Kjustendil

Kjustendil
Kjustendil (Кюстендил)
Wappen von Kjustendil Karte von Bulgarien, Position von Kjustendil hervorgehoben
Basisdaten
Staat: Bulgarien
Oblast: Kjustendil
Einwohner: 47.125 (31. Dez. 2005)
Koordinaten: 42° 17′ N, 22° 41′ O42.28333333333322.683333333333513Koordinaten: 42° 17′ 0″ N, 22° 41′ 0″ O
Höhe: 513 m
Postleitzahl: 2500
Telefonvorwahl: (+359) 078
Kfz-Kennzeichen: KH
Verwaltung
Bürgermeister: Petar Paunow
Regierende Partei: Koalition Kjustendil
Kjustendil - Bulgarien - Nachbarorte: Pernik, Sofia, Samokow, Dupniza, Blagoewgrad, Raslog, Sandanski, Kočani, Kriva Palanka

Kjustendil [ˌkjustɛnˈdiɫ] auch [ˌkystɛnˈdiɫ] (bulg.: Кюстендил, auch Kjüstendil oder Küstendil; früher: Pautalia, Pautalius, dann Velebusdus) ist eine Stadt in Südwestbulgarien in der Nähe der Grenze zu Mazedonien und Serbien. Kjustendil ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Lage

Die Stadt liegt am paneuropäischen Korridor Nr. 8 und der Europastraße 871. Der Verkehrsweg vom serbischen Niš über Bosilegrad, Kjustendil nach Sofia ist durch eine serbische Grenzschließung versperrt. Von Dupniza nach Kjustendil verläuft ein alter Handelsweg nach Konstantinopel.

Kjustendil liegt im südlichen Teil der gleichnamigen Ebene am Fuße der Osogowo-Gebirges. Unmittelbar südlich der Stadt befindet sich der Berg Hisarlak. Durch die Stadt fließen zwei Flüsse; Banschtiza und Koluschka, Zuflüsse des Flusses Struma.

Klima

Kjustendil liegt in der kontinentalen Klimazone. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 11,2 Grad Celsius und die jährliche Niederschlagsmenge 624 Millimeter im Mittel.

Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich 21,8 bis 21,5 Grad Celsius und die trockensten August und September mit 36 bis 38 Millimeter Niederschlag im Mittel.

Die größte Niederschlagsmenge ist im Mai und Juni mit durchschnittlich 68 bis 65 Millimeter zu verzeichnen. Der kälteste Monat ist der Januar mit -0,8 Grad Celsius im Mittel.

Geschichte

Die wechselnden Namen der Stadt waren:

  • Pautalia (Paeonia) - thrakisch
  • Pautania - gotisch
  • Welbaschd - slawisch
  • Patelense - byzantinisch
  • Kolasia - bulgarisch
  • Konstantinova Zemja - serbisch
  • Kyustendil - osmanisch

Antike

Kjustendil ist eine der ältesten Städte Bulgariens. Die ersten Besiedler der Region waren thrakische Stämme Peonen, Agrianen und Dentelen. Im 5. - 4. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Thraker hier wegen der heilsamen Mineralquellen eine Siedlung.

Nach dem Fall Thrakiens 45 n. Chr. unter römischer Herrschaft wurde sie zu einer wichtigen Festung ausgebaut. Die Stadt hieß während der Römerzeit Pautalia. Sie war ein bekannter Badeort und lag an einer wichtigen Handelsstraße, welche Serdica und Thessaloniki, bzw. die römischen Straßen Via Egnatia und die Via Militaris entlang des Struma-Tals verband. Von Pautalia aus gab es eine Abzweigung nach Stobi. Im 1. und 2. Jahrhundert wuchs die Stadt zum administrativen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum der Gegend. Die Bedeutung der Stadt blieb auch während der Spätantike erhalten.

Während der Herrschaft des römischen Kaisers Trajan bekam die Pautalia im Jahre 106 die Stadtrechte und den Beinamen Ulpia. Seit Kaiser Antoninus Pius (138-161) bis Kaiser Caracalla (198-217) dürfte Ulpia Pautalia eigene Münzen prägen.

Im 4. und 5. Jahrhundert, wegen der zunehmenden Angriffe der Barbaren, wurde oberhalb der Stadt, auf dem Hügel Hisarlak (Хисарлък) eine zweite Festung. Die Festung Hisarlak blieb auch im Mittelalter erhalten. Sie wurde seit dem 6. Jahrhundert ausgebaut, überstand das erste und zweite Bulgarenreich und wurde erst von den osmanischen Eroberern im 15. Jahrhundert zerstört.

