Karl Wurmb

Karl Wurmb
Denkmal für Karl Wurmb in der Salzburger Schwarzstraße

Karl Wurmb (* 18. November 1850 in Neumarkt im Hausruckkreis; † 30. Jänner 1907 in Wien) war ein österreichischer Ingenieur, der maßgeblich für die Planung und Realisierung mehrerer Eisenbahnstrecken verantwortlich war.

Der junge Karl - verbreitet ist auch die Schreibweise Carl - wurde zunächst im Elternhaus in den Volksschulfächern unterrichtet, später besuchte er die Königliche Gewerbeschule in Straubing im benachbarten Bayern. Nach der Matura widmete er sich dem Studium der Ingenieurwissenschaften am Polytechnikum Zürich und erwarb sich zur Abrundung seiner Ausbildung handwerkliche Fähigkeiten in einem Schlossereibetrieb.

Seine berufliche Laufbahn begann Wurmb als Ingenieurassistent bei der k.k. priv. Südbahngesellschaft wo er beim Bau der Brennerbahn und bei der Trassierung der Pustertalbahn mitwirkte. Danach wirkte er bereits als Bauführer bei der Strecke VillachTarvis und in Folge an der Arlbergbahn. 1876 trat er in den Dienst der k. k. Direktion für Eisenbahnbauten, war 1878 mit Vorarbeiten für ein Wasserkraftwerk an der Krka bei Šibenik in Dalmatien beschäftigt und führte 1879 Studien für den Bau des Arlbergtunnels durch, in den er sich besonders intensiv durch eigene Anregungen einbrachte. 1882 wurde Wurmb bei Vortriebsarbeiten an der Westseite des Tunnels schwer verletzt, er übernahm nach Genesung die Bauleitung in Bludenz.

Ein weiterer bedeutender Karriereschritt war 1883 der Eintritt in die k. k. Direktion für Staatseisenbahnbauten in Wien. Zu diesem Zeitpunkt war man dort intensiv mit der Problematik einer westlichen Alpenquerung beschäftigt, die den Westen und Nordwesten der Donaumonarchie mit Triest verbinden sollte. Deren Linienführung sollte über die Hohen Tauern, die Julischen Alpen und die Karawanken führen. Wurmb nahm dazu am Tauern die Trassierung mehrerer bereits vorhandener Entwürfe vor und wurde in Folge dem Studienbüro zugewiesen. Anschließend war er im Büro für Oberbau und Stationsanlagen in der k. k. Generaldirektion der österreichischen Staatsbahnen tätig. Zwischen 1887 und 1890 widmete er sich völlig seiner Mitarbeit an der Enzyklopädie des Eisenbahnwesens von Victor von Röll.

1890 trat Wurmb in den steirischen Landesausschuss (Landtag) ein und wurde zwei Jahre später zum Direktor des Steiermärkischen Landeseisenbahnamtes ernannt. Hier war er für Planung und Bau mehrerer Lokalbahnen zuständig, als herausragendstes Werk davon gilt die Murtalbahn. In dieser Zeit erregte Wurmb auch die Aufmerksamkeit des steirischen Landeshauptmannes Graf Ladislaus Gundacker von Wurmbrand-Stuppach, der ihn, als er Handelsminister wurde, 1894 mit Titel und Charakter eines Ministerialrats zum Generalinspektor für das österreichische Lokalbahnwesen sowie zum Konsulenten des Handelsministeriums in technisch-kommerziellen Angelegenheiten ernannte. [1] 1894 wurde Wurmb auch Ehrenbürger von Murau. 1901 wurde er zum Sektionschef ernannt und zum Eisenbahnbaudirektor befördert, im Juni desselben Jahres verlieh ihm die Stadt Salzburg ebenfalls die Ehrenbürgerschaft.

In dieser Zeit war der Schwerpunkt seiner Tätigkeit die Ausarbeitung des Gesetzesentwurfes zum Bau der westlichen Alpentransversale, das Gesetz wurde am 6. Juni 1901 im Reichsrat verabschiedet. Das Projekt, auch als „Österreichische Alpenbahnen“ bezeichnet, sah folgende Strecken vor:

Bauarbeiten am Portal des Bosrucktunnels, 1904
Rosenbach: Eröffnung der Karawankenbahn am 30. September 1906

Neben den erwähnten langen Tunnels waren eine Vielzahl weiterer Tunnel, Viadukte und anderer Brückenbauwerke in alpinem Gelände unter großteils schwierigen geologischen Bedingungen zu errichten. Eine Vielzahl unvorhersehbarer Zwischenfälle führte zu hohen Kostenüberschreitungen. Das Versiegen von Quellen und Bächen, die zur Versorgung mit Wasserkraft vorgesehen gewesen waren einerseits, aber Wassereinbrüche auf Tunnelbaustellen anderseits und geologische Widrigkeiten wie Felsstürze und Erdrutsche erschwerten die Bauarbeiten an zahlreichen Stellen und machten umfangreiche bauliche Maßnahmen notwendig. Wurmbs Ansuchen um Ausweitung der Baukredite im Jahr 1905 führte zu kritischen Debatten im Parlament und zu persönlichen Angriffen, die ihn letztendlich veranlassten, in den Ruhestand zu treten. Er zog sich daraufhin verbittert nach Obertauern zurück.

Anlässlich der Eröffnung der Strecke von Assling nach Triest im Juli 1906 verlieh die Technische Hochschule in Wien Wurmb das Ehrendoktorat[2]. Karl Wurmb verstarb am 30. Jänner 1907 an den Folgen einer Lungenentzündung. Er wurde auf dem Gersthofer Friedhof in Wien beerdigt, die Vollendung seines Werkes erfolgte mit der Eröffnung der Tauernbahn im Juli 1909.

In mehreren Städten wurden Straßen nach Karl Wurmb benannt (z. B. 1910 die Wurmbstraße in Wien-Meidling), in Salzburg ließ der Österreichische Ingenieur- und Architektenverein ein vom Bildhauer Johann Rathausky geschaffenes Denkmal errichten. Seine Tochter Elisabeth war mit dem Tunnelbaupionier Ladislaus von Rabcewicz verheiratet.

Literatur

  • Josef Dultinger: Leben und Werk großer Persönlichkeiten der österreichischen Eisenbahngeschichte, Wort und Welt Verlag, Thaur/Tirol, 1993, ISBN 3-85373-164-3
  • Victor von Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 10, S.450–451. Berlin, Wien 1923 [1]
  • Th. Stampfl: Dem Erbauer der Österreichischen Alpenbahnen Karl Wurmb anläßlich seines 100. Geburtstages, Zeitschrift Eisenbahn 9/1950, Zeitschriftenverlag Ployer & Co., Wien
  • Steiermärkische Landesbahnen (Herausgeber): Das Buch der Murtalbahn. Eigenverlag, 1994, ISBN 3-901474-02-1

Einzelnachweise

  1. Ein Localeisenbahn-Amt im Handelsministerium. In: Zeitschrift des Oesterreichischen Ingenieur- und Architektenvereines. (ZÖIAV). Band 46.1894, Heft 20, ZDB-ID 2534647-7, S. 290 f. – Volltext online (PDF).
  2. Kleine Chronik. (…) Ehrendoktorat. In: Wiener Zeitung, 14. November 1906, S. 5, Mitte unten. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/wrz

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