Ludwig Peltzer

Ludwig Peltzer
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Ludwig (Matthias Franz Stefan) Peltzer (meist auch Pelzer; * 11. Juni 1835 in Hamm; † 1. März 1915 in Aachen) war Oberbürgermeister von Aachen und preußischer Parlamentarier.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Der Sohn des Appellationsgerichtsrates Andreas Pelzer (1804–1859) und der Bernardine Vuellers (* 1811) sowie Neffe des ehemaligen Aachener Oberbürgermeisters Arnold Edmund Pelzer und Enkel des Stadtsyndikus Matthias Goswin Pelzer studierte Rechtswissenschaften in Berlin, Heidelberg und Bonn und war Gründungsmitglied des Katholischen Lesevereins (jetzt K.St.V. Askania-Burgundia Berlin), der ersten Studentenverbindung des KV. Nach Ablegung seines juristischen Staatsexamens trat Pelzer 1862 eine Stelle als Advokat an, zunächst in Köln am Appellationsgerichtshof und dann ab 1864 beim Landgericht Aachen. Im Jahr 1866 nahm er am Preußisch-Österreichischen Krieg teil.

Von 1871 bis 1873 war Pelzer für den Wahlkreis Kempen zunächst als fraktionsloses Mitglied im Deutschen Reichstag tätig und ab 1873 als Abgeordneter des Wahlkreises Erkelenz-Geilenkirchen-Heinsberg für die Deutsche Zentrumspartei im preußischen Abgeordnetenhaus. Von 1879 bis 1884 war er darüber hinaus noch Mitglied des Rheinischen Provinziallandtages und des Provinzialverwaltungsrates. Schließlich wurde er von 1884 bis 1896 Mitglied des preußischen Herrenhauses.

Kommunalpolitik

Pelzer widmete sich ab 1877 verstärkt der Kommunalpolitik in Aachen, zunächst als Stadtverordneter, ab 1883 als Beigeordneter und von 1884 bis 1896 als Oberbürgermeister der Stadt Aachen.

Zu seinen herausragenden Leistungen als Beigeordneter und Oberbürgermeister und in einer Zeit der stetig wachsenden Einwohnerzahl und anwachsender Wirtschaftskraft in Aachen gehörte unter anderem eine umfassende Reform der Stadtverwaltung einschließlich des Ankaufs oder der Anmietung neuer Gebäude oder Räume für den erhöhten Verwaltungsbedarf. Ferner unterstützte er die Erneuerung des öffentlichen Kanalsystems zur Wasserver- und Entsorgung, die Einführung eines umfassenden Elektrizitäts- und Gasleitungssystems, einer modernen Straßenplanung einschließlich eines Schienensystems für die neue Straßenbahn sowie erstmalig die Anlage von mit Bordsteinen abgetrennten Gehwegen. Auch die infrastrukturelle Anbindung an benachbarte Städte und Gemeinden sowie ins nahe Ausland wurde hierbei berücksichtigt.

Weiterhin setzte er sich für die Restaurierung und Renovierung der zahlreichen und vom Verfall bedrohten historischen Bauten wie beispielsweise das Aachener Rathaus selbst, das Grashaus, Reste der alten Aachener Stadtmauer, -Türme und -Tore sowie mehrerer Kirchen ein. Ebenso wurde in seiner Amtszeit sowohl der Neu- oder Ausbau städtischer Krankenhäuser, Schulen, Kultureinrichtungen und öffentlicher Bäder veranlasst, wie auch die Erneuerung der städtischen Friedhofs-, Park- und Erholungsanlagen einschließlich eines ausgeklügelten Wegesystems und neuer attraktiver Ausflugsziele im Aachener Wald.

Sein Hauptverdienst war aber die Vorbereitung des Vertrages zur Eingemeindung mit der wirtschaftlich konkurrierenden und aufstrebenden Nachbarstadt Burtscheid. Nach jahrelangen und zähen Verhandlungen wurde dann am 28. Januar 1896, wenige Monate vor Pelzers Amtsende, der Vertrag über die Eingemeindung Burtscheids sowohl von der Stadtverwaltung als auch von der königlichen Staatsregierung beschlossen und genehmigt. Das daraus resultierende Gesetz wurde daraufhin am 24. Dezember 1896 von Pelzers Nachfolger dem Oberbürgermeister Philipp Veltman und dem Burtscheider Bürgermeister Karl Middeldorf unterzeichnet und vom König von Preußen Wilhelm II. am 29. März 1897 gegengezeichnet.

Pelzerturm

Für seine vielseitigen Verdienste wurde Ludwig Pelzer bereits im Jahre 1893 der Titel eines Geheimen Regierungsrates verliehen sowie beim Ausscheiden aus dem Amte der Rote Adlerorden 3. Klasse mit Schleife. Wenige Wochen nach seinem Tod wurde der 1899 neu errichtete Aussichtsturm im Aachener Wald ihm zu Ehren Pelzerturm genannt.

Familie

Ludwig Pelzer war zunächst mit Adele Henoumont (1835–1867) verheiratet, mit der er einen Sohn hatte, der aber bereits im Alter von zwei Jahren verstarb. Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau heiratete er Therese Maria Franziska Chéruit (* 1850), die ihm noch fünf Mädchen gebar.

Literatur

  • Hermann Friedrich Macco: Geschichte und Genealogie der Familien Peltzer, Beiträge zur Genealogie rheinischer Adels- und Patrizierfamilien, Band 3, S. 253 ff, Aachen, 1901.
  • Hermann Crüger (Hrsg.): Chronik des preußischen Herrenhauses zur Erinnerung an das dreißigjährige Bestehen des Herrenhauses. Berlin 1885, S. 191
  • Hans Joachim Ramm: Familienartikel Peltzer. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 169.
  • Festschrift Askania-Burgundia Berlin 1853–2003

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