Kanzelwagen

Kanzelwagen
Kanzelwagen des Gegenzuges der Henschel-Wegmann-Garnitur im Einsatz für den Blauen Enzian
Kanzelwagen-Salon des Gegenzuges der Henschel-Wegmann-Garnitur im Einsatz für den Blauen Enzian

Ein Kanzelwagen ist ein Eisenbahn-Sonderfahrzeug, das am Ende eines Zuges eingesetzt wird und dort ein Aussichtsabteil hat. Abgeleitet ist dieser Fahrzeugtyp von US-amerikanischen Observation Cars. Heute ist dieser Fahrzeugtyp vor allem in Japan verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Deutschland

Bei der Deutschen Bundesbahn liefen zwei derartige Personenwagen ab dem Sommerfahrplan 1953 im Regelverkehr:

  • in der für den Blauen Enzian eingesetzten Vorkriegs-Garnitur des früheren Henschel-Wegmann-Zuges und
  • in der zweiten für diese Verbindung hergerichteten Garnitur, da wegen des langen Laufwegs eine Wagengarnitur für den Umlauf nicht ausreichte. Der Kanzelwagen dieser Zugkomposition wurde 1950 aus dem Salonwagen Salon4üe-38/50 10217 umgebaut, der wiederum 1940 aus dem Schürzenwagen C4ü-38 19347 entstanden war. Für den Umlauf im Blauen Enzian erhielt er die Bezeichnung AB4üe-38/50/54 11700. Damit verfügte auch der Gegenzug über einen dem Henschel-Wegmann-Zug vergleichbaren Schlusswagen.[1]

Beide Kanzelwagen zeichneten sich durch eine abgerundete Glaskanzel aus. Die zweite Garnitur wurde nach Umstellung auf das Zweiklassensystem 1956 ausgemustert, der Henschel-Wegmann-Zug konnte sich dagegen bis 1959 halten.

Der Kanzelwagen der zweiten Garnitur ist nach einer Periode in elfenbein/ozeanblau wieder kobaltblau lackiert und gehört heute zum Bestand des Verkehrsmuseums Nürnberg.[2] Eingesetzt wird er von der Historische Eisenbahn Frankfurt, wo auch ein Salonwagen in gleicher Farbe zur Verfügung steht.[3]

Italien

Settebello im Bahnhof Codogno in der Provinz Lodi

Die 1952 in Dienst gestellten Triebwagen der Baureihe FS ETR 300, Settebello, der Ferrovie dello Stato (FS) hatten an beiden Enden je einen Kanzelwagen. Damit das baulich möglich wurde, war der Lokomotivführer in einer erhöhten und zurückgesetzten Kabine untergebracht.

Spanien

Endwagen des spanischen Talgo II

Die nur in einer Richtung fahrfähigen Garnituren des Talgo II hatten am Zugschluss einen Endwagen mit Ausblick nach hinten. Innen war dieser mit losen Sesseln bestuhlt. Bereits der Prototyp Talgo I, der nie in den Plandienst ging, hatte einen Kanzelwagen am Schluss.

Nordamerika

Der Kanzelwagen des Pioneer Zephyr von 1934.
Kanzelwagen der VIA Rail Canada

Relativ verbreitet war dieser Wagentyp in den USA und Kanada als Observation Car. Er wurde und wird bei einigen eher touristisch genutzten Zügen noch heute als Schlusswagen eingesetzt.

Weitere Informationen

Siehe auch

Literatur

  • Magistrat der Stadt Potsdam [Hrsg.]: Katalog. Europäische Salonwagenausstellung vom 22. – 23. Mai 1993 auf dem Gelände des Raw Potsdam. Potsdam 1993.

Einzelnachweise

  1. Vgl.: Katalog. Europäische Salonwagenausstellung, S. 6; beide Wagen sind nicht mit dem Führeraussichtswagen zu verwechseln.
  2. Vgl.: Katalog. Europäische Salonwagenausstellung, S. 6.
  3. http://www.frankfurt-historischeeisenbahn.de/diefahrzeuge.html

Weblinks

 Commons: Observation car – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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