- Bruno Ganz
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Bruno Ganz (* 22. März 1941 in Zürich) ist ein international tätiger Schweizer Schauspieler und seit 1996 der Träger des Iffland-Ringes.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Bruno Ganz ist Sohn eines Schweizer Fabrikarbeiters und einer Italienerin. Schon vor der Matura beschloss Ganz, Schauspieler zu werden. Mit neunzehn Jahren spielte er seine erste Filmrolle in Der Herr mit der schwarzen Melone. Gustav Knuth, einer der Hauptdarsteller, war schon damals von seiner Begabung überzeugt.
Bruno Ganz besuchte das Zürcher Bühnenstudio (heute Hochschule der Künste). Nebenbei jobbte er als Buchverkäufer und absolvierte die schweizerische Rekrutenschule als Sanitäter. 1961 spielte er in Chikita einen Jazzfan.
Ein Jahr später kam Ganz nach Deutschland und spielte zunächst am Jungen Theater Göttingen. Von 1964 bis 1969 spielte er am Theater am Goetheplatz in Bremen unter der Leitung von Kurt Hübner und arbeitete hier auch an Projekten von Peter Zadek mit. Im Jahr 1967 lernte er Peter Stein kennen, mit dem er in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Theaterprojekte realisierte. Im Anschluss daran wurde er vom Zürcher Schauspielhaus verpflichtet.
1970 stieß er zum Ensemble der Berliner Schaubühne. In der Folge arbeitete er mit bedeutenden Regisseuren wie Peter Zadek, Peter Stein, Claus Peymann, Klaus Michael Grüber, Luc Bondy und Dieter Dorn zusammen. 1972 spielte er erstmals bei den Salzburger Festspielen unter Peymanns Regie in der Uraufführung von Thomas Bernhards Der Ignorant und der Wahnsinnige. Für diese Darstellung wurde er als «Schauspieler des Jahres» ausgezeichnet. Die intensivste Zusammenarbeit am Theater entwickelte sich seit den frühen 70er Jahren mit dem Regisseur Klaus Michael Grüber.
Durch etliche Filmrollen (u.a. in Wim Wenders' Der amerikanische Freund und Der Himmel über Berlin) wurde Bruno Ganz ab Mitte der 70er Jahre einem größeren Publikum bekannt. 1991 spielte er neben Otto Šimánek (Pan Tau) unter der Regie von Martin Walz in dem Film Die Wette (Sazka) mit.
Im Jahr 2000 drehte er mit Silvio Soldini den Film Brot und Tulpen, der vor allem in Italien mehrfach ausgezeichnet wurde. Noch im gleichen Jahr beeindruckte Ganz als Faust in Peter Steins 21-stündiger Inszenierung von Goethes Faust I und Faust II, die auf der Expo 2000 in Hannover uraufgeführt wurde, bevor eine Tournee nach Berlin und Wien führen sollte. Ganz wurde bei einem Probenunfall so schwer verletzt, dass er bei der Premiere nicht spielen konnte. 2003 debütierte Ganz am Wiener Burgtheater unter Grübers Regie in Ödipus auf Kolonos des Sophokles (Bühnenbild und Kostüme: Anselm Kiefer; Übersetzung aus dem Altgriechischen: Peter Handke).
Nach einem Zerwürfnis mit Peymann spielte Ganz am Berliner Ensemble nicht wie erwartet in Botho Strauss’ Stück Schändung nach Shakespeare, sondern erst 2006 im Schauspielhaus Bochum unter der Regie von Elmar Goerden.
2004 verkörperte er Adolf Hitler in dem von Bernd Eichinger produzierten Film Der Untergang – seine schauspielerische Leistung wurde von der Presse überwiegend als überragend bezeichnet.
2010 wurde Bruno Ganz gemeinsam mit Iris Berben zum Präsidenten der Deutschen Filmakademie gewählt.
Bruno Ganz ist seit 1965 mit seiner Frau Sabine verheiratet, obgleich getrennt lebend, und hat einen Sohn, der im Alter von vier Jahren erblindete. Der Schauspieler lebt in seiner Heimatstadt Zürich, in Venedig und in Berlin. Seine langjährige Lebensgefährtin ist die Fotografin Ruth Walz.
Auszeichnungen
Im Februar 1996 vermachte der Schauspieler Josef Meinrad Bruno Ganz den Iffland-Ring, der seit über 100 Jahren an den jeweils «würdigsten» Schauspieler deutschsprachiger Bühnen weitervererbt wird. Am 2. März 2006 wurde Ganz in Wien vom österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst überreicht. Damit wurde Ganz in die Österreichische Kurie für Kunst aufgenommen.
- Weitere Auszeichnungen
- 1973: Schauspieler des Jahres
- 1976: Deutscher Filmpreis, Filmband in Gold für darstellerische Leistungen in Die Marquise von O.
