Charlotte Fagel (1772–1841), Tochter des Schiffsherrn zu Lauenburg Jürgen Christian Fagel, mit der er sieben Kinder hatte.

Sein Enkel war der Repräsentant der Notabeln[2] in der Hamburgischen Bürgerschaft August Jauch (1861–1930). Sein Urenkel war Otto von Feldmann (1873–1945), Chef der Operationsabteilung in der türkischen Obersten Heeresleitung während des Ersten Weltkriegs. Die hanseatische Philanthropin Auguste Jauch (1882–1902) war seine Schwiegertochter. Zu seinen Nachkommen gehört der Fernsehmoderator Günther Jauch (* 1956).

Jauchs Cousin war der Lübecker Bürgermeister, Dichter und Aufklärer Christian Adolph Overbeck (1755–1821), sein Neffe der Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung Albert August Wilhelm Deetz (1798–1859). Sein Urgroßneffe war Ludwig Gümbel, Schiffsbauingenieur, Ordinarius an der TH Berlin und maßgeblich beteiligt am Aufbau der deutschen U-Boot-Flotte. [3]

Leben

Jauch trat in die Holzhandlung seines Großonkels Carl Daniel Jauch (1714–1795) in Hamburg ein, welche dieser nach Verlagerung seiner Geschäfte von Lüneburg nach Hamburg seit 1752 dort betrieb. Er erwarb 1799 das Bürgerrecht in Hamburg, führte das Handelsgeschäft zunächst als Holzhandlung J.C. Jauch fort, verlagerte es in der Folge in den Stadtdeich 9, das Hamburger Stammhaus der Familie am Holzhafen, und baute das Unternehmen zum führenden Holzgroßhandelsgeschäft der Hansestadt mit ausgedehnten Geschäftsbeziehungen nach Polen und nach Russland aus. Das Areal wurde in der Folge durch den Zukauf zahlreicher Grundstücke bis zur Bankstraße und zur Schleusenstraße ausgedehnt, so das „achter Jauch sin Plank“ zur gebräuchlichen Ortsbezeichnung wurde.[4] Der Stadtdeich war der bevorzugte Sitz der Holzhändler, weil hierhin das Holz die Elbe abwärts verschifft wurde. Neben dem genannten Stadtdeich 9 gehörte Moritz Jauch (1804–1876) Stadtdeich 3 und Johann Christian Jauch junior (1802–1880) Stadtdeich 189, während der unverheiratete dritte Sohn Carl Daniel Jauch (1806–1866) bei seinem Vater wohnte.

1832 wurde Jauch Großbürger zu Hamburg. 1841 nahm er seine Söhne in die Firma auf und war bis fünf Tage vor seinem Tod Teilhaber und Seniorchef der so begründeten Holzhandlung J. C. Jauch & Söhne. Durch den Brand der Stadt Hamburg im Jahre 1842 und den jahrelangen Wiederaufbau der zerstörten Stadtteile gelangte die bereits wohlhabende Familie zu beträchtlichem Reichtum. 1846 erwarben sein Sohn Johann Christian Jauch junior (1802–1880) und sein Enkel Carl Jauch (1828–1888), der eine eigene Holzhandlung betrieb, das Gut Wellingsbüttel bei Hamburg als Landsitz und Jagdgrund.

Bruch des Stadtdeichs vor Hamburg während der Februarflut 1825 (Lithographie nach Friedrich Thöming)

Jauch war von 1820 bis 1833 Deichgeschworener und Ältester Deichgeschworener des Hammerbrook. Er leitete die Schutzmaßnahmen beim Hammerbrooker Deichbruch während der Februarflut 1825.

Jauch war ein kunstsinniger Mann. In engem Kontakt mit ihm stand der Neffe seiner Frau, der aus Hamburg stammende Maler und Lithograf Professor Johann Carl Koch, der u.a. Stiche nach Gemälden von Jauchs Neffen Friedrich Overbeck (1789–1869) fertigte. Regelmäßiger Gast in seinem Hause war der für das Musikleben Hamburgs bedeutsame Theodor Avé-Lallemant (1806–1890), der später Jauchs Tochter Wilhelmine (1809–1893) heiratete. 1820 gehörte er zu den Bürgern, die das erfolgreiche „Fundraising“ betrieben für den Bau des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg, des ersten städtischen Krankenhauses in Hamburg.[5]

Literatur und Quellen

  • Deutsches Geschlechterbuch Band 200, 13. Hamburger, S. 337–416, ISBN 3-7980-0200-2, Band 209, 15. Hamburger, S. 31–52, ISBN 3-7980-0209-6, jeweils mit weiteren Literaturnachweisen
  • H. W. C. Hübbe, Vom Hammerbrook, 1. Durchbruch des Stadtdeiches 1825 ..., in Mitteilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte Band 5 Jg. 1882, Hamburg 1883

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Chistian Schlöpken, Chronicon oder Beschreibung der Stadt und des Stiftes Bardewick, Lübeck 1704, S. 429: Stiftspröpste wurden nicht bestellt. Die Dekane waren in der Regel Juristen, die als Fürstlich Braunschweig-Lüneburgische Kanzler in Celle fungierten. Die eigentliche Leitung des Stifts lag bei den Senioren lag, die deswegen seit alters her zugleich den Titel eines Vice-Dekanos führten
  2. Frank-Michael Wiegand, Die Notabeln: Untersuchungen zur Geschichte des Wahlrechts und der gewählten Bürgerschaft in Hamburg 1859-1919, 1987, S. 271: Die Notabelnabgeordneten waren nicht frei gewählt, sondern von den Notabeln entsandt und bildeten „ein Gegengewicht gegen die Tendenz der Alleinherrschaft gewisser Volksklassen“
  3. Cousin des Bundespräsidenten Theodor Heuss, Großneffe des Naturforschers Theodor Gümbel und des Geologen Wilhelm von Gümbel
  4. Vgl. Hamburgische Rath- und Burgerschlusse, 1849, S. 44
  5. Sammlung der Verordnungen der Freyen Hansestadt Hamburg, Band 6, 1819, S. 327

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