Lippersdorf

Lippersdorf
Lippersdorf
Stadt Lengefeld
Koordinaten: 50° 46′ N, 13° 15′ O50.75861388888913.255691666667439Koordinaten: 50° 45′ 31″ N, 13° 15′ 20″ O
Höhe: 439–560 m ü. NN
Fläche: 10,993 km²
Einwohner: 813 (31. Dez. 1998)
Eingemeindung: 1. Jan. 1999
Postleitzahl: 09514
Vorwahl: 037367

Lippersdorf ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Lengefeld im Erzgebirgskreis.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Das Waldhufendorf Lippersdorf liegt etwa 5 Kilometer süd-südöstlich von Eppendorf im Erzgebirge. Südwestlich des Ortes liegt die Talsperre Saidenbach, westlich begrenzt Röthenbacher Wald die Flur. Im Ort beginnen die Kreisstraßen 8108 nach Großwaltersdorf, 8110 nach Lengefeld und 8112 zur Bundesstraße 101.

Nachbarorte

Borstendorf Eppendorf Großwaltersdorf
Floßmühle Nachbargemeinden Mittelsaida
Reifland Forchheim Niedersaida

Geschichte

Technisches Museum Ölmühle Lippersdorf
Pestsäule zwischen Lippersdorf und Reifland

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes datiert aus dem Jahre 1350 als Lupoldisdorf.
1434 kaufte Kaspar von Berbisdorf die Herrschaft Lauterstein und erwarb dadurch auch das zum „Oberen Hof“ in Forchheim gehörende Vorwerk in Lippersdorf. 1754 wird erstmals ein Rittergut urkundlich erwähnt. Deren Besitzer, Georg Heinrich von Berbisdorf, ließ 1761 ein neues Herrenhaus errichten. Er starb 1767 ohne Erben, neuer Besitzer wurde Leutnant Karl Erdmann von Globig.
Nach einem Brand am 18. Juli 1869 wurde es später wieder aufgebaut, 1913 brach im Seitengebäude ein Brand aus. 1881 kaufte Wilhelm von Herder auf Rauenstein das Rittergut für seinen Sohn.
1885 wurde der bereits seit 1865 geplante Bau einer normalspurigen Eisenbahnlinie Großhartmannsdorf–Obersaida–Mittelsaida–Forchheim–Lippersdorf–Pockau letztendlich zu den Akten gelegt.
1924 erwarb die Stadt Chemnitz das Rittergut von Alexander von Herder, 1928/29 wurde es als Erholungsheim für bedürftige Kinder ausgebaut, ebenfalls 1929 wurde ein Schulneubau eingeweiht. Von 1939 bis 1945 diente das Kinderheim der Kölner Oberschule als Kinderlandverschickungslager.
Im Zuge der Bodenreform zählte Lippersdorf 1950 93 landwirtschaftliche Betriebe mit 180 Beschäftigten. 1960 gründete sich die LPG „Frohe Zukunft“ mit zu Beginn 150 Mitgliedern. 1965 und 1968 schlossen sich die Reifländer Genossenschaften „Heimaterde“ und „Unser Eigentum“ der LPG „Frohe Zukunft“ Lippersdorf an. Der Bereich Pflanzenproduktion letzterer schloss sich gemeinsam mit den Bereichen Pflanzenproduktion der LPG „Glück auf“ Dittmannsdorf, „Rotes Banner“ Dörnthal, „Neues Leben“ Forchheim und Thomas Müntzer" Pfaffroda der neugegründeten KAP „Roter Stern“ Pfaffroda an, es erfolgte die Trennung von Tier- und Pflanzenproduktion.
1976/77 erfolgte ein Schulneubau, dadurch erhielt der Ort eine 10-klassige Oberschule.
1991 wurde die ehemalige LPG „Frohe Zukunft“ in die „Lippersdorfer Land GmbH & Co. KG“ umgewandelt, 2 Bauern wechselten in die Selbstständigkeit. Seit 1992 ist die örtliche Schule fortan lediglich Grundschule, die Schüler ab der 5. Klasse besuchen den Unterricht in Lengefeld.[1][2]

Obgleich Lippersdorf durch die Landwirtschaft geprägt war und ist, wurde die Ortslage Anfang des 18. Jahrhunderts von einem Wünschelrutengänger auf das Vorhandensein von Silbererz und Bleiglanz als aussichtreich bewertet. Aufgrund seiner Prophezeiung sollten weitere Nachforschungen zum Nachweis angestellt werden. 1709 befahl Oberbergwerksdirektor Freiherr von Löwendal die Schürfung, jedoch sind aus über die Ausführung keinerlei Aufzeichnungen überliefert.
Lediglich in Richtung Großwaltersdorf stand einige Jahre ein Bergwerk in Betrieb, welches 1738 die Bezeichnung Schmirgel-Werck trug und 1744 den Namen Grün gelobter Tannebaum erhielt. Hier wurde so genannter Schmirgel (Granat), was als Schleif- und Poliermittel Verwendung fand, abgebaut.[3]

