Liběšice u Litoměřic

Liběšice u Litoměřic
Liběšice
Wappen von Liběšice
Liběšice u Litoměřic (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Litoměřice
Fläche: 3223 ha
Geographische Lage: 50° 34′ N, 14° 17′ O50.56861111111114.290833333333247Koordinaten: 50° 34′ 7″ N, 14° 17′ 27″ O
Höhe: 247 m n.m.
Einwohner: 1.573 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 411 45 - 412 01
Kfz-Kennzeichen: U
Verkehr
Straße: Litoměřice - Česká Lípa
Bahnanschluss: Lovosice - Česká Lípa
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 10
Verwaltung
Bürgermeister: Alena Knobová (Stand: 2007)
Adresse: Liběšice 6
411 46 Liběšice u Litoměřic
Gemeindenummer: 565121
Website: www.libesice.cz

Liběšice (deutsch Liebeschitz) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt zwölf Kilometer nordöstlich von Litoměřice im Böhmischen Mittelgebirge und gehört zum Okres Litoměřice.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Dorf befindet südlich des Sedlo im Quellegebiet des Studený potok. Durch Liběšice führt die Staatsstraße 15 von Litoměřice nach Úštěk, die sich im Ort mit der 240 zwischen Verneřice und Roudnice nad Labem kreuzt. Liběšice liegt an der Eisenbahnstrecke Lovosice - Česká Lípa und besitzt einen Bahnhalt.

Nachbarorte sind Trnobrany im Norden, Zimoř im Nordosten, Lhota und Tetčiněves im Osten, Lada im Südosten, Břehoryje und Chotiněves im Süden, Horní Řepčice im Südwesten, Dolní Chobolice im Westen sowie Horní Chobolice im Nordwesten.

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Liběšice im Jahre 1057 bei der Gründung des Domkapitel St. Stefan in Litoměřice durch Herzog Spytihněv II.. 1239 überließ Wenzel I. den Ort am alten Handelsweg in die dem Kloster Kladruby. 1282 wurde Protívec von Liběšice als Besitzer einer Veste genannt. Bis zum 14. Jahrhundert entwickelte sich der Ort zu einem für die Gegend recht großen Dorf. Seit 1319 waren die Herren von Ronow Herren auf Liběšice und bauten die Veste zur Burg aus. Während der Hussitenkriege bemächtigte sich Siegmund Wartenberg auf Litaisch eines kleinen Teils des Ortes.

1457 kauften die Ronow Liběšice an die Berka von Dubá, dann Heinrich von Rabenstein zwischen 1487 und 1520 die Gutsteiner. Nächster Besitzer wurde im Jahre 1520 der Prager Burghauptmann Karl Dubanský von Duban, der Býčkovice an die Herrschaft anschloss. Die Dubanský erweiterten Liběšice zu einer großen Herrschaft und ließen die Burg zum Renaissanceschloss umbauen. 1540 erlangten sie von den Wartenberger auch den geraubten Anteil zurück. 1571 erlosch die männliche Linie der Dubanský und die Herrschaft fiel an dessen Erbinnen. 1589 bis 1591 erfolgte der Bau eines neuen Kirchturmes. Nach dem Tode der ledigen Anna Dubanská fiel das Erbe der Familie 1617 an den Besitzer der Herrschaft Úštěk, Georg Wilhelm Sezimov von Sezimovo Ústí, dessen Besitz nach der Schlacht am Weißen Berg konfisziert wurde. 1621 überließ Ferdinand II. dem Jesuitenkollegium des Hl. Kliment in Prag von den beschlagnahmten Gütern Sezimovs die Herrschaft Liběšice mit den Gütern Jištěrpy, Tetčiněves, Verneřice, Levín und Rochov, einen Teil des Dorfes Liběšice sowie einen Teil der Herrschaft Úštěk. Den anderen Teil erhielten die Leitmeritzer Jesuiten, die ihren Anteil schließlich dem Prager Kollegium verkauften. Dadurch wurde die Herrschaft Liběšice, die von den nördlichen Ausläufern des Gebirges bis nach Raudnitz reichte, zur größten im weiten Umkreis. Traditionell lebten die Bewohner des Dorfes vom Hopfen- und Obstbau. Daneben errichteten die Jesuiten eine große Lohgerberei, deren Produkte bis in die Niederlassungen des Ordens in Paraguay ausgeliefert wurden. 1679 weilte Bohuslav Balbin als Gast im Schloss, bestieg den Sedlo und besuchte die Johannisfeuer in den Dörfern. 1680 brach in der Herrschaft ein Bauernaufstand gegen die Leibeigenschaft aus und die Aufständischen unter Führung des Richters Slabý-Fryč aus Vrbice stürmten das Schloss. Nach der Niederschlagung brach die Beulenpest aus. Nach der Bekämpfung der Seuche wurde am Pestfriedhof die Kapelle des Hl. Franz Xaver errichtet.