Nach 533 hieß die Stadt Welbaschd.

Mittelalter

Hauptartikel: Welbaschd

Zum Ende des 7. Jahrhundert wurde sie wahrscheinlich unter Khan Krum in das Ersten Bulgarische Reich eingegliedert. In einer Urkunde des byzantinischen Kaisers Basileios II. aus dem Jahre 1019 wird die Stadt unter dem slawischen Namen Welbaschd (Велбъжд; Velbăžd; Wortursprung: Kamel) erwähnt.

Die Stadt wurde während der Herrschaft des Zaren Kalojan (1197-1207) in das Zweite Bulgarische Reich eingegliedert. Eng mit der Geschichte der Stadt ist die Schlacht bei Welbaschd zwischen den Bulgaren und Serben (unter Führung von Stefan Uroš III. Dečanski) im Jahre 1330 verbunden. Die Bulgaren verloren die Schlacht, ihr Zar Michail Schischman fiel am 28. Juli 1330 in der Schlacht. Es wird vermutet das er zunächst in der Georgskirche in der Stadt beerdigt wurde. Nach der Schlacht geriet Bulgarien kurzfristig unter serbischen Einfluss. Zugleich zerfiel es in mehrere Teilreiche.

Ende des 14. Jahrhundert bildete sich im Südwesten der bulgarischen Gebiete das selbstständige Despotat Welbaschd unter Konstantin Dragaš, Schwiegersohn des bulgarischen Zaren Iwan Alexander. Von Welbaschd regierte Konstantin große Teile des heutigen Makedonien zwischen den Flusstälern von Vardar und Struma (Strymon).

Osmanische Zeit

Nach der Schlacht an der Mariza wurde Konstantin Vasall des Osmanischen Reiches, konnte aber die engen Beziehungen zu den christlichen Nachbarn halten. Auf Geheiß des osmanischen Sultans Bayezid I. nahm er zusammen mit seinem Nachbarn und Verbündeten, dem König von Prilep Marko Kraljević, am Feldzug gegen den walachischen Woiwoden Mircea cel Bătrân teil und wurde 1395 in der Schlacht bei Rovine getötet. Konstantins Fürstentum war eines der letzten bulgarische Festungen, die unter dem Ansturm der osmanischen Eroberer fiel.

Es herrscht die Meinung dass mit dem Tode von Konstantin das Ende seines Fürstentum kam. Nach der Schlacht bei Ankara um 1402, in der die Osmanen eine der schwersten Niederlagen in ihrer Geschichte einstecken mussten, rebellierte der Despot von Kjustendil Jusuf. Da der Titel erblich war, könnte es sich um einen Sohn Konstantins Namens Stefan, der den islamischen Glauben angenommen hatte, handeln. Belegt ist, dass das Fürstentum in seine alten Grenzen wiederhergestellt wurde. Um 1427/28, spätesten im Herbst 1431 eroberten die osmanischen Truppen, geführt von den Beylerbey von Rumelien Turhan Pascha die Stadt zurück und zerstörten die Festungsmauern.

Nach der Eroberung der Stadt wurde Kjustendil administratives Zentrum eines Sandschaks. Der Sandschak war einer der größten in der osmanischen Provinz Rumelien und umschloss das Territorium des ehemaligen Fürstentum. Er war in 14 Kazas (Gerichtsbezirke, Kreise) unterteilt. Die Osmanen benannten Welbaschd Konstantin zu Ehren in Küstendil (deutsch: „Land des Konstantin“) um. Sie verwendeten jedoch auch Kjustendil-Banja. Die bulgarische Bevölkerung wurde vertrieben, islamisiert oder getötet. An deren Stelle siedelten sich Türken aus Kleinasien, vornehmlich aus dem heutigen Konya[1].

Im Züge des Großen Türkenkriegs von 1683 bis 1699 erreichte der österreichische Feldherr Antonio Valerio Zuč im März 1690 die Region, besiegte die Türken und nahm die Stadt ein. Noch im gleichen Jahr konnte der Status quo ante wiederhergestellt werden.

Kjustendil, Kupferstich von 1690

Nur langsam kehrte die bulgarische Bevölkerung in die Stadt zurück, so das erst Ende des 18. Jahrhunderts sie erneut die Mehrheit stellte. Die Bulgaren nannten die Stadt Kolosia und so tragen von 1557 bis 1766 alle Metropoliten den Beinamen von Kolosia, deren Sitz die Goergs-Kirche war[2]. Dieser Name tauchte jedoch bereits bei Konstantin Kostenezki (1380-1431) in seinem Werk "Slovo vo pravopisu" auf. 1816 wurde die Kirche Mariä Himmelfahrt, 1859 die Kirche Hl. Großmärtyrerin Mina und 1866 die Kirche Sweti Dimitar erbaut. 1821 wurde eine Klosterschule eröffnet, welche 1849 zur gemischte weiterführende Schule ausgebaut wurde. 1869 wurde hier das erste Tschitalischte in der Region eröffnet.

