Jorgo Chatzimarkakis

Jorgo Chatzimarkakis
Jorgo Chatzimarkakis 2006

Georgios „Jorgo“ Chatzimarkakis (* 21. April 1966 in Duisburg) ist ein deutscher Politiker und Mitglied des Europäischen Parlaments für die FDP in der ALDE-Fraktion. Er hat sowohl die deutsche als auch die griechische Staatsangehörigkeit.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Beruf

Bis zum Abschluss seiner Schulzeit mit dem Abitur am altsprachlich-humanistisch geprägten Landfermann-Gymnasium lebte Chatzimarkakis in Duisburg. Danach studierte er an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn Agrarwissenschaften, Politikwissenschaft, Wirtschaftsgeschichte sowie Völker- und Europarecht. Im April 1993 schloss er sein Studium mit dem Magister Artium der philosophischen Fakultät ab. Von 1993 bis 1996 arbeitete er als wissenschaftlicher Referent im Deutschen Bundestag, unterbrochen von einem dreimonatigen Forschungsaufenthalt 1995 am St Antony’s College der University of Oxford unter Betreuung von Ralf Dahrendorf.

In den Jahren 1996 bis 1998 war Chatzimarkakis Mitglied des Planungsstabs des Auswärtigen Amtes. 1999 wechselte er zur Unternehmensberatung „polit data concept“, deren Geschäftsführender Gesellschafter er bis 2004 war. Von 1997 bis 2001 hatte er einen Lehrauftrag an der Universität Duisburg im Fachbereich Europapolitik. In diese Zeit fiel auch seine Promotion mit dem Thema Informationeller Globalismus - Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des Elektronischen Geschäftsverkehrs im Jahr 2000 am Lehrstuhl für Politische Wissenschaft der Universität Bonn.[1] Erster Berichterstatter an der Universität war Detlev Karsten, zweiter Berichterstatter war Uwe Holtz. Dieser Doktorgrad wurde am 13. Juli 2011 wegen Plagiaten aberkannt. Von März 2002 bis 2008 hatte Chatzimarkakis einen Lehrauftrag an der Universität des Saarlandes im Fachbereich Informationswissenschaft.[2]

Chatzimarkakis ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Partei

Chatzimarkakis war von 1995 bis 2011 Mitglied im Bundesvorstand der FDP und im Rat der ELDR. Von 2002 bis 2010 war er Generalsekretär des Landesverbandes Saarland. Er gehört parteiintern dem für einen eher sozial-liberalen Kurs eintretenden sogenannten „Dahrendorf-Kreis“ an.[3]

Im September 2007 machte Chatzimarkakis bundesweit auf sich aufmerksam, als er in einem Strategiepapier eine Fusion von FDP und den Grünen vorschlug.[4][5]

Im Juni 2010 brachte Chatzimarkakis die Idee einer Bildungsstiftung ins Gespräch. Diese Stiftung soll von wohlhabenden Deutschen, die auf freiwilliger Basis spenden, finanziert werden. Die Stiftung soll u.a. frühkindliche Erziehung, Integrationshilfe und/oder die Bildung sozial Schwächerer fördern.[6]

In der parteiinternen Diskussion nach den drei Landtagswahlen im März 2011 trat Chatzimarkakis als ein Wortführer der Kritik an Parteichef Westerwelle auf.[7] Die FDP schaffte am 27. März 2011 in Baden-Württemberg nur knapp die Fünf-Prozent-Hürde und verpasste in Rheinland-Pfalz den Einzug in den Landtag; eine Woche zuvor erzielte sie in Sachsen-Anhalt nur 3,8 Prozent.

Abgeordneter

Seit Juli 2004 ist Chatzimarkakis Abgeordneter im Europäischen Parlament. Er ist zurzeit Mitglied im Ausschuss für Haushaltskontrolle und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie. Er ist außerdem Vorsitzender der Delegation im gemischten parlamentarischen Ausschuss EU-Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien.

