Historische Eisenbahn Frankfurt

Historische Eisenbahn Frankfurt

Die Historische Eisenbahn Frankfurt ist eine Museumsbahn in Frankfurt am Main. Der Verein wurde 1978 gegründet und hat zum Ziel, historisch wertvolle Eisenbahnmaterialien, vor allem Dampflokomotiven, als technische Kulturdenkmäler betriebsfähig zu erhalten.

52 4867 der Historischen Eisenbahn Frankfurt
Historischer Eisenbahnzug am Eisernen Steg
Schienenbusgarnitur auf der Verbindungsbahn

Inhaltsverzeichnis

Betrieb

Seit 1979 findet ein regelmäßiger Museumsbetrieb an mehreren Wochenenden im Jahr auf den Gleisen der Frankfurter Hafenbahn zwischen den Haltestellen Mainkur, Eiserner Steg und Frankfurt-Griesheim statt. Seit 1981 richtet der Verein jährlich an Pfingsten das Bahnhofsfest Königstein aus, zu dem auf der Königsteiner Bahn zwischen Frankfurt-Höchst und Königstein im Taunus verkehrt wird. Darüber hinaus werden Fahrzeuge der Historischen Eisenbahn Frankfurt zu Sonderfahrten in ganz Deutschland eingesetzt.

Rollendes Material

Der Verein verfügt über mehrere betriebsfähige Lokomotiven. Die bekannteste und historisch bedeutendste ist die Schnellzugdampflokomotive 01 118 der Baureihe 01.

Die Dampflokomotive 01 118

Vorderansicht von oben der 01 118 der HEF in Königstein im Taunus
Heckansicht von oben der 01 118 der HEF in Königstein im Taunus
01 118 am Wasserkran im Kohlenhof des Deutschen Dampflokomotiv-Museums (DDM) in Neuenmarkt-Wirsberg
01 118
01 118 beim Bahnhofsfest Königstein
Teilseitenansicht der 01 118 (auf dem Bahnhof Neustadt (Aisch))
Plakette mit der Fabriknummer der 01 118

Die Lokomotive wurde 1934 von Krupp in Essen unter der Fabriknummer 1415 gebaut und als einzige ihrer Bauart bis heute ununterbrochen betriebsfähig erhalten. Sie wurde am 18. Dezember 1934 ausgeliefert und nachfolgend durch die Deutsche Reichsbahn am 24. Dezember 1934 technisch abgenommen. Der Kaufpreis für die Lokomotive mit Tender betrug 208.597 Reichsmark. Den Dienst nahm sie am 2. Januar 1935 auf. Im März 1939 wurde sie mit einer induktiven Zugbeeinflussung nachgerüstet.

Die Lokomotive war im Laufe der Zeit in verschiedenen mitteldeutschen Betriebswerken stationiert. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs verblieb sie in der Sowjetischen Besatzungszone und wurde in den Bestand der Deutschen Reichsbahn eingegliedert, wo sie 1970 die Seriennummer 01 2118-6 erhielt.

Die Reichsbahn verzichtete während der gesamten Zeit ihres Einsatzes auf größere Umbauten und Modernisierungen. Dadurch blieb ihr Erscheinungsbild unverändert erhalten, das insbesondere durch die großen Windleitbleche der Bauart Wagner geprägt ist. Anstelle des ursprünglichen genieteten Tenders wurde die Lokomotive mit einem Tender der Bauart 2'2'T 34 gekuppelt, den Borsig 1941 mit der Fabriknummer 15117 lieferte. Mehrfach wurde im Laufe der Jahre auch der Dampfkessel getauscht. Ihren heutigen Kessel, den insgesamt siebten, erhielt die Lok im Juli 1973. Er stammte ursprünglich von der 1937 gebauten 01 191 und war zuletzt auf der 01 089 eingesetzt.

Bis zum Verkauf an die Historische Eisenbahn Frankfurt am 5. November 1981 hatte sie laut Betriebsbuch insgesamt 3.559.271 Kilometer zurückgelegt. Ihr letztes Bahnbetriebswerk war das Bw Saalfeld der Reichsbahndirektion Erfurt.

Der Verkauf wurde über die Kunst und Antiquitäten GmbH abgewickelt, ein Unternehmen der Kommerziellen Koordinierung. Diese Abteilung des Außenhandelsministeriums der DDR unter Leitung von Alexander Schalck-Golodkowski hatte die Aufgabe, Devisen durch den Verkauf von Kunstwerken und Antiquitäten an Kunden im westlichen Ausland zu beschaffen. Nach dem Abschluss der Kaufverträge machte sich die Lok am 7. November 1981 zusammen mit zwei weiteren historischen Lokomotiven, der 35 1097 (ursprünglich 23 1097) und der 03 2098, auf den Weg in den Westen.