Die Heiducken-Bewegung, die während der bulgarischen Wiedergeburt entstand und im 16. Jahrhundert den Kampf gegen die Türken aufnahm, war auch in der Gegend um Kjustendil aktiv. Hier kämpften Iljo Wojwoda und Rajna Wojwoda, eine der wenigen Frauen-Wojwoden. Ein wichtiges Zentrum der Aufklärungsarbeit in dieser Periode in Südwestbulgarien war das Boboschewer Kloster "Sweti Dimitar" (Бобошевският манастир “Свети Димитър”).

1872 gründete der Lehrer Todor Peew ein geheimes revolutionäres Komitee der Inneren Revolutionären Organisation (IRO). Die Stadt wurde am 29. Januar 1878 durch russische Truppen befreit.

Neuere Geschichte

Im Februar 1908 fand hier der Kjustendil-Kongress der BMARK statt.

Während des Zweiten Weltkrieges war die Stadt von alliierten Luftangriffen betroffen. Der Angriff am 6. April 1941 wurde von der Dritten jugoslawischen Armee durchgeführt, obwohl sich Bulgarien nicht im Krieg mit Jugoslawien befand. Dabei starben 58 bulgarische Bürger, 8 deutsche und 2 bulgarische Soldaten. Verletzt wurden 59 Bürger, 31 deutsche und 5 bulgarische Soldaten.

Einwohnerentwicklung

Jahr 1880 1892 1900 1910 1920 1926 1934 1946 1956 1969 1975 1978 1982 1985 1988 1992 2000 2010
Einwohner 9590 11383 12042 13748 14887 15440 16241 19309 25025 43001 48239 51147 54657 54111 55620 57106 50562 50671

Sehenswürdigkeiten

In der historisch gut erhaltenen Stadt bestehen heiße Mineralquellen[3].

Die Festung Hisarlak hat die Form eines unregelmäßigen Vierecks (ca. 117 x 175 m). Sie erstreckte sich über eine Fläche von 2,1 ha. Sie hatte 14 Türme (runde, dreieckige und rechteckige), 2 Tore und 5 Nebeneingänge. Das Haupttor befand sich in der Ostwand, die in der Nähe der heutigen Hauptstraße liegt. Die Dicke der Festungsmauern schwankt stellenweise zwischen 1,60 m und 3 m.

  • Pirgowa-Turm (14. Jhr.)
  • Ahmed-Bey-Moschee (15. Jhr.)
  • Fatih-Mehmed-Moschee (15. Jhr.)
  • Sweti Dimitar Kirche
  • Mariä Himmelfahrt
  • Hl. Großmärtyrerin Mina
  • Bildergalerie des bulgarischen Malers Wladimir Dimitrow
  • Historisches Museum
  • Ethnographisches Museum
  • Geburtshaus Dimitar Peschews (1894-1973), Rechtsanwalt und Politiker, setzte sich während des Zweiten Weltkriegs aktiv für die bulgarischen Juden ein.
  • Museumshaus von Iljo Wojwoda
  • östliche Stadttor

Auf Einsatz von Ludmila Schiwkowa wurde in den 1980er Jahren das Theater "Krum Kjuljakov" im neoklassizistischer Stil mit Marmor und Säulen gebaut.

Politik

Bei den letzten Kommunalwahlen 2007 konnte die Koalition Kjustendil (SDS, DSB, Agrarunion, Demokratische Partei, Gergjowden und SSD) gewinnen und den Bürgermeister Petar Paunow stellen.

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

Gemeinde Kjustendil

Die Gemeinde Kjustendil hat rund 73.000 Einwohner

Einzelnachweise

  1. Christo Matanow: Възникване и облик на Кюстендилски санджак през XV-XVI в. (zu dt. etwa Gründung und Form des Sandschaks Kjustendil in 15.–16. Jahuhundert), Sofia, 2000
  2. Jordan Iwanow: Северна Македония. Исторически издирванияя, Sofia, 1906, S. 254
  3. Liste der Denkmäler in der Gemeinde Kjustendil (bulg.)

Weblinks

 Commons: Kjustendil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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