- Johann Friedrich Ernst Albrecht
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Johann Friedrich Ernst Albrecht (* 11. Mai 1752 in Stade; † 11. März 1814 in Altona/Elbe) war ein deutscher Arzt und Schriftsteller.
Leben
Albrecht war der Sohn des Arztes und Hofrates Günther Anton Heinrich Albrecht und dessen Ehefrau Katharina Dorothea Kolbe. Nach dem Schulbesuch in seiner Heimatstadt wechselte Albrecht an die Klosterschule nach Ilfeld. 1796 immatrikulierte er sich an der Universität Erfurt um Medizin zu studieren, u. a. bei Prof. Johann Wilhelm Baumer, bei dem er auch wohnte. Dort lernte er auch dessen Tochter kennen und verliebte sich in sie.
1771 starb Baumer und nach dem obligaten Trauerjahr heiratete Albrecht die damals 14-jährige Tochter Sophie. Mit ihr hatte er eine Tochter und einen Sohn. 1772 konnte Albrecht auch sein Studium erfolgreich mit einer Promotion beenden und bekam sofort an derselben Medicinischen Facultät eine Anstellung als Privatdozent. Bis 1776 hielt er Vorlesungen, meistenteils über Geburtshilfe, Geschlechtskrankheiten und Medizingeschichte. Die einzige Veröffentlichung aus Albrechts Dozentenzeit behandelt „Zootomische und physikalische Entdeckungen von der innern Einrichtung der Bienen besonders der Art ihrer Begattung“ (1775).
1776 debütierte Albrecht als Theaterschriftsteller mit dem Stück „Der unnatürliche Vater“. Im selben Jahr noch gingen er und seine Ehefrau mit Graf Manteuffel nach Reval. Der Graf hatte ihn als Leibarzt auf seinen Gütern in Estland engagiert. Diese Stelle hatte Albrecht bis 1780 inne; nur unterbrochen von mehreren ausgedehnten Reisen durch Estland und Russland. Im Laufe des Jahres 1780 kehrte das Ehepaar Albrecht nach Deutschland zurück und ließ sich in Erfurt nieder.
Dort begann sich Albrecht als Schriftsteller zu etablieren; seine Ehefrau schloss sich dem Impresario Pasquale Bondini und dessen Theatertruppe an. Albrecht begleitete ab 1782 seine Frau zu Auftritten nach Leipzig, Dresden, Frankfurt am Main und nach Prag, wo er 1793 Eigentümer einer Buchhandlung wurde. Auf diesen Tourneen freundeten sich die Albrechts in Frankfurt/Main auch mit Friedrich Schiller an. Diese Freundschaften wurden durch Besuche gefestigt und so kam es, dass Schiller im Hause Albrechts seinen Don Carlos beendete. Während dieser Zeit übersetzte Albrecht das philosophische Werk Jean-Jacques Rousseaus ins Deutsche.
Von Anfang an war Albrecht begeistert von den Ideen der französischen Revolution und mit der Zeit wurde er einer der wichtigsten Führer der Demokraten Norddeutschlands, welche die Revolution auch hier in Deutschland fortsetzen wollten. In seinen revolutionären Schriften trat Albrecht gegen die Sklaverei ein ("Die Befreyung"), begeisterte sich für den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ("Die Engländer in Amerika") und lobte den Kampf der Holsteiner gegen die Schweden ("Altona vor hundert Jahren").
Wegen der Zensur veröffentlichte Albrecht fast alle seine Romane als Schlüsselromane. Da diese aber meistens dann doch durchschaut wurden, veröffentlichte er diese oft zusätzlich noch anonym und mit fingierten Druckorten. Aus der Vielzahl seines literarischen Werks ist vielleicht Lauretta Pisana hervorzuheben; es gilt als einer der ersten erotischen Romane im modernen Deutschland.
1795 ließ sich Albrecht mit seiner Ehefrau in der Nähe von Hamburg nieder, doch zogen sie kurze Zeit darauf gemeinsam nach Altona, da dort im Königreich Dänemark die politischen Verhältnisse wesentlich liberaler waren. Am 1. September 1796 gründete Albrecht das Nationaltheater von Altona und begann im selben Jahr noch mit der Veröffentlichung seiner politischen Zeitschrift Der Totenrichter.
1798 ließ sich das Ehepaar Albrecht einvernehmlich scheiden. Als Sophies zweiter Ehemann, ein Kollege vom Theater, kurze Zeit später starb, heiratete Albrecht seine geschiedene Ehefrau ein zweites Mal. Ab ungefähr 1804 wandte sich Albrecht wieder der ärztlichen Arbeit zu und praktizierte in Hamburg. Neben seiner Praxis hatte er auch großen Erfolg mit seinen Schriften zur Sexualhygiene.
1813 gab er seine Praxis als Arzt auf und nahm eine Stelle als Oberarzt in einem Militärhospital an. Während einer Typhus-Epidemie infizierte er sich bei einem Patienten und starb im Alter von 62 Jahren am 19. März 1814 in Altona.
Werke
Albrechts schriftstellerisches Werk kann in zwei Phasen unterteilt werden: Ab 1776 schrieb er über 80 Romane, Dramen und Schauspiele, die teils unterhaltenden Charakter hatten und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Ritter-, Räuber- und Schauerromantik gezählt wurden.