- 1979: Deutscher Darstellerpreis (Chaplin-Schuh)
- 1991: Hans Reinhart-Ring der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur
- 1998: Officier dans l’Ordre des Arts et des Lettres
- 1999: Adolf-Grimme-Preis für Gegen Ende der Nacht
- 1999: Bremer Filmpreis
- 2000: Ritter der Kunst und Literatur (Ordre des Arts et des Lettres)
- 2000: Europäischer Filmpreis
- 2000: David di Donatello für Brot und Tulpen
- 2001: Theaterpreis Berlin
- 2001: Schweizer Filmpreis
- 2004: Bambi für Der Untergang
- 2004: SwissAward in der Sparte Kultur
- 2004: Europäischer Filmpreis
- 2005: Goldener Gong für Der Untergang
- 2005: Jupiter für Der Untergang
- 2006: Kunstpreis der Stadt Zürich [1]
- 2006: Bundesverdienstkreuz
- 2006: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
- 2006: Goldener Ochse – Ehrenpreis beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern
- 2007: Ritter der französischen Ehrenlegion
- 2008: 22. Internationales Filmfest Braunschweig – Europäischer Schauspielpreis „Die Europa“
- 2010: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
- 2010: Europäischer Filmpreis für ein Lebenswerk
- 2011: Pardo alla Carriera al Festival del film Locarno
Werk
Wichtige Theaterarbeiten
Jahr Titel Autor Rolle Regisseur 1965 Die Unberatenen nach Thomas Valentin Jochen Rull Kurt Hübner 1965 Frühlings Erwachen Frank Wedekind Moritz Stiefel Peter Zadek 1965 Hamlet William Shakespeare Hamlet Kurt Hübner 1966 Die Räuber Friedrich Schiller Franz Moor Peter Zadek 1966 Macbeth William Shakespeare Macbeth Kurt Hübner 1967 Maß für Maß William Shakespeare Herzog Peter Zadek 1968 Im Dickicht der Städte Bertolt Brecht George Garga Peter Stein 1969 Kabale und Liebe Friedrich Schiller Wurm Peter Stein 1969 Torquato Tasso Johann Wolfgang von Goethe Torquato Tasso Peter Stein 1971 Peer Gynt Henrik Ibsen Peer Nr. 3 und Nr. 8 Peter Stein 1971 Der Ritt über den Bodensee Peter Handke Heinrich George Peymann/Wiens 1972 Geschichten aus dem Wiener Wald Ödön von Horvath Oskar Klaus Michael Grüber 1972 Der Ignorant und der Wahnsinnige Thomas Bernhard Der Arzt Claus Peymann 1972 Kleists Traum vom Prinzen Homburg nach Heinrich von Kleist Prinz von Homburg Peter Stein 1973 Die Bakchen Euripides Pentheus Klaus Michael Grüber 1973 Sommergäste Maxim Gorki Schalimow Peter Stein 1975 Tod des Empedokles nach Friedrich Hölderlin Empedokles Klaus Michael Grüber 1982 Hamlet William Shakespeare Hamlet Klaus Michael Grüber 1984 Der Park Botho Strauss Oberon Peter Stein 1986 Prometheus, gefesselt nach Aischylos Prometheus Klaus Michael Grüber 1986 Die Fremdenführerin Botho Strauss Lehrer Luc Bondy 1987 Der Misanthrop Molière Alceste Luc Bondy 1996 Ithaka Botho Strauss Odysseus Dieter Dorn 2000 Faust I + II Johann Wolfgang von Goethe Faust Peter Stein 2006 Schändung Botho Strauss Titus Andronicus Elmar Goerden Filmografie
Jahr Titel Anmerkungen 1960 Der Herr mit der schwarzen Melone Regie: Karl Suter 1961 Chikita Regie: Karl Suter 1962 Es Dach überm Kopf Regie: Kurt Früh 1967 Der sanfte Lauf Regie: Haro Senft 1976 Die Marquise von O. (La Marquise d'O.) Regie: Éric Rohmer 1976 Die Wildente Regie: Hans W. Geißendörfer 1976 Im Scheinwerferlicht (Lumière) Buch und Regie: Jeanne Moreau 1976 Sommergäste Buch: Botho Strauß, Regie: Peter Stein 1977 Der amerikanische Freund Buch und Regie: Wim Wenders 1977 Die linkshändige Frau Buch und Regie: Peter Handke 1978 The Boys from Brazil Regie: Franklin J. Schaffner 1978 Schwarz und weiß wie Tage und Nächte Regie: Wolfgang Petersen 1978 Messer im Kopf Regie: Reinhard Hauff 1979 Nosferatu – Phantom der Nacht Regie: Werner Herzog 1979 Rückkehr zur Geliebten (Le retour à la bien-aimée) Regie: Jean-François Adam 1980 5 Prozent Risiko (5% de risque) Regie: Jean Pourtalé 1980 Der Erfinder Regie: Kurt Gloor 1980 Die Kameliendame (La