- Mamma Roma
-
Filmdaten Deutscher Titel Mamma Roma Produktionsland Italien Originalsprache Italienisch Erscheinungsjahr 1962 Länge 105 Minuten Altersfreigabe FSK 16 Stab Regie Pier Paolo Pasolini Drehbuch Pier Paolo Pasolini Produktion Alfredo Bini Musik Carlo Rustichelli Kamera Tonino Delli Colli Schnitt Nino Baragli Besetzung - Anna Magnani: Mamma Roma
- Ettore Garofolo: Ettore
- Franco Citti: Carmine
- Silvana Corsini: Bruna
- Luisa Loiano: Biancofiore
- Paolo Volponi: Priester
- Luciano Gonini: Zacaria
- Vittorio La Paglia: Herr Pellissier
- Piero Morgia: Piero
- Lanfranco Ceccarelli: Carletto
Mamma Roma ist der zweite Spielfilm des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1962. In dem Film zeichnet Pasolini das Portrait einer Prostituierten (Anna Magnani), die versucht, sich ihrem Sohn zuliebe ein bürgerliches Leben aufzubauen.
Pasolini vertraut vorwiegend auf Laienschauspieler, einzige Ausnahme ist Anna Magnani. Der Film nahm 1962 am Filmfestival in Venedig teil.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Als ihr 17 Jahre jüngerer Zuhälter Carmine eine andere Frau heiratet, enden für die Prostituierte Mamma Roma die Jahre der Abhängigkeit und Unterdrückung. Auf der Hochzeit macht sie sich mit Hilfe dreier mit Schleifen geschmückter Schweine und in einem Spottlied über die Ehe von Carmine lustig. Dann holt sie ihren 16-jährigen Sohn Ettore, der von Geburt an alleine und ohne Schulbildung auf dem Land aufwuchs, zu sich nach Rom. Mit dem Geld, das sie durch die jahrelange Prostitution verdient hat, will sie sich selbst, primär aber ihrem Sohn, ein anständiges bürgerliches Leben ermöglichen. Dafür hat sie eine Wohnung in einem besseren Viertel Roms gekauft und in ihre neue Arbeit als Verkäuferin von Obst und Gemüse investiert. Am Tag der Ankunft in Rom wird sie jedoch von ihrer Vergangenheit eingeholt: Carmine sucht sie auf und verlangt von ihr, ihm innerhalb von zwei Wochen 200.000 Lire zu besorgen – notfalls auch durch Prostitution. Falls Mamma Roma das Geld für ihn aufbringt, werde sie ihn nie wieder sehen, verspricht er ihr. Ein letztes Mal geht die stadtbekannte Prostituierte also für ihn anschaffen und verabschiedet sich danach von ihren Kolleginnen auf dem Straßenstrich und zieht mit ihrem Sohn in einen gutbürgerlichen Vorort Roms.
Während Mamma Roma auf dem Markt ihre Waren verkauft, schließt sich Ettore einer Jungen-Clique an und lernt dadurch die ältere Bruna kennen, die er durch Geschenke für sich gewinnt. Dies missfällt Mamma Roma und sie verlangt von ihm, sich von Frauen fernzuhalten. Ettore verkauft als Reaktion darauf Platten seiner Mutter, um an Geld zu kommen, worauf sie ihm mit einem Trick eine Stelle als Kellner verschafft, indem sie den Restaurantbesitzer erpresst. Zugleich versucht sie, ihm seine Liebe zu Bruna auszutreiben, in dem sie ihn zu einer alten Bekannten, der Hure Biancofiore, schickt.
Doch das Glück währt nicht lange, denn eines Tages taucht Carmine wieder auf, der sich von seiner Frau getrennt hat und inzwischen zusammen mit Ettore arbeitet. Er stellt sie vor die Wahl: entweder sie prostituiert sich wieder für ihn oder er erzählt ihrem Sohn, dass sie auf den Strich ging. Verzweifelt muss sie am Abend wieder anschaffen gehen. Als Bruna Ettore die Wahrheit über seine Mutter erzählt, treibt er unaufhaltsam dem Verderben entgegen. Die Beziehung zu Bruna und seiner Mutter zerbricht, er wirft seine Arbeit hin und wird zu einem Straßengauner, der mit seiner Clique im Krankenhaus Patienten beklaut. Eines Tages wird Ettore auf frischer Tat ertappt, landet im Gefängnis und wird schließlich in die Psychiatrie eingeliefert, in der er, auf ein Bett gefesselt, stirbt. Mamma Roma will sich aus dem Fenster ihrer Wohnung stürzen, wird aber von anderen Marktleuten, die ihr gefolgt sind, zurückgehalten.