Der zweite Schwerpunkt seines Schaffens sind meistenteils politische Schriften und schlussendlich noch eine Vielzahl an "medizinischen" Veröffentlichungen.
Der überwiegende Teil seiner populärwissenschaftlichen Werke erfreute sich während des gesamten 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit und wurde wiederholt neu aufgelegt. Manche waren bis in 20. Jahrhundert hinein wahre Gesundheitsbibeln und wurden von anderen Autoren überarbeitet. So erschien 1909 in seinem Namen das Buch „Der Mensch und sein Geschlecht, ärztliche Belehrungen über das Geschlechtleben des Menschen“ in 38. Auflage. Trotz der breit gefächerten Themen, die neben Ophthalmologie auch innere und Infektionskrankheiten, Chirurgie, HNO, Pädiatrie, Dermatologie und Zahnheilkunde einschließen, ist Albrechts besonderer Einsatz für die Volksaufklärung über gynäkologische, venerische und sexuelle Themen unübersehbar. Ab 1808 begann er mit der Veröffentlichung von zahlreichen populärmedizinischen Schriften.
Belletristik
- Der unnatürliche Vater (1776)
- Lauretta Pisana - Leben einer italienischen Buhlerin (1789)
- Dolko der Bandit (1801):
- Die fünf Totenköpfe (1810)]
- Uranie. Königin von Sardapanalien im Planeten Sirius (1790)
- Saul der Zweyte, genannt der Dicke, König von Kanonenland (1798)
- Kakodaemon der Schreckliche (1800)
- Miranda, Geliebte Pansalviens (1789)
- Pansalvin, Fürst der Finsternis und seine Geliebte (1794)
Politische Schriften
- Die Engländer in Amerika. Ein Schauspiel in vier Aufzügen. Wehrhahn, Laatzen 1998, ISBN 3-932324-13-7.
- Die Befreyung
- Altona vor hundert Jahren
- Gespräche die Maurerey betreffend. Nebst einem Anhang von Rosenkreuzern. Leipzig: Kummer, 1785
- Dreyerley Wirkungen, eine Geschichte aus der Planetenwelt (1789)
- Die Kolonie (1792)
Medizinische Schriften
- Vernünftige Gesundheitspflege (1808)
- Der Kinderarzt (1808)
- Chirurgischer Rathgeber (1808)
- Der Augenarzt (1809)
- Die Heimlichkeiten der Frauenzimmer (1809)
- Hülfe für alle, die an hypochondrischen oder hysterischen Übeln leiden (1809)
- Allgemeines Hülfsbuch für das weibliche Geschlecht (1809)
- Die Kopfschmerzen (1809)
- Die Krankheiten des Gehörs (1809)
- Die Kuhpocken oder Vaccination (1809)
- Sichere Mittel gegen das Zahnweh oder der kleine Zahnarzt (1809)
- Von der Krankheit und Heilart der Pollutionen beider Geschlechter (1809)
- Der weibliche Busen, nebst Mitteln, seine Schönheit zu erhöhen und ihn gesund zu erhalten (1810)
- Der Beischlaf nebst einer vernünftigen Anweisung, wie man sich dabei zu verhalten habe (1810)
- Vollständiges Fieberbuch für alle Fieberkranken (1810)
- Häusliches Handbuch der Wundarzneykunst (1810)
- Diätetisches Handbuch für Kaufleute (1810)
- Sichere Hülfe für alle, die an der güldenen Ader oder Hämorrhoiden leiden (1810)
- Sichere Hülfe für Schwindsüchtige (1810)
- Hülfsbuch für alle, die an Schwäche der Geschlechtstheile leiden (1810)
- Allgemeines Hülfsbuch für das männliche Geschlecht (1810)
- Husten, Katarrh und Schnupfen (1810)
- Die Krankheiten der Haut, Ausschläge genannt (1810)
- Allgemeines und vollständiges Lehrbuch zur Heilung aller venerischen Krankheiten, Kunst sie zu erkennen, zu behandeln, und im Nothfall, wenn man ohne Arzt ist, sich selbst davon zu befreyen (1810)
- Rathgeber bei rheumatischen Schmerzen oder sogenannten Flüssen (1810)
- Rathgeber für Schwangere, Gebährende und Wöchnerinnen (1810)
- Die Wurmkrankheiten (1810)
- Der Rathgeber in Krämpfen, besonders im Magenkrampfe (1811)
- Praktischer Rathgeber gegen die Gicht (1811)
- Die Ruhr, ihre Erkenntniß und sichere Heilmittel (1811)
- Die Schleimkrankheiten (1811)
- Die monatliche Reinigung des zweiten Geschlechts (1812)
- Populärer Unterricht in Geburtshülfe (1812)
Literatur
- Karl Goedeke: Albrecht, Joh. Fr. Ernst. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 321 f.
- Walter Kunze: Albrecht, Johann Friedrich Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 181 f. (Onlinefassung).
- Michael Thiel: Johann Friedrich Ernst Albrecht (1752-1814): Arzt, medizinischer Volksschriftsteller, politischer Belletrist. Institut für Geschichte der Medizin, 1970.
- Von Blumenlesen und Geheimbünden. Die Jahre von Johann Friedrich Ernst Albrecht als Verleger in Reval und Erfurt. In: Heinrich Bosse, Otto-Heinrich-Elias u. Thomas Taterka (Hrsg.): Die baltischen Literaturen der Goethezeit. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2010. S. 413-489.
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