Kormoran (Hilfskreuzer)

Kormoran (Hilfskreuzer)
Deutsche Reichskriegsflagge 1934
Hilfskreuzer Kormoran
Schiffsdaten
Schiffstyp: Handelsschiff
Auftragsvergabe: ???
Kiellegung:
Stapellauf (Schiffstaufe): 1938 als Steiermark
Indienststellung: als HSK 8 9. Oktober 1940
Bauwerft: Germaniawerft, Kiel
Bau.Nr. 578
Umbau zum HSK: Deutsche Werft AG, Hamburg-Finkenwerder
Reederei: Hamburg Amerika Linie HAPAG
Tage auf See 352
Besatzung: 18 Offiziere, 375 Mannschaften und Unteroffiziere, außerdem bis zu 7 Prisenoffiziere
Baukosten: ??? Mio Reichsmark
Technische Daten
Vermessung: 8.736 BRT
Wasserverdrängung 19.900 t
Länge: 167,95 m
Breite: 20,20 m
Tiefgang: 8,5 m
Maschinenanlage: Dieselelektrisch 4 × 9-Zyl.-Dieselgeneratoren von Krupp mit je 4.000 PS
Anzahl der Wellen: 2 mit je einem Propeller
Leistung: 16.000 PS Diesel, 12.740 PS E-Antrieb
Höchstgeschwindigkeit: 17,5 kn (32 km/h)
Fahrbereich: 84.500 sm bei 10 kn
Brennstoffvorrat: maximal 5.200 m³ Treiböl
Bewaffnung
Hauptbewaffnung: 6 × 15-cm-SK C/13
Sekundärbewaffnung 2 × 3,7-cm-PaK 36
Fla-Bewaffnung 5 x 2-cm-Flak C/30
Torpedorohre
Ø 53,3 cm
4 über und 2 unter Wasser
Tochterboot: 1 Leichtes Schnellboot LS 3
Minenkapazität: 390 Minen
(30 Typ TMB, 360 EMC)
Flugzeuge: 2 Arado 196 A1
Kommandant
Fregattenkapitän
Theodor Detmers
9. Oktober 1940

Die Kormoran war ein deutsches bewaffnetes und umgerüstetes Handelsschiff für den Handelskrieg gegen die Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Es war von der Kriegsmarine als Schiff 41 für den Kriegseinsatz vereinnahmt worden und wurde unter der Bezeichnung Handelsstörkreuzer 8 (HSK 8) als Hilfskreuzer eingesetzt. Bei der britischen Royal Navy war die Kormoran als Raider G bekannt. Die Kormoran war der größte deutsche Hilfskreuzer im Zweiten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gebaut wurde das Schiff 1938/1939 unter der Bau.Nr. 578 bei der Germaniawerft in Kiel. Vor dem Krieg fuhr das 8.736 BRT große Dieselelektroschiff unter der Flagge der Hamburg-Amerika-Linie HAPAG unter dem Namen Steiermark. Es wurde Anfang 1940 bei der Deutsche Werft AG in Hamburg-Finkenwerder zum Hilfskreuzer umgebaut und am 9. Oktober 1940 als „Handelsstörkreuzer“ in Dienst gestellt. Das Kommando übernahm Korvettenkapitän (später Fregattenkapitän) Theodor Detmers aus Witten an der Ruhr.

Einsatz

Kormoran auf See, von einem deutschen U-Boot aus aufgenommen

Die Kormoran lief am 3. Dezember 1940 von Gotenhafen getarnt als deutscher Sperrbrecher Schiff 41 zu ihrer Fahrt aus. Durch die Dänemarkstraße gelang am 12. Dezember bei schlechtem Wetter vom Feind unbemerkt der Durchbruch in den Atlantik.

Nach der Versenkung des griechischen Frachters Antonis am 6. Januar 1941 wurden noch zehn weitere Schiffe, insgesamt mit 68.274 BRT, aufgebracht und eines davon als Prise genommen. Während ihres Einsatzes versorgte sie außerdem wiederholt deutsche U-Boote.

Kreuzergefecht und Untergang

Am 19. November 1941 kam es vor der Westküste Australiens zur Begegnung mit dem australischen Leichten Kreuzer HMAS Sydney.

Die Kormoran versuchte, der ihr an Kampfkraft weit überlegenen Sydney mit Höchstgeschwindigkeit auszuweichen, wurde aber von dem schnelleren Schiff eingeholt. Auf die Anfragen nach Identität und Fahrtziel des vermeintlichen Frachtschiffes antworteten die Deutschen langsam und umständlich, um die Entfernung zu dem sich schnell nähernden Kreuzer möglichst klein werden zu lassen, sollte die Tarnung durchschaut und ein Gefecht unvermeidlich werden. Als Schiffsname wurde der des holländischen Frachters Straat Malakka und als Zielhafen Jakarta angegeben. Die Anforderung des geheimen Erkennungscodes konnte Kapitän Detmers nicht beantworten und befahl deshalb um etwa 17.30 Uhr, das Feuer zu eröffnen. Die Sydney war zu diesem Zeitpunkt auf weniger als 1000 Meter herangekommen und somit in der Reichweite der Geschütze des Hilfskreuzers.

