- Kostenthal
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Gościęcin Basisdaten Staat: Polen Woiwodschaft: Oppeln Landkreis: Kędzierzyn-Koźle Gmina: Pawłowiczki Geographische Lage: 50° 17′ N, 18° 0′ O50.28361111111118.002777777778Koordinaten: 50° 17′ 1″ N, 18° 0′ 10″ O Einwohner: 700 Postleitzahl: 47-280 Telefonvorwahl: (+48) 77 Kfz-Kennzeichen: OK Wirtschaft und Verkehr Nächster int. Flughafen: Kattowitz Gościęcin, deutsch Kostenthal, ist ein Dorf im Powiat Kędzierzyńsko-Kozielski der Woiwodschaft Oppeln in Polen. Als Schulzenamt gehört es der Landgemeinde Pawłowiczki an.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Das Straßendorf Gościęcin liegt im Süden der Woiwodschaft Oppeln, etwa 12 Kilometer südwestlich der Kreisstadt Kędzierzyn-Koźle in der historischen Region Oberschlesien.
Geschichte
Im Zuge der Deutschen Ostsiedlung entstand zu Anfang des 13. Jahrhunderts an der Straße Cosel–Leobschütz das Dorf Kostenthal und wurde mit deutschem Recht ausgesetzt. Darauf kam Kostenthal wie der westlich gelegene Ort Kasimir als Schenkung an das Zisterzienserstift Leubus.[1] Im Besitz- und Zehntverzeichnis des Bistums Breslau (Liber Fundationis Episcopatus Vratislaviensis) aus der Zeit um 1305 wurde in Kostenthal ein Schulzenamt und eine Parochie erwähnt, die zum Dekanat Cosel gehörte.[2] Bereits für das Jahr 1225 sind deutsche Kolonisten in Kostenthal überliefert, deren Mittelhochdeutsche Mundart im Gegensatz zu anderen Orten der Gegend im 16. Jahrhundert nicht slawisiert wurde, weshalb sich der Kostenthalerische, deutsche Dialekt als Sprachinsel erhalten konnte.[3]
In einem Rezess vom 8. März 1622 erkauften die Kostenthaler Bauern für 12.000 Taler ihre Befreiung vom Frondienst und erhielten die Zusicherung vom Landesherrn, dem Breslauer Fürstbischof Karl von Innerösterreich, weiterhin geistlicher Jurisdiktion zu unterstehen, was bis zur Säkularisation 1810 der Fall blieb, als der preußische Staat diese Rolle übernahm.[1] Im infolge der Gegenreformation der Habsburger zum römisch-katholischen Glauben zurückgekehrten Kostenthal wurde um 1730 das eigenständige Archipresbyteriat Kostenthal gegründet.[2]
1742 wurde Kostenthal mit dem größten Teil Schlesiens preußisch und 1816 dem Landkreis Cosel zugeordnet. Auch im 19. Jahrhundert war das Handwerk bedeutend für Kostenthal – die vielen Handwerker hatten sich in zwei Innungen zusammengeschlossen. Es bestanden im Ort außerdem eine Bäckerei, fünf Fleischerbetriebe und fünf Bockwindmühlen. 1901/1908 wurde die bis dahin innerhalb des Ortes eigenständige Freischoltisei Kostenthal (120 Einwohner im Jahre 1895) nach Kostenthal eingemeindet.
Der Zweite Weltkrieg endete für Kostenthal 1945, als der Ort von der Roten Armee besetzt und unter polnische Verwaltung gestellt wurde, die dem Ort den Namen Gościęcin gab. Der Großteil der deutschsprachigen Einwohner Kostenthals war geflohen oder wurde in der Folge vertrieben, im Gegensatz zu den umliegenden, zweisprachigen Dörfern konnte sich so keine starke deutsche Minderheit halten. In Gościęcin wurden nun polnische Vertriebene aus dem Dorf Biłka Szlachecka (heute Verchnja Bilka) bei Lemberg angesiedelt.[4]
Von 1973 bis 1975 war Gościęcin Hauptort einer eigenen Gmina.
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahlen von Kostenthal nach dem jeweiligen Gebietsstand (inkl. Freischoltisei):[5]
Jahr Einwohner 1844 1477 1855 1471 1861 1602 1910 1530 1933 1405 1939 1384 Sehenswürdigkeiten
Die katholische Wallfahrtskirche St. Brixen (kościół św. Brykcjusza) entstand westlich des Dorfes an der Straße nach Koske bei einer wundertätigen Quelle und wurde 1594 erwähnt. Die heutige Schrotholzkirche wurde von 1660 bis 1661 als Stiftung des Kostenthaler Schultheißes Martin Wolff und seiner Frau Martha auf kreuzförmigen Grundriss mit Dachreiter erbaut und 1674 vom Breslauer Weihbischof Karl Franz Neander von Petersheide geweiht.[2] Das gewölbte Innere der Kirche birgt eine barocke Ausstattung.