dame aux camélias) Regie: Mauro Bolognini 1980 Die Verweigerung (La Provinciale) Regie: Claude Goretta 1981 Etwas wird sichtbar Regie: Harun Farocki 1981 Oggetti Smarriti Regie: Giuseppe Bertolucci 1981 Die Fälschung (Le faussaire) Regie: Volker Schlöndorff 1982 Gedächtnis – Ein Film für Curt Bois und Bernhard Minetti Regie und Drehbuch: Bruno Ganz 1982 Krieg und Frieden Regie: Alexander Kluge, Volker Schlöndorff, Stefan Aust, Axel Engstfeld 1983 In der weißen Stadt (Dans la ville blanche) Regie: Alain Tanner 1984 System ohne Schatten Regie: Rudolf Thome 1985 Der Eissalon (De IJssalon) Regie: Dimitri Frenkel Frank 1986 Der Pendler Regie: Bernhard Giger 1986 Väter und Söhne vierteilig, Regie: Bernhard Sinkel 1987 Der Himmel über Berlin Regie: Wim Wenders 1988 Ein fast anonymes Verhältnis (Strapless) Regie: David Hare 1988 Der Himmel ist fern (Un amore di donna) Regie: Dino Risi 1988 Bankomatt Regie: Villi Hermann 1989 Architektur des Untergangs (Undergangens arkitektur) Regie: Peter Cohen – Erzähler 1990 Tassilo – Ein Fall für sich sechsteilig, Regie: Hajo Gies 1990 Sazka – Die Wette (Sazka) Regie: Martin Walz 1991 Erfolg Regie: Franz Seitz 1991 La Domenica specialmente Regie: Giuseppe Bertolucci 1991 Prag (Prague) Regie: Ian Sellar 1991 Children of Nature – Eine Reise (Börn natturunna) Regie: Fridrik Thór Fridriksson 1991 Letzte Tage im Chez Nous (The Last Days of Chez Nous) Regie: Gillian Armstrong 1992 Brandnacht Regie: Markus Fischer 1993 In weiter Ferne, so nah! Regie: Wim Wenders 1993 Asmara Regie: Paolo Poloni 1994 Die Abwesenheit (L'absence) Buch und Regie: Peter Handke 1994 Heller Tag Regie: Andre Nitzschke 1995 Ein Richter in Angst Regie: Josef Rödl 1995 Il Grande Fausto Regie: Alberto Sironi 1996 Tödliches Schweigen Regie: Bernd Böhlich 1997 Saint-Ex Regie: Anand Tucker 1998 Gegen Ende der Nacht Regie: Oliver Storz 1998 Die Ewigkeit und ein Tag (Mia eoniotita ke mia mera) Regie: Theo Angelopoulos 2000 WerAngstWolf Regie: Clemens Klopfenstein 2000 Brot und Tulpen (Pane e Tulipani) Regie: Silvio Soldini 2001 Johann Wolfgang von Goethe – Faust 2002 Epsteins Nacht Regie: Urs Egger 2002 Bruno Ganz – Behind Me Regie: Norbert Wiedmer 2003 Luther Regie: Eric Till 2004 Der Manchurian Kandidat (The Manchurian Candidate) Regie: Jonathan Demme 2004 Der Untergang Regie: Oliver Hirschbiegel 2006 Fürchtet Euch Nicht! – Das Leben Papst Johannes Pauls II. Regie: Jeff Bleckner 2006 Vitus Regie: Fredi M. Murer 2006 Ode an die Freude (Baruto no gakuen) Regie: Masanobu Deme 2007 Jugend ohne Jugend (Youth Without Youth) Regie: Francis Ford Coppola 2008 Ein Starker Abgang Regie: Rainer Kaufmann 2008 Der Baader Meinhof Komplex Regie: Uli Edel 2008 Brot Regie: Ahmet Taş 2008 The Dust of Time Regie: Theo Angelopoulos 2008 Copacabana Regie: Xaver Schwarzenberger 2009 Der Vorleser Regie: Stephen Daldry 2009 Giulias Verschwinden Regie: Christoph Schaub 2010 Der grosse Kater Regie: Wolfgang Panzer 2010 Das Ende ist mein Anfang Regie: Jo Baier 2011 Satte Farben vor Schwarz Regie: Sophie Heldman 2011 Unknown Identity (Unknown) Regie: Jaume Collet-Serra Einzelnachweise
- ↑ «Bruno Ganz erhält Kunstpreis der Stadt Zürich», NZZ, 26. Juni 2006
Weblinks
Commons: Bruno Ganz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Bruno Ganz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bruno Ganz in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Bilder, Werke und Auszeichnungen: Bruno Ganz bei der Agentur von Erna Baumbauer
Kategorien:- Schauspieler
- Burgschauspieler
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- Träger des österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst
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- Träger des Ordre des Arts et des Lettres (Offizier)
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