Kastelorizo

Kastelorizo
Gemeinde Megisti
Δήμος Μεγίστης (Μεγίστη)
Kastelorizo (Griechenland)
Bluedot.svg
Basisdaten
Staat: Griechenland
Region: Südliche Ägäis
Regionalbezirk: Rhodos
Geographische Koordinaten: 36° 9′ N, 29° 35′ O36.14194444444429.5825Koordinaten: 36° 9′ N, 29° 35′ O
Fläche: f411,978 km²[1]
Einwohner: 403 (2010[2])
Bevölkerungsdichte: 33,65 Ew./km²
Gemeindelogo:
Gemeindelogo von Gemeinde Megisti
Sitz: Kastelorizo (Megisti)
LAU-1-Code-Nr.: 811800
Gemeindebezirke: 1 Gemeindebezirk
Ortschaften: 1 Ortschaft
Website: www.megisti.gr
Lage in der Region Südliche Ägäis
Bild:2011 Dimos Megistis.png

f9f8

Kastelorizo (griechisch Καστελόριζο (n. sg.), auch Kastellorizo Καστελλόριζο, ital. Castelrosso ‚rote Festung‘, sowie Megisti Μεγίστη, die ‚Größte‘ und davon türk. Meis) ist eine griechische Insel im östlichen Mittelmeer, [3] rund drei Kilometer vor der türkischen Küste. Sie liegt 120 km östlich von Rhodos und bedeckt 9,11 km²[4]. Mit einigen umliegenden Inseln und Felsen bildet sie die mit rund 12 km² zweitkleinste Gemeinde der Region Südliche Ägäis und die östlichste Gemeinde Griechenlands. Sie erhebt sich mit dem Gipfel des Vigla bis auf eine Höhe von 273 m ü. d. M.

Nach dem Anschluss des Dodekanes und damit Kastelorizos an das moderne Griechenland wurde der antike Name der Insel, Megisti (griechisch Μεγίστη, nach einem mythischen ersten Siedler namens Megisteas) als offizielle Bezeichnung eingeführt[5]. Aufgrund der geografischen Nähe wurde sie auch von der Türkei beansprucht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Insel war bereits in antiker Zeit besiedelt, wie die Ruinen der im Landesinneren gelegenen alten Hauptstadt Paleokastro bezeugen. Mit dem übrigen Griechenland gehörte Kastelorizo zum Reich Alexanders des Großen, zum Römischen Reich und zum Byzantinischen Kaiserreich. 1306 wurde die Insel durch Ritter des Johanniterordens aus Rhodos erobert, die die Insel zu einer mächtigen Festung ausbauten, was nach einer von mehreren Theorien zur Etymologie der Insel ihren jüngeren Namen gegeben haben soll, denn das Gestein des Kastells war von rötlicher Färbung.

Zu den Eroberern der nächsten Jahrhunderte gehörten ägyptische Sarazenen und Franken. 1552 fiel Kastelorizo an das Osmanische Reich. In der Folge erfreuten sich die Bewohner religiöser, kultureller und wirtschaftlicher Privilegien, und so stieg die Handelsflotte der Insel zur größten des Dodekanes auf.

Versenkung der Ben-my-Chree

Im Ersten Weltkrieg wurde die Insel am 28. Dezember 1915 von französischen Truppen besetzt. Bis Kriegsende wurde die Insel häufig vom türkischen Festland aus beschossen. Am 11. Januar 1917 wurde dabei das englische Flugzeugmutterschiff HMS Ben-my-Chree versenkt; 1921 wurde es geborgen und verschrottet.[6]

1922 kam die Insel unter italienische Verwaltung. Die Italiener, die bereits seit 1912 über die anderen Inseln des Archipels herrschten, traten auf Kastelorizo als Kolonisten auf und waren unter der Bevölkerung entsprechend unbeliebt. In dieser Zeit wanderte ein großer Teil der Bewohner der Insel aus, vor allem nach Australien. Unter der italienischen Besatzung diente die Hafenbucht Kastelorizos Wasserflugzeugen der Alitalia und Air France in den 1930er-Jahren als Zwischenstopp auf Flügen nach Afrika und in den Nahen Osten.

Im Zweiten Weltkrieg versuchten die Briten Anfang 1941 erfolglos mit der Operation Abstention die Insel zu erobern. Erst im September 1943 nach der Kapitulation Italiens konnten sie Kastelorizo besetzen. Die verbleibenden Inselbewohner wurden evakuiert bzw. zum Verlassen der Insel genötigt und wurden über Zypern, Ägypten und Palästina verstreut. Im Sommer 1944 wurde Kastelorizo während eines deutschen Angriffs von den Briten aufgegeben. Bei diesem Rückzug fing ein Munitionslager Feuer; die Explosion zerstörte mehr als die Hälfte der Häuser auf der Insel.

1947 wurde Kastelorizo ein Teil Griechenlands. Rund 300 der zuvor umgesiedelten Bewohner wollten im Oktober desselben Jahres auf die Insel zurückkehren. Bei einem Feuer auf ihrem Schiff kamen jedoch 35 Menschen um. Als die Überlebenden zwei Monate später die Insel erreichten, fanden sie ihre Häuser zerstört und geplündert vor. Viele von ihnen entschlossen sich endgültig zur Auswanderung.

Im Jahr 1920 hatte Kastelorizo noch rund 20.000 Einwohner, heute sind es etwa 400. Sie werden mit beträchtlichen Subventionen vom griechischen Staat unterstützt, um türkischen Gebietsansprüchen entgegenzutreten. Zum Symbol griechischer Beharrlichkeit wurde Despina Achladioti, die „Frau von Ro“. Diese Schäferin war die einzige Bewohnerin der winzigen Insel Ro, die westlich von Kastelorizo liegt. Bis zu ihrem Tod 1982 hisste sie jeden Morgen in Sichtweite der türkischen Küste die griechische Fahne und holte sie abends wieder ein.