Seit 1981 wird die Lokomotive für Sonderfahrten genutzt, zunächst auf der Frankfurter Hafenbahn, seit 1985 auch auf öffentlichen Bahnstrecken. Die Lok unterlief 1991, 1995, 1999 und 2003 die erforderlichen Hauptuntersuchungen und kann damit weiterhin für Sonderfahrten genutzt werden, die bis nach Frankreich, Luxemburg, in die Niederlande und in die Schweiz führten. Im Frühjahr 2004 erhielt die Lokomotive das Zugsicherungssystem PZB 90 eingebaut. Sie ist in Frankfurt (Main) Osthafen stationiert.

Bis 2006 wurden die Sonderfahrten durch das Verkehrsmuseum Nürnberg organisiert. Außer bei den traditionellen Veranstaltungen der Historischen Eisenbahn Frankfurt tritt sie beispielsweise auch im Rahmen der Route der Industriekultur Rhein-Main auf, z.B. beim Frankfurter Hafenfest im August 2006.

Abgesehen von den zahlreichen Photographien und Filmen, die Eisenbahnfreunde und Trainspotter bei jedem ihrer Auftritte produzieren, spielte die Lokomotive eine wichtige Nebenrolle in dem 2001 entstandenen TV-Melodram Geraubte Liebe, das der Hessische Rundfunk in Frankfurt drehte.

Die 01 118 ist Vorbild für mehrere Modelle in verschiedenen Spurweiten. 2004 zum 70-jährigen Jubiläum entwickelte ein Modelleisenbahnhersteller in Viernheim ein Messingmodell der 01 118 im Maßstab 1:45 (Spur I), das in geringer Serie gefertigt wurde. Auch als handelsübliches Modell für die Spur TT ist sie erhältlich.

Dampflokomotive 52 4867

52 4867 in Kranichstein
52 4867 auf der Strecke Friedberg-Friedrichsdorf

Die Güterzuglokomotive 52 4867 wurde 1943 gebaut und blieb nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich. Sie kam 1980 von der Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft zur Historischen Eisenbahn Frankfurt.

Einen ungewöhnlichen Einsatz fuhr 52 4867 im Oktober 2007: Als an der Verbindungskurve der Bäderbahn (Homburger Damm) – einem normalerweise von der Taunusbahn befahrenen Verbindungsgleis im Westen Frankfurts – die Gleise komplett saniert werden sollten, entschied sich die ausführende Firma aus Kostengründen, die Güterzuglokomotive von der Historischen Eisenbahn Frankfurt als Zugmaschine für die schweren Arbeitszüge zu chartern. 52 4867 zog in einer 64stündigen Dauerschicht mit Gleisschotter beladene Wagen zum Güterbahnhof Frankfurt (Main) Höchst.[1] Zu weiteren Arbeiten auf der Main-Neckar-Brücke wurde die 52 an Ostern 2008 ebenfalls eingesetzt.

Weitere Lokomotiven

Die Diesellok V 36 406 der Historische Eisenbahn Frankfurt

Der Verein verfügt außerdem über folgende Fahrzeuge:

  • 2 Diesellokomotiven der Baureihe V 36. Die beiden 1950 gebauten V 36 405 und V 36 406 der Deutschen Bundesbahn wurden nach ihrer Ausmusterung 1981 bzw. 1979 von der Historischen Eisenbahn Frankfurt erworben. Von ihnen wird die V 36 406 betriebsfähig erhalten.
  • 1 Kleinlokomotive der Baureihe Kö II. Die 1942 gebaute Köf 5712 war zunächst bei der Heeresversuchsanstalt Peenemünde eingesetzt und gelangte nach dem Krieg zur Deutschen Reichsbahn in Erfurt. 1995 ausgemustert, wurde sie ab 1998 aufgearbeitet und ist seit 2000 wieder betriebsfähig. Eine weitere Kö II, die 1934 gebaute Köf 4293, befindet sich in Privatbesitz. Sie wird seit ihrer Aufarbeitung 2004 leihweise von der Historischen Eisenbahn Frankfurt eingesetzt.
  • 1 Schienenbus-Garnitur der Baureihe VT 98, bestehend aus dem Motorwagen 798 629-2, dem Steuerwagen 996 683-9 und den beiden Beiwagen 998 175-4 und 996 257-5, wurde der Historischen Eisenbahn Frankfurt von einer Interessengemeinschaft zur Verfügung gestellt. Der Motorwagen, der Steuerwagen und der erste Beiwagen sind betriebsfähig.

Reisezugwagen

Der Verein besitzt eine Reihe von historischen Reisezugwagen, darunter 13 vierachsige Waggons der Baureihe Bm 234, einen Salonwagen sowie zwölf dreiachsige Wagen der Baureihe 3yg.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Schubert: Unzeitgemäßer Gleisbau. In: Frankfurter Rundschau. Ausgabe vom 17. Oktober 2007.

Weblinks

 Commons: Historische Eisenbahn Frankfurt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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