Im oktogonalen Brunnenhaus von 1880 findet sich ein Gemälde des heiligen Brictius aus dem 17. Jahrhundert, der auch zentrale Gestalt des Gemeindewappens von Pawłowiczki ist.
Die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (kościół Wniebowzięcia NMP) geht auf einen hölzernen Kirchenbau zurück, der von den Zisterziensern errichtet wurde. Im 16. Jahrhundert wurde ein Steinbau ausgeführt.[2] Um die Mitte des 17. Jahrhunderts entstand der heutige frühbarocke Bau mit dreijochigem Langhaus und zweijochigem, dreiseitig geschlossenem Chor. Das Innere wird von einem Kreuzkappengewölbe überspannt, das auf Kompositpilastern ruht. In den Rundbogenarkaden des Kirchenschiffs sind Seitenkapellen und darüber hinter geschwungenen Ballustraden Emporen eingerichtet.[6]
Der alte Glockenturm aus Holz mit zwei Glocken wurde von 1679 bis 1687 durch einen niedrigen Steinbau ersetzt. 1792 brannte der Turm durch Blitzschlag ab und wurde 1825 mit dem heutigen Spitzhelm auf eine Höhe von 41 Meter aufgestockt.[7]
Bedeutend ist der Hochaltar, der um 1725 geschaffen wurde und in theatralischer Gestaltung die Himmelfahrt Mariens darstellt. Der untere Teil wird bestimmt von den um das Sterbebett Mariens versammelten halbplastischen Figuren der zwölf Apostel, die auf den oberen Altarteil blicken, wo reich verziert die Marienkrönung dargestellt ist. In dieser Form erinnert die Gestaltung an den älteren Hochaltar der Neisser Jesuitenkirche, der möglicherweise als Vorbild gedient hatte.[8]
Der Stuck wurde um 1700 angebracht. Zur reichen barocken Ausstattung gehören weiterhin die Seitenaltäre (um 1730) und der Orgelprospekt im Régence-Stil. Auch die übrige Ausstattung wie die Kanzel, deren Korb von vollplastischen Figuren der Kirchenväter und deren Schalldeckel von Skulpturen der vier Evangelisten und des Salvators geschmückt wird, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Gegenüber der Kanzel findet sich in einer Rokoko-Nische eine Statue des Johannes von Nepomuk.[6]
1945 wurde das Gebäude durch Artilleriebeschuss beschädigt und nach dem Zweiten Weltkrieg wiederhergestellt.[2]
Neben der Kirche steht das Pfarrhaus von 1723 und ein Pfarrspeicher aus dem 19. Jahrhundert.[9]
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Vier Kilometer östlich verläuft die Staatsstraße DK 38, die in südlicher Richtung nach Tschechien führt.
Bildung
Gościęcin verfügt über einen Schulkomplex, bestehend aus Kindergarten, Grundschule und Mittelschule (Zespół Gimnazjalno-Szkolno-Przedszkolny). Ferner besteht im Ort eine Filiale der Gemeindebücherei sowie das Dorfgemeinschaftshaus Wiejski Domu Kultury.
Fußnoten
- ↑ a b Vgl. Felix Triest:Topographisches Handbuch von Oberschlesien. Breslau 1865
- ↑ a b c d e Vgl. diecezja.opole.pl; abger. am 11. Februar 2009
- ↑ Vgl. Felicja Księżyk: Die deutsche Sprachinsel Kostenthal – Geschichte und Gegenwart. trafo Wissenschaftsverlag, 2008 [1]
- ↑ Vgl. Miejscowości osiedleń grupowych ludności wiejskiej pochodzącej z obszaru Polski w granicach do 1939; abger. am 24. Februar 2008
- ↑ Quellen der Einwohnerzahlen:
- ↑ a b Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen: Schlesien. Deutscher Kunstverlag München, Berlin 2005.
- ↑ Vgl. parafia-gosciecin.pl; abger. am 11. Februar 2009
- ↑ Ewa Chojecka et al.: Sztuka Górnego Śląska od Średniowiecza do końca XX wieku. Muzeum Śląskie, Katowice 2004
- ↑ Vgl. dziedzictwo.ekai.pl; abger. am 11. Februar 2009
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