- Lovosice
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Lovosice Basisdaten Staat: Tschechien Region: Ústecký kraj Bezirk: Litoměřice Fläche: 1189,18 ha Geographische Lage: 50° 31′ N, 14° 3′ O50.51305555555614.056666666667151Koordinaten: 50° 30′ 47″ N, 14° 3′ 24″ O Höhe: 151 m n.m. Einwohner: 8.816 (1. Jan. 2011) [1] Postleitzahl: 030 31, 410 02 Kfz-Kennzeichen: U Verkehr Straße: D8 Bahnanschluss: 087 Lovosice–Česká Lípa
090 Prag–Děčín
097 Lovosice–Teplice v Č.
113 Lovosice–Most
114 Lovosice–LounyStruktur Status: Stadt Ortsteile: 1 Verwaltung Bürgermeister: Lenka Lízlová Tomanová (Stand: 2010) Adresse: Školní 407/2
410 30 LovosiceGemeindenummer: 565229 Website: www.meulovo.cz Lovosice ( Aussprache?/i; deutsch Lobositz) ist eine Industriestadt im Ústecký kraj (Region Ústí) mit 9.423 Einwohnern (3. Juli 2006). Die Fläche beträgt 1189,18 ha.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Lovosice liegt in 151 m Höhe am Fuß des Lovoš im Süden des Böhmischen Mittelgebirges am linken Ufer der Elbe, deren Verlauf hier ein Knie bildet: Von Osten kommend wendet sich der Fluss in einem 90°-Bogen nach Norden. Die Stadt befindet sich im Mündungsgebiet der Modla (Model) in die Elbe. Nach Süden zur Hauptstadt Prag sind es etwa 70 km, zur Staatsgrenze im Norden nach Zinnwald (Sachsen/Deutschland) etwa 40 km, bis zur ehemaligen Kreisstadt Litoměřice (Leitmeritz) im Osten etwa 10 km.
Geschichte
Frühe Besiedlung
Erste Menschen siedelten in diesem Gebiet bereits Jahrtausende vor Christi: es gibt Ausgrabungen aus der Frühzeit (3800–2000), aus der Bronzezeit und der folgenden Eisenzeit. Im ersten Jahrhundert nach Christus ließ sich der Stamm der Markomannen hier an der Elbe nieder, der im 5. und 6. Jahrhundert nach und nach durch Slawen verdrängt wurde.
Erste namentliche Erwähnung und wechselnde Eigentümer
Urkundlich wurde Lobositz erstmals am 12. April 1143 im Zusammenhang mit der Übertragung des Dorfs an das neu gegründete Kloster Strahov durch Herzog Vladislav II. erwähnt. 1248 kaufte es eine Familie aus dem nahen Leitmeritz, die Lobositz schon bald wieder an das Kloster Altzella bei Meißen abtrat. Dem Kloster gelang es 1348, das einträgliche Fährrecht für den Ort zu erlangen. Durch Verpfändung kam Lobositz 1415 zunächst an die Ritter vom Schloss Kladno und 1511 an den sächsischen Hofmarschall Heinrich von Schleinitz, wobei Altzella noch lange Zeit Ansprüche auf den Ort geltend machte.
In den Hussitenkriegen erlitt Lobositz beträchtliche Zerstörungen, die vor allem Folge der Kämpfe um die benachbarten kaisertreuen Burgen Hasenburg und Košťál waren. Ab 1545 erbaute Georg von Schleinitz am Platz einer alten Feste ein Schloss im Renaissancestil. Der Ort gelangte Ende des 15. Jahrhunderts an die Herren von Waldstein, die 1600 vom Kaiser Rudolf II. das Stadtrecht für Lobositz erhielten, wogegen Leitmeritz erfolglos prozessierte. 1653 kam die Stadt zur Markgrafschaft Baden, 1783 an die Schwarzenbergischen Fürsten.
Die erste Schlacht des Siebenjährigen Kriegs, in der sich Preußen und Österreicher gegenüberstanden, fand 1756 bei Lobositz statt (Schlacht bei Lobositz) und brachte der Stadt schwere Zerstörungen. Feuersbrünste in den Jahren 1787, 1796 und 1809 verursachten weitere Schäden. Im 19. Jahrhundert nahm die Stadt u. a. auch durch den frühen Eisenbahnanschluss in Richtung Prag und Aussig einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch die Bevölkerung nahm stark zu. Lobositz gehörte am Ende des 19. Jahrhunderts innerhalb der Habsburger Monarchie zur böhmischen Bezirkshauptmannschaft Leitmeritz und war Sitz eines Bezirksgerichtes.
