Kloster Marienthal (Norden)

Kloster Marienthal (Norden)

Das Kloster Marienthal (Vallis sanctae Mariae) ist ein ehemaliges Benediktinerkloster in der Stadt Norden in Ostfriesland. Eggerik Beninga schreibt seine Gründung in der Cronica der Fresen (16. Jahrhundert) Sankt Hatebrand († 1198), Abt des Klosters Feldwerd im Groningerland zu, was aber bisher nicht erhärtet werden konnte.

Geschichte

Das Kloster wurde vermutlich im späten 12. Jahrhundert am damaligen nördlichen Stadtrand Am Zingel gegründet und wurde später im Unterschied zu dem jüngeren Dominikanerkloster Am Fräuleinshof, dat olde cloester genannt. Archäologische Funde belegen eine Nutzung des Geländes vor 1200. Ob diese im Zusammenhang mit dem Kloster standen, ist bisher noch unklar.[1] Im Jahr 1220 wird in einer Urkunde ein Abbas de Norda erwähnt, der aber als zur Diözese Münster gehörig bezeichnet wird, während Norden dem Bistum Bremen angehörte.[2]

Im Jahre 1255 wir das Kloster (wie auch die Stadt Norden) in einem Vertrag erstmals gesichert urkundlich erwähnt.[3] Abt war zu dieser Zeit ein gewisser Winandus. Zu dieser Zeit war Marienthal ein Doppelkloster[1] für Mönche und Nonnen. An der Spitze stand ein Abt; die Nonnenabteilung leitete eine Priorin.

Im 13. Jahrhundert wurde das Kloster erheblich ausgebaut und vermutlich entstand zu dieser Zeit auch ein neuerlicher Kirchbau. Bei Ausgrabungen kam konnte nachgewiesen werden, dass in Marienthal Glocken gegossen werden, was bisher einmalig für Ostfriesland ist.[1] Zeitgenössischen Angaben zufolge soll es sich um das schönste Kloster zwischen Weser und Ems gehandelt haben.[1] Der große Reichtum des Klosters konnte durch umfangreiche Funde nachgewiesen werden.[1]

Zum Klosterbesitz gehörten die beiden Grashäuser (=Vorwerke) Osterloog und Westerloog (im heutigen Stadtteil Norddeich gelegen), das Vorwerk Bargebur-Lütetsburg und das Vorwerk Terheide. Auch in der Westermarsch, in der Ostermarsch, bei Großheide und Menstede und im Wolterhuser Hammrich besaß das Kloster beträchtliche Ländereien.

Von 1347 bis 1353 wütete in Europa die Pest, der geschätzte 25 Millionen Todesopfer – ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung – zum Opfer fielen. Die Seuche hatte Ostfriesland über Utrecht erreicht, sich über die Hafenstädte ausgebreitet und die Bevölkerung dezimiert.[4] Davon waren auch die Klöster betroffen. Laut mittelalterlichen Berichten wurden etwa im Kloster Langen 50 Personen von der Seuche getötet. Um der Seuche Herr zu werden, bauten die Bewohner des Klosters Marienthal nach damaligem Verständnis über die Ausbreitung von Krankheiten einige Gebäude völlig neu auf.

Seit dem 15. Jahrhundert bis zur Säkularisation des Klosters 1529 diente es der späteren Grafen- und Fürstenfamilie Cirksena als Hauskloster; sie hatte hier - wie auch andere vornehme Geschlechter des Norderlandes - von 1464 bis 1548 ihre Grablege, und hier wurden die unverheirateten Häuptlingstöchter untergebracht. Diese besondere Stellung des Klosters Marienthal war mit Einführung der Reformation in Ostfriesland abrupt beendet. Das Kloster bestand jedoch noch bis ca. 1555. Gerardus Synellius war der letzte Abt.

Im Zuge der Reformation wurde auch das Kloster Marienthal säkularisiert. In den teilweise abgebrochenen Klostergebäuden wurden das Armen- oder Gasthaus eingerichtet und mit einem Teil der Klostereinkünfte ausgestattet. Die Klosterlande fielen an das ostfriesische Fürstenhaus und sind heute noch größtenteils in den staatlichen Domänen wiederzufinden. Heute steht an der Stelle des Klosters ein Altenheim der Arbeiterwohlfahrt.

EInzelnachweise

  1. a b c d e Archöologischer Dienst der Ostfriesischen Landschaft: Norden - Kloster Marienthal (2004), aufgerufen am 7. Januar 2010.
  2. Gerhard Streich: Klöster, Stifte und Kommenden in Niedersachsen vor der Reformation in: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen;, 2, Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens ;, Heft 30, Hannover 1986 ISBN 3784820050, S. 96
  3. Der Norder Vertrag 1255, Originaltext mit Übersetzung von Gerd Dickers, Norden (PDF 73kB).
  4. Klaus Bergdolt: Der Schwarze Tod: die Grosse Pest und das Ende des Mittelalters. Beck, München 2003, ISBN 3-406459-18-8, S. 83.
53.5994457.202053

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