Cornelius von Guaita

Cornelius von Guaita
Cornelius von Guaita mit Tochter Maria Catharina Josepha (später von Limpens)

Cornelius Maria Paulus von Guaita (getauft 15. März 1766 in Aachen; † 12. Juli 1821 ebenda; auch Corneille de Guaita genannt) war ein Aachener Nadelfabrikant sowie langjähriger Bürgermeister der Stadt Aachen.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Cornelius von Guaita, Sohn des Nadelindustriellen Johann Franz Xaver von Guaita aus einer Nebenlinie der in Frankfurt am Main niedergelassenen Familie Guaita[1] und der Maria Anna Catharina Chorus, Tochter des Bürgermeister Cornelius Chorus aus der ebenfalls in der Nadelindustrie tätigen Familie Chorus, besuchte in seiner Heimatstadt Aachen das reichsstädtische Marienstifts-Gymnasium, schlug danach aber gemäß der Familientradition die berufliche Laufbahn eines Nadelfabrikanten ein.

Wie es für Mitglieder einflussreicher Familien zu jener Zeit so üblich war, übernahm Guaita ebenfalls öffentliche und politische Aufgaben. Als 21. Juni 1804 noch während der französischen Besatzungszeit im Département de la Roer unter Napoléon Bonaparte auch in Aachen erstmalig das "Conseil du Commerce", die historischen Anfänge der heutigen Industrie- und Handelskammer Aachen, gegründet wurde, trat Guaita dieser Institution sofort bei und war später von 1808 bis 1820 auch deren Vorsitzender. Das "Conseil du Commerce" wurde ab 1804 als "Gewerbliche Ratskammer" bezeichnet, und hatte bis zum Ende der französischen Besatzungszeit im Jahre 1815 Bestand. Ihr Verwaltungsbezirk erstreckte sich auch über Aachen hinaus bis in das Arrondissement de Clèves. Guaita fungierte auch als einer der ersten fünf „Richter“ des am 27. Mai 1805 installierten Handelsgerichts zu Aachen, welches zu vergleichen ist mit einem Sachverständigenrat. Hieraus entstand später am 7. August 1846 das Königliche Gewerbegericht.

In der Zwischenzeit war Guaita auch in die Ratskammer und am 28. Mai 1808 als Nachfolger von Johann Wilhelm Gottfried von Lommessem zum Maire der Stadt Aachen gewählt worden. Seine Befugnisse und die der Ratskammer erstreckten sich hierbei auch auf die Kantone Burtscheid, Linnich, Heinsberg, Sittard/NL und Geilenkirchen. Nach dem Ende der französischen Besatzung und der Eingliederung des Rheinlandes in das Königreich Preußen wurde Cornelius von Guaita zum ersten Oberbürgermeister der Stadt Aachen wiedergewählt. Diese Position bekleidete er bis zu seinem gesundheitsbedingtem Ausscheiden im Jahre 1820.

Guaitas Verdienste lagen maßgeblich in der kompromisslosen Umsetzung Napoleonischer Wirtschaftspolitik und in der Förderung und Stärkung des gewerblichen und handwerklichen Mittelstandes. Er galt von Anfang an als glühender Verehrer Napoleons und erhoffte sich durch dessen Politik ein neues goldenes Zeitalter. Für seine außerordentlichen Verdienste in dieser Zeit wurde Cornelius von Guaita mit dem preußischen Roten Adlerorden sowie im Jahre 1810 von Kaiser Napoleon zum Mitglied der Ehrenlegion ernannt. Darüber hinaus wurde ihm zu Ehren in Aachen später eine Straße nach ihm benannt.

Familie

Cornelius von Guaita war seit dem 17. November 1790 mit Auguste von Heinsberg, einer Tochter des Postdirektors der Thurn- und Taxis’schen Post von Aachen, verheiratet und hatte mit ihr fünf Töchter und einen Sohn. Augusta von Guaita verstarb Montag, den 12. Juli 1819. [2] Ein Porträt von ihm, gemalt 1817 von Johann Baptist Joseph Bastiné hängt im Stedelijk Museum Het Domein in Sittart. Es zeigt den Aachener Oberbürgermeister zusammen mit seiner Tochter Maria Katharina Josepha Sophina von Guaita und trägt den französischen Orden der Ehrenlegion und den Roten Adlerorden.

Von Guaita und seine Familie hatten sich im Laufe der Jahre einen bedeutenden Wohlstand erarbeitet und erwarben unter anderem die Güter Berger-Hochkirchen im Ortsteil Laurensberg und Soerser Hochkirchen im Ortsteil Soers sowie weitere in der Nähe befindliche Gutsanlagen[3]. Darüber hinaus besaßen sie in der Aachener Rosstraße eine komfortable Häuserzeile, zu denen eine von Jakob Couven um 1780 entworfene Rokoko-Treppenanlage gehörte, die als Guaita'sche Gartentreppe bezeichnet wurde[4]. Heute scheinen die Nachkommen im Raum Aachen nicht mehr existent zu sein. Dafür kann man Grabstätten der Familie im denkmalgeschützten Aachener Ostfriedhof besichtigen.

Einzelnachweise

  1. Karl Kiefer (Hrsg.): Frankfurter Blätter für Familiengeschichte, 1. Jg., Hefte 7, S. 118/119
  2. Ingeborg Schild, Elisabeth Janssen: Der Aachener Ostfriedhof. Mayer, Aachen, 1991, S.330.
  3. Gutsbesitz Guaita Laurensberg und Soers
  4. Stadtwohnungen und Guaita'sche Rokokotreppe

Weblinks und Quellen


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