Anton Malloth

Anton Malloth

Anton Malloth (* 13. Februar 1912 in Innsbruck; † 31. Oktober 2002 in Straubing) war ein SS-Aufseher im Gestapo-Gefängnis Kleine Festung Theresienstadt.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Jugend

Anton Malloth wuchs in Schenna bei Meran in Südtirol auf, wo seine Pflegeeltern eine Landwirtschaft und ein Gasthaus betrieben. Er machte eine Lehre zum Fleischhauer und war Obergefreiter in der italienischen Armee.

Bei der Option optierte er für Deutschland. Nach seiner Einbürgerung in Innsbruck im Februar 1940 wurde er zum Schutzpolizisten ausgebildet und bewarb sich als Freiwilliger zum Polizeidienst in Prag.

Tätigkeit als Aufseher und Strafverfolgung

Im Juni 1940 wurde Malloth Aufseher im von Heinrich Jöckel kommandierten Gestapo-Gefängnis Kleine Festung Theresienstadt. Malloth blieb dort bis zur Befreiung von Kleiner Festung und Garnisonsstadt Theresienstadt durch die Rote Armee am 8. Mai 1945.

Nach mehreren Fluchtstationen blieb er zunächst bei seinen Schwiegereltern in Wörgl. Anfang 1948 wurde er von der österreichischen Polizei festgenommen. Bei seiner Vernehmung durch einen Innsbrucker Richter bagatellisierte er seine Rolle im Gestapogefängnis und bestritt jede Art von Beteiligung an Folterungen und Morden. Ein Auslieferungsersuchen der ČSR wurde von der österreichischen Justiz ignoriert.

Als Malloth im September 1948 von einem tschechoslowakischen Gericht für Kriegsverbrechen in Theresienstadt in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde, war Malloth von der österreichischen Justiz bereits wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Das tschechoslowakische Gericht in Litoměřice sah es nach umfangreichen Zeugenaussagen als eindeutig erwiesen an, dass der unter den Häftlingen als „der schöne Toni“ bekannte Malloth eine große Zahl (ca. 100) von Häftlingen zu Tode geprügelt hatte. Das Urteil wurde 1969 wieder aufgehoben, das Auslieferungsersuchen blieb aber bestehen.

Nach 1948 lebte Malloth bis 1988 unbehelligt in Meran in Südtirol, erhielt 1952 die italienische und, nachdem ihm diese 1956 wieder aberkannt worden war, 1957 die deutsche Staatsbürgerschaft. Das deutsche Konsulat in Mailand verlängerte trotz mehrerer Auslieferungsersuchen deutscher und österreichischer Justizbehörden mehrfach seinen deutschen Pass.

1988 wurde er dann nach Deutschland ausgewiesen, wo die Staatsanwaltschaft Dortmund es sowohl ablehnte, ihn nach Österreich oder an die Tschechoslowakei auszuliefern, als auch ein Ermittlungsverfahren zu eröffnen, so dass Malloth weiterhin auf freiem Fuß blieb.

In der Zeit von 1988 bis 2000 lebte Malloth in Pullach am Südrand Münchens. Gudrun Burwitz, die Tochter Heinrich Himmlers, hatte ihm dort im Auftrag der Stillen Hilfe ein Zimmer in einem Seniorenheim mit gehobenem Niveau besorgt, das pikanterweise auf einem Grundstück erbaut ist, das zur NS-Zeit dem „Stellvertreter des Führers“, Rudolf Heß, gehört hatte. Als Ende der 1990er Jahre publik wurde, dass die Sozialhilfeverwaltung – und damit die deutschen Steuerzahler – zu einem großen Teil die beträchtlichen laufenden Kosten für den Seniorenheimaufenthalt Malloths übernommen hatte, gab es in der Medienöffentlichkeit erhebliche Kritik – auch am Engagement von Gudrun Burwitz.

