Hammerbrook

Hammerbrook
Lage des Stadtteils

Hammerbrook

Lage des Bezirks

Hamburg-Mitte

Basisdaten
Bundesland: Hamburg
Bezirk: Hamburg-Mitte
Fläche: 3,6 km²
Einwohner: 1554 (2002) mit Klostertor
Bevölkerungsdichte: 430 Einwohner je km²
Vorwahl: 040
Geografische Lage: 53° 32' 43″ n. Br.
10° 1' 50" ö. L.
Kfz-Kennzeichen: HH

Hammerbrook ist ein Stadtteil von Hamburg im Bezirk Hamburg-Mitte.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Hammerbrook wird nördlich begrenzt durch die S-Bahn und Fernbahntrasse nach Lübeck und Berlin und grenzt damit an St.Georg. Im Westen und Süden grenzt es an Klostertor und Rothenburgsort, im Osten an Hamm Süd. Das Gebiet ist ein Marschgebiet im Bereich der Billemündung in die Elbe, das in den 1840er-Jahren durch mehrere Kanäle entwässert wurde und zunächst überwiegend landwirtschaftlich geprägt war.


Geschichte

Als „Hammer Brook“ wurde ursprünglich die gesamte Marschniederung vom Hamburger Oberhafen bis nach Horn bezeichnet, die im Norden durch den Geesthang und im Süden durch die Bille begrenzt wurde. Hamburg erwarb dieses Gebiet 1383 von den Holsteiner Grafen. Seit dem 15. Jahrhundert gehörte der Hammerbrook zur Landherrenschaft Hamm und Horn, die von einem Senator verwaltet wurde. Genutzt wurde das vorwiegend als Viehweide, die - um die ständigen Überschwemmungen zu verringern - nach und nach mit Entwässerungsgräben durchzogen wurde. Das heutige Hochwasserbassin, das sich vom Anckelmannplatz bis zur Bille hinzieht, wurde im 17. Jahrhundert unter der Bezeichnung Retranchementgraben als Vorbefestigung Hamburgs angelegt.

Die Besiedlung des Hammerbrooks begann - von Westen vorrückend - erst Ende des 17. Jahrhunderts. Planmäßig aufgesiedelt wurde der Brook jedoch erst im 19. Jahrhundert nach der Entwässerung die durch Senatssyndikus Wilhelm Amsinck auf politischer Seite und den englischen Ingenieur William Lindley auf technischer Seite vorangetrieben wurde.

Grüner Deich 1880

Während der großen Sturmflut des 3. und 4. Februar 1825 trat ein Deichbruch auf. Der Älteste Deichgeschworene des Hammerbrooker Deichverbandes, Johann Christian Jauch senior (1765-1855) leitete die Schutzmaßnahmen. Namhafte Hamburger wandten sich öffentlich gegen nachfolgende Plünderungen. 1832 wurde der Hammerbrook zur Vorstadt erklärt. Der Bau der Hamburg-Bergedorfer-Eisenbahn 1842, der mit dem Bahnhof Berliner Tor eine schnelle Anbindung an die Innenstadt schuf, und die Abschaffung der Torsperre 1860 führten endgültig zur dichten Besiedlung. 1867 lebten 10.000 Einwohner auf dem Hammerbrook, 1910 waren es bereits über 60.000 (allerdings bezogen auf die alte Ausdehnung des Hammerbrooks, im Bereich des heutigen Hammerbrooks lebten etwa 40.000 Menschen).

Der überdurchschnittliche Bevölkerungszuwachs war insbesondere auf die Umsiedlung aus den vorherigen Wohngebieten des 1888 eingerichteten Freihafens zurückzuführen, die zugleich durch Hafennähe eine zum Arbeitsplatz günstige Unterbringung gewährleistete.

Bei den Bürgerschaftswahlen 1901 gewann Otto Stolten den Wahlkreis Hammerbrook und zog so als erster Sozialdemokrat in die Hamburgische Bürgerschaft ein. Er wurde 1919 Zweiter Bürgermeister Hamburgs.

Eines der wenigen Gebäude, die den Zweiten Weltkrieg überstanden
St. Annen-Kirche um 1900 (zerstört 1943-1945)

Nach dem Ende der Entwässerungsmaßnahmen 1909, mit Sand aus den Boberger Dünen wurde eine Aufhöhung um teilweise mehr als fünf Meter durchgeführt, beginnt die intensive Bebauung. Es entstehen große Häuserblocks, von denen viele Schlitzbauten sind. Nord- Mittel- und Südkanal dienen von nun an zum einen der Entwässerung und zum anderen als preisgünstige Verkehrswege für die sich ansiedelnden Betriebe. 1938 wurden die heutigen Stadtteilgrenzen gezogen und der Ostteil fiel an Hamm-Süd.

Während der Operation Gomorrha wurde das Gebiet in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 von britischen und US-amerikanischen Bombern nahezu vollständig zerstört, etwa 12.000 Einwohner starben. Heute leben noch knapp 600 Menschen in Hammerbrook.