In Australien leben heute rund 10.000 Nachkommen der Inselbewohner und sind dort als „Kassies“ bekannt.

Kastelorizo heute

Kastelorizo

Der Hauptort der Insel glich noch vor zwei Jahrzehnten größtenteils einer Geisterstadt. Seitdem wurden auf der Insel aber viele alte zerfallene Bauten wieder zu neuem Leben erweckt. Unter den eingewanderten Ausländern sind viele Italiener. In jüngster Zeit läuft auch ein bescheidener Tourismus auf der Insel an. Der Ortskern am Hafen ist zum Teil aufwändig restauriert – auch mit Hilfe staatlicher Mittel –, die Ruinen um ihn herum sind überwuchert und fallen kaum ins Auge.

In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhundert hat der griechische Staat aus politischen Gründen (Hoheitskonflikt mit der Türkei) unverhältnismäßig viel Geld in die Insel investiert, so dass beispielsweise die Betreuung der wenigen Schüler und die ärztliche Versorgung besser waren als auf vielen größeren griechischen Inseln. Auch die Fähr- und Flugverbindungen waren bzw. sind subventioniert, um den Verkehr zur Insel und deren Versorgung sicherzustellen.

Auf Kastelorizo wurde der Film Mediterraneo gedreht.

Am 26. April 2010 wählte der zu der Zeit amtierende Ministerpräsident Papandreou einen Aufenthalt auf Kastelorizo, um von dort die drohende Zahlungsunfähigkeit des griechischen Staates zu offenbaren.[7]

Liste der Inseln der Gemeinde

Lage der Inseln vor der türkischen Küste
  • Agios Georgios (Άγιος Γεώργιος)
  • Argielea (Αγριέλαια)
  • Kastelorizo (Καστελόριζο)
  • Mavro Pini (Μαύρο Ποινί)
  • Psomi (Ψωμί)
  • Psoradia (Ψωραδιά)
  • Polyfados eins (Πολύφαδος ένα)
  • Polyfados zwei (Πολύφαδος δύο)
  • Ro (Ρω)
  • Strongyli (Στρογγυλή)

Verkehrsverbindungen

Ein kleiner, 1986 eröffneter Flughafen ermöglicht mit einer knapp 800 Meter langen Landebahn die Landung kleinerer Turboprop-Maschinen. Seit 2006 gibt es eine tägliche Flugverbindung nach Rhodos. Spontane Ausfälle bei starkem Wind sind jedoch möglich.

Zudem besteht eine unregelmäßige Fährverbindung nach Rhodos, die zwei bis drei Mal pro Woche verkehrt. Die Überfahrt dauert etwa fünf Stunden.

Seit Juni 2007 ist die offizielle Ein- und Ausreise von Kastelorizo in die Türkei (Kaş) bzw. umgekehrt möglich. Seitdem fährt die Meis Express werktags von Kaş in der Türkei morgens nach Kastelorizo, nachmittags wieder zurück. Sie wird für Mehrtagesausflüge in die Türkei genutzt, andererseits kommen viele Tagesgäste aus Kaş, um hier ihr türkisches Touristenvisum wieder für 90 Tage zu verlängern. Die meisten der Türken wie auch der Griechen haben sich mit der politischen Lage arrangiert und bauen auf ein friedliches Miteinander, nicht zuletzt weil dadurch die touristische Entwicklung beider Gebiete profitieren kann.

Sehr beliebt ist der Ort auch bei Segelyachten, die hier während eines Türkei-Törns zur Abwechslung einen Abend mit griechischem Flair und Essen genießen.

Philatelie

Griechische (1912), französische und italienische Briefmarken aus Kastelorizo

Nach 1920 gaben die französischen Besatzer Briefmarken der französischen Amtspost in der Türkei heraus, die erst mit dem Schriftzug „O.N.F. / Castellorizo“, dann mit „B.N.F. / CASTELLORIZO“ und schließlich mit „O F / CASTELLORISO“ überdruckt waren. Sie sind heute begehrte Sammlerstücke. Häufiger und billiger sind italienische Briefmarken mit dem Aufdruck „CASTELROSSO“, die seit 1922 erschienen.

Einzelnachweise

  1. Angaben des griechischen Innenministeriums
  2. Die Einwohnerzahlen stammen aus einer Broschüre des griechischen Innenministeriums vom Mai 2010 anlässlich der Verwaltungsreform nach dem ‚Kallikratis-Gesetz‘: Elliniki Dimokratia, Ypourgeio Esoterikon, Apokendrosis ke Ilektronikis Diakyvernisis: "Programma Kallikratis," Systasi, syngrotisi Dimon, Periferion ke Apokendromenon Diikiseon gia ti Nea Architektoniki tis Aftodiikisis ke tis Apokendromenis Diikisis, Athen 2010.
  3. Limits of Oceans and Seas, 3rd edition. International Hydrographic Organization (1953). Abgerufen am 7 February 2010.
  4. Kastelorizo, Ministerium für Handelsmarine, Ägäis und Inselpolitik, griechisch [1]
  5. Darstellung auf den Seiten der Gemeinde (gr.)
  6. Geschichte der Ben-my-Chree
  7. FAZ.net vom 26. April 2010

Literatur

  • Marina Pitsonis: Capture Kastellorizo. A walking guide and insight. South Coast Printing (Australien), Juni 2002.
  • Ivonne und Horst Imhof: Moments on Kastellorizo. Fotobildband 72 Seiten Vorwort GR/DE/EN/FR. Mai 2008., ISBN 978-3-9810001-3-9.

Weblinks

 Commons: Kastelorizo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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