Lobositz ab dem 20. Jahrhundert
Nach Entstehung der Tschechoslowakei 1918 wurden die Fürsten von Schwarzenberg teilenteignet, von einer Bodenreform 1926 profitierten in erster Linie die böhmischen (nun: tschechischen) Gutsarbeiter. Es gab bis zu Beginn der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Lobositz reges jüdisches Leben.
Ab 30. September 1938 gehörte Lobositz als Teil des Sudetengaus zum Großdeutschen Reich. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die deutschen Einwohner auf Grund der Beneš-Dekrete enteignet und vertrieben.
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerschaft ist seit dem Dreißigjährigen Krieg durch die Habsburgische Politik zunehmend deutsch geprägt. Die tschechische Zuwanderung nahm Ende des 19. Jahrhunderts zu und erreichte in der Ersten Tschechoslowakischen Republik ihren Höhepunkt. Unweit der Stadt verlief die Sprachgrenze.
Jahr Einwohner Deutsche Tschechen Bemerkungen 1833 1.122 – – 1854 1.396 – – Stadtfläche 1587 Joch 1270 Klafter 1880 4.273 3.687 522 (Stadtfläche keine Angabe) 1890 4.269 3.721 ? Stadtfläche 908 ha 1900 4.583 3.927 586 Stadtfläche 908 ha 1910 5.076 4.212 789 Stadtfläche 908 ha 1921 5.088 3.440 1.492 Stadtfläche 908 ha 1930 5.929 3.711 1.999 Stadtfläche 908 ha 1939 5.151 – – Stadtfläche 908 ha 1943 6.245 – – Stadtfläche 908 ha 1950 5.233 – – Stadtfläche 908 ha;
Verringerung durch Vertreibung1970 9.349 – – Stadtfläche 908 ha 1991 9.708 37 9.528 Stadtfläche 1189 ha Wirtschaft
Als dritte Bevölkerungsgruppe neben Tschechen und Deutschen spielte das Judentum vor allem in der Wirtschaft eine Rolle. Zum Ende des 19. Jahrhunderts waren in Lobositz Zucker-, Kanditen- und Kaffeesurrogatfabrikation sowie die Bierbrauerei die wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Ebenso wurde in der Stadt ein lebhafter Handel getrieben und in der Umgebung wurde mit Erfolg Obst angebaut.
Die Böhmische Glanzstofffabrik entstand nach dem Ersten Weltkrieg. Seit 1989 ist sie in österreichischem Besitz. Bis 1945 existierten die Schokoladen- und Zuckerwarenfabrik DELI, eine Zuckerfabrik, eine Öl- und Futterkuchenfabrik, die Obstverwertungsgesellschaft FRUTA und eine große Kunstdünger- und Schwefelsäurefabrik. In der Zeit der Zugehörigkeit zur Tschechoslowakei entstand in Lobositz und Umgebung eine reichhaltige Industrie wie chemische Fabriken, Maschinenbau- und Elektronikbetriebe. Seit 1990 stagniert die industrielle Entwicklung.[2]
Verkehr
Eisenbahnstrecken
- 087 Lovosice–Česká Lípa (ehemalige Nordböhmische Transversalbahn)
- 090 (Prag–) Kralupy nad Vltavou–Ústí nad Labem–Děčín (ehemalige k.k. Nördliche Staatsbahn), linkselbische Hauptbahn
- 097 Lovosice–Teplice v Čechách
- 113 Lovosice–Most (ehemalige Brüx-Lobositzer Verbindungsbahn)
- 114 Lovosice–Louny
Fernstraßen
- Autobahn D 8 (E 55): Lovosice–Prag (Exit 48 - Lovosice-západ); die Verlängerung bis nach Deutschland (Dresden) ist seit 2006 im Bau. Für die straßenseitige Durchquerung des nördlich der Stadt liegenden Böhmischen Mittelgebirges sind bis zu deren Fertigstellung (voraussichtlich 2014) zwischen Lovosice und Řehlovice zwei Routenalternativen über die Elbtalstrecke (I/30) bzw. die Passstraße I/8 und die Straße I/608 im Betrieb.
