Kongress-Polen

Kongress-Polen
Królestwo Polskie (pl.)

Царство Польское (ru)
Königreich Polen

Flagge_Polens
Wappen_Polens
Flagge Wappen
Amtssprache Polnisch, Russisch
Hauptstadt Warschau
Staatsform Konstitutionelle Monarchie; Protektorat des Russischen Reiches
Staatsoberhaupt Zar von Russland als König von Polen
Regierungschef Statthalter des Königreichs (bis 1874)
Generalgouverneure von Warschau (ab 1874)
Fläche 128.500 km² km²
Einwohnerzahl 3.300.000 (1831)
Bevölkerungsdichte 25,7/km² Einwohner pro km²
Währung Złoty (bis 1850)
Rubel (ab 1850)
Gründung 9. Juni 1815

Als Kongresspolen bezeichnet man das konstitutionelle Königreich Polen, das 1815 auf dem Wiener Kongress (daher der Name) als Nachfolger des von Napoleon 1807 gegründeten Herzogtums Warschau geschaffen wurde. Es war durch Personalunion eng mit dem Russischen Zarenreich verbunden und wurde nach Verlust der verbliebenen Rechte ab den 1830er Jahren auch als russisches Weichselgebiet bezeichnet.

Zar Nikolaus I. hob nach dem Aufstand von 1830 die Verfassung von 1815 im Jahre 1831 auf. Das vom Zar 1832 gegebene Verfassungsgesetz Organisches Statut wurde bald missachtet. Die polnischen Woiwodschaften wurden aufgelöst, das Weichselgebiet 1837 in russische Gouvernements aufgeteilt, die mehrmals umstrukturiert und umbenannt wurden. Von 1833 bis 1856 stand das gesamte Gebiet unter dem Ausnahmezustand.

Nach der russischen Niederlage im Krimkrieg leitete der seit 1855 regierende Zar Alexander II. Reformen ein, die auch Kongresspolen bzw. das Weichselgebiet betrafen. Eine Zeit der Liberalisierung setzte ein, der polnischen Bevölkerung wurden weitergehende Rechte auf konservativer Grundlage (Adelsprivilegien) eingeräumt, ohne dass eine Kodifizierung erfolgte. 1860 hatte Kongresspolen 4,8 Millionen Einwohner, Warschau war mit 230.000 Einwohnern die größte Stadt des Landes.

Der polnische Aufstand von 1863 brachte eine weitere Zäsur. Die Anführer des Aufstandes wurden hingerichtet, Rechte und kulturelle Freiheiten eingeschränkt. Bis 1880 stieg Kongresspolen, vor allem bedingt durch Auslandsinvestitionen, zur höchstentwickelten russischen Provinz auf. Die politische Situation stagnierte. Die Bevölkerung wuchs bis 1900 auf 9,4 Millionen Menschen an. Mit der Thronbesteigung Zar Nikolaus II. 1894 waren keine wesentlichen Veränderungen in den Verhältnissen verbunden. Der Russisch-Japanische Krieg und die Revolution 1905 hatten kleinere Zugeständnisse in kulturellen und religiösen Fragen zur Folge.

Im Ersten Weltkrieg eroberten und besetzten deutsche und österreichisch-ungarische Truppen im Laufe des Jahres 1915 den ganzen russischen Teil Polens. Die zaristische Herrschaft war damit dort beendet. Mit Gründung des an die Mittelmächte angeschlossenen Regentschaftskönigreichs am 5. November 1916 ist Kongresspolen erloschen.

Siehe auch

Literatur

  • Manfred Alexander: Kleine Geschichte Polens. Stuttgart: Reclam 2003 (Quelle)
  • Roman Dmowski: Deutschland, Rußland und die polnische Frage (Auszüge). In: Polen und der Osten. Texte zu einem spannungsreichen Verhältnis. Hrg. Andrzej Chwalba, ISBN 3-518-41731-2 (Denken und Wissen. Eine Polnische Bibliothek. Band 7)
  • Hensel, Jürgen (Hg.): Polen, Deutsche und Juden in Lodz 1820 - 1939. Eine schwierige Nachbarschaft, Osnabrück: fibre Verlag 1999

Weblinks


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