Karl-Heinz Paqué

Karl-Heinz Paqué
Paqué bei einer Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit im August 2009

Karl-Heinz Paqué (* 4. Oktober 1956 in Saarbrücken) ist ein deutscher Volkswirt und Politiker (FDP).

Inhaltsverzeichnis

Wissenschaftliche Laufbahn

Karl-Heinz Paqué studierte von 1975 bis 1980 Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Saarbrücken und Kiel sowie der University of British Columbia; 1980 schloss er sein Studium in Kiel als Diplom-Volkswirt ab. In den folgenden Jahren arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel und, gefördert vom DAAD, als Research Fellow am Center for Study of Public Choice in Blacksburg (Virginia) (Leitung: Prof. James M. Buchanan). 1983 kehrte er als Wissenschaftlicher Assistent an die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel zurück, wo er 1986 summa cum laude promovierte. Bis 1989 war er dort als Hochschulassistent tätig.

Nach einem Stipendium der DFG im Jahr 1990 leitete er von 1991 bis 1996 die Forschungsabteilung I Wachstum, Strukturpolitik und internationale Arbeitsteilung im Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel. 1995 habilitierte er sich und wurde 1996 auf den Lehrstuhl für Internationale Wirtschaft der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg berufen. Nach seiner Wahl in den Landtag Sachsen-Anhalt 2002 bis 2008 ruhte diese Tätigkeit. Paqué ist zum Sommersemester 2008 wieder auf seinen Lehrstuhl an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zurückgekehrt. Seit Juli 2010 ist er auch Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft; dabei trat er die Nachfolge von Birgitta Wolff an, die als Kultusminsterin ins Kabinett Böhmer wechselte.

Politische Laufbahn

1999 trat Paqué der FDP bei. Von 2001 bis 2007 war Paqué stellvertretender Landesvorsitzender der FDP in Sachsen-Anhalt.

Bei der Landtagswahl 2002 in Sachsen-Anhalt wurde er in den Landtag Sachsen-Anhalt gewählt. In der Koalition aus CDU und FDP wurde er am 17. Mai 2002 zum Finanzminister des Bundeslandes Sachsen-Anhalt ernannt. Paqué kandidierte 2006 als Spitzenkandidat für die FDP bei der sachsen-anhaltischen Landtagswahl und erlitt empfindliche Stimmeneinbußen. Trotzdem wurde Paqué in einer Kampfabstimmung gegen den bisherigen Amtsinhaber Veit Wolpert zum Fraktionsvorsitzenden der FDP-Landtagsfraktion gewählt. In einer von der Linkspartei.PDS eingereichten Klage wurde dem Ex-Finanzminister Paqué vom Landesverfassungsgericht 2006 bestätigt, er hätte das Mietgeld für das Landesvermessungsamt nicht am Finanzausschuss des Landtages vorbei freigeben dürfen. Das Urteil hat (so die Magdeburger Volksstimme) wegweisende Bedeutung, weil die Befugnisse der Regierung beschränkt, die Macht des Landtages in Finanzfragen ausgeweitet wurde. Von 2003 bis 2007 war Paqué Mitglied im Bundesvorstand der FDP. Er ist stellv. Vorsitzender des Bundesfachausschusses Wirtschaft und Arbeit sowie Mitglied des Bundesfachausschusses Finanzen und Steuern der FDP.

Paqué hatte zum 1. April 2008 seinen Rückzug aus der Landespolitik vollzogen: Er legte den Fraktionsvorsitz nieder und gab sein Landtagsmandat zurück, und zwar mit folgender Begründung: „Die Gründe für meine Entscheidung sind vor allem persönlicher Art. Politik ist nicht alles. Nach sechs Jahren in der Landespolitik – vier Jahre als Finanzminister und zwei Jahre als Fraktionsvorsitzender – kommt für mich die Zeit, meine Arbeit als Wissenschaftler und akademischer Lehrer ... wieder aufzunehmen.“

Familie

Paqué ist verheiratet mit Sabine Paqué. Sie ist Kunsthistorikerin, aber seit längerer Zeit vor allem im Bereich der Sozialdienste und Sozialpolitik tätig. Sie war für die FDP von 2004 bis 2009 Mitglied im Magdeburger Stadtrat. Sie war Initatorin des Hospizkreises Magdeburg. Sie ist Vorsitzende des Seniorenbesuchdienstes und Mitglied der Demenz-Initiative Magdeburg.

Weitere Funktionen

Paqué ist ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen und Stiftungen tätig. Unter anderem war er Vorstandsmitglied des Vereins für Socialpolitik. Er ist Vorstandsvorsitzender der Herbert-Giersch-Stiftung, Mitglied des Vorstands der Gesellschaft für Deutschlandforschung e. V., Mitglied des Konvents für Deutschland und der Hayek-Gesellschaft sowie Kurator der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und der Deutschen Gesellschaft e. V. Er ist Vorsitzender des Beirats „Zivilgesellschaft in Zahlen“ des Stifterverbandes der Wissenschaft. Er war bzw. ist als Sachverständiger Mitglied zweier Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages, und zwar von 1999 bis 2002 der Enquete „Globalisierung der Weltwirtschaft“ und seit Januar 2011 der neu eingerichteten Enquete „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“.

Bis zum 23. April 2006 war Paqué zweiter stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Nord/LB.

Auszeichnungen

  • 1987: Universitätspreis der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel
  • 1987: Heinz-Maier-Leibnitz-Preis des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft
  • 1988: 1. Preis der Wolfgang-Ritter-Stiftung, Bremen
  • 2003: „Star of Europe“, Business Week Europe
  • 2010: Nominierung für den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis mit dem Buch Wachstum! Die Zukunft des globalen Kapitalismus (Carl Hanser Verlag München 2010)

Schriften

  • Karl-Heinz Paqué: Philanthropie und Steuerpolitik. Eine ökonomische Analyse der Förderung privater Wohltätigkeit. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1986, ISSN 0340-6989. (Kieler Studien 203)
  • Herbert Giersch, Karl-Heinz Paqué, Holger Schmieding: The Fading Miracle. Four Decades of Market Economy in Germany. Cambridge University Press, Cambridge (UK) 1992, ISBN 0-521-35351-3.
  • Karl-Heinz Paqué: Structural Unemployment and Real Wage Rigidity. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1999, ISSN 0340-6989. (Kieler Studien 301)
  • Karl-Heinz Paqué: Die Bilanz: Eine wirtschaftliche Analyse der Deutschen Einheit. Carl Hanser Verlag, München 2009, ISBN 978-3-446-41958-2.
  • Karl-Heinz Paqué: Wachstum! Die Zukunft des globalen Kapitalismus. Carl Hanser Verlag, München 2010, ISBN 978-3-446-42350-3.[1]

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Wachstum mit Ausrufezeichen. In: FAZ. 27. November 2010, S. 12.

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