Zum 1. Januar 1999 wurde Lippersdorf nach Lengefeld eingemeindet.[4]

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohnerzahl [5][1]
1501 44 besessene Mann
1552 46 besessene Mann, 5 Häusler, 70 Inwohner
1764 42 besessene Mann, 53 Häusler, 35½ Hufen
1834 919
1871 1145
Jahr Einwohnerzahl
1890 1080
1910 952
1925 976
1939 982
1946 1264
Jahr Einwohnerzahl
1950 1304
1964 1023
1990 857
1993 833
1998 815

Kirche Lippersdorf

Kirche Lippersdorf

Es wird angenommen, dass die Umfassungsmauern der Kirche bereits im 13. Jahrhundert entstanden sind. Mit der Reformation 1539 wurde Lippersdorf eigenständige Parochie. 1609/10 wurde eine Kirchschule eingerichtet, die 1830 durch einen Neubau abgelöst wurde. 1652 wurde ein Taufstein aufgestellt.
1670 ließ Christoph von Berbisdorf den Kirchenbau durch Aufmauern erhöhen und es wurde ein Positiv aufgestellt, was 1771 zur Orgel erweitert wurde – 1952 erfolgte die Wiederherstellung der historischen Fassung. Es wird vermutet, dass der Aufmauerung ein hölzerner Wehrgang weichen musste, was den Bau als Wehrkirche einordnen ließe.[1]

1680 grassierte im Nachbarort Reifland die Pest. Der dortige Pfarrer Johann Major glaubte auch bald Opfer der Krankheit zu werden, da seine Familie betroffen war. Im Angesicht eines nahen Todes bat er den Lippersdorfer Amtsbruder Christoph Rümmler um das Abendmahl. Dieser traute sich aufgrund der Ansteckungsgefahr jedoch nicht – oder durfte nicht – nach Reifland. So trafen sich beide auf halber Strecke zwischen den Ortschaften und vollzogen dort die Sakramentshandlung. Beide überstanden die Seuche. An die Begebenheit erinnern ein Stein und ein 1880 errichtetes Denkmal in unmittelbarer Nähe des Handlungsortes.[6]

1726 bemalte der sächsische Hofmaler Johann Christian Buzaeus die Kirchendecke, 1840 erfolgte eine Umgestaltung des Dachreiters. 1948 richtete Pfarrer Heinrich Hahn im Pfarrhaus einen evangelischen Kindergarten ein. 1970 wurde an der Westempore eine spätgotische Schablonenmalerei freigelegt. 1974 wurde auf dem Friedhof eine Totenhalle errichtet. 1976 kam Reifland, was bis dahin zu Lengefeld gepfarrt war, zur Parochie Lippersdorf.
1978 wurde die Schindeldeckung des Dachreiters durch einen Kupferbelag ersetzt. Das Dach erhielt in den folgenden Jahren eine Schieferdeckung. Im folgenden Jahr wurden im Kircheninneren Veränderungen – jedoch ohne Abstimmung mit der Denkmalpflege – vorgenommen. Dabei wurden das historische Gestühl entfernt und die Gneisplatten des Fußbodens durch einen Kunststeinbelag ersetzt, wobei eine Sandsteingrabplatte von 1567 freigelegt wurde.
1995 wurden 2 neue Bronzeglocken geweiht. Seit 1999 besteht zwischen den Kirchgemeinden Lippersdorf und Mittelsaida ein Schwesternkirchenverhältnis. Lippersdorf wird seitdem von Mittelsaida aus betreut.[1]

Literatur

  • Lippersdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band, Zwickau 1818, S. 760.
  • Lippersdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 17. Band, Zwickau 1830, S. 933 f.
  • A. Heinicke: Die Pestsäule zwischen Lippersdorf und Reifland i. Erzgebirge. In: Unsere Heimat, Jahrgang II, Januar 1903, Nr. 4, S. 86–87
  • Die Parochie Lippersdorf. in: Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Marienberg. Strauch Verlag, Leipzig, S. 457–492 (Digitalisat)
  • Landratsamt Mittlerer Erzgebirgskreis (Hrsg.): Zur Geschichte der Städte und Gemeinden im Mittleren Erzgebirgskreis, Eine Zeittafel (Teile 1-3)
  • Richard Steche: Lippersdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 5. Heft: Amtshauptmannschaft Marienberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 13.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d vgl. Lippersdorf im Erzgebirge – Geschichte, abgerufen am 16. Dezember 2010
  2. vgl. Ortsportrait auf lengefeld.de, abgerufen am 16. Dezember 2010
  3. vgl. Lothar Riedel: Der wundersame Bergsegen von Lippersdorf. In: Erzgebirgische Heimatblätter 2/2009, S. 4-6, ISSN 0232-6078
  4. Gebietsänderungen ab 1. Januar 1999 bis 31. Dezember 1999 auf der Internetpräsenz des Statistisches Landesamt des Freistaats Sachsen, S. 4, abgerufen am 11. Dezember 2010
  5. vgl. Lippersdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  6. vgl. Pestdenkmal und -stein auf sühnekreuz.de, abgerufen am 15. Dezember 2010

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