Innerhalb von fünf Minuten wurden etwa 50 Treffer mit den 15-cm-Geschützen und zahlreiche weitere mit den 2-cm- und 3,7-cm-Flak-Geschützen erzielt. Die Brücke des Kreuzers und der Feuerleitstand wurden mit den ersten Treffern zerstört, die Granaten der Hauptgeschütze durchschlugen die Panzerung und explodierten im Schiffsinneren, das Bordflugzeug wurde getroffen und sein auslaufendes Benzin führte zu einem großen Feuer mittschiffs. Bereits nach der ersten Antwortsalve fielen auch die vorderen beiden 6-Zoll-Geschütztürme der Sydney aus und nach drei Salven, die allerdings nicht trafen, auch Turm Y, der hinterste Geschützturm. Zusätzlich traf mindestens einer von zwei Torpedos der Kormoran den Kreuzer am Bug.

Seeleute der Kormoran werden durch das britische Handelsschiff Centaur übernommen

Der letzte noch einsatzbereite Geschützturm X der Sydney traf unter anderem den Schornstein und den Maschinenraum der Kormoran, was dort verheerende Brände auslöste. In weiterer Folge drehte der australische Kreuzer auf die Kormoran zu und ging auf Gegenkurs, um seine Steuerbordtorpedos einzusetzen. Die vier Torpedos liefen jedoch knapp hinter dem Hilfskreuzer durch. Zur gleichen Zeit brachen die Maschinen der Kormoran zusammen und das Schiff wurde manövrierunfähig. Die hinteren Geschütze schossen noch bis 18.30 Uhr auf die sich nach Süden zurückziehende Sydney und erzielten mehrere Treffer, dann befahl der Kommandant der Kormoran die Einstellung des Feuers.

Dies ist der einzige bekannte Erfolg eines Hilfkreuzers gegen ein reguläres Kriegsschiff. Da der Brand an Bord der Kormoran aber die Maschinenanlage irreparabel zerstört hatte und ein antriebsloses Schiff keinen militärischen Wert mehr besaß, ordnete der Kommandant die Selbstversenkung an, um das Schiff nicht dem Gegner überlassen zu müssen. Zwei der Rettungsboote der Kormoran mit 57 bzw. 46 Mann erreichten unabhängig voneinander ohne fremde Hilfe die australische Küste nördlich von Carnarvon, die übrigen überlebenden deutschen Seeleute wurden durch fünf Schiffe (RMS Aquitania, AHS Centaur, Koolinda, Trocas und Yandra) gerettet und gerieten dadurch ebenfalls in australische Kriegsgefangenschaft, aus der fast alle erst 1947 entlassen wurden. Von der Besatzung überlebten 316 der 397 Mann sowie drei Chinesen, die als Wäscherei-Hilfsarbeiter an Bord waren.

Die Überlebenden der Kormoran konnten die stark brennende Sydney noch bis 22 Uhr abends im Süden sehen und noch weitere zwei Stunden lang ab und zu Flammen über den Horizont beobachten. Danach wurde sie nicht mehr gesehen. Keiner der 645 australischen Seeleute des Kreuzers überlebte den unbeobachteten Untergang.

Entdeckung des Wracks

Das Wrack der Kormoran wurde am 12. März 2008 von einem Suchteam der The Finding Sydney Foundation[1][2] in 2.560 Metern Tiefe entdeckt (26° 5′ 49″ S, 111° 4′ 28″ O-26.097055555556111.07430555556). Ebenso wurde dabei der Ort des Gefechts zwischen der Kormoran und der HMAS Sydney identifiziert, er befindet sich etwa vier Seemeilen südlich vom Fundort des Wracks der Komoran und rund 241 Kilometer vor Shark Bay an der Westküste Australiens im Indischen Ozean.

Am 16. März 2008 erfolgte die formelle Verlautbarung der Entdeckung durch den australischen Premierminister Kevin Rudd.[3] Einen Tag später, am 17. März 2008, verkündete Rudd, dass auch das Wrack der HMAS Sydney am 16. März 2008 in einer Tiefe von 2470 Metern etwa 22 Kilometer von der Kormoran entfernt entdeckt wurde (26° 14′ 37″ S, 111° 13′ 3″ O-26.243611111111111.2175). Die Entfernung zum Ort des Gefechts beträgt etwa acht Seemeilen (ca. 15 Kilometer).[4]

Beide Wracks wurden als nationale Denkmale am 14. März 2011 in die Australian National Heritage List eingetragen.[5]

Literatur

Weblinks

 Commons: Kormoran (Hilfskreuzer) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. HMAS Sydney Search Pty Ltd
  2. Wrack des legendären Kreuzers "Kormoran" entdeckt. In: Spiegel Online, 16. März 2008
  3. HMAS Sydney Search Pty Ltd, Official Press Release: HSK Kormoran Discovered in the Search for the HMAS Sydney II, 16. März 2008
  4. Prime Minister of Australia, Press Conference: Erklärung des australischen Premiers, 17. März 2008
  5. environment.gov.au: HMAS Sydney II and the HSK Kormoran Shipwreck Sites, in englischer Sprache, abgerufen am 30. Oktober 2011

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