Nachdem der Fall zwischenzeitlich von der Staatsanwaltschaft München übernommen worden war, wurde Malloth am 25. Mai 2000 in Untersuchungshaft genommen, am 15. Dezember 2000 erhob nunmehr die Staatsanwaltschaft München Anklage. Der Prozess im Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim begann am 23. April 2001. Am 30. Mai 2001 wurde Malloth schließlich vom Landgericht München I wegen Mordes und versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Zehn Tage vor seinem Tod wurde der schwer krebskranke Häftling für haftunfähig erklärt und aus der Haft entlassen.

Literatur

  • Oliver Schröm, Andrea Röpke: Stille Hilfe für braune Kameraden. Das geheime Netzwerk der Alt- und Neonazis. Christoph Links Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-86153-231-X.
  • Ernst Klee: Was sie taten - Was sie wurden. Ärzte, Juristen una andere Beteiligte am Kranken- und Judenmord (Fischer-Taschenbuch; 4364). 12. Aufl. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/M. 1998, ISBN 3-596-24364-5.
  • Ernst Klee: Persilscheine und falsche Pässe. Wie die Kirchen den Nazis halfen (Fischer-Taschenbuch; 10956). 5. Aufl. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/M. 1991, ISBN 3-596-10956-6.
  • Peter Finkelgruen: Haus Deutschland oder Die Geschichte eines ungesühnten Mordes. Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-499-19610-7.
  • Peter Finkelgruen: Erlkönigs Reich. Die Geschichte einer Täuschung. Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-60792-1.

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Anton Malloth — (February 13, 1912, Innsbruck, Austria – October 31, 2002, Straubing, Germany) was a supervisor in the Kleine Festung part of the Theresienstadt concentration camp.LifeMalloth grew up in the town of Schenna (Scena), near Merano, in the Italian… …   Wikipedia

  • Malloth — Anton Malloth (* 13. Februar 1912 in Innsbruck; † 31. Oktober 2002 in Straubing) war ein SS Aufseher im Gestapo Gefängnis Kleine Festung Theresienstadt. Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 2 Tätigkeit als Aufseher und Straf …   Deutsch Wikipedia

  • Getto Theresienstadt — Die Artikel KZ Theresienstadt, Ghetto Theresienstadt, Kleine Festung Theresienstadt und Theresienstadt 1945–1948 überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der… …   Deutsch Wikipedia

  • Konzentrationslager Theresienstadt — Die Artikel KZ Theresienstadt, Ghetto Theresienstadt, Kleine Festung Theresienstadt und Theresienstadt 1945–1948 überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der… …   Deutsch Wikipedia

  • Finkelgruen — Peter Finkelgruen (* 9. März 1942 in Shanghai) ist Rundfunkredakteur, Korrespondent und Autor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Als Herausgeber 4 Literatur und Film …   Deutsch Wikipedia

  • Finkelgrün — Peter Finkelgruen (* 9. März 1942 in Shanghai) ist Rundfunkredakteur, Korrespondent und Autor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Als Herausgeber 4 Literatur und Film …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Finkelgrün — Peter Finkelgruen (* 9. März 1942 in Shanghai) ist Rundfunkredakteur, Korrespondent und Autor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Als Herausgeber 4 Literatur und Film …   Deutsch Wikipedia

  • Stille Hilfe — Die Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte ist eine 1951 von Helene Elisabeth Prinzessin von Isenburg (1900–1974) gegründete Hilfsorganisation für Kriegsgefangene und Internierte, die vor allem durch ihre Unterstützung von NS Tätern in… …   Deutsch Wikipedia

  • Gudrun Himmler — Gudrun Burwitz (rechts) mit Mutter Margarete, 1945 Gudrun Burwitz, geborene Himmler (* 8. August 1929 in München) ist das einzige Kind aus der Ehe von Margarete und Heinrich Himmler, des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei …   Deutsch Wikipedia

  • Stille Hilfe — Die Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte (German for Silent assistance for prisoners of war and interned persons ) abbreviated Stille Hilfe ( Quiet Aid or Silent Help ) is a relief organization for arrested, condemned and fugitive SS… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”