Ab Mitte 1944 waren in einer Volksschule am Brackdamm in Hammerbrook etwa 35 KZ-Häftlinge untergebracht, deren Aufgabe es war, ohne jegliche Ausbildung, Bombenblindgänger zu suchen und zu entschärfen. Ab Oktober 1944 waren im Hinterhaus eines Bürokomplexes in der Spadlingstraße 156/158 auf sieben Etagen etwa 2.000 KZ-Häftlinge unterschiedlicher Nationalitäten untergebracht.

Die stark beschädigte U-Bahn-Linie nach Rothenburgsort mit den Stationen Spaldingstraße und Süderstraße wurde wegen der jetzt fehlenden Bevölkerung im ebenfalls ausgebombten Rothenburgsort nicht wieder aufgebaut und zusammen mit den anderen Trümmern abgetragen. Städtebaulich wurde die von den Trümmern befreite Fläche als gewerbliche Reservefläche gehalten und nach dem Bau der S-Bahnlinie vom Hauptbahnhof nach Harburg wieder erschlossen.

Neben anderen Kanälen (Victoriakanal, Sonninkanal, Gustavkanal, Lübecker Kanal) wurde der Nordkanal Ende der 1950er-Jahren zugeschüttet, um als Nordkanalstraße die Spaldingstraße zu entlasten.

Politik

Für die Wahl zur Bürgerschaft und der Bezirksversammlung gehört Hammerbrook zum Wahlkreis Hamburg-Mitte.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Bedingt durch die großflächigen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg sind erwähnenswerte Bauten aus der Vorkriegszeit nur wenige vorhanden. Hierzu zählt beispielsweise das Kontorhaus Leder-Schüler.

Heute herrschen im Stadtteil moderne Bürobauten vor. Erwähnenswert ist u.a. der Berliner Bogen, der mit 14.000 m² Glasfläche das größte Glasgebäude auf dem europäischen Kontinent ist. Architektonisch bedeutsam ist auch der S-Bahnhof Hammerbrook (Eröffnung 1983/84), dessen "futuristisches" Aussehen zur Entstehungszeit für Aufsehen sorgte[1].


Wirtschaft und Infrastruktur

Das denkmalgeschützte Kontorhaus Leder-Schüler

In Hammerbrook gibt es nur noch wenige Wohnungen. Nach der fast vollständigen Zerstörung von Gebäuden und der U-Bahntrasse im Zweiten Weltkrieg hielt man die Fläche des Stadtteils im Bebauungsplan für die Industrieansiedlung frei. Wegen der guten Verkehrsinfrastruktur (Kanäle, Bahnanschlussgleise und der Nähe der Elbbrücken mit ihrem Autobahnanschluss) erhoffte man sich eine starke Nachfrage, die jedoch ausblieb.

Der Bebauungsplan konnte jedoch nicht verhindern, das im Laufe mehrerer Jahrzehnte eine Reihe von Verwaltungsbauten entstand. Seit dem Ende der 1980er-Jahre wirbt man nun mit Erfolg unter dem Titel City Süd um die Ansiedlung weiterer Verwaltungen.

Verkehr

Drei große verkehrsreiche Straßen führen zum Stadtzentrum durch das Viertel, die B 5 in der Spaldingstraße, die Amsinckstraße (B 4) und der Heidenkampsweg (B 75).

Die S-Bahn Hamburg hat hier den Haltepunkt Hammerbrook (Linien S 3 und S 31). Das Bahnhofsgebäude, das einem schnell fahrenden Zug nachempfunden ist, wurde 1978 bis 1983 nach Plänen der Architektengemeinschaft Schramm, Pempelfort, von Bassewitz und Hupertz errichtet.

Ansässige Unternehmen

In der Straße Bullerdeich ist der Sitz und Hauptbetrieb der Stadtreinigung Hamburg

Mit National Starch and Chemical ist einer der führenden Hersteller von Industrie- und Lebensmittelstärke im Süden Hammerbrooks ansässig. Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse hat ihre Zentrale in Hammerbrook. Die Firmen Sun Microsystems GmbH und Star Finanz GmbH sind ebenfalls hier zu finden.

Die Plattenfirma Mental Madness Records, mit dort produzierenden Musikern wie Brooklyn Bounce oder Special D., hat ihren Sitz am Brackdamm.

Bildung

Der private Bildungsträger Grone-Schule hat seine Zentrale und einen Großteil seiner Schulungsräume am Mittelkanal im Heinrich-Grone-Stieg und in der Gotenstraße. Die staatliche Handelsschule mit Wirtschaftsgymnasium sitzt in der Wendenstraße.

Literatur

  • Johannes Schult - Geschichte der Hamburger Arbeiter 1890-1919 S. 23 ff. Dietz Nachf. Hannover 1967.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schröter in: Hamburgs Bahnhöfe im Wandel. Medien-Verlag Schubert. Hamburg 1994.

53.5452710.030427Koordinaten: 53° 33′ N, 10° 2′ O


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