- Lucien Bonaparte
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Lucien Bonaparte, geboren als Luciano Buonaparte, Prince de Canino; eigentlich Luciano Buonaparte (* 21. März 1775 in Ajaccio, Korsika; † 29. Juni 1840 in Viterbo, Italien), war der Drittgeborene der Brüder Bonaparte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach seiner Ausbildung in Frankreich wurde Lucien 1789 in Ajaccio einer der radikalsten Wortführer des Jakobinischen Clubs. Als der Wohlfahrtsausschuss die Entchristianisierung einleitete, legte er seinen Vornamen ab und nannte sich vorübergehend Brutus Buonaparte.
Als Anhänger Robespierres wurde er am 27. Juli 1794 (9. Thermidor) in Aix en Provence nach dessen Sturz in Haft genommen. Dank der Intervention seines älteren Bruders Napoléon konnte er mit knapper Not der Guillotine entkommen.
Als Präsident des Rates der Fünfhundert in Saint-Cloud stand er diesem Parlament beim Staatsstreich des 18. Brumaire VIII vor. In dieser Eigenschaft gelang es ihm, seinen Bruder Napoléon am 10. November 1799 zum Ersten Konsul wählen zu lassen.
In erster Ehe war Lucien ab 1794 mit der wohlhabenden Erbin Christine Boyer (1773–1800) verheiratet. Während des Konsulats war er 1799 Innenminister und später 1800 Botschafter in Spanien. Gemeinsam mit Manuel de Godoy (1767–1851), dem Ersten Minister Spaniens, griff er im so genannten Orangenkrieg (span. Guerra de la Naranjas) das wehrlose Portugal an. Anstatt das Land zu besetzen, wie es sein Bruder wollte, erpressten Lucien und de Godoy eine hohe Entschädigung für sich selbst und gewährten den milden Frieden von Badajoz. Napoleon war außer sich vor Wut und nannte seinen Bruder einen Schuft und Dieb.
Auf seinen Anstoß hin wurde die Académie française, deren Mitglied er von 1803 bis 1816 war, 1803 wiedererrichtet. Im gleichen Jahr heiratete er gegen den Willen Napoléons Alexandrine de Bleschamp, der unter dem Namen Madame Jouberton bekannten Witwe Hippolyte Joubertons. Aus dieser Ehe stammten zehn Kinder.
Nach einem Zerwürfnis mit dem Bruder, da er sich von seiner ersten Frau scheiden ließ und eine nicht standesgemäße zweite Frau heiratete, zog Lucien sich 1804 auf seine Ländereien in Canino in Italien zurück. Als er 1810 nach Amerika auswandern wollte, geriet er in englische Gefangenschaft, die bis zum Jahre 1814 andauerte. Währenddessen residierte er auf dem Landsitz Thorngrove in Worcestershire. Von den Engländern freigelassen, wird er vom Papst Pius VII. 1814 zum Prince de Canino erhoben, und somit souveräner Herrscher von papalen Gnaden über seine Ländereien.
Trotz seiner Differenzen mit dem Kaiser unterstützte er Napoléon 1815 bei seiner Rückkehr der Hundert Tage. Nach der Schlacht von Waterloo und der endgültigen Abdankung Napoléons wurde Lucien in Turin vom König von Sardinien festgesetzt und nach Intervention Pius VII. freigelassen. Im Zuge der Restauration der Bourbonen wurde er 1816 aus Frankreich verbannt und verlor seinen Sitz in der Académie française. Er verbrachte den Rest seines Lebens in Italien.
Als Autor verfasste Lucien Werke in Prosa und in Reimform; so den Roman La Tribu indienne (dt. Der Indianerstamm) und das Gedicht Charlemagne über Karl den Großen.
Sein ältester Sohn Charles Lucien wurde ein weltbekannter Ornithologe. Seine Urenkelin Marie Bonaparte war eine Vorkämpferin der Psychoanalyse und Weggefährtin Sigmund Freuds.
Literatur
- Grayeff, Felix: Lucien Bonaparte - Bruder des Kaisers, Gegner des Kaiserreichs, Hamburg 1966
Siehe auch
Weblinks
Commons: Lucien Bonaparte – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Literatur von und über Lucien Bonaparte im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie der Académie française (französisch)
- http://www.napoleon.org/en/essential_napoleon/family_tree/detail/17.html (englisch)
- http://www.histofig.com/history/empire/personnes/france_bonaparte_lucien_fr.html (französisch)
Vorgänger Amt Nachfolger Pierre Simon de Laplace Innenminister von Frankreich
25. Dezember 1799–7. November 1800Jean-Antoine Chaptal Vorgänger Amt Nachfolger
Jean-Pierre ChazalPräsidenten des französischen Rats der Fünfhundert
23. Oktober 1799–12. November 1799
Joseph Boulay de la Meurthe
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