Konietzny

Konietzny

Heinrich Josef Konietzny (* 7. Mai 1910 in Gleiwitz; † 23. April 1983 in Saarbrücken-Dudweiler) war ein deutscher Musiker, Hochschullehrer und Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heinrich Konietzny wurde als Sohn eines schlesisch-preußischen Offiziers und sozialistischen Bürgermeisters geboren. Erste frühkindliche musikalische Erfahrungen sammelte er auf der Mandoline, im Singen und mit Perkussionsinstrumenten. Mit neun Jahren kam er als Schüler in das Konvikt von Bad Ziegenhals, wo er als Sängerknabe mitwirkte und auch seinen ersten systematischen musiktheoretischen Unterricht erhielt. Ab dem achten Lebensjahr erhielt Konietzny Geigenunterricht. In Berlin studierte er bei Paul Hindemith das Fach Komposition. 1936 wurde er Fagottist im Orchester des damaligen Reichssenders Saarbrücken. 1947 berief ihn das Konservatorium Saarbrücken (heute Hochschule für Musik Saar) als Dozent der Meisterklasse für Komposition, Instrumentation und Kammermusik. Er schrieb sechs Sinfonien und zahlreiche Hörspiel-, Fernseh- und Filmmusiken sowie Kompositionen für Zupfinstrumente, bei denen er neue Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten entwickelte. Die Filmdokumentation „Neue Musik“ (Saarländischer Rundfunk), die unter der Regie von Manfred Heikaus in den 1960er Jahren entstand, gibt einen Einblick in das Schaffen des Komponisten.

Musiker

Ersten Violinunterricht erhielt Konietzny im Jahr 1918. Als Siebzehnjähriger wurde er Konzertmeister im Kurorchester von Bad Kudowa. 1929 wurde Konietzny Konzertmeister des Schlesischen Philharmonischen Orchesters. Eine Fraktur der linken Hand nach einem Unfall beendete im Jahr 1930 seine Karriere als Geiger. Im gleichen Jahr begann er auf Anraten von Hindemith sein Fagottstudium. In den Jahren 1933 bis 1936 hatte Konietzny mehrere Orchesterstellen als Fagottist. Von 1936 bis 1939 war er Solofagottist beim damaligen Reichssender Saarbrücken. Von 1939 bis 1946 musste er Kriegsdienst leisten. 1946 wurde Konietzny Erster Fagottist im Radiosinfonieorchester des Saarländischen Rundfunks. Diese Stelle behielt er bis 1964.

Zeitgleich zu seiner Orchesterstelle leitete er ein Holzbläserensemble des Radiosinfonieorchesters.

Komponist

Konietzny studierte ab 1930 Komposition bei Paul Hindemith an der staatlichen Musikhochschule Berlin. 1934 lernte er Hugo Distler kennen, der seinen Kompositionsstil stark beeinflusste. Von 1949 bis 1975 war Konietzny Hauskomponist und Lektor des Saarländischen Rundfunks.

Sein Oeuvre ist sehr umfangreich (geschätzte 500 bis 600 Werke), weit differenziert und wurde teilweise international aufgeführt: sechs Sinfonien, eine Schlagzeugsinfonie, mehrere Streichquartette, 25 Instrumentalkonzerte, Kammermusik für eine Vielzahl unterschiedlicher Besetzungen, Ballette, über 300 Film- und Hörspielmusiken, sowie über 200 Lieder und Kantaten. Für mehrere Lieder verfasste Konietzny auch die Texte.

Daneben zahlreiche Kompositionen für das Amateuermusizieren: Werke für Akkordeon, Bläser und rund 40 Kompositionen für Zupfinstrumente.

Ein vollständiges Werkverzeichnis existiert bislang nicht. Konietzny versah seine Kompositionen grundsätzlich nicht mit Opuszahlen. Viele Autographe sind verschollen. Daher sind nur grobe Schätzungen über den Gesamtumfang seines Werkes möglich. 42 Konietzny-Autographe lagern neben anderen Teilen seines Nachlasses im Landesarchiv Saarbrücken.

Werke von Konietzny erschienen unter anderem bei den folgenden Verlagen: Bärenreiter, Boosy&Hawkes, Edition Modern, Gering, Junne, Köbl, Piwa&Wolf, Sandvoss, Simrock, Schott, Trekel, Vogt&Fritz, Wunn, Zimmermann.

Dirigenten der Uraufführungen Konietznyscher Werke waren

Widmungsträger oder Interpreten der Werke von Konietzny sind

Hochschullehrer

1947 wurde Konietzny Dozent der Meisterklasse für Komposition, Instrumentation und Kammermusik (Holzblasinstrumente) am damaligen Saarbrücker Konservatorium (heute Hochschule für Musik Saar). Seine Ernennung zum Professor erfolgte im Jahr 1963.

