- Kehlkopfknacklaut
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IPA-Zeichen ʔ IPA-Zeichen-Beschreibung Art Fragezeichen ohne Punkt IPA-Zeichen-Unicode-Code U+0294 SAMPA ?
X-SAMPA ?
Kirshenbaum ?
Mit stimmloser glottaler Plosiv (auch: Knacklaut, Stimmritzenverschlusslaut, Glottisverschlusslaut, Glottisschlag, Einschaltknack, Kehlkopfverschlusslaut, Glottalstop) wird in der Phonetik ein glottaler Laut bezeichnet, der durch die plötzliche, stimmlose Lösung eines Verschlusses der Stimmlippen gebildet wird. Es handelt sich um einen Plosiv.
Der Glottisschlag in verschiedenen Schriften und Transkriptionen:
- Arabisch [ʔ]: ء (Hamza)
- Hebräisch [ʔ]: א (Aleph)
- Die alte griechische Rechtschreibung kennzeichnet mit dem Spiritus lenis den stimmlosen Anlaut vor Vokalen, der als linksgekrümmter Apostroph vor bzw. über den Buchstaben geschrieben wird (z. B. Ἀριστoτέλης). Ob es sich dabei tatsächlich um einen Glottisverschlusslaut handelte, ist umstritten.
- Das lateinische Alphabet hat kein eigenes Zeichen für den Glottisschlag und ebenso wenig die auf dem lateinischen Alphabet beruhende deutsche Rechtschreibung, obwohl der Glottisschlag in vielen Varietäten der Standardsprache auftritt. In der Duden-Grammatik wird er aber durch einen senkrechten Strich [|] wiedergegeben und sonst im Duden durch einen Apostroph.
- Im Hawaiischen Alphabet steht ebenfalls ein Auslassungszeichen, das ʻOkina genannt wird.
- In einer Reihe südamerikanischer Sprachen, in denen der Glottisschlag phonemische Funktion hat, wird dieser mit einem Apostroph dargestellt, so z. B. im Aymara, im südlichen Quechua und den Maya-Sprachen (Mayathan, Quiché u. a.).
- Die Pinyin-Umschrift für Chinesisch gebraucht den Apostroph vor den Vokalen a, e und o, um bei zusammengeschriebenen Silben die Silbengrenze zu markieren. Beispiel: Xi’an.
Inhaltsverzeichnis
Der Glottisschlag im Deutschen
Glottisschlag im Vokalanlaut
In den meisten Varietäten der deutschen Sprache erscheint ein Glottisschlag in den folgenden Fällen:
- Vor vokalischem Anlaut, beispielsweise Acht [ˈʔaxt], der Alte [deːr ˈʔaltə].
- Vor vokalisch anlautenden Wortstämmen in zusammengesetzten Wörtern, beispielsweise beachten [bəˈʔaxtən], Spiegelei [ˈʃpiːɡəlˌʔaɪ]. Allerdings gibt es einige zusammengesetzte Wörter, die so geläufig sind, dass sie oft nicht mehr als Zusammensetzungen empfunden werden und daher auch ohne Glottisschlag auftreten, beispielsweise hinauf [hɪnˈʔaʊf] oder [hɪˈnaʊf], erinnern [ʔerˈʔinərn] oder [ʔeˈrɪnərn].
Geschulte Sprecher sind zwar auch in der Lage, die Stimme möglichst unmerklich einsetzen zu lassen, so dass eben kein lauter Knack hörbar wird, dennoch wird in den meisten Varietäten des Deutschen dieser stimmlose glottale Plosiv ausgesprochen.
Im Schweizer Hochdeutschen tritt der Glottisschlag oft nicht auf. Verschiedene deutsche Mundarten kennen ihn überhaupt nicht. Wenn er nicht ausgesprochen wird, dann werden die Wörter wie im Französischen oder Englischen direkt miteinander verbunden. Beispielsweise mein Auto, mit Glottisschlag: [ˌmaɪn ˈʔaʊto], wird dann ausgesprochen, als ob es *mei Nauto wäre [ˌmaɪn ˈaʊto], ebenso wie französisch une autre ‚eine andere‘ ausgesprochen wird, als ob es *u nautre wäre [yn ˈotʀə]), oder englisch an apple ‚ein Apfel‘, als ob es *a napple wäre [ən ˈæpəl].