Mitgliedschaften

Chatzimarkakis ist Mitglied der Europa-Union Parlamentariergruppe Europäisches Parlament. Im November 2004 wurde Chatzimarkakis zum Präsidenten der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung gewählt. Seit 2009 ist er Vize-Präsident der World Hellenic Inter-Parliamentary Association (WHIA).

Plagiatsverdacht und Entzug des Doktorgrads

Laut der Internetplattform VroniPlag Wiki enthalten über 70% der Seiten der Dissertation[8] Chatzimarkakis' Plagiate.[9]

In einer Pressemitteilung vom 16. Mai 2011 erklärte die Universität Bonn, der Dekan der Philosophischen Fakultät werde auf Bitte von Chatzimarkakis den Promotionsausschuss der Fakultät einberufen, um die Plagiatsvorwürfe zu prüfen.[10]

Chatzimarkakis erklärte, er habe in verschiedenen Weisen zitiert, was Platz für Spekulationen schaffe.[11] In allen Fällen habe er die entlehnten Gedankengänge oder Sinnzusammenhänge durch Fußnoten ausgewiesen. In acht Fällen fehle die Quellenangabe aufgrund eines Redaktionsversehens, die genutzten Quellen seiner Dissertation seien dagegen allesamt im Literaturverzeichnis zu finden.[12]

Am 13. Juli 2011 beschloss der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn, Chatzimarkakis den Doktorgrad abzuerkennen. In einer Pressemitteilung meldete die Universität, dass in der Doktorarbeit Texte anderer Autoren wörtlich zitiert worden seien, ohne dass dies durch Anführungsstriche kenntlich gemacht worden sei. Dies vermittele den Eindruck, es spreche der Autor Chatzimarkakis selbst, so der Dekan der Philosophischen Fakultät, Günther Schulz. Darüber hinaus habe die Promotionskommission festgestellt, dass über die Hälfte der Arbeit nicht von Chatzimarkakis verfasst sei. Dies genüge nicht den Anforderungen an eine Doktorarbeit.[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Informationeller Globalismus - Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des Elektronischen Geschäftsverkehrs, Dissertation im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
  2. Lebenslauf. Website von Jorgo Chatzimarkakis. Abgerufen am 16. Mai 2011.
  3. Vorstandsmitglied verlangt FDP-Machtwechsel, Spiegel Online vom 30. März 2011.
  4. „FDP-Vorstand Chatzimarkakis: Grüne und FDP, vereinigt Euch!“, stern vom 12. September 2007
  5. „FDP-Vorstandsmitglied fordert Fusion mit den Grünen: 'Die Wiedervereinigung des deutschen Bürgertums'“, Tagesschau-Meldung auf depub.info vom 12. September 2007
  6. spiegel.de 25. Juni 2010: Westerwelles FDP versucht den Befreiungsschlag
  7. zeit.de vom 30. März 2011: Rücktrittsultimatum für Westerwelle. - Der FDP-Chef wird offen attackiert – bis in die Parteispitze sind Rücktrittsforderungen zu hören. Vorstandsmitglied Chatzimarkakis droht mit Kampfkandidatur.
  8. Dissertation von Chatzimarkakis
  9. http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Gc Vroniplag zu Dr. Georgios Chatzimarkakis
  10. Plagiatsvorwürfe gegen Europa-Abgeordneten. Universität Bonn. Abgerufen am 18. Mai 2011.
  11. In eigener Sache – Promotion an der Universität Bonn. In: chatzi.de. Jorgo Chatzimarkakis, 15. Juni 2011, archiviert vom Original am 16. Juni 2011, abgerufen am 16. Juni 2011.
  12. http://www.chatzi.de/
  13. Wissenschaftliches Fehlverhalten. Universität Bonn, 13. Juli 2011, abgerufen am 13. Juli 2011.

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