Aussichtswagen

Aussichtswagen
TEE-Aussichtswagen der Rheingold-Bauart

Als Aussichtswagen oder Panoramawagen wird ein Reisezugwagen oder Triebwagen bezeichnet, der mit überdurchschnittlich großen Fenstern ausgerüstet wurde, um eine gute Aussicht auf Landschaften und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke zu ermöglichen. Auch offene Sommerwagen werden mitunter so bezeichnet, unterscheiden sich jedoch konstruktiv erheblich von den hier behandelten Fahrzeugen.

Inhaltsverzeichnis

Dome Cars

Innenraum eines ehemaligen Rheingold-Aussichtswagens

Überwiegend in Nordamerika verbreitet sind Wagen mit einer verglasten Aussichtskanzel, die die Dächer des übrigen Zuges überragt und damit eine Aussicht nicht nur zur Seite und nach oben, sondern auch nach vorne und hinten erlaubt. Der Wagenboden im Bereich der Aussichtskanzel ist entsprechend erhöht, was es ermöglicht, darunter ein Stockwerk beispielsweise für Diensträume anzuordnen.

In den Jahren 1962 und 1963 beschaffte die Deutsche Bundesbahn insgesamt fünf Aussichtswagen des Typs AD4üm-62 (ab 1966: ADmh 101) nach amerikanischem Vorbild für neue Zuggarnituren der TEE-Züge Rheingold und Rheinpfeil. Hier befinden sich unter der Aussichtskanzel Post- und Gepäckräume, an einem Wagenende normale Abteile und am anderen Ende eine Bar. Mit der Einführung des InterCity-Netzes wurden die Wagen an das deutsche Reiseunternehmen Apfelpfeil verkauft, nach dessen Insolvenz an das Reisebüro Mittelthurgau, schließlich liefen die Aussichtswagen einige Jahre im Regelverkehr bei Tågkompaniet in Schweden. Vier Fahrzeuge davon sind 2005 nach Deutschland zurückgekehrt. Ein Wagen wird von der DB wieder im neuen Touristik TEE Rheingold im Charterverkehr eingesetzt werden. Ein weiterer gehört in blau-beiger Lackierung zum Fahrzeugbestand des Freundeskreis Eisenbahn Köln, einer verbleibt in Schweden für Sonderzugeinsätze.

Kanzelwagen

Kanzelwagen des Gegenzuges der Henschel-Wegmann-Garnitur im Einsatz für den Blauen Enzian

Kanzelwagen werden am Zugschluss eingesetzt und haben dort ein Aussichtsabteil. Abgeleitet ist dieser Fahrzeugtyp von US-amerikanischen Observation Cars. Bei der Deutschen Bundesbahn waren zwei solche Wagen in den 1950er Jahren im Fernschnellzug Blauer Enzian im Einsatz. Heute ist dieser Fahrzeugtyp vor allem in Japan verbreitet.

Die Montreux-Berner Oberland-Bahn in der Schweiz lässt mit dem GoldenPass Panoramic zwischen Montreux und Zweisimmen einen Triebwagen verkehren, der an beiden Enden eine Kanzel hat. Auch in Japan haben eine Reihe von Bahngesellschaften entsprechende Triebwagen.

Fahrzeuge mit großen Fensterscheiben

Wagen

SBB-Panoramawagen in einem EuroCity
Panoramawagen des Bernina-Express

Überwiegend in der Schweiz anzutreffen sind Wagen mit einem Fußboden in normaler Höhe oder nur leicht angehoben und großen Aussichtsfenstern über die ganze Wagenlänge, die in den Dachbereich übergehen (mit abgewinkelten Oberlichtern oder gekrümmten Fensterscheiben). Mehrere Schmalspurbahnen haben solche Wagen beschafft, darunter Montreux-Berner Oberland-Bahn, Matterhorn-Gotthard-Bahn, Rhätische Bahn und Brünigbahn. Sie laufen in touristischen Zügen wie Glacier-Express, Bernina-Express und GoldenPass Panoramic-Express (MOB).

Die Schweizerischen Bundesbahnen haben 1991 zwölf Panoramawagen angeschafft, die RIC-fähig und für eine Geschwindigkeit von 200 km/h geeignet sind. Diese Wagen wurden in regulären EuroCity-Zügen eingesetzt und sind für Fahrgäste der 1. Klasse benutzbar. So wie bei den MOB-Wagen wurde die Fußbodenhöhe gegenüber den anderen Wagen erhöht, um die Aussicht für Reisende zu verbessern, wohl nicht zuletzt mit Blick auf die zunehmende Zahl von Strecken mit Lärmschutzwänden. Die Panoramawagen dieses Typs gelangten im internationalen Verkehr auch nach Italien, Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien und Holland. Inzwischen verkehren sie hauptsächlich am Gotthard sowie noch im EuroCity Transalpin nach Wien.

Führeraussichtswagen

Für den Sonderzug von Adolf Hitler baute die Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg 1939 einen mit Ausnahme der Plattform und des Thekenbereichs in der oberen Hälfte verglasten Aussichtswagen (Bln 10 282), in der Literatur auch Führeraussichtswagen genannt. Dieser Wagen wurde 1953 von den Österreichischen Bundesbahn in einen Oberbaumesswagen umgebaut.

Triebwagen

Innenraum einer Berliner Panorama-S-Bahn
Panorama-Mittelteil bei einer Karlsruher Stadtbahn

In Deutschland wurde der erste Triebwagen mit Vollverglasung 1935 der Öffentlichkeit vorgestellt. Insgesamt wurden nur zwei Exemplare der als ET 91 bezeichneten Baureihe gefertigt. Ihrem Aussehen entsprechend wurden sie als Gläserner Zug bezeichnet. Der jüngere der beiden Wagen, ET 91 02, kam noch während des Zweiten Weltkriegs zu Schaden, ET 91 01 verkehrte dagegen noch bis 1995 regelmäßig mit Ausflugsfahrten ab München Hbf in Südbayern und Österreich, als auch er durch einen Frontalzusammenstoß mit einer Lokomotive im Bahnhof Garmisch-Partenkirchen zerstört wurde. Die Reste dieses Fahrzeuges sind im Bahnpark Augsburg ausgestellt. Mit dem 137 240 wurde 1936 auch ein dieselgetriebener Aussichtstriebwagen gebaut, 1939 wurden zwei weitere (137 462/463) in Dienst gestellt.

Die Idee des Gläsernen Zuges wurde bei der Berliner S-Bahn aufgegriffen. Diese baute aus drei Einzelwagen der Baureihe 477 die „Panorama-S-Bahn“, die zum 75-jährigen Bestehen Berliner S-Bahn vorgestellt wurde und ausschließlich auf Sonderfahrten eingesetzt wird. Während ihres letzten Staatsbesuchs fuhr die britische Königin Elisabeth II. damit von Berlin nach Potsdam.

Die französische Staatsbahn SNCF setzte in den 1960er- und 1970er-Jahren zehn Diesel-Aussichtstriebwagen der Baureihe X 4200 ein.

Bei der Stadtbahn Karlsruhe sind einige achtachsige Gelenktriebwagen der Typen GT8-100C/2S und GT8-80C mit einem sogenannten Komfort-Mittelteil ausgestattet. Dieses ist mit einer Dachrandverglasung ausgestattet und verfügt über eine bequemere Innenausstattung.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Aussichtswagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Panoramawagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Synonyme:

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