Kloster Neresheim

Kloster Neresheim
Westansicht der Abteikirche
Westansicht des gesamten Geländes

Die Abtei Neresheim (St. Ulrich und Afra) liegt oberhalb der Stadt Neresheim im Ostalbkreis in Baden-Württemberg.

Das Kloster wurde 1095 von Graf Hartmann von Dillingen und seiner Gemahlin Adelheid von Kyburg als Augustiner-Chorherrenstift gegründet und 1106 in eine Benediktinerabtei umgewandelt, die sich der Hirsauer Reform anschloss. Nach dem Aussterben der Dillinger Grafen 1263 gewannen vor allem die Grafen von Oettingen Einfluss auf die Abtei.

Die mittelalterliche Klosteranlage mit einer romanischen Basilika (Bauzeit 1126–90) befand sich südlich der heutigen Kirche. 1568/69 erfolgte der Anbau eines größeren Chors, 1695 eine Barockisierung.

Nach dem Abbruch des Vorgängerbaus wurde die heutige Abteikirche von 1747 bis 1792 nach Plänen von Balthasar Neumann erbaut. Nach Neumanns 1753 Tod oblag die Bauleitung seinen Schülern. Geldmangel und statische Bedenken führten zu Bauunterbrechungen und gravierenden Änderungen des Grundentwurfs (v. a. flachere Ausführung der Hauptkuppel, die mit Holz statt Stein errichtet wurde und keine Laterne bekam). Dennoch stellt die Kirche zweifelsohne ein „Meisterwerk der europäischen Barockbaukunst“ (Dehio) dar.

Die Fresken (1769–75) stammen vom Tiroler Maler Martin Knoller aus Steinach am Brenner. Die Stuckierung (1776–78) und Ausstattung (1778–1801) übernahm Thomas Schaidhauf. Knollers Deckengemälde schildert um Christus im Zentrum in Bildern dessen Leben. Die Hauptorgel wurde von 1792 bis 1798 von Johann Nepomuk Holzhay aus Ottobeuren erbaut. Nach mehrfachen Veränderungen wurde 1979 der ursprüngliche Zustand der Orgel wiederhergestellt.

1965 drohte der Einsturz der Kirche, da Senkungen in der Hauptkuppel Mauerrisse verursachten. Von 1969 bis 1975 wurde das Gebäude umfassend restauriert.

Auf dem 50-DM-Schein, der von 1991 bis 2002 gültig war, ist die Klosterkirche auf der Rückseite als Längsschnitt abgebildet – allerdings in einer nicht ausgeführten Entwurfsvariante (die Vorderseite zeigt Balthasar Neumann).

Nach langwierigen Rechtsstreitigkeiten erlangte die Abtei 1764 die Reichsstandschaft, erkaufte dies aber mit der Abtretung von zahlreichen Besitzungen (darunter die Stadt Neresheim) an die Grafen von Oettingen-Wallerstein. Der Abt konnte daher nur über ein winziges Territorium die weltliche Herrschaft ausüben.

Das Kloster wurde durch die Säkularisation im Jahr 1802 aufgehoben und fiel an die Fürsten von Thurn und Taxis. Wertvolle Einrichtungsgegenstände der Abtei gelangten über diese durch Kauf 1993 an den Freistaat Bayern. Ein Großteil der Bibliothek befindet sich heute wieder als Leihgabe in Neresheim, nachdem ein geplanter Verkauf 1828 nicht realisiert wurde. Die Bibliothekskataloge des 18. Jahrhunderts befinden sich noch in Regensburg.

Die Fürsten von Thurn und Taxis ermöglichten 1919 die Wiederbesiedlung durch Benediktiner aus Beuron und der Abtei Emaus in Prag. Erster Abt nach der Wiederbegründung wurde Bernhard Durst (1921–1965). Sein Nachfolger war Johannes Kraus (1965–1977).

14 Mönche bilden heute (Oktober 2008) den Konvent der Abtei Neresheim, die seit 1977 von Abt Norbert Stoffels geleitet wird und der Beuroner Kongregation angehört. Die Mönche unterhalten ein Tagungs- und Gästehaus und bieten Exerzitien und Kurse an.

Am 13. Februar 2004 gründete P. Prior Albert Knebel OSB den „Knabenchor Abtei Neresheim“, der Jungen ab der 1. Klasse eine kostenlose musikalische Allgemein- und Stimmbildung anbietet. Der Knabenchor, der etwas mehr als 40 Mitglieder umfasst, singt regelmäßig bei Gottesdiensten in der Abteikirche Neresheim und bei Auftritten außerhalb des Klosters.

Der „Verein zur Erhaltung der Abteikirche Neresheim e. V.“ hat sich dem Erhalt und der Unterstützung der Abtei verpflichtet und fördert die Renovierung der Abteigebäude.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Baden-Württemberg I. Deutscher Kunstverlag, München 1993, ISBN 3-422-03024-7.
  • Hans Ulrich Rudolf (Hrsg.): Alte Klöster, neue Herren. Die Säkularisation im Deutschen Südwesten. Band 2.2 (Aufsätze). Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-7995-0212-2.

Weblinks

48.7558710.343667Koordinaten: 48° 45′ 21″ N, 10° 20′ 37″ O

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