- Staatsstraße I/8 (E 55) Lovosice–Abzw. Straße 608-Teplice–Cínovec-Altenberg (Erzgebirge).
- Staatsstraße I/30 Lovosice–Ústí nad Labem im Elbtal
- Staatsstraße I/15 Most–Lovosice (Elbebrücke)–Litoměřice
Sehenswürdigkeiten
- Kirche Heiliger Wenzel, 1745 eingeweiht
- das Rathaus
- das Schwarzenbergische Schloss, bis 1848 Mittelpunkt der Herrschaft Schwarzenberg, ist vom historischen Baubestand erhalten.
Es wurde nach dem Stadtbrand im barocken Stil wieder aufgebaut.
Stadtteile
In den 1950er Jahren wurden große Teile des östlichen Nachbarortes Prosmyky (Prosmik) für den Bau eines Kohlehafens abgetragen. Die Verschiffung der auf dem Schienenweg aus dem Brüxer Revier ankommenden Brennstoffe elbaufwärts nach Ostböhmen erwies sich als untaugliches Bemühen, da die Lastschiffe flussabwärts ohne Ladung zurückkehrten. Nach Einstellung des Kohlehafens entstand in den 1970er Jahren ein Industriegebiet für das nunmehr eingemeindete Prosmyky, dessen alte Bebauung vollständig abgerissen wurde.
Städtepartnerschaften
- Coswig, Deutschland
Söhne und Töchter der Stadt
- Maximilian Bittner (1869–1918), Universitätsprofessor, Orientalist
- Karl von Czyhlarz (1833–1914), Professor, böhmisch-österreichischer Jurist und Politiker
- Alfons Dopsch (1868–1953), Professor, österreichischer Historiker
- Eberhard Eysert (1868–1920), Maler in Leitmeritz
- Robert Weinzierl, Ritter von Weinberg (*1855), Vorgeschichtler
Literatur
- Joachim Bahlcke u. a.: Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren. Stuttgart 1998. ISBN 3-520-32901-8
Einzelnachweise
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
- ↑ Aus der tschechischen Wikiseite
Weblinks
Commons: Lovosice – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienStädte und Gemeinden im Okres Litoměřice (Bezirk Leitmeritz)Bechlín | Bohušovice nad Ohří | Brňany | Brozany nad Ohří | Brzánky | Bříza | Budyně nad Ohří | Býčkovice) | Ctiněves | Černěves | Černiv | Černouček | Čížkovice | Děčany | Dlažkovice | Dobříň | Doksany | Dolánky nad Ohří | Drahobuz | Dušníky | Evaň | Hlinná | Horní Beřkovice | Horní Řepčice | Hoštka | Hrobce | Chodouny | Chodovlice | Chotěšov | Chotiměř | Chotiněves | Chudoslavice | Jenčice | Kamýk | Keblice | Klapý | Kleneč | Kostomlaty pod Řípem | Krabčice | Křesín | Křešice | Kyškovice | Levín | Lhotka nad Labem | Liběšice | Libkovice pod Řípem | Libochovany | Libochovice | Libotenice | Litoměřice | Lkáň | Lovečkovice | Lovosice | Lukavec | Malé Žernoseky | Malíč | Martiněves | Michalovice | Miřejovice | Mlékojedy | Mnetěš | Mšené-lázně | Nové Dvory | Oleško | Píšťany | Ploskovice | Podsedice | Polepy | Prackovice nad Labem | Přestavlky | Račice | Račiněves | Radovesice | Rochov | Roudnice nad Labem | Sedlec | Siřejovice | Slatina | Snědovice | Staňkovice | Straškov-Vodochody | Sulejovice | Štětí | Terezín | Travčice | Trnovany | Třebenice | Třebívlice | Třebušín | Úpohlavy | Úštěk | Velemín | Velké Žernoseky | Vědomice | Vchynice | Vlastislav | Vražkov | Vrbice | Vrbičany | Vrutice | Záluží | Žabovřesky nad Ohří | Žalhostice | Židovice | Žitenice
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