Die systematische Verwendung eines Knacklautes bei Aussprache von Vokalen am Wortanfang ist ein typischer und schwer zu unterdrückender Aussprachefehler von vielen Deutsch-Muttersprachlern in Fremdsprachen (z. B. auf Englisch, Französisch). Umgekehrt fällt es Menschen, die Deutsch als Fremdsprache lernen, regelmäßig schwer, die Verwendung des Knacklautes nachzuahmen.
Der Glottisschlag in der Phonologie
In den meisten phonologischen Analysen des Deutschen wird der Glottisschlag nicht als eigenständiges Phonem betrachtet, sondern als phonetischer Grenzmarkierer vor Vokalanlaut, da er nicht in allen Varietäten der deutschen Standardsprache erscheint.
Sprachgeschichte
Es gibt einen Anhaltspunkt dafür, dass der Glottisschlag möglicherweise schon im Althochdeutschen existiert haben könnte: In Stabreimen alliterierten nur diejenigen Wörter, die mit demselben Konsonanten (bzw. Konsonantencluster) begannen. Zusätzlich war jedoch auch die Alliteration zwischen Wörtern möglich, die mit einem beliebigen Vokal begannen. Das legt die Vermutung nahe, die mit Vokal beginnenden Wörter hätten deshalb alliteriert, weil sie in Wirklichkeit auch mit demselben Konsonanten begonnen hätten, nämlich mit dem Glottisschlag.
Glottisschlag als Vokaltrenner (Hiattilger)
Im Deutschen kann der Knacklaut als Trennlaut zwischen Vokalen (Hiattilger, Diärese) dienen, wenn sie nicht zu einem Diphthong zusammengezogen werden (Synärese): zum Beispiel in Aleuten (Aussprache: [aleˈʔuːtən], nicht: *[aˈlɔʏ̯tən], oft aber auch ohne Knacklaut: [aleˈuːtən]). Die Kennzeichnung, dass zwei Vokale getrennt zu sprechen sind, erfolgt in anderen Orthographien durch ein Trema (Doppelpunkt über einem Vokal), beispielsweise in Citroën (korrekte Aussprache: [sitroˈɛn]). Selten ist dies auch in deutschen Texten zu finden, beispielsweise Alëuten (korrekt: Aleuten), da das Trema bis 1996 zur Hervorhebung der getrennten Vokalaussprache verwendet werden sollte, was aber oft nicht geschah.
Interjektionen
Im Deutschen tritt der Glottisschlag in mehreren Interjektionen auf:
- Ein [ˈʔəʔə] oder [ˈʔ̰m̩ʔ̰m̩] mit fallender Intonation bedeutet Verneinung.
- Ein [ʔə'hə] oder [ʔ̰m̩ˈh̰m̩] mit steigender Intonation bedeutet Zustimmung.
Typische Seufzer setzen mit einem Glottisschlag ein.
Siehe auch
Schnalzlaut, Hauchlaut, Glottaler Laut
Weblinks
- www.makemesmart.com/getsmart/phonetikDeutsch.htm (Deutsche Phonetik für Ausländer mit Hörbeispielen im gebräuchlichen WAV-Format)
Artikulationsorte: labial | bilabial | labiodental | dental | alveolar | postalveolar | retroflex | palatal | velar | uvular | pharyngal | glottal
Artikulationsarten: Plosive | Nasale | Vibranten | Taps | Flaps | Frikative | Affrikaten | Approximanten | Laterale | Klicks (Schnalzlaute) | Implosive | Ejektive
Pulmonale
Konsonanten
gemäß IPAbilabial labio-
dentaldental alveolar post-
alveolarretroflex palatal velar uvular pha-
ryngalglottal stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. Plosive p b t d ʈ ɖ c ɟ k ɡ q ɢ ʔ Nasale m ɱ n ɳ ɲ ŋ ɴ Vibranten ʙ r ʀ Taps/Flaps ⱱ ɾ ɽ Frikative ɸ β f v θ ð s z ʃ ʒ ʂ ʐ ç ʝ x ɣ χ ʁ ħ ʕ h ɦ laterale Frikative ɬ ɮ Approximanten ʋ ɹ ɻ j w¹ laterale Approximanten l ɭ ʎ ʟ ¹) Als stimmhafter velarer Approximant (Halbvokal) wurde hier die labialisierte Variante [w] eingefügt, anstatt der nicht labialisierten Variante [ɰ].
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