Zwischen 1738 bis 1752 entstand das neue Schloss mit der Schlosskapelle St. Alois, das von einem Park mit Orangerie umgeben wurde, nach Plänen von Kilian Ignaz Dientzenhofer. Während des Österreichischen Erbfolgekrieges plünderten verschiedene Truppen 1742 die Herrschaft und der Schlossbau ruhte bis 1745. Das marode Renaissanceschloss wurde 1746 abgerissen. Im Zuge der Auflösung des Jesuitenordens wurde deren Besitz 1773 dem religiösen Studienfond übergeben. 1838 erwarb der Herzog von Roudnice nad Labem, Ferdinand Fürst Lobkowicz auf Enzowan die Herrschaften Liběšice und Úštěk. Zehn Jahre später wurde Liebeschitz nach der Ablösung der Patrimonialherrschaften zur selbstständigen Gemeinde.

1871 verkauften die Lobkowicz das Schloss und alle zugehörigen Güter an den Braunauer Textilfabrikanten Josef Schroll. Schroll ließ das Schloss 1873 zur Familienresidenz umbauen. 1898 erhielt der Ort mit der Aufnahme des Zugverkehrs auf der Nordböhmischen Transversalbahn einen Eisenbahnanschluss. Am 31. Jänner 1909 wurde Liebeschitz durch Franz Joseph I. zum Flecken erhoben. 1930 hatte der Ort 770 Einwohner, von denen 738 der deutschen Volksgruppe angehörten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Bewohner vertrieben und die Familie Schroll enteignet. Im Schloss wurden 1945 Kinder griechischer Bürgerkriegsflüchtlige untergebracht und danach diente es als Heim für koreanische Kinder und schließlich als Altersheim. 1985 erfolgte die Umnutzung des Schlosses als Anstalt für geistig Behinderte.

Ortsgliederung

Die Gemeinde Liběšice besteht aus den Ortsteilen und Siedlungen Dolní Chobolice (Nieder Koblitz), Dolní Nezly (Nieder Nösel), Dolní Řepčice (Nieder Repsch), Horní Chobolice (Ober Koblitz), Horní Nezly (Ober Nösel), Jeleč (Geltschhäuseln), Klokoč (Klokotschhäusel), Lhotsko (Hutzke), Liběšice (Liebeschitz), Mladé (Mladey), Nová Vesnička (Neuhäusel), Soběnice (Sobenitz), Srdov (Zierde), Trnobrany (Trnobrand) und Zimoř (Simmer).

Sehenswürdigkeiten

Schloss Liebeschitz (bei Leitmeritz)
  • barockes Schloss Liběšice, erbaut 1738-1752 nach Plänen von Kilian Ignaz Dientzenhofer
  • Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt, erbaut 1813 - 1816 mit Turm des Vorgängerbaus von 1589
  • Pestfriedhof mit Friedhofskapelle des Hl. Franz Xaver, 1687 vermutlich von Octavio Broggio errichtet
  • Statue des Hl. Sebastian
  • Kapelle in Dolní Chobolice, errichtet 1855
  • Kapelle in Dolní Řepčice
  • Kapelle St. Josef auf dem Hradec bei Lhotsko, errichtet 1881 aus Mausoleum der Familie Schroll
  • barocke Kirche St. Peter und Paul in Soběnice, erbaut 1693 - 1698 durch Giulio Broggio
  • Schrotholz- und Fachwerkbauten

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Hroznata, der Heilige stammt vermutlich aus Soběnice, in einer Schrift von 1197 wurde er als Besitzer des Ortes genannt und Soběnice war zu dieser Zeit sein Sitz
  • Johann Christian Kremer (*1727), Organist in St. Nikolaus zu Prag

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)

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