Dramaturgie und Bildsprache
Der Schwarzweißfilm arbeitet mit bewusster Unterinformation des Zuschauers, der weder Näheres über Ettores Herkunft noch über die Gründe erfährt, die Mamma Roma seinerzeit bewogen, ihn aufs Land zu geben. Auch Mamma Romas Prostitution wird weitgehend ausgeklammert, sie wird nur auf dem Heimweg mit verschiedenen Begleitern gezeigt. Die Hochzeit ist in Form eines Abendmahls arrangiert, der sterbende Ettore wird gezeigt wie ein Gekreuzigter, Barockmusik grundiert viele Szenen von Einsamkeit und Verlorenheit, die Einstellungen sind lang und schwelgen in der poetischen Hässlichkeit der Bannmeile Roms, in der ersten Szene in der Psychiatrie rezitiert ein Insasse aus der Göttlichen Komödie. Die Konfrontation des Elends der kleinen Leute mit der Hochkultur ist ein prägendes Stilmittel des Films.
Kritiken
- Lexikon des internationalen Films: Das bewegende Sozialdrama wird durch die kunstvoll-karge Form zu einer exemplarischen menschlichen Tragödie überhöht. Herausragend ist dabei neben der Leistung der Hauptdarstellerin vor allem die Balance zwischen direkter Sinnlichkeit und strengem Formwillen sowie die kühne, aber gelungene Einbindung christlicher Ikonografie in die Filmsprache.[1]
Auszeichnungen
Der Film nahm am Internationalen Filmfestival von Venedig 1962 teil, ging bei der Preisvergabe allerdings leer aus.
Weblinks
- Mamma Roma in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Einzelnachweise
Filme unter der Regie von Pier Paolo PasoliniAccattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß | Mamma Roma | Der Weichkäse (Episode aus Rogopag) | Der Zorn | Gastmahl der Liebe | Ortsbesichtigungen in Palästina | Das 1. Evangelium – Matthäus | Große Vögel, kleine Vögel | Die Erde vom Mond gesehen (Episode aus Hexen von heute) | Was sind die Wolken (Episode aus Laune auf italienisch) | Edipo Re – Bett der Gewalt | Notizen für einen Film über Indien | Teorema – Geometrie der Liebe | Die Geschichte einer Papierblume (Episode aus Liebe und Zorn) | Der Schweinestall | Notizen zu einer afrikanischen Orestie | Medea | Decameron | Pasolinis tolldreiste Geschichten | Erotische Geschichten aus 1001 Nacht | Die Mauern von Sana’a | Die 120 Tage von Sodom
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Mamma Roma — Directed by Pier Paolo Pasolini Produced by Alfredo Bini … Wikipedia
Mamma Roma — est le second film de Pier Paolo Pasolini réalisé en 1962. Il fait suite à Accatone réalisé 1961 et vient prolonger la vague du néo réalisme italien des années 1950. Sommaire 1 Synopsis 2 Le néo réalisme de Pier Paolo Pasolini … Wikipédia en Français
Mamma Roma — Cristo Muerto de Andrea Mantegna, imagen recreada en la película mediante el personaje de Ettore, atado a la cama. Título … Wikipedia Español
Mamma Roma — Drame de Pier Paolo Pasolini, avec Anna Magnani, Ettore Garofalo, Silvana Corsini, Franco Citti, Paolo Volpini. Pays: Italie Date de sortie: 1962 Technique: noir et blanc Durée: 1 h 40 Résumé «Mamma Roma» abandonne enfin la… … Dictionnaire mondial des Films
Roma (película) — Saltar a navegación, búsqueda Roma es el título de dos películas: Roma, película de 1972 dirigida por Federico Fellini; Roma, película de 2004 dirigida por Adolfo Aristaráin. Véase también Mamma Roma (película) Roma (desambiguación) Obtenido de… … Wikipedia Español
Mamma Ciccia Albergo Diffuso — (Манделло дель Ларио,Италия) Категория отеля: Адрес: Piazza Roma 15 (dif … Каталог отелей
PP Pasolini — Pier Paolo Pasolini Pour les articles homonymes, voir Pasolini (homonymie). Pier Paolo Pasolini … Wikipédia en Français
Pier-Paolo Pasolini — Pour les articles homonymes, voir Pasolini (homonymie). Pier Paolo Pasolini … Wikipédia en Français
Pier Paolo Pasolini — Pour les articles homonymes, voir Pasolini. Pier Paolo Pasolini Données clés Naissance 5 mars 1922 Bologne, Italie Nationalité Italien Décès … Wikipédia en Français
Pierpaolo pasolini — Pier Paolo Pasolini Pour les articles homonymes, voir Pasolini (homonymie). Pier Paolo Pasolini … Wikipédia en Français