Ehemalige Absolventen der Kompositionsklasse von Konietzny sind unter anderem:

Auszeichnungen und Preise

Werke

  • Heinrich Konietzny: 13 Lieder für eine Singstimme und Klavierbegleitung. Vorwort von Joseph Müller-Blattau. Schneider, St. Ingert 1954.
  • Heinrich Konietzny: Die Toten von Parga. Dramatische Kantate. Libretto: Karl Christian Müller. Meister, Heidelberg 1963.
  • Heinrich Konietzny: Triade für Xylophon, Vibraphon, Marimbaphon und drei Becken. Partitur (zugleich Spielpartitur). Schott, Mainz 1973
  • Heinrich Konietzny: Tonträger CD + Beiheft. Fono-Schallplatten-Gesellschaft, Laer 1994. Aufnahme: Saarländischer Rundfunk aus den Jahren 1962–1994. Interpretation: Saarländisches Zupforchester
  • Heinrich Konietzny: Concerto für Sprechstimme, Viola, Gitarre, Orgel, Schlagwerk und Streicher. Schallplatte. Interpreten: Männerchor 1902 Dillingen Saar, Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken. TELDEC Telefunken-Decca, Hamburg 1965. Hrsg. von der Vereinigung der Freunde zeitgenössischer Musik (Saarbrücken) in Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Rundfunk. Enthält außerdem Clemens Kremer: Battaglia per sette cori und Paul Arma: 7 Transparences für zwei Klaviere.

Literatur

  • Ernst Meeß: Heinrich Konietzny. Musik aus der Zeit. In: Saarheimat. Heft 1, 1957, S. 8.
  • Karl Conrath zur Verleihung des Kunstpreises an Heinrich Konietzny. In: Saarheimat. 1959.
  • Hans Bünte: Heinrich Konietzny. Musik als Bekenntnis. In: SR-Information. 1975, Nr 5, S. 15.
  • Horst-Dieter Veeck: Der Komponist Heinrich Konietzny. In: Saarheimat. Heft 34, 1990, S. 50–51.
  • Roland Kunz: Visionär und Pragmatiker. Der Komponist Heinrich Konietzny. In: Nike Keisinger, Ricarda Wackers (Hrsg.): Musik in Saarbrücken. Nachklänge einer wechselvollen Geschichte. Staden, Saarbrücken 2000, ISBN 3-935348-02-9.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Konietzny — deutsche Schreibung für Konieczny …   Wörterbuch der deutschen familiennamen

  • Heinrich Konietzny — Heinrich Josef Konietzny, 1954 Heinrich Josef Konietzny (* 7. Mai 1910 in Gleiwitz; † 23. April 1983 in Saarbrücken Dudweiler) war ein deutscher Musiker, Hochschullehrer und Komponist …   Deutsch Wikipedia

  • Heinz Heckmann (Komponist) — Heinz Heckmann (* 11. Juli 1932 in Trier) ist ein deutscher Musikpädagoge, Fagottist, Kirchenmusiker und Komponist. Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Kompositionen (Auswahl) 3 Ausz …   Deutsch Wikipedia

  • Casa Baldi — Die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo, kurz Villa Massimo (italienisch Accademia Tedesca Roma Villa Massimo ) ist eine Kultureinrichtung der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Rom. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Akademie 3 Stipendiaten… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans und Kurt Schmitt — (* 20. November 1924 in Saarbrücken, † 26. August 1995 ebenda (Hans) / * 20. November 1924 in Saarbrücken, † 24. November 1992 ebenda (Kurt)) waren ein deutsches Klavierduo. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Repertoire …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Kon — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der saarländischen Künstler — Künstler, die im Saarland geboren wurden oder überwiegend dort wirken/gewirkt haben (alphabetisch nach Nachnamen geordnet). Künstlergruppen und kooperationen werden nicht aufgeführt. Die einzelnen Sparten, denen erklärende Zusätze folgen können:… …   Deutsch Wikipedia

  • Villa-Massimo-Stipendium — Die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo, kurz Villa Massimo (italienisch Accademia Tedesca Roma Villa Massimo ) ist eine Kultureinrichtung der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Rom. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Akademie 3 Stipendiaten… …   Deutsch Wikipedia

  • Villa Massimo — Die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo, kurz Villa Massimo (italienisch Accademia Tedesca Roma Villa Massimo ) ist eine Kultureinrichtung der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Rom. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Akademie 3 Stipendiaten… …   Deutsch Wikipedia

  • Villa Serpentara — Die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo, kurz Villa Massimo (italienisch Accademia Tedesca Roma Villa Massimo ) ist eine Kultureinrichtung der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Rom. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Akademie 3 Stipendiaten… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”